Benutzer:Oltsw/Kranich mit dem Stein

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Kranich mit dem Stein ist der Titel eines 1958 erschienenen Romans von Josef Martin Bauer.

Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Buch erzählt die fiktive Lebensgeschichte von Martin Petuel. Nach Abschluss seiner Schulausbildung studiert er in Rom Philosophie und Theologie und wird als katholischer Priester ordiniert. In der katholischen Kirche macht er Karriere und wird vor Beginn des Ersten Weltkriegs zum Bischof einer kleineren Diözese (gemeint ist vermutlich Speyer) ernannt. Später wird er Erzbischof von München und Freising. Als Kardinal nimmt er in dem Roman am Konklave 1939 teil (Wahl von Eugenio Pacelli zum Papst Pius XII.). Petuel stirbt Ende der Fünfziger Jahre.

Josef Martin Bauer orientiert sich in diesem biografischen Roman bei der Schilderung der Lebensgeschichte Martin Petuels immer wieder an äußeren Einzelheiten, die auf den real existierenden Kardinal Michael von Faulhaber zutreffen. Gleichwohl legt er in einer kurzen Vorbemerkung - ohne den Namen Faulhaber zu erwähnen - Wert darauf, dass der Text als Roman gewertet sein will und nicht als faktentreue Geschichtsschreibung oder Biografie. Tatsächlich enthält die Lebensgeschichte Martin Petuels auch Elemente, die mit der Biografie Michael Faulhabers nicht übereinstimmen. Beispiele dafür sind die bei Petuel nicht vorhandene Affinität Faulhabers zum Militär (er war Militärbischof der bayerischen Armee im Ersten Weltkrieg) oder die unterschiedlichen Sterbedaten (Faulhaber 1952, Petuel Ende der Fünfziger Jahre).

Inhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Martin Petuel wird etwa zwischen 1870 und 1880 in kleinbürgerlichen Verhältnissen als Sohn eines Ladenbesitzers und Limonadenmachers in einer kleinen Stadt geboren. Die Erzählung beginnt zu dem Zeitpunkt, als Petuel Schüler im Internat der fiktiven Benediktinerabtei Hallgarten ist.

(...)

Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Soweit sich Bauer hinsichtlich anderer Veröffentlichungen kritische Nachfragen gefallen lassen musste, welche Position er beispielsweise zum Vernichtungskrieg der Wehrmacht eingenommen hat, räumt er in "Kranich mit dem Stein" jeden Verdacht einer auch nur heimlichen Sympathie mit dem Nazi-System nachdrücklich beiseite. Seine Hauptperson Petuel erlebt in Bauers Schilderung die Zeit zwischen 1933 und 1945, wie sie historisch zweifellos auch gewertet werden muss:

  • Die Deutschen bauen unter der Nazi-Diktatur der Dreißiger Jahre kompromisslos den Rechtsstaat ab.
  • Der Zweite Weltkrieg, den Hitler 1939 beginnt, wird von den Nazis als logische und notwendige Fortsetzung oder "Korrektur" des verlorenen Ersten Weltkriegs gesehen.
  • Insbesondere in den östlichen besetzten Ländern Europas wird ein industriell organisierter millionenfacher Massenmord durchgeführt.
  • Am Ende steht ein System, das den Krieg durch nackten Terror gegen die eigene Bevölkerung so weit wie möglich verlängert. (Bauer illustriert diesen Terror vielfach, so z.B. anhand eines Abschnitts über einen jungen katholischen Geistlichen, der gegen Ende des Kriegs in der Beichte einer Gläubigen aufgibt, nicht etwa für den Sieg, sondern für den Frieden zu beten. Die Frau berichtet dies den Behörden, und im Roman steht der Priester schon wenig später erst dem Präsidenten des Volksgerichtshofs, Freisler, gegenüber, um dann unverzüglich in der Haftanstalt Berlin-Plötzensee hingerichtet zu werden.)

Mit Vorstellungen, wie sie zumindest in den fünfziger und sechziger Jahren in der alten Bundesrepublik Deutschland noch verbreitet waren, Hitler wäre doch eigentlich nicht so schlimm gewesen, wenn er den Krieg nicht angefangen hätte, räumt Bauer ebenso nachdrücklich auf wie beispielsweise Arnold Zweig in Das Beil von Wandsbek. Indizien dafür, dass dieses im Roman eindeutige Urteil Bauers über die zwölf Jahre Nationalsozialismus dem kommerziellen Erfolg des Buches in den späten fünfziger und frühen sechziger Jahren geschadet hat, gibt es nicht. Nach Verlagsangaben hat das Werk eine Auflage von über 50.000 Exemplaren erzielt, was natürlich immer noch wenig ist verglichen mit Bauers millionenfach gedrucktem und auch in andere Sprachen übersetzten Welterfolg So weit die Füße tragen. "Kranich mit dem Stein" ist heute (2007) im Buchhandel nicht mehr erhältlich, sondern nur noch in Bibliotheken und Antiquariaten. Josef Martin Bauer hat den Roman sowohl umfangreich angelegt (781 Seiten) als auch sprachlich sehr durchkonstruiert und ambitioniert gestaltet.

Auffällig ist, dass in diesem Roman über einen Kardinal der katholischen Kirche religiöse oder theologische Fragen kaum eine Rolle spielen. Bauers Interesse geht dahin, Martin Petuel psychologisierend als einen Charakter darzustellen, der von Jugend an unter seinen Ängsten und dem Wissen um die eigene Schwäche und Unvollkommenheit leidet - und trotzdem immer wieder den Bedrohungen und Belastungen trotzt, um über sich hinauszuwachsen.
Dazu passt die Darstellung der psychosomatischen Disposition Petuels, der beispielsweise schwer krank wird, weil er sich an das Beichtgeheimnis gebunden fühlt und in ein unlösbares Dilemma gerät, als er von der drohenden Hinrichtung eines Verurteilten erfährt, während der wahre Täter dem Priester Martin Petuel in der Beichte die Tat gestanden hat.

Der Titel "Kranich mit dem Stein" geht zurück auf ein Zitat aus der Naturalis historia von Plinius dem Älteren (Plinius-Link). (...)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Buchrezension "Kranich mit dem Stein"