Benutzer:Regiomontanus/Bearbeitete Artikel/Necromenie

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Als Necromenie bezeichnet man in der Biologie die Wechselbeziehung zwischen Organismen unterschiedlicher Arten, bei der ein Partner vom Tod des anderen profitiert, ohne diesen selbst herbeizuführen oder zu beschleunigen. Anders als beim Parasitismus, wird der Wirtsorganismus während seiner Lebenszeit nicht geschädigt.

Formen der Necromenie

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Einige necromenisch lebende Tierarten können wie manche Parasiten Dauerstadien bilden, die der Besiedelung anderer Organismen dienen. In dieser Ruhephase wird ihr Stoffwechsel auf ein Minimum reduziert. Erst, wenn das besiedelte Tier seinen Lebenszyklus beendet hat oder durch widrige äußere Umstände stirbt, entwickelt sich aus dem Dauerstadium wieder ein vollständiger Organismus, der sich von den Mikroorganismen und anderen Destruenten auf dem verwesenden Tier ernährt.

In anderen Fällen leitet sich die Necromenie von der Phoresie ab, bei der kleinere Lebewesen größere, oft flugfähige Tiere als Transportmittel nutzen. Sie werden durch dieses Verhalten weit verbreitet und nutzen als Kommensalen dieselben Nahrungsquellen wie ihre größeren Träger. Manche dieser phoretisch lebenden Tiere verlassen den Trägerorganismus jedoch nicht mehr bis nach dessen Tod. Erst dann entwickeln sie sich mit Hilfe der neuen Energiequellen auf dem sich zersetzenden Organismus weiter.

Bekannte Beispiele sind Fadenwürmer, die mit verschiedenen Käferarten oder Tausendfüßern und anderen bodenbewohnenden Lebewesen vergesellschaftet sind. Nach dem Tod der Tiere ernähren sie sich von den Bakterien, Pilzen und anderen Fadenwurmarten auf den toten Organismen. Gut untersucht sind unter den Fadenwürmern die Gattungen Pristionchus und Rhabditis,[1] die necromenisches Verhalten zeigen. Manche Wissenschafter sehen in der Nekromenie der Fadenwürmer eine Vorstufe zum Parasitismus. Viele Arten der Fadenwürmer leben parasitisch und ernähren sich schon zu Lebzeiten des Wirtes auf dessen Kosten. Diese infektiösen Formen nutzen dieselben Mechanismen wie ihre nekromenisch lebenden Verwandten. Dafür sind auch ganz ähnliche Gene und Signalwege in deren Zellen verantwortlich wie bei den Arten, die ihre Träger nicht schädigen.

Die Milbenarten Histiostoma polypori und Histiostoma maritimum aus der Familie der Histiostomatidae nutzen Insekten zur Phoresie, entwickeln sich jedoch im Gegensatz zu vielen verwandten Milbenarten ausschließlich auf den Kadavern ihrer Transporteure weiter.[2]

Einzelnachweise

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  1. F. Schulte: Necromenie - 'kontrollierter' Parasitismus zwischen Rhabditis-Arten und Bodentieren?. Verhandlungen der Deutschen Zoologischen Gesellschaft, 82, S. 248, 1989
  2. Stefan Wirth: Phylogeny, Biology and character transformations of the Histiostomatidae (Acari, Astigmata). Dissertation an der Freien Universität Berlin, Department of Biology, Chemistry and Pharmacy, 2004 (PDF, englisch)
  • Brill
  • Catarina Pietschmann: Und der Rundwurm, der hat Zähne. Max Planck Forschung –- Das Wissensmagazin der Max Planck-Gesellschaft, 1, S. 51–57, 2014, S. 57 (PDF, deutsch)