Benutzer:Scialfa/ Fritz Barth
Fritz Otto Barth (*28. Februar 1902 in Ilmenau; † 28. April 1987 in Berlin-Köpenick) war ein deutscher Sozialdemokrat und ab 1946 Mitglied der SED. Barth war vor und nach der Zeit des Nationalsozialismus Abgeordneter des Thüringer Landtages.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Barth wurde als Sohn eines Porzellanmalers 1902 in Ilmenau geboren. Er war eines von insgesamt 16 Kindern. Zwischen 1908 und 1918 absolvierte er zunächst die Volks-, dann die Fortbildungsschule in Ilmenau. Anschließend nahm er eine Ausbildung zum Schriftsetzer auf, die er 1920 abschloss. Im gleichen Jahr trat er in die SPD ein. In den folgenden zwei Jahren arbeitete Barth zunächst in Suhl, dann im westfälischen Soest als Buchdruckergehilfe. Zwischen 1922 und 1923 verdingte er sich als Buchhandler in Gelsenkirchen, anschließend war er bis 1925 mehrfach arbeitslos oder als Hilfsarbeiter beschäftigt. Nach seinem beruflichen Ausflug ins Ruhgebiet kehrte Barth nach Thüringen zurück und war zunächst als Schriftsetzer in Steinach tätig. 1927 übernahm er in Sonneberg die hauptamtliche Stelle eines SPD-Jugendsekretärs und Redakteurs, die er bis 1930 besetzte. Anschließend wirkt er bis 1933 als hauptamtlicher Kultursekretär der SPD in Jena, wo ihm seine Ausbildung als Buchdrucker wertvolle Dienste leistete. In dieser Zeit war Barth auch SPD-Abgeordneter des Thüringer Landtages in seiner 6. Wahlperiode, die von August 1932 bis März 1933 dauerte. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde Barth als Sozialdemokrat politisch gemaßregelt, er saß bis 1934 für einige Monate in Schutzhaft. Nach einer sich anschließenden Phase der Arbeislosigkeit fand Barth bei der Ilmenauer Glasinstrumentenfabrik Alt, Eberhardt & Jäger AG wieder eine Anstellung, bis 1937 zunächst als Hofarbeiter, danach als Lagerist und Exepedient. 1941 wurde Barth zum Militärdienst eingezogen, den er bis Kriegsende als Sanitäter, zuletzt im Range eines Unteroffiziers ableistete. Im April 1945 geriet er in französische Kriegsgefangenschaft, die er zunächst in einem Kriegsgefangenenlager bei Bad kreuznach, ab August 1945 in eienr Drcukerei in einem Gefangenenlager in Sigmaringen verbrachte. Anfang des Jahres 1946 wurde er aus dieser entlassen und Barth kehrte in seine Thüringer Heimat zurück. Als ehemaliger Sozialdemokrat wurde er nach dem Vereinigungsparteitag im April 1946 Mitglied der SED.
Zunächst war er bis Mai 1947 Handlungsbevollmächtigter, dann Prokurist und stellv. Betriebsleiter in seinem alten Betrieb, der Glasin- strumentenfabrik Alt, Eberhardt & Jäger AG. Er war dabei Stellvertreter des 1949 nach Westdeutschland geflohenen Inhabers und Betriebsleiter Dr. Hans Löber, den Barth im Betrieb halten wollte. Barth sprach sich auch noch 1947 dafür aus, den Betrieb nicht in »Volkseigentum«, sondern in genossenschaftliches Eigentum zu überführen und den ehem. Besitzer Dr. Löber als Betriebsleiter zu halten. Zwischen Mai und Dezember 1947 wirkte Barth kurzzeitig als Treuhänder im Glaswerk Altenfeld. Ab dem 1.1.1948– bis 1964 wieder Betriebsleiter bei der (nunmehr landeseigenen) ür. Glas-Instrumenten-Fabrik Alt, Eberhardt & Jäger KG, dann VEB Glaswerk Ilmenau vorm. Alt, Eberhardt & Jäger in Ilmenau; dazu absolvierte er 1954 einen Lehrgang an der Verwaltungsschule Halberstadt. Bis zum Ausscheiden aus der Werksleitung 1964 immer wieder Vorwürfe aus der SED, daß »sämtliche leitenden Funktionen mit alten Nazis … besetzt blieben bzw. noch besetzt wurden … und die Betriebsleitung keine Anstrengungen [unternähme], junge Genossen nachzubilden und in leitende Funktionen einzusetzen. 1964 wurde Barth Leiter der der ABI in der VVB Technisches Glas Ilmenau, die er bis zu seienr Berentung 1967 leitete.
1973 Vorschlag der MfS-BV Suhl, Abt. XVIII, gegen F.B. ein Ermittlungsverfahren wg. §§ 100, 219 DDR-StGB mit Anordnung von Untersuchungsha einzuleiten; 14.6.1973 Ablehnung dieses Vorschlags durch die MfS-BV Suhl, Abt. IX, bestätigt durch den Leiter der BV; 7.1.1974 nach Abschluß der operativen »Behandlung« (u.a. Hausdurchsuchung) Absehen von strafrechtl. Maßnahmen – aber Einleitung eines Parteiverfahrens (»Sozialdemokra - tismus«).6 1979/80 kurzzeitig in Berlin- Lichtenberg, dann wieder in Ilmenau und schließlich ab 1985 in Berlin-Köpenick wohnha. Fritz Barth 5 BStU, Suhl, AOP 391/75, Operativ-Vorgang Nr. XI 305/69, Bd. IV, Bl. 676, wobei Lt. Ulrich von der KD Ilmenau des MfS in seiner Charakteristik noch beifügte: »Dabei ist noch zu bemerken, daß alle alten Nazis und Anhänger von Dr. Löber nach 1945 sofort in die SPD aufgenommen wurden, z. B. Dr. [Hans] Löber, E[rwin] Baermann, [Gerhard] Blumröder.« Vgl. zu – aus der Sicht des MfS – Dr. Löber insbes. aaO, Bd. IV, Bl. 682–688, und Bd. 6, Bl. 263–290, Baermann aaO, Bd. IV, Bl. 679–681, und Bd. 6, Bl. 323–331 und zu Blumröder aaO, Bd. IV, Bl. 643–649, und Bd. 6, Bl. 343–364; interessant ist, daß nach aaO, Bd. IV, Bl. 683 Löber nicht durch Fritz Barth ( 011) in die SPD »vermittelt « wurde, sondern am 11.12.1945 Mitglied der CDU wurde und am 23.6.1947 durch den sog. Reinigungsausschuß des Landkreises Arnstadt im »Entnazifizierungsverfahren« zugestanden bekam, daß er »ohne Einschränkung im Amt belassen werden kann.« Im Bericht vom 27.4.1971 in BStU, Suhl, AOP 391/75, Operativ- Vorgang Nr. XI 305/69, Bd. 6, Bl. 335, wurde die Darstellung vom reibungslosen Übergang Dr. Löbers von der NSDAP zur SPD auch nicht wiederholt. 6 BStU, Suhl, AOP 391/75, Operativ-Vorgang Nr. XI 305/69, Bd. 12, Bl. 2528, 2540–2543.
1916 Mitglied des Arbeitersportvereins, 1920 der Freien Gewerkschaen und der SAJ. Mitglied des üringer Freidenkerverbandes; dessen Sekretär. – 1946 Mitglied des FDGB; Mitglied im Zentralvorstand der IG Glas, 1946 Mitglied des Bezirks- und Zonen-, später Zentralvorstands, (1946/47) Mitglied des Betriebsrats bei der Fa. Alt, Eberhardt & Jäger. – Mitglied des KB. –
1920 Mitglied der SPD→ 1946 SED; 1947–1950 Ortssekretär OPO Ilmenau, viele Jahre Mitglied der KL Ilmenau. Verfasser u.a. von Menschen und Werke unserer Heimat. Aus den ersten Chroniken der volkseigenen Betriebe. 10 Jahre volkseigene, sozialistische Industrie im Kreis Ilmenau. Zum 30. Juni 1956 (Arnstadt 1956), Skizze der industriellen Entwicklung des Kreises Ilmenau im Kapitalismus und auf dem Wege zum Sozialismus (In: Kühnert, Herbert (Hrsg.): Über die Standorte älterer Ilmenauer Gewerbe- und Industriebetriebe. Aufsätze mit ausführlichen Quellen- und Literatur- Hinweisen. Ilmenau 1960), Familie Zink, Opfer des Faschismus. Beitrag zum Widerstandskampf gegen Faschismus und Krieg. Bericht, Briefe, Dokumente und Erinnerungen (Ilmenau 1960). Vaterländischer Verdienstorden in Bronze (1959), in Silber (1967). – Verdienstmedaille der DDR (1962). – Johannes-R.-Becher- Medaille in Silber. »… omals versöhnlerisch und ungenügend revolutionär …« (Charakterisierung durch Lt. Ullrich, MfS, KD Ilmenau, vom 15.10.1970).7 Mitglied des Kreistags Arnstadt von … bis 1952 (NF [SED]). Mitglied des Kreistags Ilmenau von 1952 bis … (NF [SED]). Mitglied des Landtags von üringen vom 31.7.1932 bis 20.6.1933 (LWV; SPD). – Mitglied des üringer Landtags vom 20.10.1946 bis 15.10.1950 (SED). Q/L Verzeichnis VI (1932); Abgeordnete 1947, S.