Benutzer:Seba.Steinhauser/Datong

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Datong, die Große Eintracht (chinesisch 大同, Pinyin: dàtóng, Zhuyin: ㄉㄚˋㄊㄨㄥˊ) ist ein utopischer Schlüsselbegriff aus der konfuzianischen chinesischen Philosophie, das im Buch der Riten erläutert wird. Es beschreibt eine ideale Gesellschaft, in der alle Menschen der Erde in Friede miteinander zusammenleben, vergleichbar mit dem Weltfrieden. Viele Orte in chinesischen Kulturraum sind nach dem Konzept benannt.

Eine Marmortafel im Taipeier Stadthaus, die das Konzept aus dem Buch der Riten zitiert.
Die Worte 天下為公 in der Handschrift Sun Yat-sens.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im konfuzianischen Klassiker Buch der Riten, im Kapitel Durchführung der Riten (chinesisch 禮運, Pinyin lǐyùn) wird das Konzept der großen Eintracht beschrieben.[1]

“大道之行也,天下為公。選賢與能,講信修睦,故人不獨親其親,不獨子其子,使老有所終,壯有所用,幼有所長,矜寡孤獨廢疾者,皆有所養。男有分,女有歸。貨惡其棄於地也,不必藏於己;力惡其不出於身也,不必為己。是故謀閉而不興,盜竊亂賊而不作,故外戶而不閉,是謂大同。”

„Wenn das große Dào gelebt wird, herrscht Gemeinwohl auf der Erde. Man erwählt kompetente und tugendhafte Menschen. Man steht zu seinem Wort und pflegt die Eintracht. Man ist nicht nur für die eigenen Angehörigen da und kümmert sich nicht nur um die leiblichen Kinder, dadurch werden den Alten eine angemessene Altersvorsorge, den Menschen mittleren Alters Arbeitplätze und der Jugend Bildungschancen sichergestellt; man zeigt den Verwitweten, Waisen, Unverheirateten, Kinderlosen und den Behinderten Güte und Mitgefühl, sodass sie alle ausreichend unterstützt werden. Die Männer gehen einer guten Arbeit nach, Frauen verwalten das Zuhause. Man sammelt Güter an, verachtet deren Verschwendung und möchte sich nicht mit ihnen bereichern. Man strengt sich für das Gemeinwohl an, ohne sich zu überanstrengen und seinen eigenen Vorteil daraus zu ziehen. Auf diese Weise werden Intrigen vermieden, Diebstahl, Zwietracht und Schaden verhindert, sodass kein Haushalt seine Tür verschließen muss. Das ist die große Eintracht.“[2]

Verwendung in der Moderne[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Konzept wurde in der späten Qing-Zeit von verschiedenen Philosophen verwendet, um eine ideale Gesellschaftsordnung zu beschreiben[3].

Der chinesische Reformer und Philosoph Kang Youwei verwendete es als Grundlage in seinem utopischen Werk Das Buch der großen Gemeinschaft (chinesisch 大同書)[4].

Die Worte 天下為公 ("Die Welt für das Gemeinwohl", Pinyin tiānxià wéi gōng, Zhuyin ㄊㄧㄢ ㄒㄧㄚˋ ㄨㄟˋ ㄍㄨㄥ) gilt als Leitbild Sun Yat-sens[5], dem Revolutionsführer der Xinhai-Revolution.

Die große Eintracht wird in der Nationalhymne der Republik China auf Taiwan beschworen.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Chung-ying Cheng: Philosophy of the Yi: Unity and dialectics. Wiley-Blackwell, Malden 2009, ISBN 978-1-4443-3411-1, On harmony as transformation: Paradigms from the Yijing.
  • Scott Pearce: Culture and power in the reconstitution of the Chinese realm, 200-600. Harvard University Press, Cambridge 2001, ISBN 978-0-674-00523-5, Form and matter: Archaizing reform in sixth-century China.
  1. 禮記/禮運 - 维基文库,自由的图书馆. Abgerufen am 29. Mai 2021 (chinesisch).
  2. Book of Rites, Li Yun chapter, paragraph 1. (ctext.org).
  3. https://kidspiritonline.com/magazine/unity-and-division/great-unity
  4. Chen, Albert H. Y., The Concept of 'Datong' in Chinese Philosophy as an Expression of the Idea of the Common Good (November 11, 2011). University of Hong Kong Faculty of Law Research Paper No. 2011/020. Available at SSRN: https://ssrn.com/abstract=1957955 "In the early twentieth century, the great Chinese thinker and reformer Kang Youwei wrote a book entitled Datong shu (Book on the Great Community) in which he put forward an original and radical interpretation of 'datong'."
  5. Tianxia 天下. Abgerufen am 29. Mai 2021 (australisches Englisch).