Benutzer:Shark1989z/Die Sklavin des al-Ma'mun

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Die Sklavin lässt sich vom Kaufmann seine Waren zeigen. Gemälde: Amedeo Simonetti (1874-1922).

Die Sklavin des al-Ma'mun, auch Die Konkubine des al-Ma'mun ist eine Erzählung aus den Geschichten aus Tausendundeiner Nacht. In der Arabian Nights Encyclopedia wird sie als ANE 344 gelistet.[1]

In der Geschichte verliebt sich ein Kaufmann in eine Frau, die sich als Sklavin eines Kalifen erweist.

Einst saß ein Kaufmann eines schönen Tages vor seinem Laden, als eine schöne Frau vorbeikam, die in Begleitung einer niederen Sklavin war. Sie kaufte im Laden und ging dann wieder davon, doch der Kaufmann konnte nicht anders, als sich danach zu erkundigen wie ihr Name war und woher die Frau komme, da sie ihm das Herz gestohlen hatte. Die Sklavin gab den Namen nicht preis, erklärte aber, dass ihre Herrin im Schlosses des Kalifen al-Ma'mun in Bagdad lebe. Auf die Frage des Kaufmanns, warum dieser ihr denn erlaube, dass sie das Schloss verließe, statt im Harem zu bleiben, erklärte die Sklavin, dass der Sultan der Frau, die seine Sklavin und Konkubine war, verfallen war und ihre Wünsche erfülle. Auch der Kaufmann war längst zu ihr in Liebe entbrannt.

Die Frau kam wiederholt zu dem Kaufmann und sie fasste Vertrauen in ihn, so dass sie ihm schließlich eintausend Dinare gab und gebot damit Handel zu treiben, was der Kaufmann erfolgreich tat und das Geld verdoppelte. Schließlich bat

Der Kaufmann und seine Geliebte, die Sklavin. Gemälde von: Mariano Fortuny Marsal (1838 – 1874)

[2]

Die Geschichte findet sich in den Handschriften und frühen Druckausgaben von Tausendundeine Nacht lediglich in der Breslauer Ausgabe,[1] aus der Max Habicht[3] und Richard Francis Burton[1][4] sie in ihre Übersetzungen und Editionen aufnahmen.

Identität des Herrscher al-Ma'mun

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Name und Handlungsort des in der Geschichte genannten al-Ma'mun al-Hakim Bi-Amr Allah passen nicht zu einer Identifikation mit dem gleichnamigen Abbasidenkalifen al-Ma'mun (reg. 813–833). Die Autoren der Arabian Nights Encyclopedia setzen beide gleichwohl gleich.[1] Nach Ansicht von Richard Francis Burton handelt es sich hingegen eher um den sechsten ägyptischen Fatimiden-Kalifen al-Hākim (Abu al-Mansur bi-Amr Allāh) (reg. 996–1021).[5] Burton mutmaßt, dass der Autor absichtlich den Namen Mansur in al-Ma'mun umwandelte, womöglich aus Angst eine Konfession zu beleidigen und gewaltsame Konsequenzen fürchten zu müssen.[5]

Unterschiedliche Erzählversionen

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Sexuelle Gewalt

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In Max Habichts von sexuellen Inhalten stark bereinigter Übersetzung wird angedeutet, dass der Nachbarssohn die Sklavin vergewaltigen wollte, diese sich jedoch zur Wehr setzen konnte und danach von ihm gestalkt wurde.[6] Bei Richard Francis Burton erzählt die Sklavin hingegen in Einzelheiten, wie sie von dem Nachbarsjungen gewaltsam entjungfert wurde und jedes Mal wieder von ihm aufgegriffen und vergewaltigt wurde, wenn sie den Weg vom Palast des Kalifen hinunterging.[7]

Max Habicht bezeichnet in seiner deutschsprachigen Übersetzung (Erstausgabe 1824–1843) die weibliche Protagonistin als "eine der Frauen des Kalifen", wobei im Laufe der Geschichte indirekt deutlich wird, dass es sich um eine Konkubine handelt. Bei ihm trägt die Geschichte den Titel Geschichte einer Frau des Kalifen Mahmoun.[3] Richard Francis Burton bezeichnet die Protagonistin hingegen als "Favoritin"[8] und betitelt die Geschichte als Concubine of al-Ma'mun.[1] Nach islamischen Recht sind einem Mann sexuellen Beziehungen in der Ehe mit maximal vier legalen Ehefrauen erlaubt, während für sexuelle Beziehungen mit Sklavinnen in Form des Konkubinats zahlenmäßig keine Grenzen gesetzt sind.

  • Max Habicht: Tausend und eine Nacht – Arabische Erzählungen, F.W. Hendel Verlag, Leipzig 1926, 12 Bände, Band 11, S. 236-243.
  • Richard Francis Burton: Arabian Nights, Burton Club, 1900 (Erstausgabe 1885–1888), 16 Bände, Band 12, S. 202-206.
  • Ulrich Marzolph, Richard van Leeuwen und Hassan Wassouf: The Arabian Nights Encyclopedia, ABC-Clio, Santa Barbara 2004.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Ulrich Marzolph, Richard van Leeuwen und Hassan Wassouf: The Arabian Nights Encyclopedia, ABC-Clio, Santa Barbara 2004, S. 152.
  2. Die Handlungswiedergabe folgt Richard Francis Burton: Arabian Nights, Burton Club, 1900 (Erstausgabe 1885–1888), 16 Bände, Band 12, S. 202-206.
  3. a b Max Habicht: Tausend und eine Nacht – Arabische Erzählungen, F.W. Hendel Verlag, Leipzig 1926, 12 Bände, Band 11, S. 236-243.
  4. Richard Francis Burton: Arabian Nights, Burton Club, 1900 (Erstausgabe 1885–1888), 16 Bände, Band 12, S. 202-206.
  5. a b Richard Francis Burton: Arabian Nights, Burton Club, 1900 (Erstausgabe 1885–1888), 16 Bände, Band 12, S. 202.
  6. Max Habicht: Tausend und eine Nacht – Arabische Erzählungen, F.W. Hendel Verlag, Leipzig 1926, 12 Bände, Band 11, S. 239f.
  7. Richard Francis Burton: Arabian Nights, Burton Club, 1900 (Erstausgabe 1885–1888), 16 Bände, Band 12, S. 204.
  8. Richard Francis Burton: Arabian Nights, Burton Club, 1900 (Erstausgabe 1885–1888), 16 Bände, Band 12, S. 204.