Benutzer:Shi Annan/Souli (Gemeindebezirk)

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Souli (griechisch Σούλι, n. sg.) ist eine historische, geographische Region des Epirus. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass die Dörfer eine besondere Einheit bilden,[1] die als Soulitochoria (griechisch Σουλιωτοχώρια) bekannt ist. Souli Soulioten Souli (Gemeinde) Δημοτική Ενότητα Σουλίου 200203 93,230 748 458 Avlotopos, Koukoulii, Samonida, Tsangari, Frosyni

Die Ostgrenze wird meist in der Lakka Souli (Λάκκα Σουλίου) im Regionalbezirk Ioannina angenommen. Im Süden, Westen und Norden grenzen Gebiete des Regionalbezirks Preveza an, sowie in einem kleinen Bereich im Norden und Westen auch Gebiete von Thesprotia.

Das Gebiet schmiegt sich zwischen die Berge Mourga (Μούργκα, 1.340 m), Zavroucho (Ζαβρούχο, 1.137 m) und Tourlia (Τούρλια, 1.082 m) und ist geprägt durch den Zusammenfluss des Acherodas (Αχέρωντας) mit seinem Zufluss Tsagkariotikos (Τσαγκαριώτικος). Am Fuße des bergigen Geländes erheben sich zwei Hügel, die in Geographie und Geschichte eine wichtige Rolle spielten: die Kougi (Κούγκι) und die Kiafa (Κιάφα). Auf dem Gipfel der Kiafa erhebt sich der Fels Biras (Μπίρας).

Aufgrund der gebirgigen Beschaffenheit und Wildheit der Gegend, war das Gebiet schon für die ersten Siedler ein Rückzugsort, der wie eine gigantische natürliche Festung funktionierte. Der Dichter Andreas Kalvos hat die Gegend ausgezeichnet beschrieben.[1]

Σούλι Die Herkunft des Namens ist nicht geklärt. Bis heute halten sich verschiedene Theorien über die Etymologie des Namens. Christoforos Perrevos (Χριστόφορος Περραιβός), der Anfang des 19. Jahrhunderts den ort persönlich besucht hat, zeichnete eine Überlieferung auf, wonach der Ort nach einem Turkalbaner Souli (Τουρκαλβανό Σούλη) benannt sei, der dort ermordet worden war. Der Dichter Andreas Kalvos verbindet in seiner Ode "Aus Souli" ("Eις Σούλι") den Namen mit dem antiken Ortsnamen "Sellon" (Σελλών)[2] und P. Fourikis (Π. Φουρίκης)[3] sieht darin eine albanische Namensform, die in Verbindung steht mit dem Begriff "sula" (dt. etwa: Hoher Ausguck, Wachtposten), die in dem Fall die ersten albanischen Siedler mitgebracht hätten. Georgios Babiniotis (Γεώργιος Μπαμπινιώτης) schließlich führt den Namen auf das albanische "suli" zurück, welches schlicht "schroffer Gipfel" bedeutet.[4] Eine weitere Herleitung verbindet den Namen mit dem Albanischen shul mit Bedeutungen wie "Scheitel", "Pfosten", "Gipfel", "Hügel".[5]

Die erste Besiedlung fand möglicherweise im 16. Jahrhundert statt.[1] Die ersten Einwohner kamen aus den umliegenden Dörfern und aus Nordepirus.[1][6] Dies waren Arvaniten vor allem die so genannten "Paramythiotes" und "Lelovites" (Παραμυθιώτες, Λελοβίτες).[1] Es entstanden vier Dörfer: Souli (auch: Kakosouli, Κακοσούλι), Samonida (Σαμονίδα), Kiafa und Avarino (Αβαρίνο, auch: Tetrachori – Τετραχώρι). Im Laufe der Zeit entstanden noch weitere sieben Dörfer: Tsekouri (Τσεκούρι), Alpochori (Αλποχώρι), Paliochori (Παλιοχώρι, auch: Paliokatounta – Παλιοκατούντα), Gionala (Γκιονάλα), Perichati (Περιχάτι), Vilia Thesprotias (Βίλια Θεσπρωτίας) und Kontantes (Ephtachori, Κοντάντες – Εφταχώρι). Laut K. Paparrigopoulo (Κ. Παπαρρηγόπουλο) waren die Soulioten eine „Legierung aus Griechen und gräzisierten Albanern.“[7] Er führt weiter aus, dass bei diesen „Albanern entweder der Kampfgeist des hellenischen Gedankens herrschte, oder aber das Griechentum in den Albanern atmete, wodurch die edelsten Gefühle der Vaterlandsliebe, der Liebe zur Bildung und zu guter Ordnung hervorgebracht wurden.“[8] Sicher ist nur, dass die Soulioten, unabhängig von ihrem Ruf, ein starkes griechisches Nationalbewußtsein hatten.[1][6][9] Sie bewiesen ihre Loyalität in allen Befreiungskriegen Griechenlands und waren berühmt für ihre Tapferkeit und ihre Tugenden.

Sprache

Die Soulioten sprachen sowohl Griechisch als auch einen toskischen Dialekt.[1]

Familienclans (Fatries, Σουλιώτικες φατρίες)

Die Soulioten aus den 11 Dörfern gehörten zu 47 Sippen (πατριές, φατριές oder φάρες). Die bedeutendsten davon werden hier folgend aufgezählt:

Viele dieser Familien nahmen an den Kriegen teil, die Skanderbeg (Σκεντέρμπεης – Γεώργιος Καστριώτης Σκεντέρμπεη) und sein Sohn Johannes Kastriota II. (Ιωάννης Καστριώτης ο νεώτερος) gegen die Eroberung durch die Osmanen führten.[6] [10] Das zeigt auch, dass die Soulioten Christen waren und auf der Seite von Byzantinern und Illyrern kämpften, während sie im Gegensatz standen zu den Turkalbanern der Umgebung.

Jede Fara (Sippe) hatte ihren eigenen Anführer. Dieses Amt war erblich. Die Gesamtheit der Anführer bildete das "Kritirion tis Patridos" (Κριτήριον της Πατρίδος, dt. etwa: Rat des Vaterlandes). Die "Regierung" beschäftigte sich mit der Festsetzung von Steuern und der Wehrpflicht. Die Rechtsprechung basierte auf dem Gewohnheitsrecht. Ein erweiterter Rat war das "Genikon Synedrion" (Γενικόν Συνέδριον, dt. Volksrat) in dem außer den Anführern der Fares auch diejenigen teilnahmen, die sich durch ihre Tugenden und Leistungen ausgezeichnet hatten. Dieser Rat fällte Entscheidungen über Krieg und Frieden und regelte die Beziehungen der "Souliotikis Sympoliteias" (Σουλιώτικης Συμπολιτείας, dt. Souliotisches Gemeinwesen, Konföderation).[1]

Vor der Griechischen Revolution lebten in Souli ca. 15.000 Einwohner. Danach verstreuten sich die wenigen verbliebenen Soulioten über ganz Griechenland.[1]

Bewaffnung

Man zählte etwa 2.500 bewaffnete Männer, sowie Schleuderer, Speerwerfer und Schützen (ένοπλους, λιτοδίαιτους, ολιγαρκείς, σκληραγωγημένους). Charakteristisch war, dass auch Frauen oft an den Kampfhandlungen teilnahmen.[1]

Charakteristisch für die Soulioten war die Disziplin gegenüber den Anführern, vor allem im Krieg. Sie schätzten die Freiheit als das höchste Gut, sogar höher als ihr eigenes Leben. Sie hatten strenge Moralvorstellungen und verehrten ihr Frauen, achteten die Helden im Kampf und verachteten Feigheit. Sie legten großen Wert auf die Einhaltung ihres Ehrenkodex (Besa – μπέσα) und bestraften diejenigen mit dem Tod, die sich nicht an ihre ethischen Grundsätze hielten. Unantastbar war auch das Recht der Vergeltung (Vendetta – βεντέτα). Die wichtigsten Grundsätze waren Vaterlandsliebe, Verachtung von Reichtum (αφιλοχρηματία) und Großherzigkeit gegenüber Unterworfenen. Ihre Tracht war die Fustanella und ihr Nationalinstrument war das Tambouras (ταμπουράς, eine Art Mandoline).[1]

Lebensunterhalt

Die Soulioten lebten vor allem von den Produkten der Viehhaltung und anderen landwirtschaftlichen Produkten, wie sie typisch für Gebirgsregionen sind. Ihre Haupteinnahmequelle waren jedoch Raubzüge durch die Gebiete von Thesprotia. Sie entwickelten eine Art Schutzgeldsystem.[1]

Die meisten Soulioten, die die Kämpfe überlebt haben, haben sich über ganz Griechenland zerstreut. Heute besteht nur noch das Dorf Samonida mit wenigen Einwohnern, die wahrscheinlich selbst keine Nachfahren der Soulioten sind. Ruinen bestehen noch in Kougiou und Kiafa und in Samonida bestehen die "Pegadia" (Πηγάδια – Brunnen).[1]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m Σούλι. Band 54. Πάπυρος Λαρούς Μπριτάνικα, S. 414–415.
  2. «Φυσάει σφοδρός ο αέρας, και το δάσος κυμαίνεται της Σελλαιΐδος», Andreas Kalvos: Λυρικά, Ωδή πέμπτη, στ. 3
  3. P. Fourikis: Ημερολόγιο Μεγάλης Ελλάδος (Kalender des Großen Griechenland). Αthen 1922 S. 4
  4. Lexikon der Neugriechischen Sprache: Λεξικό τής Νέας Ελληνικής Γλώσσας, έκδοση β, 2005, Stichwort: Σούλι
  5. Charalampos P. Symeonidis (Χαράλαμπος Π. Συμεωνίδης), Ετυμολογικό Λεξικό των Νεοελληνικών Οικωνυμίων, Κέντρο Μελετών Ιεράς Μονής Κύκκου, Λευκωσία – Θεσσαλονίκη, 2010, τ. Β΄, S. 1295
  6. a b c Sarantos Kargakos (Σαράντος Καργάκος): Αλβανοί, Αρβανίτες, Έλληνες. Β' Auflage. Ι. Σιδέρης, 2000.
  7. "ήταν κράμα Ελλήνων κι εξελληνισμένων Αλβανών"
  8. "η αλβανική εκράτυνε το μάχιμον της ελληνικής πνεύμα, η δε ελληνική ενεφύσησεν εις την αλβανικήν τα ευγενέστερα αισθήματα της φιλοπατρίας, της φιλομαθείας και της ευνομίας". K. Paparrigopoulos: Geschichte des Griechischen Volkes (Κ. Παπαρρηγόπουλος: "Ιστορία του Ελληνικού Έθνους"), σχολιασμοί Καρολίδη, ερμηνευτικά σχόλια, διευκρινιστικές σημειώσεις, κυρίως κείμενο για τους Σουλιώτες
  9. Griechische Begriffe ("Ελλήνων Τόποι"), Πατριδογνωσία, Bd. 4, Ήπειρος, "Το Σούλι"
  10. Ch. Perrevos: Geschichte von Souli und Parga. (Χ. Περραιβός: "Ιστορία του Σουλίου και Πάργας") Bd. A'
  • Papyros Larous Britanika, Bd. 54, Art. Σούλι (Πάπυρος Λαρούς Μπριτάνικα).
  • K. Paparrigopoulos (Κ. Παπαρρηγόπουλος): Ιστορία του Ελληνικού Έθνους (Geschichte der griechischen Nation).
  • Ch. Perrevos (Χ. Περραιβός): Ιστορία του Σουλίου και Πάργας (Geschichte von Souli und Pargas).
  • I. N. Dovas (Ι.Ν.Ντόβας): Οι Ντοβαίοι (Die Doväi).
  • Ελλήνων Τόποι (Griechische Orte) Πατριδογνωσία (Vaterlandswissen)
  • V. Krapsitis (Β. Κραψίτης): Σουλιώτικα ανάλεκτα (Souliotische Anekdoten).
  • S. Kargakos (Σ. Καργάκος): Αλβανοί, Αρβανίτες, Έλληνες (Albaner, Arvaniten, Griechen).
  • Μνήμη Σουλίου (Andenken an Souli).
  • K. Biris (Κ. Μπίρης): Αρβανίτες, οι Δωριείς του νεώτερου Ελληνισμού (Arvaniten, die Dorer des Neuen Griechentums). 1960.
  • Giorgos Karampelias (Γιώργος Καραμπελιάς): Συνωστισμένες στο Ζάλογγο. Οι Σουλιώτες, ο Αλή Πασάς και η αποδόμηση της ιστορίας, εκδ. Εναλλακτικές Εκδόσεις, Athen 2011.
  • Vaso D. Psimouli (Βάσω Δ. Ψιμούλη): Σούλι και Σουλιώτες (Souli und die Soulioten), Κέντρο Νεοελληνικών Ερευνών Εθνικού Ιδρύματος Ερευνών, Athen 1998, αρ. 68. ISBN 960-7916-02-6
  • Vaso Psimouli: Σούλι και Σουλιώτες, εκδ. Βιβλιοπωλείον της Εστίας, Athen 2005.

Koordinaten: 39° 21′ N, 20° 39′ O

Kategorie:Gemeinde in Epirus Kategorie:Souli Kategorie:Territorium (Osmanisches Reich)