Benutzer:Sophia.r.7/Dummy

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Franz Joseph Pitschmann, Porträt von Dona Leonor de Almeida Portugal, Marquesa de Alorna, Wien, 1780.

D. Leonor de Almeida Portugal Lorena e Lencaste, Marquesa de Alorna, (*31. Oktober 1750 in São Jorge de Arroios, Lissabon, † 11. Oktober 1839 in Lissabon) war eine portugiesische Adelige und Lyrikerin.

Unter ihrem Pseudonym "Alcipe" war sie in den intellektuellen und literarischen Kreisen der portugiesischen Neoklassik als prominente Figur bekannt.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühes Leben und Gefangenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

D. Leonor wurde in einen der Zweige des Adelshauses von Távora, als älteste der drei Kindern von D. João de Almeida Portugal, 2. Marquis von Alorna und 4. Graf von Assumar, und D. Leonor de Lorena e Távora, hineingeboren. Sie war die Enkelin der Marquisen von Távora, die als eine der einflussreichsten Adelsfamilien in Portugal zu der Zeit galten. Ihre Großeltern wurden 1759 für den Attentat auf König Joseph I. am 3. September 1758, verantwortlich gehalten und öffentlich hingerichtet.

Als Folge des Attentats wurde ihr Vater, D. João de Almeida Portugal am 13. Dezember 1758 in einem Gefängnis in Junqueira festgenommen, ohne jemals offiziell eines Verbrechens beschuldigt worden zu sein. D. Leonor, sowie ihre Mutter und Schwester, D. Maria Rita, wurden am 14. September 1758 im Kloster von São Félix in Chelas eingesperrt.[1]

Korrespondenz in der Gefangenschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um den Jahr 1763 stellte sich eine verbotene und geheime briefliche Korrespondenz zwischen D. Leonor Vater, D. João und seine Ehefrau D. Leonor de Lorena e Távora her, die dann auf die Töchtern ausgebreitet wurde. Diese Briefe dokumentieren wie D. Leonor, geleitet vom Rat ihres Vaters, ihre Persönlichkeit entwickelte, und sich der Literatur und dem Lernen von Sprachen wie Französisch, Italienisch, English, Latein und Arabisch, sowie der Kunst des Malens und der Musik widmete.[2] Im Kloster schrieb D. Leonor Oden, Idyllen und andere lyrischen Werke. Auch hält die viele Korrespondenz fest, wie die von der katholischen Kirche verbotenen Bücher im Portugal des 18. Jahrhunderts in intellektuellen Kreisen und geheimen Verbänden zirkulierten.

In ihrer Zeit in Gefangenschaft wurde D. Leonor von prominenten Autoren, wie etwa D. Teresa de Mello Breyner, Gräfin von Vimeiro, oder Franscisco Manuel do Nascimento, auch als Filinto Elísio bekannt, der ihr den Pseudonymen Alcipe gegeben hat, besucht. Diese verbreiteten ihre Texte in den literarischen Kreisen der Zeit, sodass ihr Talent für Lyrik während ihrer Gefangenschaft bekannt wurde.

In Folge des Todes von Joseph I. wurde D. Leonor Familie aus der Gefangenschaft befreit und für unschuldig erklärt, da die Königin D. Maria I. den politischen Gefangenen eine Begnadigung gewährte. Die adeligen Privilegien der Marquisen von Alorna wurden wieder hergestellt.

Ehe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1778 entschied D. Leonor, gegen dem Willen ihres Vaters, den deutschen, lutheranischen Grafen von Oeynhausen, zu heiraten. Dieser gab seinen lutheranischen Glauben an einer Taufzeremonie am 15. Februar 1778 ab, in der die Königin D. Maria I und der König D. Pedro III Paten waren.[3]

Im Februar 1779 heiratete das Paar und zog in Folge dessen nach Porto, wo der Graf von Oeynhausen bis 1780 eine militärische Position hielt. Hier wurde ihre älteste Tochter, D. Leonor Benedita geboren.[4] Dank der Beziehung von D. Leonor zur Königin wurde ihr Ehemann zum bevollmächtigten Minister von Wien ernannt, wohin sie in 1780 ziehten.

In Wien war D. Leonor, nun die Gräfin von Oeynhausen, eine hochangesehene Person in adeligen Kreisen. Der Papst Pius VI, der Philosoph Moses Mendelssohn und der portugiesische Musiker Abade Costa sind einige Personen, zu denen sie Beziehungen pflegte. Vom Kaiser Joseph II wurde D. Leoor mit dem Sternkreuzorden ausgezeichnet.

Ihre Leben in Wien ist teilweise in ihrer Korrespondenz mit der Gräfin von Vimeiro festgehalten, wo sie ihre Besuche bei Wiener Salons und Freundschaften zu prominenten Figuren beschreibt. Der Graf von Oeynhausen auf der Abonnentenliste der der Konzerte von Wolfgang A. Mozart des Jahres 1784, womit bestätigen lässt, dass das Ehepaar in den hocharistokratische Kreisen Wiens integriert war.[5]

Zwischen 1780 und 1784 hatte das Paar drei weitere Kinder: Maria Regina, Frederica und Juliana, die kurz nach ihrem ersten Geburtstag verstarb.[6]

Im Jahre 1784 zog D. Leonor mit ihrer Familie nach Avignon, Frankreich. Zwischen 1784 und 1786 gebärte D. Leonor zwei weitere Kinder: Mário Calors Augusto, der im alter von vier Jahren verstarb, und Henriqueta.

Nach sechs Jahren im Süden Frankreichs kehrte die Familie im Jahre 1790 nach Portugal zurück, da der Graf von Oeynhausen zum Militärgouverneur von der Algarve ernannt wurde. Noch im selben Jahr brachte D. Leonor ihre zwei jüngsten Kinder Ulrico und Luisa auf die Welt.

Der Graf von Oeynhausen verstarb am 3. März 1793, sodass er nie dazu kam, seine Position auszuüben.

Witwenschaft und Exil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Tod ihres Ehemannes zog sich D. Leonor in die Familienresidenzen zurück und widmete sich der Erziehung ihrer Kinder.

Zwischen 1793 und 1802 pflegte sie Beziehungen literarischen Austauschs mit einigen Dichtern der Academia de Belas Letras, auch als Nova Arcádia bekannt, wie etwa Franciso Joaquim Bingre. Auch hatte sie eine Freundschaft zu Manuel Maria Barbosa du Bocage, der ihr sein Band III im Jahre 1804 widmete.[6] Im Jahre 1801 wurde D. Leonor zur Ehrendame der Königin D. Carlota Joaquina ernannt.[3]

Am 6. Oktober 1802 wurde D. Leonor vom Generalintendanten der Polizei dazu eingeschüchtert, das Land zu verlassen. Die Gründe dafür sind bis heute unklar, jedoch wird angenommen, dass dies mit D. Leonors Gründung des geheimen Verbands Sociedade da Rosa, der gegen die unmittelbare Bedrohung durch Napoleon arbeitete, zusammenhängt.

So verbringt D. Leonor die Zeit von 1803 bis 1814 im Exil. Bis 1804 lebte sie in Spanien, und dann in England, wo sie in politischen Kreisen tätig war.

Am 1. Juli 1814 kehrt sie, nach dem Tod ihres Bruders am 2. Januar 1813, nach Portugal zurück. D. Leonors Bruder war oberster Kommandant der Portugiesischen Legion, die in der napoleanischen Armee integriert war, und daher wegen Untreue verurteilt worden. Es gelang D. Leonor, den Urteil rückgängig zu machen und die Adelstitel ihres Bruders zurückzuerlangen, die sie, als einzige Erbe ihres Bruders, annahm.

Spätes Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Rückkehr aus England nahm D. Leonor eine zentrale Position in prominenten Kreisen der Intellektuellen in Lissabon ein.

Sie hatte bis zum Ende ihres Lebens finanzielle Schwierigkeiten, und verbrachte daher Zeit in ihren Residenzen in Almada und bei ihrem Enkel, Marquis von Fronteira, im Palast von São Domingos de Benfica, wo sie von prominenten literarischen Figuren besucht wurde[5].

D. Leonor wurde zur zentralen Figur in den literarischen Versammlungen Lissabons, und diente als Vermittlerin zwischen Dichtern verschiedener Generationen, die D. Leonors Rat als Zeichen des Prestiges und der Legitimierung betrachteten.[3]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In ihrer Lebenszeit publizierte die Marquesa de Alorna nur Übersetzungen:[3]

  • Poética de Horácio e Ensaio sobre a Crítica de Alexandre Pope por uma portugueza, Londres, T. Harper, 1812.
  • De Bonaparte e dos Bourbons, Lisboa, Imprensa Régia, 1814
  • Paraphrase a vários psalmos, Lisboa, Imprensa Régia, 1817
  • Ensaio sobre a indifferença em matéria de religião, Lisboa, Imprensa Régia, 1820
  • Paraphrase dos Psalmos, tomo I, Lisboa, Imprensa Régia, 1833

In 1844, fünf Jahre nach dem Tod von D. Leonor veröffentlichten ihre Töchtern Henriqueta und Frederica ihre Lyrik in einer Publikation:

  • [ALORNA, Marquesa de], Obras Poeticas de D. Leonor d’Almeida Portugal Lorena e Lencastre, Marqueza d’Alorna, Condessa d’Assumar e d’Oeynhausen, conhecida entre os poetas portuguezes pello nome de Alcipe, Lissabon, Na Imprensa Nacional, 1844.

Das Werk von D. Leonor dient als Informationsquelle über die ästhetischen Parameter, die die portugiesische Poesie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und zu Beginn des 19. Jahrhunderts leiteten.

Auf stilistischer Ebene konvergieren darin Praktiken, die von der Reformvision der Dichter der Arcádia Lusitana beeinflusst wurden, mit anderen älteren formalen Optionen, die in späteren Jahren von den Dichtern der Academia de Belas Letras aufgegriffen werden würden, wie die Improvisation in "redondilha"-Strophen und das "acbc"-Kreuzreimschema.

Die Marquesa de Alorna ist von der Aufklärung beeinflusst, und versteht die poetische Praxis als eine Tätigkeit von moralischem und pädagogischem Nutzen. Ihr Werk ist von einer Weltanschauung geprägt, die Vernunft und Tugend als Einheiten betrachtet, die Poesie als eine Aktivität im Dienste des pädagogischen Ideals der Erziehung zur Staatsbürgerschaft sieht.[5]

Als Lyrikerin der Vorromantik wird ihr Lyrisches Ich als vom Unglück verfolgtes Wesen dargestellt, und ihre Beschreibungen der Natur sind melancholisch und unheimlich. Der Tod, die Nacht, die Krankheit, der Schmerz und die Tränen sind gängige Motive ihrer Poesie..[5]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1989 gründete D. Fernando Mascarenhas (17. April 19545–12. November 2014), der Marquis von Alorna zu der Zeit, die Fundação das Casa de Fronteira e Alorna, eine Stiftung für kulturelle, wissenschaftliche und pädagogische Zwecke.[7] Gemeinsam mit der Fakultät für Wissenschaft und Technologie der Universidade Clássica de Lisboa unternahm die Stiftung zahlreiche Projekte der Genealogie, die die Geschichte des Adelshauses Fronteira und Alorna erforschten. Von besonderer Bedeutung waren Projekte, die den Nachlass der D. Leonor, vor allem ihre Korrespondenz, die im Archiv Arquivo Nacional da Torre do Tombo aufbewahrt ist, analysierten, transkribierten und publizierten.

Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Prof. Dr. Vanda Anastácio beschäftigt sich seit Anfang des 21. Jahrhunderts intensiv mit D. Leonor de Almeida Portugal, und publizierte die ausführlichsten und umfangreichsten Forschungen über die Lyrikerin.[8] Diese Faktoren, gemeinsam mit wachsendem Interesse für feministische Themen und dem Bedürfnis, weibliche historische Figuren hervorzuheben, führten dazu, dass es in den letzen Jahren zu einer Wiederentdeckung von D. Leonor de Almeida Portugal kam.

So erschienen im Jahre 2011 zwei historische Romane über D. Leonor:

  • Maria João Lopo de Carvalho, Marquesa de Alorna. Oficina do Livro: Lissabon 2011.
  • Maria Teresa Horta, As Luzes de Leonor. Dom Quixote: Lissabon 2011.

Außerdem ist der Palácio von São Domingos de Benfica, wo sie in ihre letzten Lebensjahre teilweise lebte, heute noch Wohnsitz ihrer Nachkommen und kann besichtigt werden[9].

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

ALVIM, Maria Helena Villas Boas e, "Die Marquise de Alorna 1750-1839: von der Aufklärerin sur Agentin des Gegenrevolution” Revue der Iberischen Halbinsel, nr. 15 Juni 1989, S. 32-35.

ANASTÁCIO, Vanda "Leonor de Almeidas Bericht über den Tod Maria Theresias. Eine portugiesische Perspektive auf weibliche Herrschaftsausübung" in.: Thomas Wallnig (Hg.) Maria Theresia? Neu Perspektiven der Forschung. Das Achtzehnte  Jarhrhundert und Österreich. Jahrbuch der Österreichischen Gesellshaft zur Erforschung des Achzehnten Jahrhunderts, Bochum, Dr. Dieter Winkler Verlag, 32, 2017, S. 135-147.

ANASTÁCIO, Vanda, Sonetos da Marquesa de Alorna, Rio de Janeiro, Editora 7Letras, 2008.

ANASTÁCIO, Vanda (Hg.), Cartas de Lília e Tirse (1771-1777), Lissabon, Fundação das Casas de Fronteira e Alorna – Colibri, 2007.

CIDADE, Hernâni, Inéditos, Cartas e outros Escritos, Lissabon, Sá da Costa, 1941.

CIDADE, Hernâni, Poesias, Lissabon, Sá da Costa, 1960.

COSTA, Palmira Fontes da, “Women and the Popularization of Botany in Early Nineteenth-Century Portugal: The  Marquesa de Alorna´s Botanical Recreations”, in: Faidra Papanelopoulou, Agustí Nieto-Galan, Enrique Perdiguero (Hg.), Popularisation of Science and Technology in the European Periphery, Ashgate 2009, S. 43-63.

DELILLE, Manuela, “Zu den Anfangen der Stael-REzepzion in der portugiesischen Litteratur” in: Udo Schöning & Frank Seemann (Hg.) Madame de Staël und die Internationalität der europäischen Romantik. Fallstudien zur interkulturellen Vernetzung, Göttingen, Wallstein Verlag, 2003, S.51-73.

ERHARDT, Marion "Die Marquesa de Alorna und die deutsche Literatur", in: Aufsätze zur portugiesieschen Kulturgeschichte, 10. Band 1970, Hrsg. Von Hans Flasche (Portugiesischen Forschungen der Görresgesellschaft, Erste Reihe) Münster, Aschendorff, S. 89-97.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vanda Anastácio: Marquesa de Alorna, Obras Poéticas. Antologia. Hrsg.: Vanda Anastácio. Imprensa Nacional-Casa da Moeda, Lissabon 2015, ISBN 978-972-27-2362-6, S. 3.
  2. Vanda Anastácio: Correspondências (usos da carta no século XVIII),. Edições Colibri - Fundação das Casas de Fronteira e Alorna, Lissabon 2005, ISBN 972-772-560-0.
  3. a b c d Vanda Anastácio: D. Leonor de Almeida Portugal Lorena e Lencastre. In: Zília Osório de Castro, António Ferreira de Sousa (Hrsg.): Dicionário no Feminino (séculos XIX-XX). Livros Horizonte, Lissabon 2005, ISBN 972-24-1368-6, S. 506.
  4. Vanda Anastácio: Marquesa de Alorna, Obras Poéticas. Antologia. Hrsg.: Vanda Anastácio. Imprensa Nacional-Casa da Moeda, Lissabon 2015, S. 4.
  5. a b c d Vanda Anastácio: D. Leonor de Almeida Portugal Lorena e Lencastre. In: Zília Osório de Castro, António Ferreira de Sousa (Hrsg.): Dicionário no Feminino (séculos XIX-XX). Livros Horizonte, Lissabon 2005, ISBN 972-24-1368-6, S. 504.
  6. a b Vanda Anastácio: Marquesa de Alorna, Obras Poéticas. Antologia. Hrsg.: Vanda Anastácio. Imprensa Nacional-Casa da Moeda, Lissabon 2015, ISBN 978-972-27-2362-6, S. 4.
  7. Visão | Morreu Fernando de Mascarenhas, o marquês de Fronteira. 12. November 2014, abgerufen am 16. September 2020 (europäisches Portugiesisch).
  8. Vanda Anastácio Portuguese Literature Women Writers Renaissance 17th 18th century. Abgerufen am 16. September 2020.
  9. Fronteira Alorna | Fronteira Alorna. Abgerufen am 16. September 2020 (amerikanisches Englisch).