Benutzer:Stefanie.wk/Unica Zürn

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Die bekanntesten Schriften und Kunstwerke von Zürn entstanden zwischen 1950-1970. Zürns Umzug nach Paris ermöglichte es ihr, offen über Themenkomplexe wie häusliche Gewalt, Abtreibung und sexuellen Missbrauch zu schreiben.[1][2] In Deutschland herrschte in dieser Hinsicht ein konservative Haltung vor und Zürn wurde die Publikation ihres Romans verweigert.[1][2] Zu den von ihr publizierten Texten gehören Hexentexte (1954), ein Buch bestehend aus Anagrammgedichten und Zeichnungen, sowie Dunkler Frühling (1967) und Der Mann im Jasmin (1971), die sich beide in Paris einer großer Beliebtheit erfreuten.[3][4] Eine gewaltvolle Aggression dem weiblichen Körper gegenüber zeigt sich in Zürns Erzählungen,[5] welche häufig größtenteils aus inneren Dialogen bestehen.

Die Großteil ihrer späteren Texte, sofern nicht explizit autobiografisch, folgen Zürns eigenen Lebenserfahrungen. Dunkler Frühling ist eine Art Entwicklungsroman, welcher von den ersten sexuellen Begegnungen einer jungen Frau sowie deren ersten Anzeichen psychischer Erkrankung erzählt. Zahlreiche archetypische Figuren prägen den Roman: der idealisierte Vater, die geächtete Mutter und das problembeladene Mädchen mit masochistischen Tendenzen.[6] Ebenso scheint Zürns Tod im Text vorausblickend angedeutet zu werden, zumal sich schließlich die Protagonistin von Dunkler Frühling durch einen Sprung aus ihrem Schlafzimmerfenster das Leben nimmt.

Visuelle Arbeiten

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Zu Zürns visuellen Arbeiten zählen Ölmalerei, Aquarelle, Skizzen, Tintenzeichnungen und Postkarten.[2] Zwar produzierte Zürn einige Malereien in den frühen 1950er Jahren, doch primär arbeitete sie mit Tinte, Bleistift und Gouache.[7] Ihre fantastischen, präzise umgesetzten Arbeiten werden bevölkert von imaginären Pflanzen, Chimären und amorphen humanoiden Formen, welche manchmal mehrere Gesichter, die aus ihren verzerrten Körpern hervorgehen, aufweisen. Augen sind dabei allgegenwärtig[8] und die Zeichnungen sind geprägt von komplizierten und sich wiederholenden Markierungen. Gewalt und Verformung sind zwei charakteristische Eigenschaften, die sowohl im Herstellungsprozess als auch im Endprodukt von Zürns visueller Arbeit vorhanden sind. [2] Sie behandelte das Zeichnen als einen Schöpfungsprozess, der von einer Zerstörung oder Dekonstruktion der Form abhängt und das Bild transformiert. [2] Dieses Abhängen von Dekonstruktion zeigt sich auch in Zürns Rekreation von Bedeutung und Wörtern in ihren Anagramm-Schriften.[2] Im Gegensatz zu ihren Schriften zirkulierten ihre grafische Arbeit nicht weit außerhalb von Privatsammlungen, Auktionen, Galerielagern und nationalen Archiven.[2] Während ihrer Karriere setzte sich Zürn nicht beständig für ihre visuellen Arbeiten ein.[2]

1953 stellte Zürn erstmals ihre automatischen Zeichnungen in der Galerie Le Soleil dans la Tête in Paris aus.[9] Brenton, Man Ray, Hans Arp, Joyce Mansour, Victor Brauner und Gaston Bachelard gehörten zu den Künstlerinnen, welche die Ausstellung besuchten und Zürns Arbeiten wurden gut aufgenommen. Doch trotz dieses Erfolgs bewarb Zürn ihre visuellen Arbeiten nicht aktiv.[9]

Ihre großformatige Arbeit Untitled (1965),[10] zeigt sich wiederholende und überlappende menschliche Köpfe im Mittelpunkt.[1][2] Die 65 x 50 cm große Zeichenfläche[10] ist gefüllt mit sich überlappenden, runden Linien, welche eine Mehrzahl an veränderbarer Portraits erzeugen. Zürn nutzte hierbei primär Tinte und Gouache.[10] Jedes Gesicht verändert und verschmilzt dabei mit einem der anderen Portraits mit diversen Größen und Expressionen.[1][2] Das Übereinander-Schichten all dieser Zeichnungen generiert eine monströse Entität, wobei die Repetition das Gesicht manipuliert und entstellt.[1][2] Zürns Schichten von Gesichtern macht es für den Betrachter unmöglich, die Anzahl der abgebildeten Personen im Portrait zu bestimmen, ohne nicht zunehmend weitere Kombinationen von Augen, Nasen, Lippen und Augenbrauen zu finden und damit neue Portraits zu erschließen.[1][2]

Zürns Zeichenmethode, das manuelle, repetitive Schichten von Linien ähnelt Zürns Prozess des Anagramm-Schreibens.[1][2] Wörter und Buchstaben werden entfernt, um neue Wörter und Bedeutungen zu kreieren.[1][2] Viele von Zürns Bild-Kompositionen teilen diese facettenreiche Qualität und entwickeln eine visuelle Sprache von Rekonstruktion und Transformation.[1][2]

Zürn ist eine der wenigen Frauen, die mit der surrealistischen Bewegung assoziiert werden; andere sind beispielsweise Leonora Carrington, Dorothea Tanning, Kay Sage, Eileen Agar, Ithell Colquhoun, Toyen, Leonor Fini und Valentine Hugo.[4]

Versionsgeschichte

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Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i Plumer Esra: Unica Zürn : art, writing and postwar surrealism. I.B. Tauris & Co. Ltd, London 2016, ISBN 978-1-78453-036-5, S. 13, 15, 16, 17, 23, 80, 119.
  2. a b c d e f g h i j k l m n o Caroline Rupprecht: Subject to delusions : narcissism, modernism, gender. Northwestern University Press, Evanston, Ill. 2006, ISBN 0-8101-2234-0, S. 136, 137, 138.
  3. Jennifer Cizik Marshall: The Semiotics of Schizophrenia: Unica Zürn's Artistry and Illness. In: Modern Language Studies. 30. Jahrgang, Nr. 2, 2000, ISSN 0047-7729, S. 21, 22–29, doi:10.2307/3195377.
  4. a b Susan Suleiman: A Double Margin: Reflections on Women Writers and the Avant Garde in France. In: Yale University Press. Yale French Studies, No. 75, The Politics of Tradition: Placing Women in French Literature (1988). Jahrgang, 1988, S. 148–172.
  5. Valie Export, Margret Eifler, Kurt Sager: The Real and Its Double: The Body. In: Wayne State University Press. 11. Jahrgang, 1 BODY // MASQUERADE, 1988, S. 3–7.
  6. Valery Oisteanu: The Chimeras of Unica Zürn. In: artnet. 15. März 2005 (artnet.com).
  7. Gary Indiana: A Stone for Unica Zürn. In: Art in America. 16. Juli 2009 (artinamericamagazine.com).
  8. Mary Ann Caws: Unica Zürn: Dark Spring (= Drawing Papers 86). The Drawing Center, 2009, Unica Zürn: Beyond Bizarre, S. 41–42, 44, 58 (issuu.com).
  9. a b Unica Zürn, Malcolm Green: The man of jasmine. Atlas, London 1994, ISBN 0-947757-80-5, S. 10.
  10. a b c Unica Zürn. In: Ubu Gallery. (amerikanisches Englisch).