Benutzer:Sternenjaeger/Fräulein stark

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Die Filzpantoffeln für die Besucher der Stiftsbibliothek spielen im Text von Thomas Hürlimann eine wichtige Rolle.

Hürlimanns Novelle Fräulein Stark (2001) löste nach ihrem Erscheinen eine Kontroverse aus. Das Buch, das stark autobiografische Züge trägt, schildert eine Art von Sommerpraktikum eines 13jährigen Jungen bei seinem Onkel, dem Bibliothekar der Stiftsbibliothek St.Gallen. Zu seinen Aufgaben gehörte auch das Bereitstellen von Filzpantoffeln für die Besucher. Weil er für diese Aufgabe auf die Knie gehen muss, benutzt er auch den Begriff Pantoffelministrant. Er wird bei seiner Arbeit von der frommen Haushälterin des Bibliothekars überwacht. Dass sich der Junge besonders für die Besucherinnen interessiert und ihnen versucht mittels eines Taschenspiegels unter die Röcke zu gucken, entgeht ihr nicht.


Der Bibliothekar in der Novelle hat Ähnlichkeiten mit dem ehemalige Stiftsbibliothekar von St. Gallen, Johannes Duft, der auch der Onkel des Autors ist. Duft fühlte sich als Opfer eines Schlüsselromans und verfasste deshalb eine zehnseitige Streitschrift (Bemerkungen und Berichtigungen; als Privatdruck erschienen), in der er Hürlimann unter anderem als «verwöhntes Herrensöhnchen» bezeichnete. [1]

Eine weitere Kontroverse entspannte sich über den Vorwurf des Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki, der in der Sendung "Das literarische Quartett" vom 24.8. 2001 dem Autor versteckten Antisemitismus vorwarf. Im Buch von Hürlimann finden sich versteckte Hinweise auf die jüdische Herkunft seiner fiktiven Hauptfigur. Der Historiker Jo Lang verteidigte den Autor und sagte, dieser habe "hervorragend erfasst, was den katholischen Antisemitismus ausmacht, und er hat das auf brillante Art dargestellt. "[2]- Das Theater St.Gallen hat den Stoff von Hürlimanns Novelle im Früjahr 2003 für ein Bühnenstück verwendet. Der Regisseur Georg Scharegg inszeniert den Stoff dabei als als Hauptprobe für ein Hörstück.[3]

  1. Der Sonntag vom 4.5.2003: "Hürlimann ist ein Herrensöhnchen" online
  2. Perlentaucher vom 27.8.2001:Thomas Hürlimann und die Debatte über "Fräulein Stark" Online
  3. Daniele Musiconico: Das Fräulein Stark nimmt Rache. In: Neue Zürcher Zeitung vom 5.03.2017. online