Benutzer:Thielphillip/Melody (Roman)

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Melody ist ein Roman des Schweizer Schriftstellers Martin Suter, der am 22. März 2023 im Diogenes Verlag erschien. Er handelt von einem Anwalt, der den Nachlass eines Alt-Nationalrates ordnen soll.

Der junge Anwalt Tom Elmer bewirbt sich auf eine ausgeschriebene Stelle beim Alt-Nationalrat Dr. Peter Stotz. Nachdem er zum Vorstellungsgespräch vorgeladen wird, unterschreibt er einen Arbeitsvertrag, der ihn ein Jahr lang an Stotz bindet. Elmers Aufgabe ist es, ein Archiv an Dokumenten aus Stotz’ Leben zu ordnen und zu schönen und daraus seinen Nachlass zu erstellen. Dazu soll der Anwalt dauerhaft in seiner Villa leben und anhand der Gespräche mit dem Alt-Nationalrat und seinen Hilfskräften entscheiden, was in dessen Nachlass gehört.

Elmer betritt zum ersten Mal die Villa von Dr. Peter Stotz und lernt ihn und sein Personal, seine Großnichte Laura und den Schriftsteller Bruno Schären kennen. Ihm wird eine eigene Gästewohnung in der Villa zugewiesen und ab sofort verbringt er alle Mahlzeiten zusammen mit Stotz. Außerhalb der Essenszeiten unterhält er sich mit seinem Arbeitgeber, arbeitet im Archiv der Villa oder trifft eigene Bekannte. Elmer widmet sich in erster Linie der Aufgabe, alle gesammelten Dokumente chronologisch zu ordnen, um im Nachgang zu entscheiden, was er in den Nachlass aufnimmt. Während der Sichtung und den Gesprächen mit Stotz erfährt er kontinuierlich mehr Details über dessen politischen Einfluss und Reichweite. Im Zentrum der Unterhaltungen steht Stotz Beziehung zu Melody, einer Muslima, die er gegen den Willen ihrer Familie heiraten wollte. Er erzählt, wie die Verlobte wenige Tage vor ihrer Hochzeit spurlos verschwand.

Der zweite Teil des Romans ist geprägt von Gesprächen über die Suche nach der vermissten Melody. Dr. Stotz erzählt Elmer über seine Reise nach Marrakesch zur Familie seiner Verlobten, seine Reise nach Singapur zu Melodys Freundin Wang Li und den Besuch einer ihrer Freundinnen in Bern. Nebenbei nähert sich Elmer Stotz’ Großnichte Laura an und schließt seine chronologische Sortierung der Dokumente ab. Eines Nachts finden er und die Haushälterin Mariella Dr. Stotz tot in seinem Sessel. Der Buchteil schließt mit seiner Beerdigung.

Der dritte Teil beginnt mit Erläuterungen zu Stotz’ Testament. Dieses sieht vor, dass nach vorzeitigem Tod alle Arbeitsverträge geplant weiterlaufen, bis zum Abschluss seines Nachlasses. Von Stotz’ Nahestehenden bekommt der Schriftsteller Bruno Schären das geringste Vermögen, woraufhin er in seiner Wut seinen verstorbenen Freund der Lüge bezichtigt, dieser habe sich die Suche nach Melody ausgedacht.

Angeregt durch diese Anschuldigung, beginnen Elmer und Laura ihre Nachforschungen in Singapur bei Wang Li, die sich jedoch weder an Melody noch an Dr. Stotz erinnern kann. Anschließend besuchen die beiden den Polizisten, der im Vermisstenfall von Melody ermittelt hat. Er schickt sie zu deren Freundin Monika, die eine Begegnung mit Dr. Stotz in Bern verneint. Sie äußert ihre Vermutung, Melody sei aus Angst vor familiären Konsequenzen der Hochzeit geflohen.

Bei der Sichtung von Bankauszügen bemerkt Elmer regelmäßige Überweisungstätigkeiten seines Chefs an eine Firma mit Sitz in Griechenland. Er besucht daraufhin mit Laura die Insel Agistri, auf der sie den Firmengründer Iosif (Joe) Davies treffen. Sie erfahren von ihm, er sei Melodys Affäre gewesen und diese sei mit ihm vor der Hochzeit auf die Insel geflüchtet. Iosif erzählt, nach einiger Zeit soll Melody Dr. Stotz einen Brief über deren Aufenthalt geschickt haben, woraufhin dieser wütend auf die Insel kam und sie vermeintlich eine Steilküste hinunterstieß. Iosif erklärt, er habe Melody retten können, Stotz jedoch in dem Glauben ihres Todes gelassen, woraufhin er von ihm monatliches Schweigegeld erhielt.

Elmer und Laura erfahren, dass Iosif mit Melody jahrelang auf der Insel lebte und zwei Kinder mit ihr zeugte. Er schickte vor kurzer Zeit einen Geständnisbrief an Dr. Stotz, in dem er über Melodys Verbleib berichtete. Elmer und Laura schlussfolgern, dass Stotz diesen Brief direkt vor seinem Tod gelesen haben muss. Iosif schickt die beiden an das Grab von Melody, die vor Jahren an einem Schlaganfall gestorben sein soll. Der Roman schließt mit einem kurzen Gespräch Melodys, die sich jetzt Evgenia nennt, mit ihren Kindern.

Tom ist studierter Anwalt mit Doppelabschluss und 30 Jahre alt. Nachdem sein Vater sich das Leben nahm, bewarb er sich erfolglos auf verschiedene Stellen. Seine letzte Bewerbung schickt er an Dr. Peter Stotz, der ihn zum Vorstellungsgespräch einlädt und ihn daraufhin einstellt. Von da an wohnt Tom vorerst auf unbestimmte Zeit in der Villa Aurora seines Arbeitgebers. Er unterhält Liebesbeziehungen zu mehreren Frauen, verliebt sich aber im Laufe der Romanhandlung in Stotz’ Großnichte Laura.

Es kostet Tom viel Zeit, das Archiv von Dr. Stotz zu strukturieren, an den Gesprächen mit ihm zeigt er jedoch wachsendes Interesse. Er sorgt sich um ihn, als sein Arzt ihm Stotz’ gesundheitliche Probleme und Alkoholsucht schildert. Als er Stotz tot auffindet, ist Tom sichtlich getroffen und zeigt Willen, seine Arbeit auch nach dessen Tod weiterzuführen. Um den Alt-Nationalrat besser verstehen zu können, arbeitet er neugierig und investigativ und verfolgt genau die Spuren seiner Erzählungen und Dokumente.

Dr. Peter Stotz

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Zur Zeit der Romanhandlung ist Dr. Peter Stotz 84 Jahre alt. Er wohnt in der Villa Aurora, Weilstammweg 12 in Zürich. Stotz ist gebrechlich und an einen Rollator gebunden. Seinem Hauspersonal sind zwei Personen zugehörig, die sich um verschiedene Aufgabenbereiche kümmern. Dr. Stotz ist stark alkoholabhängig und leidet an verschiedenen altersbedingten Krankheiten, weshalb sein Arzt ihm maximal ein letztes Lebensjahr diagnostizierte.

Stotz war unter anderem beim Militär, für eine große Unternehmensberatung tätig und jahrelang Nationalrat. Seine Karriere verschaffte ihm großen politischen Einfluss und ein millionenschweres Vermögen.

Nach eigenen Angaben verbrachte Stotz jahrelang mit der Suche nach seiner Verlobten Melody. Dabei überwies er hohe Geldbeträge an eine Scheinfirma in Griechenland mit dem Namen Sigalia (griech.: Schweigen), den Erzählungen Iosifs zufolge Schweigegeld für den vermeintlichen Tod seiner Geliebten.

Bei lauter Musik stirbt er eines Nachts vor seinem Kamin, in dem ein verbrannter Brief liegt, an Herzversagen.

Melody (Tarana, Evgenia) Alaoui

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Melody Alaoui ist die Geliebte und ehemals Verlobte von Dr. Stotz. Als sie ihn kennenlernte, war sie Buchhändlerin. Melody wuchs in einer strenggläubigen muslimischen Familie auf, ihr Geburtsname ist Tarana. In jungem Alter wurde sie gegen ihren Willen mit einem Mann verlobt. Trotz dessen und der Tatsache, dass Stotz Christ ist, lässt sie sich auf mehrere Verabredungen mit ihm ein und sie beschließen sich zu verloben. Zeitgleich lernt sie Joe Davies kennen, mit dem sie eine Affäre eingeht und kurz vor der Hochzeit mit Stotz verschwindet. Später zieht sie mit Joe, der sich dann Iosif nennt, auf die griechische Insel Agistri. Tom und Laura stellt sie sich als die Pflegerin Evgenia vor und Iosif lässt die beiden in dem Glauben, dass Melody verstorben sei. Zum Zeitpunkt der Romanhandlung haben sie und Iosif zwei Kinder.

Mariella und Roberto

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Mariella und Roberto sind die beiden Haushaltsgehilfen von Dr. Stotz. Mariella kümmert sich vorrangig um die Mahlzeiten und die Reinigung des Haushaltes, Roberto kellnert und chauffiert die Bewohner und Gäste der Villa. Beide sind schon viele Jahre bei Dr. Stotz angestellt und sind daher auch Gesprächspartner und Gesellschaft für ihn. In Gesprächen mit Tom liefern sie viele Informationen über Stotz und Melody und tragen so wesentlich zur Aufklärung von Melodys Verschwinden bei.

Melody unterteilt sich in drei Buchteile. Erzählinstanz ist im gesamten Roman ein heterodiegetischer, intern fokalisierter Erzähler. Der Leser schaut dadurch dem Protagonisten Tom Elmer für die Dauer der Erzählung über die Schulter, das beinhaltet auch Gespräche, die dieser mit anderen Figuren führt. Eine Besonderheit bilden dabei die Gespräche mit Stotz: sie sind als metadiegetische Binnen-Erzählungen in die eigentliche Erzählung eingebaut. Das bedeutet, Stotz wird in diesen Erzählungen zur autodiegetischen, intern fokalisierten Erzählinstanz.

Charakteristisch für die meisten Kapitel des Buches ist der Kapitelbeginn, der meist deskriptive Erzählmomente enthält, bevor Elmer anschließend auf Figuren trifft, mit denen er sich unterhält. Der Erzählstil des Romans ist insgesamt stark von Dialogen geprägt.

  • Auf dem Cover des Romans befindet sich ein Gemälde der russischen Künstlerin Mischa Askenazy (1888–1961) mit dem Titel „Portrait of a Lady“[1][2]

Einzelnachweise

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Kategorie:Literatur (21. Jahrhundert) Kategorie:Roman, Epik Kategorie:Literarisches Werk Kategorie:Literatur (Schweiz) Kategorie:Literatur (Deutsch)

  1. Mischa ASKENAZY (1888-1961). In: artprice.com. Abgerufen am 8. Mai 2023 (deutsch).
  2. Mischa Askenazy: Portrait of a Lady. Abgerufen am 8. Mai 2023.