Benutzer:Veleius/Spielwiese

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dienstrang Seedienst Landdienst Bereitschaftsdienst
Flottenarzt $ 3.300
Schiffsarzt $ 2.200[1], $ 2.400[2], $ 2.600[3], $ 2.400[4], $ 3.000[5] $ 2.000[6], $ 2.200[7], $ 2.400[8], $ 2.600[9], $ 2.800[10]

Proud Prophet war der Codename für ein militärisches Planspiel bzw. eine Kriegssimulation, das die Auswirkungen eines allumfassenden Atomkrieges zwischen den Supermächten USA und Sowjetunion auf den gesamten Planeten darstellen sollte.

Das Planspiel wurde im Jahr 1983, auf Anordnung von Präsident Ronald Reagan, in den Räumlichkeiten des National War College (National Defense University) in Washington D.C. abgehalten, dauerte zwei Wochen und unterlag strengster Geheimhaltung. Insgesamt waren hierzu 200 Teilnehmer, darunter die ranghöchsten Offiziere der US-Nuklearstreitkräfte, eingeladen worden um ihnen zu veranschaulichen, was passieren würde wenn die internationale Diplomatie versagt und wie ein daran anschliessender atomarer Schlagabtausch zwischen den damaligen Supermächten ablaufen könnte. UDSSR und USA verfügten im Jahr 1983 zusammen über 60.000 einsatzbereite Atomsprengköpfe.[11] Die Szenarien des Planspiels wurden von Thomas Schelling ausgearbeitet, ein Absolvent der Universitäten von Harvard und Berkely, Experte für Wirtschaftsfragen und dem Kalten Krieg. Schelling zählte damals zu den Mitgliedern des New England Complex Systems Thinktanks, dessen Aufgabe die Erforschung komplexer Systeme und deren Zusammenhänge war. Schellings Fachgebiet war die Anwendung der Spieltheorie auf eben solche Systeme, er entwickelte hierzu mathematische Modelle um Entscheidungsprozesse und deren Folgen vorherzusagen.

Ablauf und Ergebnisse

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein wichtiger Bestandteil des Planspiels war es, dass sich der US-Verteidigungsminister täglich, telefonisch mit dem Generalstab über jene Kriegsszenarien austauschen konnte, die ihm von Schelling vorgelegt worden waren. Diese reichten von Schlägen mit taktischen Atomwaffen (sog. begrenzter Atomkrieg) bis zu groß angelegten Enthauptungsschlägen mittels Interkontinentalraketen. Dabei wurden teilweise auch die nuklearen Kapazitäten der NATO, Chinas und des Vereinigten Königreichs miteinbezogen. In einem Szenario wurde z.B. der Erstschlag vom Pentagon angeordnet, d.h. die Entscheidungsträger handelten ruhig und konzentriert, in einem anderen wurde der Atomkrieg durch eine akute Krisensituation bzw. durch eine darauffolgende Panikreaktion ausgelöst. Paul Bracken, Professor für Politikwissenschaften der Universität Yale, zählte zu der Gruppe von Zivilisten, die ebenfalls zu diesem Planspiel eingeladen worden waren. Laut seiner Aussage hatten die Ergebnisse der Ereignisabläufe in allen Fällen für die Erdpopulation katastrophale Auswirkungen. War ein Atomkrieg einmal in Gang gekommen, ließ er sich auch nicht mehr stoppen, oder konnte von einem der Kontrahenten "gewonnen" werden. Paul Bracken andere Teilnehmer konnten ab da jedoch über manche Aspekte dieser Simulation berichten ohne gegen das Spionagegesetz von 1917 zu verstossen. Genauere Details darüber durften trotzdem nicht preisgegeben werden. Bracken behauptete dabei, dass die verantwortlichen Militärs in keinster Weise auf die Entscheidungen vorbereitet waren, die sie in solch einer Situation zu treffen hatten. Laut den Ergebnissen des Planspiels war es auch irrelevant, wie und warum ein solcher Krieg begonnen hatte, er endete ausnahmslos in der totalen Vernichtung der Zivilisation und ihrer Lebensgrundlagen (Armageddon). Die Infrastruktur der Territorien der USA, Europas und der Sowjetunion wurden dabei jedesmal fast vollkommen zerstört, die nördliche Hemisphäre durch den radioaktiven Fallout kontaminiert und größtenteils für Jahrzehnte unbewohnbar gemacht. Die Erkenntnisse die aus Proud Prophet gewonnen werden konnten, wurden über 30 Jahre lang unter Verschluss gehalten. Die Unterlagen darüber wurden erst im Jahr 2012 freigegeben und waren noch dazu größtenteils geschwärzt.[12]

Annie Jacobsen: 72 Minuten bis zur Vernichtung. Atomkrieg. Ein Szenario. Verlag Wilhelm Heyne, München 2024.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Fünf Dienstjahre
  2. Zehn Dienstjahre
  3. Fünfzehn Dienstjahre
  4. Zehn Dienstjahre
  5. Zwanzig Dienstjahre
  6. Fünf Dienstjahre
  7. Zehn Dienstjahre
  8. Fünfzehn Dienstjahre
  9. Zehn Dienstjahre
  10. Zwanzig Dienstjahre
  11. Robert S. Norris, Hans M. Kristensen: Nuclear weapon states, 1945-2006. Bulletin of the Atomic Scientists. Juli/August 2006, S. 66; 23 305.
  12. Annie Jacobsen: 72 Minuten bis zur Vernichtung. Atomkrieg. Ein Szenario. Verlag Wilhelm Heyne, München 2024, S. 206-209.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]