Benutzer:Weeee/Wörterbuch (Roman)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Wörterbuch ist ein 2005 bei Eichborn Berlin erschienener Roman von Jenny Erpenbeck.

Die Familie der Ich-Erzählerin besteht aus drei Personen: dem Vater, der Mutter und der Tochter. Der Vater ist ein hoher Militär, der im Auftrag des argentinischen Diktators agiert, die Mutter sorgt für das Kind. Die Tochter geht auf eine strenge Militärschule. Die Familie beschäftigt eine Amme und eine Aufwartefrau.

Die ganze Geschichte spielt in Argentinien um ca. 1980 während General Videla über das Land herrschte. In dieser Zeit verschwanden immer wieder viele Bürger spurlos. Dieser Aspekt wird auch in der Handlung des Buches erwähnt. Ausserdem ist auch immer wieder die Rede von fallenden Schüssen und dem Tod, für welches die Hauptperson des Buches immer eine harmlose Erklärung zu finden versucht. Die Hauptperson hat in ihrem Leben schon viel schlimmes erlebt und gesehen, und versucht nun, all das zu verdrängen, aber immer, wenn sie irgendein Wort hört oder an einen bestimmten Ort kommt, dann kehren alle diese Erinnerungen zurück. Und irgendwann kann sie sich nicht vor der Vergangenheit verschliessen und muss sich ihrem Leben stellen. Sie versucht zu begreifen was passiert ist und kommt, obwohl sie das eigentlich gar nicht wirklich will, dem dunklen Geheimnis ihrer Vergangenheit auf die Spur. Ihre leiblichen Eltern sind von der militärdiktatorischen Regierung ermordet worden und sie selber verschleppt und zu einer neuen Familie gebracht wurde, wo sie resozialisiert werden sollte. Während ihrer Kindheit erlebt sie, wie ihr Vater Menschen foltert und in ihrer Umgebung Bekannte sterben oder verschwinden. Doch sie beginnt, erst spät zu begreifen, was geschehen ist.

Die namenlose Ich-Erzählerin ist die Adoptiv-Tochter eines hohen Geheimdienstoffiziers. Ihre leiblichen Eltern hat sie als Baby im Folterkeller ihres Adoptivvaters verloren. Darum wurde sie von einer Amme aufgezogen und nicht von der 'neuen' Mutter. Nach und nach erinnert sie sich an die Wörter dieser Zeit, die Spuren in ihrem Gedächtnis hinterließen. Beim Stichwort "Milch" begreift sie, warum ihre Mutter eine Amme engagierte, bei "Hände" entsinnt sie sich der von den Männern ihres Adoptivvaters verstümmelten Tochter dieser Amme, bei "Messer" fallen ihr die Gefangenen ein, die im Folterkeller eingesperrt waren. So knüpft sich an jedes Wort ein Bild oder eine kleine Szene. Obwohl der Vater schlussendlich ins Gefängnis kommt, gewinnt sie so ihre Freiheit nicht zurück.

Der genaue Handlungsort wird nie klar erwähnt. Aufgrund von einigen Textstellen kann man jedoch darauf schliessen, dass es sich um eine Stadt im warmen Süden handelt. Die Häuser sind bunt gestrichen, die Sonne scheint das ganze Jahr über und die Menschen sind braungebrannt. Ausserdem wird ein Obelisk erwähnt, der in der Stadtmitte steht. Weitere Anhaltspunkte, darunter Difunta Correa, die erwähnt wird, erlauben die Annahme, dass es sich um ein südamerikanisches Land, vermutlich Argentinien, handelt.

Der Schreibstil selbst ist ziemlich speziell. Es gibt Sätze, die eine ganze Seite lang sind und dann wieder Sätze, die aus einem einzigen Wort bestehen. Außerdem jagt eine Andeutung die nächste, was das Buch nur schwer verständlich macht.

Im Buch werden immer wieder Lieder erwähnt. Zum Beispiel „Guten Abend, gut’ Nacht“ von Johannes Brahms oder „Weibertreue“ (aus der Oper „Così fan tutte“) von Wolfgang Amadeus Mozart. Ebenfalls werden immer wieder Sprichwörter zitiert.


„Ein politisches und zugleich wundervolles Buch.“ – Focus, auf dem Buchrücken

„Jenny Erpenbeck gelingt ein sprachlicher Balanceakt, in dem sich Grauen und Schönheit aneinanderschmiegen und in dem selbst das Ungesagte eine Wucht sondergleichen erhält.“ – Klappentext

„Jenny Erpenbecks kunstvolle Prosa gehört zu einer seltenen Art von Literatur, die das Gruseln lehrt, ohne es darzustellen. Sie versetzt den Leser in einen Schwebezustand zwischen Traum und Wirklichkeit und lässt keinen Zweifel daran, dass hinter beidem stets der Albtraum lauert." – Neue Zürcher Zeitung vom 12.07.2005

„Der künstlich wirkende, infantile Ton, den Jenny Erpenbeck in ihrem neuen Roman "Wörterbuch" anschlägt, besitzt "etwas Frühvergreistes". Erpenbeck gibt sich nicht damit zufrieden, eine angstbesetzte Kindheitswelt zu rekonstruieren - bis hin zum Spracherwerb, darum der Titel "Wörterbuch" - sondern siedelt die Geschichte darüber hinaus in einem anonymen totalitären Land an, das stark an Argentinien erinnert. Der Ort bleibt verrätselt, das Böse vage.“ – Süddeutsche Zeitung vom 31.5.2005

„Das „Wörterbuch“ von Jenny Erpenbeck ist kein alphabetisches Nachschlagewerk, sondern eine nach der Psycho-Logik eines gespaltenen Bewusstseins strukturierte niederschmetternde Sprachkunde. Ein oberflächlich intaktes Wortregister, tatsächlich aber ein Lexikon der Lüge mit einer nur scheinbar harmlosen Begrifflichkeit. Subkutan, unter einer hauchdünnen Schicht Normalität, lauern Gewalt und Terror.“ – Rheinischer Merkur vom 17.3.2005

  • Jenny Erpenbeck: Wörterbuch, Eichborn, Berlin.

[[Kategorie:Literatur (21. Jahrhundert)|Wörterbuch]] [[Kategorie:Literatur (Deutsch)|Wörterbuch]] [[Kategorie:Roman, Epik|Wörterbuch]] [[Kategorie:Literarisches Werk|Wörterbuch]]