Benutzer:Ziko/IWW/013

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INFOBRIEF WIKI-WELT

von Dr. Ziko van Dijk

Ausgabe 13 (28. Oktober 2009)

Editorial[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liebe Leserin, lieber Leser,

hier ein wieder etwas verspäteter Infobrief. Wahrscheinlich wird es in Zukunft sinnvoll erscheinen, zu einem monatlichen Rhythmus hin zu wechseln. Da die Wikimedia sich konsolidiert hat, gibt es über weniger zu berichten, das aus der Routine herausfällt. Außerdem ist das Versenden per Google Groups wohl nicht der Weisheit letzter Schluss. Wie es mit dem Infobrief weitergeht, soll anlässlich der nächsten Ausgabe geklärt sein.

Ihr Ziko van Dijk

WikiReader, die Wikipedia für die Hosentasche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitte Oktober wurde ein Gerät der Weltöffentlichkeit vorgestellt, das nur eines kann: die Wikipedia zur Verfügung zu stellen. Der Wikireader ist ein kleines, leicht in die Hand passendes viereckiges Gerät mit einem Bildschirm und drei Knöpfen für eine einfache Bedienung. Lesen kann man damit die (englischsprachige) Wikipedia, sonst nichts, und das auch noch ohne Bilder. Die hätten nicht in den Speicher gepasst und wären sowieso auf dem Schwarz-Weiß-Bildschirm schlecht lesbar gewesen. Aber wem ist das 99 Dollar wert?

Openmoko ist eine Firma aus Taiwan, die sich „social design“ auf die Fahnen geschrieben hat: Das Design von Technologie-Produkten solle soziale und ökologische Verantwortlichkeit ausstrahlen. Ihr Wikireader soll das ausstrahlen. Ob aber auch Käufer angezogen werden, dürfte davon abhängen, ob der Wikireader bislang unerfüllte Bedürfnisse bedient.

Der WikiReader ist vom Internet unabhängig, seine Daten erhält er von einer Speicherkarte. Für ein Abo von 29 Dollar im Jahr gibt es vierteljährlich eine neue mit der aktualisierten Wikipedia. Wegen des geringen Stromverbrauchs ist man auch vom Stromnetz und teuren Extra-Akkus unabhängig. Wer eine mehrmonatige Abenteuerexpedition unternimmt und dabei das Tageslicht zum Wikipedia-Lesen verwenden möchte, der kommt locker auf seine Kosten. Für kürzere Ausflüge gibt es allerdings längst Handys und Mini-Laptops (Netbooks), mit der man nicht nur die Wikipedia lesen kann. Ein anständiges Netbook erhält man heutzutage schon für 200-300 Euro.

Die überwältigende Mehrheit der Wikipedia-Leser dürfte sich weiterhin einfach an ihren Internet-PC setzen. Vielleicht ist der WikiReader ein nettes Weihnachtsgeschenk für Internet-Muffel eher fortgeschrittenen Alters. Zwar ist die Bedienung sehr einfach, dennoch ist es fraglich, ob diese Leute eine Enzyklopädie so gern auf einem kleinen Bildschirm lesen.

Openmoko erwähnt vor allem Kinder als Zielgruppe. Doch wer sein Kind noch für zu unreif hält, als dass er es bei Bedarf an einen Internet-PC lässt, der dürfte auch davor zurückschrecken, ihm ein 99 Dollar teures Gerät zum Spielen zu geben. Überhaupt richtet sich die Wikipedia an Erwachsene oder allenfalls Schüler auf dem Weg zur Oberstufe, nicht an Kinder. Das Gros der drei Millionen englischsprachigen Wikipedia-Artikel dürfte auch für kleine Streber inhaltlich schwer zugänglich bleiben.

Links:

Wenn ein Wikipedianer stirbt: „Quelltext betrachten“[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rituale und Gebräuche braucht jede Gemeinschaft. Wie sehen sie aus, wenn die Gemeinschaft ihren Schwerpunkt im Internet hat?

Am Abend des 24. Oktober 2009 legte Benutzer:Baldhur die Seite „Benutzer Diskussion:Bradypus/Erinnern“ an: „Heute haben wir eine sehr traurige Nachricht erhalten: Bradypus ist am 24. Oktober 2009 für alle vollkommen unerwartet an einem Herzinfarkt gestorben.“ Bradypus, oder Joachim Miesbauer aus Wien, Jahrgang 1971, war seit 2005 Wikipedianer und nicht nur vielen Mitstreitern im Fachbereich Biologie bekannt geworden. 2008 gehörte er zu den beiden Zedler-Preisträgern für ausführliche, fachlich versierte und verständliche Artikel.

Nachdem Achim Raschka die Information per Wikipedia:Kurier verbreitet hatte, gingen die Eintragungen auf der Kondolenzseite ein. Baldhur hatte bereits die Benutzer-Seite von Bradypus unbeschränkt geschützt. Das bedeutet, dass diese Seite nicht mehr verändert werden kann, statt „Seite bearbeiten“ erscheint nur noch „Quelltext betrachten“ am oberen Rand. Die Seite bleibt wie sie ist, seitdem Bradypus sie am 4. Oktober zum letzten Mal geändert hatte (noch spät abends am 23. Oktober machte er seine letzte Bearbeitung überhaupt). Bis zum Ende der Wikipedia verkündet die Seite: „Derzeit in Arbeit: Mangusten und Mangustenarten“.

… und immer wieder das deutsche Vorbild[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 24. Oktober hatte die niederländische Wikimedia-Vereinigung eine Mitgliederversammlung. Da das Land nicht sehr groß ist und Utrecht für fast alle innerhalb von zwei Stunden erreichbar ist, kann man sich das dreimal im Jahr leisten.

Wiki loves Art heißt in diesem Jahr das erstrangige Projekt, in dem die Wikimedia mit einem externen Partner zusammengearbeitet hat. Dank der Organisation Kennisland, die die Hauptarbeit übernommen hat, konnten Wikipedianer und andere Fotofreunde Museen besuchen und dort für die Wikipedia fotografieren. Ein weiterer schöner Erfolg ist die Freigabe von alten Wochenschauen (Polygoon-Journaal), von denen einige bereits auf Wikimedia Commons gespeichert sind. Der niederländischsprachige Wikipedia-Artikel „Oostlijn“ über eine Amsterdamer Metrostrecke beinhaltet nun ein entsprechendes Nachrichtenfragment aus dem Jahre 1980.

Von Datenübertragungen wie seinerzeit den zehntausenden Bildern aus dem deutschen Bundesarchiv ist man in den Niederlanden allerdings noch weit entfernt. Vorstandsmitglied Lodewijk Gelauff verwies darauf, dass solche Projekte glücken, wenn die Wikipedianer einen eigenen Beitrag leisten. Im Falle des Tropenmuseums hat die Wikimedia beispielsweise nur Bilder mit geringer Auflösung erhalten, aber wenn man sich dazu bereit erklärt, Bilder digital zu „entstören“, gibt es auch die Version mit höher Auflösung.

Und wie steht es mit einem Wikimedia-Angestellten? Seit einem knappen Jahr geistert die „Bürofrage“ durch den Verband, der gerade mal hundert Mitglieder hat. 2010 und wohl auch 2011 dürfte es damit noch nicht klappen, aber zumindest soll es nun einen Plan für mehrere Jahre geben. Sollte es zu einem vielleicht halbtags arbeitenden Angestellten kommen, und beeilen sich nicht die anderen Landesverbände, dann wäre der niederländische der zweite Landesverband nach dem deutschen mit bezahlter Bürokraft. Dabei sind sich die Niederländer durchaus bewusst, woran der Abstand zu Deutschland liegt: Der östliche Nachbar hat einfach fünfmal so viele Einwohner und Wikipedianer.

Vermischtes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • „Es ist erstaunlich, wie gut sie noch funktioniert“: Arne Klempert, Vorstandsmitglied der Wikimedia Foundation, wurde von der ZEIT über die Wikipedia und die aktuelle Aufmerksamkeit für Löschdiskussionen interviewt. Siehe Zeit.de
  • „Es heißt, ich wäre der erste von 13 Brüdern“: Der Linguist und Schriftsteller Umberto Eco klagt über den Artikel über ihn selbst: „Der unbekannte Co-Autor von Wikipedia hat einfach seine private Fantasie veröffentlicht, ohne dass es ihm je in den Sinn gekommen wäre, diese Meldung mit irgendeiner Quelle zu bestätigen." Siehe: Welt.de
  • „Ich weiß nicht, was 'Wikipedia' ist“: David Shankbone berichtet in seinem Blog von einer Begegnung mit der Schauspielerin Susan Sarandon („Der Klient“, „Dead Man Walking“). Am Rande eines Filmfestivals stellte er sich ihr vor und sagte, dass das oberste Foto auf ihrem Wikipedia-Artikel von ihm sei. „Tut mir leid, aber ich weiß nicht was 'mein Wikipedia-Artikel' ist. Ich weiß nicht, was Wikipedia ist. Aber wie auch immer, es ist nett Sie kennenzulernen.“ Sprach's und verschwand. Siehe Blog Shankbone
  • „... in einem zentralen Restaurant von Karachi namens McDonalds“: Am 18. Oktober 2009 fand das erste pakistanische Wikipedia-Treffen statt. Sechs Leute diskutierten drei Stunden lang über die Wikipedia auf Englisch bzw. Urdu und die Möglichkeit eines pakistanischen Landesverbandes. Siehe: en:Wikipedia:Meetup/Karachi
  • „Natürlich sind wir eine Kopie der Wikipedia, aber wir haben viele Neuerungen und erledigen viel Arbeit hier in China, also ist es eigentlich total anders“: Der amerikanische Nachrichtensender berichtet von den drei größeren Online-Enzyklopädien in China, beispielsweise der Hudong.com. Siehe CNN
  • „Frei! Ich bin freiiiiiiii ;)“: So kommentierte Brion Vibber scherzhaft das Ende seiner Zeit als bezahlter Mitarbeiter der Wikimedia Foundation. Er war 2004 der erste Wikimedia-Angestellte überhaupt, verantwortlich für das technische Aufrechterhalten der Wikipedia.