Benutzerin:Motmel/Wilhelmine

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Hallo, hier möchte ich Reklame machen für Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth (1709-1758), die preussische Prinzessin aus Berlin. Es lohnt sich, sich mit ihr zu beschäftigen! Das feudale Leben einer Fürstin, was ist daran interessant oder wichtig?

Wilhelmines künstlerische Kreationen auf baulichem und dekorativem Gebiet wurden berühmt, (z. B. das "Bayreuther Rokoko"). Dass sie auch Musik komponierte, wäre nichts weiter Ungewöhnliches für die in ihrer Jugend auch musikalisch ausgebildete Königstochter, wenn da nicht ein Haken wäre. Schon in ihrer Zeit taten sich die Musikschriftsteller, wie z.B. Mattheson in senem Lexikon der Tonkünstler von 1740 schwer, Frauen, insbesondere komponierende, in ihre Schriften aufzunehmen. Weil es offensichtlich wenige bis keine gab, d.h. bekannt waren. Berufsmusikerinnen? Komponistinnen? Dass Wilhelmines Lautenkunst und andere „schöne musikalische Eigenschaften“ doch noch im Anhang seines Lexikons explizit gepriesen werden,[1] nimmt deshalb Wunder, denn, wie gesagt, Frauen sind in seinem Lexikon rar, sieht man von den Sängerinnennamen ab (Statistik).

Warum war das so? Es handelt sich um ein besonderes Phänomen aus vielerlei Einzelfakten mit großen Folgen. Eines davon ist dies, dass man damals ihrem Geschlecht generell das Komponieren mit Tönen gar nicht zutraute.[2] Diese "Fremdsprache" wurde von den männlichen Komponisten sorgsam gehütet, wie etwa über lange Zeit das Lateinische der Kirche bis zur Übersetzung der Bibel (?). Heutzutage benutzt man für Wilhelmines Kompositionen den Begriff "dilettantisch",[3] das ist genauso verheerend für eine Komponistin. Das jedoch ist ein anderes Kapitel! Hier aber sind gerade ihre musikalischen Kompositionen von Interesse, auch wenn nur wenige überliefert sind.[4]

Musikalische Kompositionen sind Gebilde im abstrakten Raum, die sich erst bemerkbar machen, wenn man sie hört. Entstanden auf dem Papier, kann man sie (ihren Inhalt) dennoch weder sehen wie ein Bild, noch (wenn man kein Musiker ist) ablesen wie eine Geschichte. Sie müssen aufgeführt werden, das bedarf eines enormen Aufwandes, nämlich nach dem Entstehen auf Papier das Erstellen der Noten (Spielpläne) für jeden der beteiligten Musiker mit den passenden Instrumenten, oder Sänger in der passenden Stimmlage, wenn es sich um eine Ensemblemusik handelt. Die Spieler brauchen Zeit, um das Geschriebene zu üben, zu proben, zu verstehen. Eine Oper gar aufzuführen, braucht darüber hinaus noch eine besondere Bühne, einen ganzen Apparat Theaterkünstler und zum Schluss ein Publikum, das die Gelegenheit der Aufführung wahrnimmt.

Für ein Ensemble aus kundigen Musikern sorgte Wilhelmine selbst, als sie 1737 die Leitung der Hofmusik übernahm.[5] Auch für Theaterbühnen hat sie offenbar schon ab 1737 gesorgt in dem Jahr, als sie Knobelsdorff nach seiner Italienreise in Bayreuth empfing, den späteren Theaterarchitekten ihres Bruders Friedrich − des (später) "Großen".[6] Insbesondere zeugt von ihrer Baulust das berühmte "Markgraefliche Opernhaus" in Bayreuth, das im Jahr 2012 als "Weltkulturerbe" anerkannt wurde.

Wilhelmine leitete und schrieb Musik für ihre Musiker, für ihr "orguestre". Viele ihrer Kompositionen sind heute verschollen, nach und nach sickert es durch, was alles auf der "Verschollen"-Liste steht.[7] Heute kristallisiert sich heraus, dass einige ihre Kompositionen in der Zeit ihrer Entstehung sogar assoziiert waren mit persönlichen Erlebnissen, die sich im unsichtbaren Medium ihrer Musik mitteilen. Sie sind zwar nicht essentiell, auch ohne sie wäre ihre Musik vollkommen gelungen. Doch: Musik war ein Pendant zu ihren berühmten Memoiren. Eigentlich ist auch das nichts Besonderes, findet man doch bei allen Komponisten persönliche Kommentare und "Querverweise" zur persönlichen Umwelt. So zum Beispiel ungarische Floskeln im Werk Joseph Haydns, seit er am Esterhazy-Hof engagiert war. Etwas Besonderes jedoch sind die bei Wilhelmine absichtlich geplanten Verschlüsselungen und Konstruktionen, die im Geheimen auf etwas hindeuten sollen, was - geheim ist.

Wer die Bayreuther Eremitage besucht, kann dort Details (Bilder, Stuckornamente) entdecken, die persönliche Gegenstände Wilhelmines abbilden, womit sie schon damals sichtbare Erinnerungszeichen setzte; das sind nicht nur einfache Alltagsgegenstände, die mit Erinnerungen verbinden, sondern kapriziös inszenierte Details wie ihr Bologneser Hündchen Folichon ("der Närrische"), das innerhalb eines Deckengemäldes von Stefano Torelli - einer Darstellung nach Plutarch aus der antiken Geschichte - unvermittelt auf einer (gemalten) Treppe mitten im Bild sitzt. Der Inhalt des Gemäldes, der "Auszug der Cheilonis", hat also unmittelbar Bezug zu Wilhelmine selbst und das soll wohl so dem Betrachter nahe gebracht werden. Ein weiteres sprechendes Detail befindet sich im Deckenstuck ihres Musikzimmers: es könnte auf ihre und ihres Bruders Friedrich erlittene Musizierverbote in ihrer Jugend durch ihren Vater Friedrich Wilhelm I. anspielen: Ein an Füssen mittels Leine gefesselter Vogel schwingt sich vergeblich auf zum musizierenden Orpheus, dem an der Decke, auf einer Stuck-Wolke sitzend, die anderen Tiere zuhören. Die Erlebnisse und Traumata ihrer Jugend hat Wilhelmine so auch in ihrer Musik festgehalten. Insbesondere in ihrer Oper Argenore. Das Wesentliche von Wilhelmine Geplante speziell in dieser Oper findet sich, parallel zur Opernhandlung, in einer zweiten Bedeutungsschicht, die nur für Eingeweihte zu lesen ist. Das Sozulesende folgt nicht unbedingt einem logischen Faden wie die Opernhandlung selbst, sondern fällt durch persönliche Assoziationen auf: ergreifende musikalische Momente, die aber für die (von Wilhelmine angelegte) Opernhandlung nicht essentiell sind. Insgesamt schälen sich Momente ihres Lebens heraus, die sie mittels musikalischer Konstruktionen darstellt, sei es durch wiederkehrende Melodien (Leitmotive, erst bei Richard Wagner aktuell!), Tonartencharakteristik (die gabs im Barock), Taktunregelmäßigkeiten oder auch Textabweichungen. Letztere, die Textabweichungen waren im gedruckten Libretto (genannt "Büchel") fürs Publikum nicht zu erkennen, da sie nur in der Partitur notiert waren, sie blieben also verborgen. USW--68.56.120.163 18:21, 5. Mär. 2012 (CET)

Die optischen Verschlüsselungen: Die Eremitage in Bayreuth, Amtlicher Fuehrer 2011 der Bayerischen Schloesserverwaltung, Seite 72-76 und 82.

Irene Hegen: Musikalische Verschlüsselungen. Autobiographische Spuren in den musikalischen Werken von Wilhelmine von Bayreuth. In: Wilhelmine von Bayreuth heute. Das kulturelle Erbe der Markgräfin. Archiv für Geschichte von Oberfranken, Sonderband 2009, hg. von Günter Berger, Seite 187-206.

  1. Walther Lexikon 1732, Anhang
  2. Casulana
  3. Henze-Döhring, Müller-Lindenberg
  4. Aufzählung
  5. Brief
  6. Brief
  7. Aufzählen