Blaue Orientjungfer

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Blaue Orientjungfer

Blaue Orientjungfer (Epallage fatime)

Systematik
Ordnung: Libellen (Odonata)
Unterordnung: Kleinlibellen (Zygoptera)
Überfamilie: Calopterygoidea
Familie: Euphaeidae
Gattung: Orientjungfern (Epallage)
Art: Blaue Orientjungfer
Wissenschaftlicher Name
Epallage fatime
(Charpentier, 1840)

Die Blaue Orientjungfer (Epallage fatime) ist eine Kleinlibelle aus der überwiegend in den Tropen verbreiteten Familie Euphaeidae und deren einziger europäischer Vertreter.

Die ausschließlich in Fließgewässern verbreitete Art erreicht Europa im Südosten. Ihre europäische Verbreitung umfasst die griechische Ägäisküste einschließlich der Insel Rhodos, den Osten von Bulgarien und die rumänische Schwarzmeerküste. Ein in Ungarn (Nationalpark Kiskunság) gemeldetes Vorkommen[1] weitab des übrigen Verbreitungsgebiets bedarf der Bestätigung.

Außerhalb Europas ist die Art in der gesamten Türkei (soweit Fließgewässer vorkommen) weit verbreitet und durchaus häufig[2], sie kommt darüber hinaus im Nahen und Mittleren Osten, im Iran, dem Kaukasus, in Pakistan und NW-Indien vor.

Etwa 50 mm lang. Weibchen sind schwarz bis schwarzbraun gefärbt, Männchen bronze bis düster olivgrün, mit gelber Zeichnung. Der Thorax weist seitlich fünf gelbe Striche und eine gelbe Dorsallinie auf. Auch das Abdomen besitzt eine feine gelbe Dorsallinie und an den vorderen Segmenten seitliche gelbe Striche. Der Kopf ist ausgedehnt gelb gezeichnet. Beim Männchen ist die gesamte Zeichnung verdeckt durch einen wachsstaubartigen, abwischbaren Überzug, durch den das ganze Tier (ungezeichnet) stumpf hellblau aussieht. Auffallend ist eine scharf abgesetzte halbmondförmige dunkle Zeichnung, die die Spitze der Flügel einnimmt, diese Zeichnung ist individuell und zum Teil auch lokal unterschiedlich weit ausgedehnt und kann selten auch fehlen, meist reicht sie vom Pterostigma bis zur Flügelspitze. Ansonsten sind die Flügel glasklar, die Basis ist schwach gelblich getönt. Die Tiere wirken für Kleinlibellen ungewöhnlich robust und könnten auf den ersten Blick mit Großlibellen verwechselt werden. In Ruhe klappen die Männchen ihre Flügel meist nicht ganz nach oben, sondern lassen sie in charakteristischer Weise etwas geöffnet.

Die Larven erreichen etwa 20 Millimeter Körperlänge, sie sind für Kleinlibellenlarven relativ kurz und gedrungen wirkend. Die kräftigen Klammerbeine besitzen abgeflachte Schenkel (Femora). Ihre Färbung reicht von strohgelb bis dunkelbraun und ist wenig charakteristisch. Sehr auffallend sind die an der Basis ballonartig aufgetriebenen äußeren Kiemenblättchen. Charakteristisch für alle Arten der Familie Euphaeidae ist, dass, neben den normalen analen Kiemenblättchen, seitlich am Hinterleib zusätzlich kleine, schlauchförmige Kiemen sitzen. Bei der Art sitzen sieben blättchenförmige Kiemenpaare seitlich auf der Unterseite der Hinterleibssegmente zwei bis acht, sie sind bei Ansicht von oben nicht sichtbar. Die Fangmaske der Larve ist breit und ungeteilt, in der Mitte nicht eingeschnürt, sie verschmälert sich nach hinten hin gleichmäßig.[3]

Zumindest die europäischen Populationen scheinen zwei Jahre für die Entwicklung bis zur Imago zu benötigen (semivoltin). Die Flugzeit der Imagines reicht von April bis Juli.

Die Art besiedelt ausschließlich Fließgewässer. Die meisten Meldungen betreffen kleine Bäche mit hohem Gefälle und steinigem Grund, diese können im Sommer gelegentlich austrocknen. Daneben wird die Art regelmäßig auch aus Flüssen angegeben. Funde an moderat organisch verschmutzten Fließgewässern liegen zwar vor, die Resistenz der Art gegenüber Verschmutzung ist aber im Grunde unbekannt. Nach dem Schlupf verbleiben die Männchen die meiste Zeit am Gewässerufer, wo sie ähnlich den Prachtlibellen kurze Uferstücke als Territorium gegen andere Männchen verteidigen. Die dunklen Flügelmale könnten hier als Signal dienen.

In ihrem Hauptverbreitungsgebiet ist die Art häufig und nicht unmittelbar bedroht, wenn auch sicherlich durch die Degradierung vieler Fließgewässer in ihrem insgesamt recht ariden Areal lokal zurückgehend. Im Mittelmeergebiet insgesamt gilt sie als nicht gefährdet[4]. Die kleinen, vorposten-artigen europäischen Populationen am Rande des Verbreitungsgebiets sind durch Habitatzerstörungen latent bedroht. Sie gilt daher als potentiell gefährdet („near threatened“), mit abnehmender Tendenz.[5]

  • R. R. Askew (1988): The dragonflies of Europe. Harley Books, Colchester, England. ISBN 0-946589-10-0.

Einzelnachweise

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  1. H.Steinmann (1986): The odonate fauna of the Kiskunsag National Park. Fauna Kiskunsag national Park 1: 85–91.
  2. V. J. Kalkman & G. J. van Pelt (2006): The distribution and flight period of the dragonflies of Turkey. Brachytron 10(1): 83–153.
  3. Christophe Brochard (Hrsg.): Les Larves de Libellules de Paul-André Robert. KNNV Publishing, Zeist. ISBN 978 90 5011 6831. 320 Seiten, Epallage fatime auf Seite 54–55.
  4. Elisa Riservato, Jean-Pierre Boudot, Sonia Ferreira, Miloš Jović, Vincent J.Kalkman, Wolfgang Schneider, Boudjéma Samraoui, Annabelle Cuttelod: The status and distribution of dragonflies of the mediterranean basin. IUCN Red List. Gland, Switzerland and Malaga, Spain. Hrsg.: IUCN. vii + 33 pp. ISBN 978-2-8317-1161-4.
  5. Vincent J. Kalkman, Jean-Pierre Boudot, Rafał Bernard, Klaus-Jürgen Conze, Geert De Knijf, Elena Dyatlova, Sónia Ferreira, Miloš Jović, Jürgen Ott, Elisa Riservato and Göran Sahlén (2010): European Red List of Dragonflies. Luxembourg: Publications Office of the European Union. ISBN 978-92-79-14153-9 doi:10.2779/84650
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