Blechburg
Die Blechburg ist ein heute ruinöser, ehemaliger Aussichtsturm mit Aussichtsbastion am nördlichen Ende des Jägerbergs auf Wahnsdorfer Flur in der Stadt Radebeul in Sachsen. Die Ruine steht inmitten eines in den letzten Jahrzehnten aufgelaufenen Waldes auf der Hangkante auf etwa 235 m ü. NHN oberhalb der Villa Jägerberg im Augustusweg 110, zum Stadtteil Oberlößnitz gehörend. Die Villa am Fuß des Steilhangs steht bei 170 m (über Grund knapp 200 m entfernt), und die Straße liegt auf Höhe von 158 m ü. NHN.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der seinerzeitige Besitzer des Jägerbergs, der Weinbergsbesitzer und Weinhändler August Traugott Hantzsch, ließ 1844 auf der Höhe seines Weinbergsanwesens, etwa gleichauf mit dem Spitzhaus,[1] durch seinen Dresdner Architekten Woldemar Hermann einen Aussichtsturm „im gotischen Style“ mit Unterstellmöglichkeit errichten. Anlass soll ein Regenschauer gewesen sein, der das Weinhändlerehepaar auf der Höhe überraschte.[1]
Der „30 Ellen hohe“[2] (entsprechend 17 Metern) Aussichtsturm (Erkerturm) wurde auf einem achteckigen Grundriss aus Granitblöcken errichtet. Er verjüngte sich nach oben und war obenauf mit einem Zinnenkranz versehen. Im Erdgeschoss waren, direkt zugänglich, Vorrats- und Geräteraum. Der Hauptraum darüber mit fünf spitzbogigen Sandsteinfenstern und einem hölzernen Gewölbe war nur über eine Außentreppe erreichbar. Die obenauf gelegene Aussichtsplattform wurde über den angebauten schlanken Treppenturm mit Spitzhaube bestiegen. Davor befand sich direkt an der Hangkante eine Aussichtsbastion. Von dort oben hatte man, jedenfalls einem Ölgemälde von 1844 zufolge,[3] einen Blick bis nach Dresden zur Frauenkirche. Heute ist die Aussicht zugewaldet.
Der Oberlößnitzer Naturheilkundler Friedrich Eduard Bilz erwarb den Aussichtsturm 1895 im Zusammenhang mit dem Erwerb von Haus Jägerberg, das er 1899 zu seinem Kurhaus IV machte. Die Blechburg wurde zu einem der Zielpunkte der vielen Wege, die Bilz für die Patienten und Besucher seines Bilz-Sanatoriums anlegte.
1944 wurde der Turm von Hitlerjungen angezündet und brannte ab.[1] Heute steht nur noch die Ruine des denkmalgeschützten,[4] achteckigen Erkerturms, bestehend aus den Außenwänden. Auch die erste Stufe der Außentreppe ist noch erkennbar.
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Blick auf den abgebrochenen Treppenturm: Unten der Zugang zum Kellerraum
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Reste des einstigen Zierkranzes
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Brunnenbecken bei der Blechburg
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Zinnen der umgebenden Bastion, in den 2000er Jahren ohne Aussicht
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Blick von der Aussichtsbastion auf die nach unten führende, von vermodertem Laub bedeckte Treppe zur Villa
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Frank Andert (Red.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. Hrsg.: Stadtarchiv Radebeul. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9.
- Volker Helas (Bearb.): Stadt Radebeul. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Große Kreisstadt Radebeul (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen). Sax-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3.
- Dietrich Lohse: Ein namenloser Turm in Radebeul Ost – gibt’s so was? In: Radebeuler Monatshefte e.V. (Hrsg.): Vorschau & Rückblick; Monatsheft für Radebeul und Umgebung. Januar 2014 (vorschau-rueckblick.de).
- Gert Morzinek: Historische Streifzüge mit Gert Morzinek. Die gesammelten Werke aus 5 Jahren „StadtSpiegel“. premium Verlag, Großenhain 2007.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das Bilzsanatorium in der Oberlößnitz ( vom 14. Januar 2005 im Internet Archive)
- Hantschs Weinberg in der Oberlößnitz. Foto des Gemäldes bei der Deutschen Fotothek
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Das Bilzsanatorium in der Oberlößnitz ( vom 14. Januar 2005 im Internet Archive)
- ↑ Frank Andert (Red.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. Hrsg.: Stadtarchiv Radebeul. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9, S. 92.
- ↑ Volker Helas (Bearb.): Stadt Radebeul. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Große Kreisstadt Radebeul (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen). Sax-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3, S. 69.
- ↑ Eintrag in der Denkmaldatenbank des Landes Sachsen zur Denkmal-ID 09304990 (PDF, inklusive Kartenausschnitt) – Haus Jägerberg (Sachgesamtheit): Einzeldenkmale der Sachgesamtheit Haus Jägerberg, mit den Einzeldenkmalen: Villa (mit seitlichem Wintergarten), Wirtschaftsgebäude (über winkelförmigem Grundriss, unter anderem mit Stall, Remise und Torhaus), Scheune (heute Wohnhaus), Eiskeller, Gartenplastik am Keller sowie Einfriedung mit zwei Toranlagen an Augustusweg und Graue-Presse-Weg. Abgerufen am 4. April 2021.
Koordinaten: 51° 6′ 45,2″ N, 13° 41′ 12,5″ O