„Bleiazid“ – Versionsunterschied

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Bleiazid entsteht durch doppelte Umsetzung von wasserlöslichen [[Bleisalze|Bleisalzen]] mit Salzen der [[Stickstoffwasserstoffsäure]]. Je nach Verwendungszweck werden durch Variation der Verfahrensbedingungen, zum Beispiel der Temperatur, der [[Stoffkonzentration|Konzentration]] der Lösungen und der Art des Bleisalzes, Produkte von [[kolloid]]aler Struktur bis zu regelmäßig ausgebildeten [[kristall|Kristallen]] hergestellt. Die Steuerung der Kristalltracht wird noch durch Zusätze unterstützt, die das Kristallwachstum in bestimmter Richtung beeinflussen, beispielsweise [[Dextrin]] oder [[Polyvinylalkohol]]. Man ist bestrebt, diejenige Bleiazid-Form herzustellen, die ihren Zweck unter möglichster Herabsetzung der Gefahren erfüllt, die mit der Verwendung eines derart sensiblen [[sprengstoff|Sprengstoffes]] verbunden sind. Das Gefahrenpotential zeigt sich darin, dass das Azid in heißem Wasser löslich ist und beim langsamen Abkühlen lange durchsichtige Kristalle bildet, die schon bei Zerbrechen unter Wasser detonieren. Aus dem gleichen Grunde wird in der Praxis kein reines Bleiazid verwendet, sondern man stellt Produkte her, die als „Verdünnungsmittel“ basische oder sonstige schwerlösliche Bleisalze enthalten. Das am meisten verwendete technische Bleiazid enthält 87 Prozent Bleiazid, circa 5&nbsp;Prozent [[Dextrin]] und etwa 8&nbsp;Prozent [[Bleihydroxid]].<br />
Bleiazid entsteht durch doppelte Umsetzung von wasserlöslichen [[Bleisalze|Bleisalzen]] mit Salzen der [[Stickstoffwasserstoffsäure]]. Je nach Verwendungszweck werden durch Variation der Verfahrensbedingungen, zum Beispiel der Temperatur, der [[Stoffkonzentration|Konzentration]] der Lösungen und der Art des Bleisalzes, Produkte von [[kolloid]]aler Struktur bis zu regelmäßig ausgebildeten [[kristall|Kristallen]] hergestellt. Die Steuerung der Kristalltracht wird noch durch Zusätze unterstützt, die das Kristallwachstum in bestimmter Richtung beeinflussen, beispielsweise [[Dextrin]] oder [[Polyvinylalkohol]]. Man ist bestrebt, diejenige Bleiazid-Form herzustellen, die ihren Zweck unter möglichster Herabsetzung der Gefahren erfüllt, die mit der Verwendung eines derart sensiblen [[sprengstoff|Sprengstoffes]] verbunden sind. Das Gefahrenpotential zeigt sich darin, dass das Azid in heißem Wasser löslich ist und beim langsamen Abkühlen lange durchsichtige Kristalle bildet, die schon bei Zerbrechen unter Wasser detonieren. Aus dem gleichen Grunde wird in der Praxis kein reines Bleiazid verwendet, sondern man stellt Produkte her, die als „Verdünnungsmittel“ basische oder sonstige schwerlösliche Bleisalze enthalten. Das am meisten verwendete technische Bleiazid enthält 87 Prozent Bleiazid, circa 5&nbsp;Prozent [[Dextrin]] und etwa 8&nbsp;Prozent [[Bleihydroxid]].<br />
Wegen der Giftigkeit des bei der Detonation entstandenen Metallstaubes (Blei) sollte bei Vorlesungsversuchen besser [[Silberazid]] gezeigt werden. Ein weiterer Vorteil von Silberazid ist, dass es immer in feinsten Kristallen entstehen lässt, da es auch in heißem Wasser schlecht löslich ist, was die Gefahr bei der Handhabung deutlich reduziert.
Wegen der Giftigkeit des bei der Detonation entstandenen Metallstaubes (Blei) sollte bei Vorlesungsversuchen besser [[Silberazid]] gezeigt werden. Ein weiterer Vorteil von Silberazid ist, dass es immer in feinsten Kristallen entstehet, da es auch in heißem Wasser schlecht löslich ist, was die Gefahr bei der Handhabung deutlich reduziert.


== Quellen ==
== Quellen ==

Version vom 26. Januar 2010, 13:05 Uhr

Strukturformel
Bleiion Azidion
Allgemeines
Name Bleiazid
Andere Namen

Bleidiazid

Summenformel Pb(N3)2
Kurzbeschreibung

farblose, nadelförmige Kristalle[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 13424-46-9
Wikidata Q111213
Eigenschaften
Molare Masse 291,23 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

4,71 g·cm−3[2]

Schmelzpunkt

Zersetzung ab 250 °C[2]

Löslichkeit

schlecht in Wasser (230 mg·l−1)[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung{{{GHS-Piktogramme}}}

H- und P-Sätze H: {{{H}}}
EUH: {{{EUH}}}
P: {{{P}}}
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Bleiazid ist das Bleisalz der Stickstoffwasserstoffsäure. Es ist explosionsgefährlich und wird als Initialsprengstoff verwendet.

Verwendung

Bleiazid ist seit seiner ersten Verwendung als Initialsprengstoff (Wöhler-Martin) zu dem wichtigsten Initialsprengstoff geworden, der das früher übliche Knallquecksilber fast völlig verdrängt hat. Trotz geringeren Energieinhaltes und kleinerer Dichte hat es größere Initialkraft, ist weniger schlagempfindlich als Knallquecksilber und hat außerdem eine bedeutend größere Stabilität bei höheren Temperaturen und gegen Feuchtigkeit. Die Einführung von Aluminium zur Sprengkapselherstellung und damit eine bedeutende Verbilligung war nur durch Verwendung von Bleiazid möglich, da Quecksilberfulminat mit Aluminium ein Amalgam bildet.

Stoffdaten

Herstellung

Bleiazid entsteht durch doppelte Umsetzung von wasserlöslichen Bleisalzen mit Salzen der Stickstoffwasserstoffsäure. Je nach Verwendungszweck werden durch Variation der Verfahrensbedingungen, zum Beispiel der Temperatur, der Konzentration der Lösungen und der Art des Bleisalzes, Produkte von kolloidaler Struktur bis zu regelmäßig ausgebildeten Kristallen hergestellt. Die Steuerung der Kristalltracht wird noch durch Zusätze unterstützt, die das Kristallwachstum in bestimmter Richtung beeinflussen, beispielsweise Dextrin oder Polyvinylalkohol. Man ist bestrebt, diejenige Bleiazid-Form herzustellen, die ihren Zweck unter möglichster Herabsetzung der Gefahren erfüllt, die mit der Verwendung eines derart sensiblen Sprengstoffes verbunden sind. Das Gefahrenpotential zeigt sich darin, dass das Azid in heißem Wasser löslich ist und beim langsamen Abkühlen lange durchsichtige Kristalle bildet, die schon bei Zerbrechen unter Wasser detonieren. Aus dem gleichen Grunde wird in der Praxis kein reines Bleiazid verwendet, sondern man stellt Produkte her, die als „Verdünnungsmittel“ basische oder sonstige schwerlösliche Bleisalze enthalten. Das am meisten verwendete technische Bleiazid enthält 87 Prozent Bleiazid, circa 5 Prozent Dextrin und etwa 8 Prozent Bleihydroxid.
Wegen der Giftigkeit des bei der Detonation entstandenen Metallstaubes (Blei) sollte bei Vorlesungsversuchen besser Silberazid gezeigt werden. Ein weiterer Vorteil von Silberazid ist, dass es immer in feinsten Kristallen entstehet, da es auch in heißem Wasser schlecht löslich ist, was die Gefahr bei der Handhabung deutlich reduziert.

Quellen

  1. Carl-Otto Leiber, Helmut Sitzmann, in: Roempp Online - Version 3.5, 2009, Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
  2. a b c Eintrag zu Bleiazid in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA (JavaScript erforderlich)

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