Blutfahne (NSDAP)

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Der bereits anderweitig gebrauchte Begriff Blutfahne wurde als offizielle Bezeichnung für jenes Exemplar einer Hakenkreuzflagge gewählt, das beim versuchten Hitler-Putsch gegen die Reichsregierung, dem von den Nationalsozialisten so genannten Marsch auf die Feldherrnhalle in München am 9. November 1923, von den Anhängern Hitlers mitgeführt wurde. Sie wurde zum Kultgegenstand der NSDAP gemacht.

Entstehung

Bei einem Propagandamarsch durch die Münchener Innenstadt, angeführt von Hitler und Ludendorff, kam es in der Residenzstraße vor der Feldherrnhalle zu einem Schusswechsel mit der bayrischen Polizei, bei dem 16 Nationalsozialisten, vier Polizisten und ein unbeteiligter Passant starben. Angeblich tränkte das Blut der dabei erschossenen SA-Männer Andreas Bauriedl, Anton Hechenberger und Lorenz Ritter von Stransky-Griffenfeld eine Hakenkreuzfahne, die von Heinrich Wilhelm Trambauer getragen wurde. Dieser flüchtete nach dem Gefecht in das Haus eines Bekannten. Trambauer versteckte die Fahne bis zu Hitlers Haftentlassung 1924, danach übergab er sie Hitler. Die Fahne erhielt eine neue Stange und Spitze, sowie eine Plakette, auf der die Namen der getöteten SA-Männer eingraviert waren.

Am 4. Juli 1926 wurde die Blutfahne von Hitler dem SS-Reichsführer Joseph Berchtold überreicht und diesem zur Verwahrung anvertraut. Dieser musste sich und seine Organisation, die SS organisatorisch der Obersten SA-Führung unterstellen.

Nutzung als Reliqiue

Hitler während des Reichsparteitages in Nürnberg 1935. Der Führer nimmt vorbeimarschierende SA-Einheiten ab. Im Auto hinter Hitler: die Blutfahne und ihr Träger, der SS-Mann Jakob Grimminger.

Mit der Blutfahne wurden in Anlehnung an mittelalterliche Traditionen ab 1926 auf allen Parteitagen durch Berührung alle Parteifahnen und SS-Standarten „geweiht“. Zwischen den Parteitagen wurde sie bis 1931 im „Ehrensaal der SA“ in der Geschäftsstelle der NSDAP in München aufbewahrt, danach in der „Fahnenhalle“ des Braunen Hauses. Bei sämtlichen Zeremonien und Paraden wurde die Blutfahne grundsätzlich von Jakob Grimminger, der Teilnehmer am Münchner Putsch vom 9. November 1923 war und zuletzt mit dem Dienstgrad eines „SS-Standartenführers“ zum offiziellen Träger der Blutfahne ernannt wurde, oder Heinrich Wilhelm Trambauer (gest. 1942) getragen.
Die Blutfahne wurde nicht, wie oft behauptet, zum letzten Mal in der Öffentlichkeit bei der Beisetzung von Adolf Wagner, dem Gauleiter von München-Oberbayern im April 1944 gesehen. Das letzte Mal in der Öffentlichkeit wurde die Fahne bei der Einberufungszeremonie des Volkssturmes am 18. Oktober 1944 eingesetzt. Die Zeremonie wurde von Heinrich Himmler durchgeführt, anwesend waren unter anderem Keitel, Guderian, Lammers und Bormann. Anschließend wurde die Fahne sehr wahrscheinlich in das Hauptquartier der NSDAP, dem Braunen Haus, in München verbracht und befindet sich heute vermutlich in der Hand eines privaten Sammlers in Norddeutschland, oder ist bei einem Bombenangriff der Alliierten zerstört worden.

Literatur

  • Davis, McGregor: Flags of the Third Reich: Party & Police Units, Osprey, London, 1994