Chagrin (Mikroskopie)

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Als Chagrin (englisch shagreen[1]) bezeichnet man in der Geologie einen optischen Effekt bei der Mikroskopie von Gesteinen im Dünnschliff. Das Chagrin ermöglicht eine erste, grobe Abschätzung des Brechungsindex.

Der Name „Chagrin“ stammt aus dem Französischen und wird dort für genarbtes Leder verwendet,[2] das dem hier besprochenen Chagrin von der Textur her ähnelt.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Chagrin wird die runzelige, genarbte und rau erscheinende Struktur im Inneren eines Minerals bezeichnet.[3] Minerale, deren Brechungsindex sich vom Einbettungsmedium stärker unterscheidet, zeigen ein stärkeres Chagrin. Ebenso wie beim Relief kann in positives und negatives Chagrin unterschieden werden. Negatives Chagrin zeigt sich bei Mineralen mit einem Brechungsindex unter dem des Einbettungsmediums, es scheint sich räumlich vom Beobachter weg auszubuchten. Umgekehrt bildet sich positives Chagrin bei Mineralen mit einem Brechungsindex über dem des Einbettungsmediums, es scheint sich räumlich zum Beobachter hin auszubuchten.

Insbesondere ist das Chagrin als optische Eigenschaft bei optisch anisotropen Mineralen auch richtungsabhängig (siehe Beispiel mit Kalzit unten).

Das Chagrin ist auch von den Einstellungen des Mikroskops abhängig: So erhöht das Schließen der Leuchtfeldblende das Chagrin, wohingegen das Einklappen der Kondensor-Frontlinse das Chagrin verringert.[4] Daher sollte bei dem Vergleich des Chagrins verschiedener Minerale die Beleuchtungseinstellungen unverändert bleiben.

Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Chagrin entsteht durch die Unebenheiten auf der Oberfläche des Schliffs. Wird dieser in das Einbettungsmedium gegeben, so kleidet dies die Unebenheiten aus. Durch die unterschiedlichen Brechungsindizes des Einbettungsmediums kommt es dann zu optischen Effekten (Lichtbeugung, Lichtbrechung, Totalreflexion), welche umso stärker ausfallen, je größer die Differenz der Brechungsindizes ist. Dadurch entsteht an diesen Strukturen im mikroskopischen Bild ein wahrnehmbarer Helligkeitsunterschied.[5]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Volker Schweizer: Wörterbuch der Geologie. Deutsch–Englisch, English–German. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2012, ISBN 978-3-8274-1825-8, S. 51, doi:10.1007/978-3-8274-2262-0.
  2. Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 9. Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-34659-0, S. 21, doi:10.1007/978-3-642-34660-6.
  3. Hans Pichler, Cornelia Schmitt-Riegraf: Gesteinsbildende Minerale im Dünnschliff. Enke, Stuttgart 1987, ISBN 3-432-95521-9, S. 8–9.
  4. Gregor Markl: Minerale und Gesteine. Mineralogie – Petrologie – Geochemie. 3. Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2015, ISBN 978-3-662-44627-0, S. 180–183, doi:10.1007/978-3-662-44628-7.
  5. G. Müller, M. Raith: Methoden der Dünnschliffmikroskopie. In: Clausthaler Tektonische Hefte. 2. Auflage. Nr. 14. Ellen Pilger, Clausthal-Zellerfeld 1976, S. 51–53.