Chiptune

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Ein 6581er und ein 8580er SID-Chip des Commodore C64

Chiptunes bilden ein Genre innerhalb der computererstellten Musik, das sich durch einen charakteristischen Sound auszeichnet. Sein Ursprung liegt in der Heimcomputer- und Videospiele-Ära. Die ursprünglichen Chiptunes zeichnet aus, dass die Klänge durch Soundchips von – für heutige Verhältnisse recht einfachen – Synthesizern erzeugt und ausgegeben werden, welche die jeweiligen Töne in Echtzeit erzeugen. Legendär ist der SID-Chip des Commodore C64. Der Begriff Chiptune wurde in der Amiga–Szene bekannt, wo man mit Hilfe von Trackern Musik mit Soundsamples von einzelnen Instrumenten erzeugt. Kompositionen, die versuchten den Stil und Klang von Soundchips beizubehalten, wurden als Chiptune bezeichnet, um sie von den klassischen Mod-Dateien zu unterscheiden. Hierzu wurden sehr kurze Samples bzw. definierte Noten-Loops benutzt.

Chiptunes haben den Vorteil, dass die erzeugten Dateien sehr klein bleiben und finden deshalb Verwendung in Demos und Intros aus der Demoszene sowie Cracktros von Releasegroups aus der Warez-Szene, bei denen es darauf ankommt, möglichst wenig Speicherplatz zu benutzen.

Chiptuner

Echte Chiptunes stehen heute noch in einer Nische außerhalb von Techno, Elektropop, Industrial u. a., erinnern aber oft an diese Genres. Auch gegenüber Klingeltönen grenzt sich die Szene ab und möchte nicht damit in Verbindung gebracht werden. Der Anspruch, die Musik mit modernen Trackern aus Sprachsamples und Effekten zu gestalten, geht weit darüber hinaus.

Einige Chiptuner sehen im Techno bzw. in der Techno-Welle der 1990er nur einen Ableger ihrer Arbeit, eine Inflationierung ihres früheren Werks und die Degenerierung der ursprünglichen Chiptunes für den Massengeschmack, obgleich sich einige auch erfolgreich dort wiedergefunden haben.

Chiptune-Design

Charakteristisch für Chiptunes ist das seltene Vorkommen von tatsächlich mehrstimmigen Akkorden im klassischen Sinn. Bei Chiptunes werden Akkorde normalerweise über Arpeggios gebildet, um Spuren einzusparen. Diese Einschränkung basiert darauf, dass die ersten Soundchips selten mehr als drei Tonkanäle parallel abspielen konnten – das Spielen eines Akkords hätte häufig alle verfügbaren Kanäle belegt. Aufgrund dieser „Stimmenknappheit“ besitzen viele Tunes einen sehr komplexen Aufbau. Um mehr als nur drei Instrumente erklingen zu lassen, werden die Lücken in einer Melodie, beispielsweise der des Basses, genutzt, um dort ein anderes Instrument oder eine Begleitstimme erklingen zu lassen. Somit befinden sich auf einem Kanal zwei oder mehr Melodien oder Stimmen. Diese Technik bietet sich dafür an, Rhythmen mit vielen vorgezogenen Elementen zu verwenden. Im Bereich der SID-Tunes hat sich so ein sehr funkiger Stil entwickelt.

Eine weitere Technik, um mehr Stimmen einzubauen, findet sich oft auf dem Kanal, wo Bass und die Drums zu hören sind. Vor die einzelnen Basstöne wird für den Bruchteil einer Sekunde ein Rauschen gesetzt. Dies erzeugt den Eindruck einer Art Hi-Hat eines Schlagzeugs. Beispiele für diesen Stil sind in der High Voltage SID Collection (HVSC[1]) unter den Komponisten Mitch & Dane zu finden.

Ein verwandtes Genre ist der Bitpop.

Gegenwart

Durch die Aufhebung der Kanalbegrenzung moderner Tracker gibt es für technisch versierte Komponisten heute weitgehend keine Einschränkungen mehr.

Durch einen beliebigen Mix an selbst definierten Noten und Instrumenten – im Gegensatz noch zum MIDI-Format – und der Möglichkeit, auch einfache Samples bis hin zu menschlichen Stimmen aufzuwerten (phonetische Kenntnisse vorausgesetzt, siehe auch Vocaloid), lässt sich theoretisch jedes komponierte vielstimmige Musikstück als Mod verwirklichen.

Arbeiten an einem MP3-to-Mod-Konverter scheitern jedoch meist daran, dass der Computer die bereits gespielten Instrumente und Samples nicht klar voneinander abgrenzen kann. Sofern die vom Orchester gespielten Kompositionen jedoch in Noten vorliegen, ist ein exaktes Rebuild als Mod nur eine Frage der darin investierten Zeit.

Literatur

Commons: Chiptune – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. HVSC-Tunes-Archiv, alle HVSC-Tunes im MP3-Format