Chor Minor

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Chor Minor

Chor Minor (persisch چهارمنار Chahar Menar) ist ein Torgebäude in der usbekischen Stadt Buxoro. Es gilt neben dem Kalon-Minarett als zweites Wahrzeichen der Stadt.[1]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Torgebäude liegt im Osten des historischen Zentrums von Buxoro etwa 500 Meter nordöstlich des Gebäudekomplexes Labi Hovuz und etwa 1 km südwestlich von der Fayzobod-Chanaqa in einem Wohngebiet auf der Nordseite eines kleinen Platzes.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chor Minor war ursprünglich Teil einer Madrasa, die 1807 durch Xalfa Niyozqul, einen reichen turkmenischen Kaufmann errichtet worden sein soll.[2] Die Madrasa war 92 Meter lang und 40 Meter breit. Innerhalb ihres Hofs war eine lichte Säulenhalle als Sommermoschee angeordnet.

Von dem ganzen Komplex sind nur noch das Torhaus und daran anschließende eingeschossige Anbauten erhalten, die ursprünglich Wohnzellen der Studenten enthielten. Von einigen weiteren Zellen sind nur noch die Grundmauern erhalten.

1995 kollabierte einer der vier Türme[3] infolge eines unterirdischen Bachlaufes, worauf die Sehenswürdigkeit sogleich aus dem touristischen Besichtigungsprogramm gestrichen wurde. Offenbar wurde das Ereignis von den Behörden als peinliche Schmach empfunden und man war bemüht, die Bevölkerung darüber so sehr im Ungewissen zu lassen, dass ausländische Besucher noch im Jahr darauf erstaunt erlebten, dass selbst offizielle Stadtführer keine Ahnung vom Kollaps eines der Türme hatten, da das Bauwerk ja nicht mehr auf ihrem Besichtigungsprogramm verzeichnet war. Eilig aber machte man sich an dessen Wiederherstellung. In kaum einem Reiseführer ist daher eine Erwähnung des neuerbauten vierten Turmes dieses Wahrzeichens von Buchara zu finden. Für die eilige Wiederherstellung der Welterbe-Attraktion hatte man um Unterstützung aus dem WORLD HERITAGE-Fond der UNESCO ersucht und auch erhalten, doch entgegen den Absprachen mit der UNESCO wurden bei der Rekonstruktion alle Welterbe-Richtlinien ignoriert, indem man unbekümmert „nicht herkömmliches Baumaterial wie Zement minderer Qualität und Stahl verwendete“.[4]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chor Minor ist ein zweigeschossiges Gebäude in Ziegelbauweise mit einer Grundfläche von 19 × 9 Meter.[5] Es trägt eine spitzbogige, mit Rippen verstärkte Kuppel.

An den vier Ecken des Bauwerks stehen 17 Meter hohe Türme. Von ihnen hat das Bauwerk seinen Namen (= vier Minarette).[6] Die Türme erfüllen jedoch nicht die Funktion eines Minaretts, sondern dienen lediglich der Zier des Bauwerks. Sie tragen Kuppeln aus hellblau glasierten Ziegeln. Auch die oberen Abschnitte der Türme sind mit Mustern aus glasierten Ziegeln versehen, die an jedem Turm anders gestaltet sind, ansonsten sind die Wände in Ziegelrohbauweise belassen. In einem Turm führt eine Treppe in das Obergeschoss.

Von seiner architektonischen Anlage her ist Chor Minor einzigartig in Zentralasien[7] und erinnert eher an indische Vorbilder.[8] Damit zählt es mit zu den originellsten Bauwerken aus der Zeit der Mangit in Buxoro.[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klaus Pander: Tschar Menar. In: Zentralasien. 5. aktualisierte Auflage. DuMont Reiseverlag, 2004, ISBN 3-7701-3680-2, Kapitel Buchara, die Edle, S. 165 f. (DuMont Kunstreiseführer).
  • Bradley Mayhew, Greg Bloom, John Noble, Dean Starnes: Other sights. In: Central Asia. 5. Auflage. Lonely Planet, 2010, ISBN 978-1-74179-148-8, Kapitel Bukhara, S. 263.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Chor Minor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Pander: Zentralasien, 2004, S. 166
  2. So u. a. Pander: Zentralasien, 2004, S. 165. Allerdings gibt es Zweifel an diesem Baujahr, weil eine Madrasa des Kaufmanns Niyozqul bereits in Dokumenten vom Ende des 17. Jahrhunderts genannt ist (siehe unter anderem Die Medrese Tschor-Minor. In: www.doca-tours.com. Abgerufen am 24. November 2016.).
  3. Harald Stöber, Fernes geheimnisvolles Asien. Mystik & Realität, Leipzig 2013
  4. World Heritage Centre - State of Conservation (SOC 1997) Historic Centre of Bukhara (Uzbekistan)
  5. Pander: Zentralasien, 2004, S. 165
  6. Chor Minor Moschee, Buchara. In: www.advantour.com. Abgerufen am 24. November 2016.
  7. Die Medrese Tschor-Minor. In: www.doca-tours.com. Abgerufen am 24. November 2016.
  8. Char Minar. In: www.lonelyplanet.com. Abgerufen am 24. November 2016.

Koordinaten: 39° 46′ 29,5″ N, 64° 25′ 38,5″ O