Chrysolina hyperici

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Chrysolina hyperici

Chrysolina hyperici

Systematik
Unterordnung: Polyphaga
Familie: Blattkäfer (Chrysomelidae)
Unterfamilie: Chrysomelinae
Gattung: Chrysolina
Untergattung: Hypericia
Art: Chrysolina hyperici
Wissenschaftlicher Name
Chrysolina hyperici
(Forster, 1771)
Dorsalansicht
Mit ausgefalteten Hinterflügeln

Chrysolina hyperici ist ein Käfer aus der Familie der Blattkäfer (Chrysomelidae).

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Käfer sind zwischen 5 und 7,3 Millimeter lang.[1][2] Ihre Grundfärbung ist dunkel metallisch grün oder bronzefarben, manchmal auch rötlich oder blauschwarz.[1] Halsschild und Flügeldecken können verschiedenfarbig sein.[2] Die Flügeldecken weisen lockere Reihen tiefer Punkte auf (höchstens 21 Punkte in den beiden äußeren Reihen). Die Punkte der Flügeldecken besitzen oft einen andersfarbigen Saum.[3]

Ähnliche Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Art Chrysolina hyperici ist von der ebenfalls an Hypericum lebenden Art Chrysolina quadrigemina nur genitalmorphologisch mit Sicherheit unterscheidbar.[3]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Käferart ist in der westlichen Paläarktis (Europa, Nordafrika, Iran) heimisch.[2][4] Sie ist in Europa weit verbreitet und kommt auch auf den Britischen Inseln vor.[5][1]

In den 1930er Jahren wurde die Art gemeinsam mit C. quadrigemina und Anaitis plagiata (alles Insekten, die ausschließlich Johanniskräuter (Hypericum) fressen), in Australien eingeführt, um das dortige Ausbreiten der Johanniskräuter zu bekämpfen.[6]

In Nordamerika wurden dann in den 1950er Jahren ebenfalls diese drei Insektenarten eingeführt.[6][4] In Nordamerika erstreckt sich das Verbreitungsgebiet der Käferart hauptsächlich auf die Ost- und Westküste der USA und Kanadas sowie auf Ontario.[6][4] Mit der biologischen Kontrolle der Johanniskräuter soll auch der Ausbreitung des Pilzkrankheitserregers Colletotrichum gloeosporioides entgegengewirkt werden.[4]

Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Käfer bevorzugen als Lebensraum warme und trockene Standorte.[2] Wirts- und Futterpflanzen der Käferart bilden verschiedene Johanniskräuter, insbesondere Behaartes Johanniskraut (Hypericum hirsutum), Geflecktes Johanniskraut (Hypericum maculatum), Echtes Johanniskraut (Hypericum perforatum) und Geflügeltes Johanniskraut (Hypericum tetrapterum).[7] Die Imagines fressen an den Blättern und Blüten der Pflanzengattung, die Larven an Blättern und Stängeln.[7][1] Die ausgewachsenen Käfer beobachtet man von Mai bis September, wobei diese im Juli häufig eine Diapause einlegen. Im Herbst legen die Weibchen bis zu 2000 rötliche Eier an den Grundblättern ihrer Futterpflanzen ab.[4] Die Art überwintert sowohl als Ei als auch als Imago, wobei letztere häufig den Februar nicht überstehen.[1] Im Frühjahr schlüpfen die Larven, im Spätfrühjahr verpuppen sich dann diese im Boden.[4]

Biologische Schädlingsbekämpfung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die beiden nahe verwandten und ähnlichen Arten Chrysolina hyperici und Chrysolina quadrigemina wurden in zahlreiche Gebiete vom Menschen eingeführt, um das bereits vorher als Neophyt aus Europa eingebürgerte Johanniskraut Hypericum perforatum zu bekämpfen. Diese Art hatte sich, ganz besonders auf Weideland, zu einem gefürchteten Unkraut entwickelt, das quadratkilometer-große Massenbestände ausbildete und so ganze Landstriche wirtschaftlich entwertete. Beide Arten gehörten zu einem ganzen Sortiment biologischer Antagonisten, sie wurden in groß angelegten Aktionen, zum Teil mit Hunderttausenden eigens gezüchteten Individuen, freigelassen. Chrysolina hyperici gehört mit der Ansiedlung 1930 in Australien, 1943 in Neuseeland, 1945 in den USA, 1951 in Kanada zu den frühesten zu diesem Zweck getesteten und eingesetzten Arten weltweit.

Die Aussetzung der Blattkäferarten wird allgemein als ein großer Erfolg eingeschätzt. In Australien wurden binnen 10 Jahren 800.000 Hektar Weideland in einen nutzbaren Zustand zurückversetzt. Beide Arten neigen nun zu extremem Massenwechsel, weil sie ihre Nahrungspflanze effektiv über große Landstriche völlig entblättern können, woraufhin auch ihre eigener Bestand aus Nahrungsmangel zusammenbricht. Aufgrund des hohen Wärmebedürfnisses beider Arten waren sie bei der Bekämpfung in durch Bäume beschatteten Lebensräumen allerdings wenig erfolgreich.[8] Dabei erwies sich C. quadrigemina als die insgesamt effektivere Art und ist heute weitaus häufiger, dies wird auf ihre um einige Wochen frühere Entwicklungszeit zurückgeführt. C. hyperici ist in feuchteren, etwas kühleren Lebensräumen am Erfolg beteiligt, gilt aber als die weniger bedeutende Art.[9]

Chrysolina hyperici ging neben seiner Zielart Hypericum perforatum auch auf in den neuen Regionen einheimische Hypericum-Arten als Wirt über.[10] Unter den neuen, verschärften Sicherheitsbedingungen zur Einfuhr fremder Organismen wäre es deshalb vermutlich nie zur Aussetzung gekommen.[11]

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben der Nominatform wird noch die Subspezies Chrysolina hyperici daghestanica angegeben.[12] Nach einer neueren Untersuchung von 2013 ist Chrysomela daghestanica Reitter, 1912 aber tatsächlich ein Synonym der Art Chrysolina cuprea, die Zuordnung zu C. hyperici durch J. Bechyné wäre also irrtümlich erfolgt.[13]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Chrysolina hyperici (Forster, 1771). UK Beetle Recording, abgerufen am 7. Oktober 2017.
  2. a b c d e Gattung Chrysolina #25. www.coleo-net.de, abgerufen am 7. Oktober 2017.
  3. a b Gustav Adolf Lohse & Wilhelm H. Lucht: Die Käfer Mitteleuropas. 3. Supplementband mit Katalogteil. Goecke & Evers, Krefeld 1994. ISBN 3-87263-045-8
  4. a b c d e f g Species Chrysolina hyperici - St. Johnswort Beetle. bugguide.net, abgerufen am 7. Oktober 2017.
  5. Chrysolina (Hypericia) hyperici (Forster, 1771). Fauna Europaea, abgerufen am 7. Oktober 2017.
  6. a b c St. John's Wort and Chrysolina spp. Beetles. Ontario Ministry of Agriculture, Food and Rural Affairs, abgerufen am 7. Oktober 2017.
  7. a b Chrysolina hyperici (Forster, 1771) (a leaf beetle). www.bioinfo.org.uk, abgerufen am 7. Oktober 2017.
  8. D.T. Briese (1997): Biological control of St. John’s wort: past, present and future. Plant Protection Quarterly 12 (2): 73-80.
  9. C.A.R. Jackson & J.H. Myers (2008): Species pairs for the biological control of weeds: advantageous or unnecessary? Proceedings of the XII International Symposium on Biological Control of Weeds, La Grande Motte, France, 22-27 April, 2007: 561-567.
  10. Ronny Groenteman, Simon V. Fowler Jon J. Sullivan (2010): Response of two Chrysolina species to different Hypericum hosts. Proceedings of the 17th Australasian Weeds Conference: 227-230.
  11. Ronny Groenteman, Simon V. Fowler Jon J. Sullivan (2011): St. John’s wort beetles would not have been introduced to New Zealand now: A retrospective host range test of New Zealand’s most successful weed biocontrol agents. Biological Control 57 (1): 50-58. doi:10.1016/j.biocontrol.2011.01.005
  12. Chrysolina hyperici (Förster, 1771). www.biolib.cz, abgerufen am 7. Oktober 2017.
  13. A. O. Bieńkowski (2013): A Review of the Leaf-Beetle Genus Chrysolina Motschulsky (Coleoptera, Chrysomelidae) from Russia and European Countries of the Former USSR. III. Remarks on the Systematics and Distribution of the Species. Entomological Review 93 (4): 475–482. (orig. Entomologicheskoe Obozrenie 91 (3) 2012, 648–657.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Chrysolina hyperici – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien