Citrus Bizzarria

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Früchte einer Citrus Bizzarria mit ausgeprägten Mischformen

Citrus Bizzarria sind ungewöhnliche Zitruspflanzen, die als Chimären die morphologischen und genetischen Eigenschaften verschiedener Zitrusarten in einem Individuum zeigen.[1] Der Begriff Bizzarria geht auf die in Italien umgangssprachlich gebräuchliche Bezeichnung für die „absonderlichen / wunderlichen / bizarren“ Pflanzen bzw. Pflanzenteile – und hauptsächlich die markanten Früchte – zurück.

Die um 1644 in Florenz entstandene Bizzarria ist die bekannteste dieser Sorten und wurde 1674 durch Pietro Nati[2][3] erstmals beschrieben. Sie bildet Blätter, Blüten und Früchte aus, die teilweise Zedratzitronen (Citrus medica), teilweise Bitterorangen (Citrus × aurantium) und teilweise bizarren Mischformen beider Arten gleichen. Sie gilt deshalb als die ungewöhnlichste Zitrusfrucht. Nach Natis Darstellung entstand die Florentiner Bizzarria aus der Pfropfung einer Zedratzitrone auf einer Bitterorange. Die Pfropfung missglückte und wurde zunächst vernachlässigt, bis sich später aus der Pfropfungsstelle ein Spross entwickelte, der in der Folgezeit die für die Bizzarria typischen Eigenschaften zeigte.

Neben den Bizzarrien aus Bitterorange und Zitronatzitrone sind diverse weitere Chimären unterschiedlicher Zitrusarten in der Literatur beschrieben worden. Es gibt Angaben zu Mischungen beider Arten mit der Zitrone (Citrus × limon (L.))[4] oder zwischen Orange, Zitrone und Limette[5]. Die von Giovanni Baptista Ferrari in seinen Hesperides[6] dargestellte Aurantium callosum multiforme, die aus Neapel kam, war wahrscheinlich eine Chimäre aus Orange und Zedratzitrone.

Aufgrund ihrer außergewöhnlichen Eigenschaften fanden Bizzarrien zu allen Zeiten nicht nur das Interesse von Gärtnern. Insbesondere die Florentiner Bizzarria wurde in ganz Europa verbreitet und lässt sich in vielen botanischen Gärten und historischen Zitrussammlungen bis Anfang des vorigen Jahrhunderts nachweisen.[1]

1980 entdeckte Paolo Galeotti eine Florentiner Bizzarria in der Villa Reale di Castello in Florenz.[7] Seit dieser Wiederentdeckung wird sie durch Sammler und Liebhaber erneut verbreitet.

Obwohl sie eine Chimäre ist, wird sie heute oft den Bitterorangen zugeordnet und als Citrus × aurantium ’Bizzarria’ bezeichnet. Entsprechend den ICNCP-Regelungen (Artikel 24: Names of Graft-Chimeras)[8] lautet die korrekte Bezeichnung aber Citrus 'Bizzarria'.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • James W.Cameron, Howard B. Frost: Genetics, Breeding, and Nuclear Embryony. In: Walter Reuther et al.(Hrsg.): The Citrus Industry. Anatomy, physiology, genetics, and reproduction. Vol. II. Chapter 5. Rev. Ed., Univ. of Calif., Berkeley 1968 (online).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Tyôzaburô Tanaka: Bizzarria – A clear case of periclinal chimera. In: Journal of Genetics. 18, Issue 1 1927, S. 77–85 (doi:10.1007/BF03052603).
  2. Pietro Nati: Florentina phytologica observatio de malo Limonia citrata aurantia. Florentiae vulgo la Bizzarria. Typis Hypolyti de Naue, Florentiae 1674.
  3. A Phytological Observation concerning Orenges and Limons, both separately and in one piece produced on one and the same Tree at Florence : Described by the Florentin Physitian Petrus Natus, and the description lately communicated to the Publisher. In: Philosophical Transactions. 10, 1675, p. 313–314 (JSTOR:101649).
  4. Georges Gallesio: Traité du Citrus. Fantin, Paris 1811, S. 145–148 (online).
  5. Akademie Paris: Diverses Observations Botaniques. In: Histoire de l'Académie royale des sciences, Paris 1712, S. 51 (online).
  6. Giovanni Baptista Ferrari: Hesperides; sive: De malorum aureorum cultura et usu. Libri quatuor. Hermann Scheus, Romae 1646, S. 407 (doi:10.3931/e-rara-9768).
  7. Paolo Galeotti: Citrus aurantium L. "Bizzaria". In: Giorgio Tintori (Hrsg.): Zitrusbäume im Zieranbau. Edifir, Florenz 2002, S. 123–125. ISBN 88-7970-143-6.
  8. Christopher Brickell: International Code of Nomenclature for Cultivated Plants (ICNCP or Cultivated Plants Code) incorporating the Rules and Recommendations for naming plants in cultivation. Eighth edition. ISHS International Society for Horticultural Science, Leuven 2009 (Regnum Vegetabile, 151). ISBN 978-90-6605-662-6.