„City-Galerie Siegen“ – Versionsunterschied

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Visuell tritt das Gebäude der „City-Galerie“ durch seine große Kastenform beherrschend ins Bild des Bahnhofsvorplatzes. Das gerundete Gebäude „Sieg Carré“ folgt der „City-Galerie“ zumindest in seiner Außenwirkung. Gemeinsam bilden beide „Großbauten“ (Eichenauer), einen massiven Komplex, der den Bahnhofsplatz an zwei Seiten umgibt, dessen Hauptgebäude, der Bahnhof, in seiner kleinen Größe dagegen deutlich abfällt. Sowohl in der äußeren Gestalt wie auch in ihrer inneren Gliederung und Ästhetik repräsentieren die großen Gebäude eine unter der Bezeichnung „[[Einkaufszentrum|Mall]]“ international verbreitete zeitgenössische Großstadt- und Konsumarchitektur (vgl. zum Beispiel [[City-Galerie (Augsburg)]], [[City-Galerie (Aschaffenburg)]]. Sie wiederholen „Baustile und Bautypen der traditionellen europäischen und der neuen internationalen Architektur“, mit dem Ergebnis „uniformer Baugestalt und Nutzungen, die so auch in anderen Städten im In- und Ausland anzutreffen“ sind.<ref>Hartmut Eichenauer: ''Exzentrisch und verschlossen – Raumwirksame Folgen junger Umbauprozesse für Gestalt und Gefüge der Siegener Innenstadt.'' In: Siegener Beiträge. 5 (2000), S. 69–92, hier: S.&nbsp;83.</ref> Da es nur „wenige Betreiber mit bekannten Filialisten und Branchenmixkonzepten“ gibt, kommt es „zu einer wachsenden Monotonie und Austauschbarkeit sowohl der Einkaufszentren als auch der ,dazugehörigen‘ Städte.“<ref>Ulrich Jürgens: ''Innenstädte zu Einkaufszentren?,'' in: ders., ''Innerstädtische Einkaufszentren – Perspektiven und Probleme'' (Kieler Arbeitspapiere zur Landceskunde und Raumordnung, Bd. 48), Kiel 2009.</ref>
Visuell tritt das Gebäude der „City-Galerie“ durch seine große Kastenform beherrschend ins Bild des Bahnhofsvorplatzes. Das gerundete Gebäude „Sieg Carré“ folgt der „City-Galerie“ zumindest in seiner Außenwirkung. Gemeinsam bilden beide „Großbauten“ (Eichenauer), einen massiven Komplex, der den Bahnhofsplatz an zwei Seiten umgibt, dessen Hauptgebäude, der Bahnhof, in seiner kleinen Größe dagegen deutlich abfällt. Sowohl in der äußeren Gestalt wie auch in ihrer inneren Gliederung und Ästhetik repräsentieren die großen Gebäude eine unter der Bezeichnung „[[Einkaufszentrum|Mall]]“ international verbreitete zeitgenössische Großstadt- und Konsumarchitektur (vgl. zum Beispiel [[City-Galerie (Augsburg)]], [[City-Galerie (Aschaffenburg)]]. Sie wiederholen „Baustile und Bautypen der traditionellen europäischen und der neuen internationalen Architektur“, mit dem Ergebnis „uniformer Baugestalt und Nutzungen, die so auch in anderen Städten im In- und Ausland anzutreffen“ sind.<ref>Hartmut Eichenauer: ''Exzentrisch und verschlossen – Raumwirksame Folgen junger Umbauprozesse für Gestalt und Gefüge der Siegener Innenstadt.'' In: Siegener Beiträge. 5 (2000), S. 69–92, hier: S.&nbsp;83.</ref> Da es nur „wenige Betreiber mit bekannten Filialisten und Branchenmixkonzepten“ gibt, kommt es „zu einer wachsenden Monotonie und Austauschbarkeit sowohl der Einkaufszentren als auch der ,dazugehörigen‘ Städte.“<ref>Ulrich Jürgens: ''Innenstädte zu Einkaufszentren?,'' in: ders., ''Innerstädtische Einkaufszentren – Perspektiven und Probleme'' (Kieler Arbeitspapiere zur Landceskunde und Raumordnung, Bd. 48), Kiel 2009.</ref>


„Wiewohl das Ergebnis [der Etablierung der Neuen Mitte] ein stadtbildprägendes war, was selbstverständlich allen Beteiligten mit Beginn der Planung klar war“<ref>''1. Stadtbildentwicklung – Stadtkulturentwicklung,'' in: Ulrich Friedrich Opfermann/Bernd D. Plaum/Kurt Schilde: ''Leben, Arbeit und Mentalität im Siegerland. Zusammenfassung von vorliegenden Erkenntnissen (im Auftrag der Sparkasse Siegen),'' o. O. o. J. (Siegen 2007).</ref>, vertritt ein Sprecher der Sparkasse, Betreiberin des Baus des zum Gesamtkomplex der „Neuen Mitte“ gehörigen „City-Carrés“ ein allein renditeorientiertes Interesse: „Wir machen es, weil es sich für uns rechnet.“ „Stadtbildprägend [zu] bauen“, sei nicht die Absicht gewesen<ref>Zitiert nach Boris R. Rosenkranz: ''Oben schlaff, untenrum geliftet,'' in: taz, nrw report, 28. September 2006.</ref>
„Wiewohl das Ergebnis [der Etablierung der Neuen Mitte] ein stadtbildprägendes war, was selbstverständlich allen Beteiligten mit Beginn der Planung klar war“<ref>''1. Stadtbildentwicklung – Stadtkulturentwicklung,'' in: Ulrich Friedrich Opfermann/Bernd D. Plaum/Kurt Schilde: ''Leben, Arbeit und Mentalität im Siegerland. Zusammenfassung von vorliegenden Erkenntnissen (im Auftrag der Sparkasse Siegen),'' o. O. o. J. (Siegen 2007).</ref>, vertritt ein Sprecher der Sparkasse, Betreiberin des Baus des zum Gesamtkomplex der „Neuen Mitte“ gehörigen „Sieg-Carrés“ ein allein renditeorientiertes Interesse: „Wir machen es, weil es sich für uns rechnet.“ „Stadtbildprägend [zu] bauen“, sei nicht die Absicht gewesen<ref>Zitiert nach Boris R. Rosenkranz: ''Oben schlaff, untenrum geliftet,'' in: taz, nrw report, 28. September 2006.</ref>


Die Unternehmen im Gesamtkomplex sowohl des „City-Carrés“ als auch der „City-Galerie“ sind nahezu ausnahmslos national oder – meist – international agierende Großfilialisten. Die wenigen Ausnahmen sind vornehmlich Kleinbetriebe vom Zuschnitt des Zeitungskiosks oder des Eisstands. Das Nutzerbild der Verkaufsflächen illustriert die Verdrängung der kleinen lokalen und regionalen Unternehmen durch große nichtregionale, die anders als die ersten in der Lage sind, die ökonomischen Zugangsbedingungen der Großbetreiber zu erfüllen.
Die Unternehmen im Gesamtkomplex sowohl des „City-Carrés“ als auch der „City-Galerie“ sind nahezu ausnahmslos national oder – meist – international agierende Großfilialisten. Die wenigen Ausnahmen sind vornehmlich Kleinbetriebe vom Zuschnitt des Zeitungskiosks oder des Eisstands. Das Nutzerbild der Verkaufsflächen illustriert die Verdrängung der kleinen lokalen und regionalen Unternehmen durch große nichtregionale, die anders als die ersten in der Lage sind, die ökonomischen Zugangsbedingungen der Großbetreiber zu erfüllen.

Version vom 26. April 2010, 13:34 Uhr

City-Galerie
City-Galerie
"City-Galerie", Siegen
Basisdaten
Standort: Bahnhof Siegen
Eröffnung: 14. Oktober 1998
Verkaufsfläche: 23.500
Geschäfte: 100
Eigentümer: ECE Projektmanagement
Website: www.city-galerie-siegen.de
Verkehrsanbindung
Bahnhof: Bahnhof Siegen
Omnibus: zahlreiche Anschlüsse, da ZOB unmittelbar vor der Türe
Parkplätze: 1.200 für PKW, 16 für Fahrräder
Technische Daten
Baustil: international

Die City-Galerie ist ein Einkaufszentrum in Siegen, Nordrhein-Westfalen. Es wurde im Oktober 1998 eröffnet und entstand als Ergebnis der Überlegung, abseits des kleinteiligen historischen Zentrums einen für große Filialketten günstigeren Ort zu schaffen. Zusammen mit benachbarten ähnlichen Projekten veränderte es das Stadtbild, die städtische Struktur und die Stadtkultur grundlegend.

Stadtumbau, Motive, Auswirkungen

Bis zur Errichtung eines neuen Zentrums hatte sich der Mittelpunkt der Stadt wie schon zum Zeitpunkt ihrer Begründung (erste Erwähnung 1079) in der Oberstadt auf dem Siegberg befunden. Die Entstehung der „City-Galerie“ und mit ihr einiger weiterer Großgebäude mit Konsumfunktion bewirkte eine tiefgreifende Veränderung der städtischen Struktur, ihren „Umbau“ (Hartmut Eichenauer, Universität Siegen). Das Zentrum der Stadt liegt nun am Standort der neuen großformatigen Einkaufszentren in der Unterstadt. Das Motiv sei gewesen, die wie in anderen Städten auch ans Umland verlorene Kaufkraft in die Stadt zurückholen.[1] Das sei, so die Betreiber der „City-Galerie“ bereits ein Jahr nach deren Eröffnung, gut gelungen. Die Unterstadt habe „eine einzelhändlerische ‚Vitaminspritze’“ erhalten, „die das Umland wieder stärker an den gesamten Einkaufsstandort Siegen gebunden“ habe. „Vorrangiges Ziel der Siegener Kommunalpolitik“ bleibe es nun, so der Bürgermeister der Stadt, „die Magnetfunktion, die die Galerie zweifelsohne“ habe, „in den Gesamtbereich der Ober- und Unterstadt überzuleiten.“[2] „Die City-Galerie Siegen“, so die Betreiber bereits im Vorfeld ihrer Entstehung, stehe „Pate für den wirtschaftlichen Aufschwung der Südwestfalen-Metropole an der Schwelle zu einem neuen Jahrtausend.“[3]

Mit dem neuen Unterstadtzentrum verlor indessen der historische Mittelpunkt seine Funktion und bekam Peripheriecharakter. Der Verlegung des Zentrums folgte eine sich rasch vollziehende spektakuläre und auch überregional weithin bemerkte Verödung der Oberstadt.[4] Bislang ist es trotz zahlreicher Anstrengungen und begrenzter Erfolge eines städtischen „Leerstandsmanagements“ nicht gelungen, die Entwicklung umzukehren. Der innere Raum der Stadt ist „nach Ansiedlung eines innerstädtischen EKZ [= „City-Galerie“] in unterschiedlich gut funktionierende Inseln zerfallen“. Kundenströme und -einstellungen seien „stark polarisiert worden“.[5] Die Zahl der Passanten in der Oberstadt lag noch 2007 drei- bis viermal niedriger als in der Unterstadt (Ulrich Jürgens, Universität Siegen).[6] An die Stelle zahlreicher alteingesessener Einzelhändler und gastronomischer Betriebe rückten Läden minderen Angebots. Nach wie vor gibt es einen ins Auge fallenden Leerstand. Der traditionelle oberstädtische Wochenmarkt wird nur mehr von einer stark geschrumpften Zahl von Händlern beschickt.

Die Verödung des historischen Zentrums durch den mit der Errichtung eines konkurrierenden Zentrums („Neue Mitte“) in der Unterstadt eintretenden Verdrängungswettbewerb wurde bereits in der Planungsphase vorhergesagt. Die Annahme, die Vermehrung der Verkaufsfläche vermehre nicht die Kaufkraft, sondern verteile sie nur um, wurde mit der Erklärung zurückgewiesen, eine allgemeine Belebung werde folgen. Tatsächlich hat diese von Investoren und Kommunalpolitikern regelmäßig vorgetragene These sich überhaupt nur im seltenen Ausnahmefall bewahrheitet.[7]

„Neue Mitte“, Anbindung, Ausgestaltung

Die „City-Galerie“ ist Teil eines als „Neue Mitte“ bezeichneten städtischen Konsumraums, wie er in Form überdachter Großzentren seit den ausgehenden 1990er-Jahren an zahlreichen Orten entweder in alte Strukturen hineingesetzt wurde oder ganz neu entstand. Unmittelbar benachbart ist der wenig später errichtete ebenfalls überdachte Großkomplex „Sieg Carré“ mit ebenfalls Einzelhandel und Gastronomie. Beide befinden sich in der Siegener Unterstadt in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs, des Zentralen Busbahnhofs (ZOB) und der Stadtautobahn, die eine Auffahrt speziell für die neu angelegten Kaufzentren erhielt. Entgegen dem Wort von der „Neuen Mitte“ liegen sie damit anders als die Oberstadt an der städtischen Peripherie und bilden eine „dezentral und exzentrisch wirkende Gegenkraft gegen das historische Altstadt-Zentrum“ (Eichenauer).[8]

Im Innern bildet das Gebäude einen langgestreckten Schlauch. Von den Gehflächen zweigen nach außen Läden und Gastronomie ab. Ein zentriertes Rollwegsystem verbindet drei Ebenen miteinander. Es gibt nur sehr wenige nichtkommerzielle Sitzflächen, aber zahlreiche gastronomische Zonen. Die kostenfreien Sitze finden sich bis auf eine vereinzelte Bank im Erdgeschoss in dem für die Gastronomie unattraktiven Tiefgeschoss. Diese Form der Ausstattung ist möglich, weil städtische Gestaltungssatzungen mit ihren Vorschriften zur Stadtmöblierung hier nicht gelten. Es handelt sich um privaten Raum. Dafür stehen auch die Angehörigen der privaten Sicherungsdienste. Von Stadtplanern wird die Umwidmung von öffentlichem zu privatem Raum im Zuge der Entstehung von großflächigen Einkaufszentren für problematisch gehalten, weil zentrale städtische Flächen dem öffentlichen, nicht renditegeleiteten Einfluss entzogen werden.[9]

Visuell tritt das Gebäude der „City-Galerie“ durch seine große Kastenform beherrschend ins Bild des Bahnhofsvorplatzes. Das gerundete Gebäude „Sieg Carré“ folgt der „City-Galerie“ zumindest in seiner Außenwirkung. Gemeinsam bilden beide „Großbauten“ (Eichenauer), einen massiven Komplex, der den Bahnhofsplatz an zwei Seiten umgibt, dessen Hauptgebäude, der Bahnhof, in seiner kleinen Größe dagegen deutlich abfällt. Sowohl in der äußeren Gestalt wie auch in ihrer inneren Gliederung und Ästhetik repräsentieren die großen Gebäude eine unter der Bezeichnung „Mall“ international verbreitete zeitgenössische Großstadt- und Konsumarchitektur (vgl. zum Beispiel City-Galerie (Augsburg), City-Galerie (Aschaffenburg). Sie wiederholen „Baustile und Bautypen der traditionellen europäischen und der neuen internationalen Architektur“, mit dem Ergebnis „uniformer Baugestalt und Nutzungen, die so auch in anderen Städten im In- und Ausland anzutreffen“ sind.[10] Da es nur „wenige Betreiber mit bekannten Filialisten und Branchenmixkonzepten“ gibt, kommt es „zu einer wachsenden Monotonie und Austauschbarkeit sowohl der Einkaufszentren als auch der ,dazugehörigen‘ Städte.“[11]

„Wiewohl das Ergebnis [der Etablierung der Neuen Mitte] ein stadtbildprägendes war, was selbstverständlich allen Beteiligten mit Beginn der Planung klar war“[12], vertritt ein Sprecher der Sparkasse, Betreiberin des Baus des zum Gesamtkomplex der „Neuen Mitte“ gehörigen „Sieg-Carrés“ ein allein renditeorientiertes Interesse: „Wir machen es, weil es sich für uns rechnet.“ „Stadtbildprägend [zu] bauen“, sei nicht die Absicht gewesen[13]

Die Unternehmen im Gesamtkomplex sowohl des „City-Carrés“ als auch der „City-Galerie“ sind nahezu ausnahmslos national oder – meist – international agierende Großfilialisten. Die wenigen Ausnahmen sind vornehmlich Kleinbetriebe vom Zuschnitt des Zeitungskiosks oder des Eisstands. Das Nutzerbild der Verkaufsflächen illustriert die Verdrängung der kleinen lokalen und regionalen Unternehmen durch große nichtregionale, die anders als die ersten in der Lage sind, die ökonomischen Zugangsbedingungen der Großbetreiber zu erfüllen.

Die Stadt Siegen und ihre „Neue Mitte“ sind nach dem Umbau der Innenstadt zum exemplarischen Fall geworden. Sie gelten als Beispiel für eine „durch externe Kräfte“ „fremdbestimmte“ nur verwertungsorientierte Verwendung von Stadtflächen, die der nachhaltigen Bereicherung des Stadtbilds im Sinne von Urbanität entgegengesetzt ist.[14]

Siegen bildet im südwestfälischen Verdichtungsraum für etwa 585.000 Menschen, die zum weiteren Einzugsgebiet (Anfahrtszeit bis 45 Minuten) zählen, ein Oberzentrum. Die Stadt liegt bei abnehmender Bevölkerungszahl knapp oberhalb der Grenze zur Großstadt (100.000 Bewohner).[15] Im direkten Umfeld (Anfahrtszeit bis 5 Minuten) leben ungefähr 44.000 Menschen. Per Auto ist das neue Großzentrum über die A 45 und die Hüttentalstraße sowie über die Morleystraße zu erreichen. Der ZOB direkt vor dem Einkaufszentrum wird von 40 Buslinien angefahren. Unmittelbar angeschlossen finden sich ein großformatiges Parkhaus, 16 Fahrradstellplätze und Rollstühle zum Ausleihen.

Errichtung und Eigentümer

1991 ergab die Auswertung der letzten vor dem Stadtumbau durchgeführten wissenschaftlich fundierten Bürgerbefragung durch die Stadtgeografen Eichenauer und Oltersdorf (Universität Siegen), dass die Innenstadt für die Besucher „wesentlich mehr als nur ein Ort der Versorgung, der Erledigung des Einkaufs“ sei. Es gehe um „die Verwirklichung urbanen Lebens“. Die Menschen erwarteten von der Stadtplanung „eine Hilfeleistung zur Identitätsfindung“. Dem entspreche „voll und ganz“ die von den Menschen gewünschte „Schaffung zusammenhängender Grünanlagen, Bürgergärten und weiterer innerstädtischer Freiflächen“. Die Bahnhofstraße als „monostrukturierte Einkaufszeile“ wurde ganz überwiegend von den Befragten als „schlecht“ abgelehnt. Sie vertraten mehrheitlich „den Vorrang nichtkonsumistischer Bedürfnisse“.[16] Die Stadtgeografen gingen von der Oberstadt als dem gegenwärtigen und zukünftigen Zentrum der Stadt aus. Alle bis dahin durchgeführten Befragungen hatten ergeben, „dass die Befragten die Oberstadt in hohem Maß vor der Unterstadt bevorzugten, und zwar sowohl hinsichtlich ihrer Bewertung des Stadtbildes als auch hinsichtlich ihres realen Raumverhaltens bei der Nachfrage nach Gütern und Diensten.“[17] Spätestens ab 1995 gab es bis ins erste Jahrfünft nach der Jahrhundertwende keine Bürgerbefragungen mehr. 1995 erschien zwar noch zum „Mittelpunkt Siegen“ ein „Stadtleitbild“.[18] Trotz gründlicher Recherche war es den Autoren einer im Auftrag der Stadtsparkasse entstandenen Studie zur Stadtbildentwicklung 12 Jahre später nicht möglich, Einblick zu nehmen. Die Schrift war weder in der Stadtverwaltung noch an anderen Orten zu beschaffen.[19]

Entwickelt und realisiert wurde das Einkaufszentrum von der Firma ECE Projektmanagement. Eigentümerin der City-Galerie ist ein City Center Immobilienfonds, ein geschlossener Immobilienfonds der DB Real Estate, einer Tochter der Deutschen Bank. Die investierenden Unternehmen errichteten zahlreiche andere derartige Großzentren, die überall – wie generell derartige urbane Orte – aus gesamtwirtschaftlicher, stadtkultureller und -architektonischer Sicht äußerst umstritten sind.

Bilder

Einzelnachweise

  1. So Jahre später Annahme eines Experten der „Friedrich-Naumann-Stiftung der Freiheit“ der FDP, siehe: Westfälische Rundschau. Regionalteil Siegerland, 8. Mai 2007, [1].
  2. City-Galerie Aktuell, Nr. 40, 5./6. Oktober 1999.
  3. City-Galerie Aktuell, Nr. 3, 5. Juli 1997.
  4. Martin Knobbe/Björn Lux/Frank Wache: Sag mir, wo die Kunden sind …, in: stern 43 (2004), S. 28–36
  5. Ulrich Jürgens, Innenstädte zu Einkaufszentren?, in: ders., Innerstädtische Einkaufszentren – Perspektiven und Probleme (= Kieler Arbeitspapiere zur Landeskunde und Raumordnung, Bd. 48), Kiel 2009.
  6. Westfälische Rundschau. Regionalteil Siegerland, 8. Mai 2007, [2].
  7. Monika Walther von der TU Hamburg-Harburg untersuchte 70 Standorte von innerstädtischen „Shopping Centern“ in kreisfreien Städten. Nur in einem Fall (Wolfsburg) „gab es eine städtische „eindeutig positive [Gesamt-]Umsatzentwicklung“. Monika Walter: Shopping Center – Fluch oder Segen für die (Innen-)Stadtentwicklung?, o. O. 2006, zit. nach: Gerd Kähler: Die ECE-Formel. Nach der „grünen Wiese“ werden nun auch die Innenstädte verbaut – zu Lasten des öffentlichen Raums, in: Süddeutsche Zeitung, 6. Oktober 2006; siehe auch: [3].
  8. Hartmut Eichenauer: Exzentrisch und verschlossen – Raumwirksame Folgen junger Umbauprozesse für Gestalt und Gefüge der Siegener Innenstadt. In: Siegener Beiträge. 5 (2000), S. 69–92.
  9. Gerd Kähler: Die ECE-Formel. Nach der „grünen Wiese“ werden nun auch die Innenstädte verbaut – zu Lasten des öffentlichen Raums, in: Süddeutsche Zeitung vom 6. Oktober 2006.
  10. Hartmut Eichenauer: Exzentrisch und verschlossen – Raumwirksame Folgen junger Umbauprozesse für Gestalt und Gefüge der Siegener Innenstadt. In: Siegener Beiträge. 5 (2000), S. 69–92, hier: S. 83.
  11. Ulrich Jürgens: Innenstädte zu Einkaufszentren?, in: ders., Innerstädtische Einkaufszentren – Perspektiven und Probleme (Kieler Arbeitspapiere zur Landceskunde und Raumordnung, Bd. 48), Kiel 2009.
  12. 1. Stadtbildentwicklung – Stadtkulturentwicklung, in: Ulrich Friedrich Opfermann/Bernd D. Plaum/Kurt Schilde: Leben, Arbeit und Mentalität im Siegerland. Zusammenfassung von vorliegenden Erkenntnissen (im Auftrag der Sparkasse Siegen), o. O. o. J. (Siegen 2007).
  13. Zitiert nach Boris R. Rosenkranz: Oben schlaff, untenrum geliftet, in: taz, nrw report, 28. September 2006.
  14. Hartmut Eichenauer: Exzentrisch und verschlossen – Raumwirksame Folgen junger Umbauprozesse für Gestalt und Gefüge der Siegener Innenstadt. In: Siegener Beiträge. 5 (2000), S. 69–92, hier: S. 82 f.; der Braunschweiger Stadtarchitekt Holger Pump-Uhlmann: „Vor allem wenn sie zu groß ausfallen und nicht direkt an das Stadtzentrum angelehnt sind, können sie gewachsene Stadtstrukturen kaputt machen und zur Verödung ganzer Straßenzüge beitragen. Bis dahin gute Geschäftslagen in einer Stadt gehen dann den Bach runter. […] Leider bevorzugten die Investoren aber häufig große, geschlossene Objekte, die zu „Städten in den Städten“ würden. Solche Beispiele könne man in Hamm und Siegen besichtigen.“ Zitiert nach: Der Patriot. Lippstädter Zeitung, 15. September 2007; [4] oder [5], [6], [7], „Von Essen, Siegen bis Passau haben sich so Kommunen neben geeigneten Gutachten über’s Ohr hauen und beeinflussen lassen.“.
  15. Bianka Martolock/Ernst Kistler/Falko Trischler: Die demographische Entwicklung in der Region Siegen-Wittgenstein (Gesunde Arbeitswelten im demografischen Wandel, Arbeitspapier 1), in: [8] bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-0A000F0A-F39E3314/bst/hs.xsl/6555_16354.htm.
  16. Bernhard Oltersdorf/Hartmut Eichenauer: Passantenbefragung in Siegen-Mitte. Hg. Stadt Siegen, Der Stadtdirektor, Amt für Stadtentwicklung und Statistik (Beiträge zur Stadtentwicklung, Reihe 2.07), Siegen 1991.
  17. Hartmut Eichenauer: Exzentrisch und verschlossen – Raumwirksame Folgen junger Umbauprozesse für Gestalt und Gefüge der Siegener Innenstadt. In: Siegener Beiträge. 5 (2000), S. 69–92
  18. Stadt Siegen (Hg.): Mittelpunkt Siegen. Attraktives Zentrum der Region. Stadtleitbild, Siegen 1995.
  19. „1995 erschien eine weitere städtische Publikation zur Entwicklung eines Leitbilds für die Stadt. Trotz intensiver Recherche war sie weder in der Stadtverwaltung noch an anderen Orten zu beschaffen.“ In: Stadt Siegen (Hg.), Mittelpunkt Siegen. Attraktives Zentrum der Region. Stadtleitbild, Siegen 1995, siehe: Ulrich Friedrich Opfermann/Bernd D. Plaum/Kurt Schilde: Leben, Arbeit und Mentalität im Siegerland. Zusammenfassung von vorliegenden Erkenntnissen (im Auftrag der Sparkasse Siegen), o. O. o. J. (Siegen 2007).

Literatur

  • Walter Brune/Rolf Junker/Holger Pump-Uhlmann: Angriff auf die City. Kritische Texte zur Konzeption, Planung und Wirkung von integrierten und nicht integrierten Shopping-Centern in zentraler Lage, Düsseldorf 2006
  • Hartmut Eichenauer: Exzentrisch und verschlossen – Raumwirksame Folgen junger Umbauprozesse für Gestalt und Gefüge der Siegener Innenstadt. In: Siegener Beiträge. 5 (2000), S. 69–92
  • Rolf Junker/Gerd Kühn/Christina Nitz/Holger Pump-Uhlmann: Wirkungsanalyse großer innerstädtischer Einkaufscenter (Deutsches Institut für Urbanistik – Edition Difu – Stadt Forschung Praxis, Bd. 7), Berlin 2008 [zu Siegen: S. 81–88, 169–182]
  • Gerd Kähler: Die ECE-Formel. Nach der „grünen Wiese“ werden nun auch die Innenstädte verbaut – zu Lasten des öffentlichen Raums, in: Süddeutsche Zeitung vom 6. Oktober 2006
  • Martin Knobbe/Björn Lux/Frank Wache: Sag mir, wo die Kunden sind …, in: stern 43 (2004), S. 28–36
  • Alexandra Latsch: Die Stadtentwicklung Siegens nach dem Zweiten Weltkrieg – Phasen und Leitbilder des Wiederaufbaus. Masterthesis. Universität Siegen, Fachbereich Architektur. Siegen 2004/2005
  • Ulrich Friedrich Opfermann/Bernd D. Plaum/Kurt Schilde: Leben, Arbeit und Mentalität im Siegerland. Zusammenfassung von vorliegenden Erkenntnissen (im Auftrag der Sparkasse Siegen), o. O. o. J. (Siegen 2007) [zugänglich im Archiv der Stadt Siegen]
  • Heinz Prinz/Drasch, Tobias (Bearbeiter, Econ-Consult Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Beratungsgesellschaft mbH & Co. KG, Köln): Einzelhandelsentwicklungskonzept 2003 Stadt Siegen (Fortschreibung 1998). Im Auftrag der Stadt Siegen, Köln 2003
  • Boris R. Rosenkranz: Oben schlaff, untenrum geliftet, in: taz, nrw report vom 28. September 2006, S. 3
  • Stadt Siegen (Hg.): Mittelpunkt Siegen. Attraktives Zentrum der Region. Stadtleitbild Siegen, Siegen 1995
  • Monika Walther: Shopping Center – Fluch oder Segen für die (Innen-)Stadtentwicklung?, o. O. 2006

Koordinaten: 50° 52′ 27″ N, 8° 0′ 54″ O