Cohors II Gallorum Pannonica

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Die Cohors II Gallorum [Pannonica] [equitata] (deutsch 2. Kohorte der Gallier [Pannonica] [teilberitten]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt. Die Kohorte ist mit der Cohors II Gallorum et Pannoniorum identisch, die in dem Militärdiplom von 179 aufgeführt ist.

Namensbestandteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gallorum: der Gallier. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus den verschiedenen Stämmen der Gallier auf dem Gebiet der römischen Provinz Gallia Lugdunensis rekrutiert.
  • Pannonica: aus Pannonia bzw. die Pannonische. Der Zusatz kommt in Militärdiplomen vor. Er diente zur Unterscheidung der Kohorte von der Cohors II Gallorum Macedonica, die zur selben Zeit in der Provinz Dacia stationiert war.[1]
  • equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie. Der Zusatz kommt in der Inschrift (CIL 2, 3230) vor.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors (quingenaria) equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kohorte war in den Provinzen Pannonia, Dacia und Moesia Superior stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 109 bis 179 n. Chr. aufgeführt.[1][2][3][4][A 1]

Die Einheit war zu einem unbestimmten Zeitpunkt in der Provinz Pannonia stationiert, wovon ihr späterer Beiname Pannonica abgeleitet wurde.

Der erste Nachweis der Einheit in der Provinz Dacia beruht auf einem Diplom, das auf 109 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen aufgeführt (siehe Römische Streitkräfte in Dacia), die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 110 bis 179 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz (bzw. ab 110 in Dacia Superior).

Für den Zeitraum von 157 bis 158/59 ist die Kohorte durch Diplome in der Provinz Moesia Superior nachgewiesen.

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Standorte der Kohorte sind nicht bekannt.

Angehörige der Kohorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt:

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • M(arcus) Aemilius I[]: er wird auf dem Diplom von 144 als Kommandeur der Kohorte genannt.

Sonstige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Aulenus Her[], ein Reiter: das Diplom von 144 wurde für ihn ausgestellt.

Weitere Kohorten mit der Bezeichnung Cohors II Gallorum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gab noch mindestens drei weitere Kohorten mit dieser Bezeichnung:

Durch Militärdiplome ist auch belegt, dass eine Cohors II Gallorum in den Provinzen Mauretania Caesariensis und Raetia stationiert war. Die Kohorte in Raetien war zwischen 75/85 und 90 n. Chr. in Sorviodurum stationiert. Möglicherweise handelt es sich bei dieser Einheit um die Cohors II Gallorum (Moesia) oder die Cohors II Gallorum (Britannia).

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Das hier angegebene Szenario folgt den Ausführungen von Jörg Scheuerbrandt und Ovidiu Țentea/Florian Matei-Popescu. Sie gehen davon aus, dass es sich bei der in Moesia Inferior und Dacia Inferior stationierten Einheit um eine eigenständige Cohors II Gallorum (Moesia) handelt. John Spaul dagegen weist die Militärdiplome aus Moesia Inferior der Cohors II Gallorum (Britannia) und die Diplome aus Dacia Inferior der Cohors II Gallorum Pannonica zu.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4, S. 151–152, 159
  2. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 164, 169 Tabellen 8, 11 (PDF S. 166, 171).
  3. Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu: Alae et Cohortes Daciae et Moesiae. A review and update of J. Spaul`s Ala and Cohors In: Acta Musei Napocensis 39-40/I Cluj-Napoca, 2002–2003 (2004), S. 259–296, hier S. 282 (online).
  4. Militärdiplome der Jahre 109 (RMD 3, 148), 110 (CIL 16, 163), 124 (AE 2010, 1857), 136/138 (RMD 5, 384), 144 (CIL 16, 90), 157 (RMM 37), 158/159 (RMD 5, 419) und 179 (RMD 2, 123).