Cohors V Gallorum (Moesia)

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Die Cohors V Gallorum [Antoniniana] (deutsch 5. Kohorte der Gallier [die Antoninianische]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt. Die Kohorte ist mit der Cohors V Gallorum et Pannoniorum identisch, die in Militärdiplomen von 126 bis 161 aufgeführt ist.

Namensbestandteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Antoniniana: die Antoninianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Caracalla (211–217) bezieht. Der Zusatz kommt in der Inschrift (AE 1994, 1511) vor.
  • (et) Pannoniorum bzw. Pannonica: (und) der Pannonier bzw. die Pannonische. In den Diplomen von 126 bis 158/159 sowie dem Diplom von 161 wird die Einheit als Cohors V Gallorum (et) Pannoniorum bzw. als Cohors V Gallorum Pannonica bezeichnet.[1][A 1]

Da es keine Hinweise auf die Namenszusätze milliaria (1000 Mann) und equitata (teilberitten) gibt, ist davon auszugehen, dass es sich um eine reine Infanterie-Kohorte, eine Cohors (quingenaria) peditata, handelt. Die Sollstärke der Einheit lag bei 480 Mann, bestehend aus 6 Centurien mit jeweils 80 Mann.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kohorte war in den Provinzen Moesia und Dacia stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 75 bis 179 n. Chr. aufgeführt.[2][3][4][A 2]

Der erste Nachweis der Einheit in Moesia beruht auf einem Diplom, das auf 75 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Moesia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 93 bis 100 datiert sind, belegen die Einheit in Moesia Superior.

Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Kohorte nach Dacia verlegt, wahrscheinlich um an den Dakerkriegen Trajans teilzunehmen.[5] Der erste Nachweis der Einheit in Dacia beruht auf einem Diplom, das auf 109 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Dacia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 110 bis 125/126 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz (bzw. ab 119 in Dacia Superior).

Danach wurde die Einheit wieder nach Moesia Superior verlegt.[A 3] Von 126 bis 161 ist die Kohorte durch Diplome für Moesia Superior nachgewiesen. Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Kohorte erneut nach Dacia Superior verlegt, wo sie 179 durch ein Diplom belegt ist.

Der letzte Nachweis der Kohorte beruht auf der Inschrift (AE 1994, 1511), die auf 211/217 datiert ist.

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Standorte der Kohorte waren möglicherweise:[5]

Angehörige der Kohorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.[2]

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sonstige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere Kohorten mit der Bezeichnung Cohors V Gallorum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gab noch eine weitere Kohorte mit dieser Bezeichnung, die Cohors V Gallorum (Britannia). Sie ist durch Diplome von 84 bis 158 belegt und war in den Provinzen Pannonia und Britannia stationiert.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Laut Barbara Pferdehirt wird der Name der Kohorte in den Militärdiplomen auf unterschiedliche Weise abgekürzt. Daher sind verschiedene Ergänzungen möglich; u. a. ist auch der Name Cohors V Gallorum Pannonica denkbar, in Analogie zur Cohors II Gallorum Pannonica.
  2. Das hier angegebene Szenario folgt den Ausführungen von John Spaul und Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu. Es geht davon aus, dass die in Moesia belegte Kohorte mit der in Dacia stationierten Einheit identisch ist. Der Historiker Constantin C. Petolescu vermutet stattdessen, dass es sich hierbei um zwei verschiedene Einheiten handelt.
  3. Laut John Spaul wäre es aber auch denkbar, dass die Provinzgrenzen geändert wurden und dass die Einheit deshalb nur scheinbar verlegt wurde.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Barbara Pferdehirt: Römische Militärdiplome und Entlassungsurkunden in der Sammlung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums. (= Kataloge vor- und frühgeschichtlicher Altertümer 37), 2 Bände, Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz 2004, ISBN 3-88467-086-7 Band 1, S. 90.
  2. a b John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4, S. 151–152, 170
  3. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 164, 169 Tabellen 8, 11 (PDF S. 166, 171).
  4. Militärdiplome der Jahre 75 (RMD 1, 2), 93 (CIL 16, 39), 94 (RMD 5, 335), 100 (AE 2008, 1731, CIL 16, 46), 109 (RMD 3, 148), 110 (CIL 16, 163), 119 (RMD 5, 351), 124 (ZPE-175-248), 125/126 (RMD 5, 367), 126 (ZPE-194-231), 132 (RMD 4, 247), 135 (ZPE-203-227), 137 (ZPE-194-236), 151 (RMM 31), 157 (AE 2008, 1747, RMD 5, 418, RMM 37), 158/159 (RMD 5, 419), 159 (CIL 16, 111), 160 (RMM 40, ZPE-192-233), 161 (RMD 1, 55) und 179 (RMD 2, 123).
  5. a b Ovidiu Țentea, Florian Matei-Popescu: Alae et Cohortes Daciae et Moesiae. A review and update of J. Spaul`s Ala and Cohors In: Acta Musei Napocensis 39-40/I Cluj-Napoca, 2002–2003 (2004), S. 259–296, hier S. 283–284 (online).