Großdehsa

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Großdehsa
Stadt Löbau
Koordinaten: 51° 7′ N, 14° 37′ OKoordinaten: 51° 6′ 32″ N, 14° 37′ 4″ O
Höhe: 316 m
Einwohner: 312 (31. Dez. 2023)[1]
Eingemeindung: 1. März 1994
Postleitzahl: 02708
Vorwahl: 03585
Karte
Lage von Großdehsa auf dem Gebiet der Stadt Löbau

Großdehsa (obersorbisch Dažin/?; Dehsa (deza, dize) = Muldenort) ist ein Ortsteil der sächsischen Stadt Löbau im Landkreis Görlitz in der Oberlausitz.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Waldhufendorf mit 456 Hektar (1900) Fläche liegt an der S 115, die von Löbau in westlicher Richtung nach Kleindehsa und Cunewalde führt. Großdehsa liegt an der 1928 eröffneten aber heute stillgelegten Bahnstrecke Großpostwitz–Löbau. Großdehsa steigt von Osten nach Westen um vierzig Meter an. Der untere östliche Teil des Ortes läuft breit in den Löbauer Kessel aus. Der obere westliche Teil erstreckt sich zwischen dem Schafberg im Nordwesten und der Kleinen Landeskrone im Süden, dem Nachbargipfel des Bubenik.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karte von Oberreit mit Großdehsa um 1845
Ortschaftszentrum von Großdehsa

Im Jahr 1242 wurde Großdehsa erstmals urkundlich erwähnt. Ab 1350 kaufte das Domkapitel zu Bautzen nach und nach Teile des Ortes auf, sodass in der Folge der Großteil des Dorfes dorthin Zinsen abführte. Feudalherren der Nachbarschaft besaßen dagegen nur kleine Anteile. Später nahm auch die Landvogtei in Bautzen Rechte wahr. Das Domstift zu Bautzen besaß ein Vorwerk im Ort. 1397 war ein Rittersitz und 1564 ein Rittergut belegt.

Der Flurname „Kanonenwiese“ erinnert in der Dorfmitte noch heute an die Tage vor der Schlacht bei Hochkirch vom 14. Oktober 1758, auf der österreichische Geschütze standen, welche damals mit strohumwickelten Rädern nachts über das Gebirge gegen die preußischen Stellungen vorrückten.

Die meist kleinbäuerlichen Gehöfte liegen beiderseits der Straße S 115 und dem Rinnsal des Großdehsaer Wassers. Nach einem großen Brand im Jahr 1841 waren nur die nördlich im Oberdorf befindlichen älteren Bauten erhalten, während die südlichen Gehöfte massiv wieder aufgebaut wurden.

1827 wurde eine Nebenschule (neben Kittlitz) erbaut, die zunächst zur Hälfte als Armenhaus diente. Sie wurde von 122 Kindern besucht, die „ganz wendisch“ waren.[2] Ein neues Schulhaus entstand 1898. 1955 wurden die Schulkinder jedoch der Polytechnischen Oberschule in Kleindehsa zugewiesen.

Umgebindehaus, die hölzernen Wände der Blockstube (rechts) wurden durch Mauerwerk ersetzt.

Noch Ende des 19. Jahrhunderts waren mehr als 70 Prozent der Großdehsaer Sorben.[3] Es ist davon auszugehen, dass die sorbische Sprache in Form ihres Löbauer Dialektes bis in die 1960er Jahre bei einem Teil der Bevölkerung im Gebrauch war. So zählte Ernst Tschernik 1956 einen sorbischsprachigen Bevölkerungsanteil von noch 7,8 % oder insgesamt 46 Sprecher.[4]

Am 1. März 1994 wurde Großdehsa nach Löbau eingemeindet.[5]

Ortsnamenformen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1238: Herwicus de Dycin (Zuweisung unsicher), 1242: Hertwicus de Dyzin, de Desen, 1306: ambae Theesyn, 1336: Henricus de Desen, 1346: Deysen, 1362: Desen, Desin, Dezen, Deze, Desin, Tesin, Teczin, 1419: Deßen magnum, 1426: Dese, 1491: grossen Desen, 1525: Deße, grossen Deße, 1657: Gros Dehsa

Flurnamen für Großdehsa lauten: Pastwišća = die Hutungen, Bubonik = der Trommler, Włosančkach = in den Dohnenstiegen, Dołki = die Tälchen und Litte = Wiesen. Sie sind allesamt sorbischer Herkunft.

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner[6]
1777 22 besessene Mann,
18 Gärtner, 45 Häusler
1834 503
1871 507
1890 443
1910 515
1925 533
1939 476
1946 584
1950 610
1964 516
1990 389

Verwaltungszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1777: Bautzener Kreis, 1843: Landgerichtsbezirk Löbau, 1856: Gerichtsamt Löbau, 1875: Amtshauptmannschaft Löbau, 1952: Kreis Löbau, 1994: Landkreis Löbau-Zittau, 2008: Landkreis Görlitz

Söhne und Töchter der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zwischen Strohmberg, Czorneboh und Kottmar (= Werte unserer Heimat. Band 24). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1974.

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Angaben des Einwohnermeldeamtes Stadt Löbau
  2. Die Oberlausitz als besondere Abtheilung von Sachsens Kirchen-Galerie. Verlag von Hermann Schmidt, Dresden 1840.
  3. Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954.
  4. Ludwig Elle: Sprachenpolitik in der Lausitz. Domowina-Verlag, Bautzen 1995, S. 253.
  5. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  6. Großdehsa im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Großdehsa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien