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Datei:Chinchilla-Verarbeitung 1-2 - Jackenrumpf längs und quer.jpg

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Beschreibung
Deutsch: Chinchilla-Verarbeitung
Wohl zu den seltensten und kostbarsten Fellarten zählen die relativ kleinen Chinchillafelle. Wenn sie auch sehr selten in eine Kürschnerwerkstatt gelangen, so soll doch die Verarbeitung hier erläutert werden. Das Fell ist zu teuer, daß man sich Experimente erlauben kann und darum soll der Kürschner, der dieses edle Material noch nicht in den Händen hatte, eine Anleitung finden, wie man damit umgeht und die Chinchilla zweckentsprechend verarbeitet, wenn diese Arbeit an ihn herangetragen wird. Wo eine Beherrschung der praktischen Arbeitsmethode vorhanden ist, kann sich auch ein klarer Arbeitsgang entwickeln.
Die Chinchillafelle, auf deren Arten (Edel-, Berg- und Küsten-Chinchilla) hier nicht eingegangen werden soll, haben eine durchschnittliche Größe von 22 bis 35 cm. Die größten und wertvollsten darunter sind die Edelchinchillas.
Das Haar ist äußerst fein und seidenweich, dadurch auch sehr empfindlich. Am Grunde ist es dunkelgrau, dann heller werdend. Kurz vor der Haarspitze ist ein weißer Ring. Die Spitze selbst ist dann schwarzblau bis schwarzbraun und blaugrau. Nach den Seiten zu, heller werdend. Am Kopf ist das Haar bis fast zur Mitte des Felles dünner und oft flattriger, nach dem Pumpf zu wird es dann ganz dicht und die dunklen Spitzen treten intensiv hervor. Die Seiten sind sehr dünn, weiß und flattrig. Bei der geringsten Berührung mit Wasser kräuselt sich das Haar sofort, wird aber nach dem Trocknen wieder glatt. Das Leder ist — hauptsächlich im oberen Drittel und an den Seiten — extrem dünn und reißt leicht. Dieser kurze „Steckbrief" des Chinchillafelles ist nötig, um das Folgende dann besser verständlich machen zu können.
Im allgemeinen werden die Chinchillas zu Galanteriestücken, Besätzen und Jacken, seltener zu Paletots und Mänteln verarbeitet. Diese Felle sollen in ihrer natürlichen Form wenig verändert werden, und deshalb ist eine besondere Aufmerksamkeit und Sorgfalt bei der Zusammenstellung des Sortimentes notwendig. Das Muster wird jetzt berechnet, damit die genau zu benötigende Fellzahl bestimmt werden kann. Daß diese peinlichst vorgenommen wird, ist wohl selbstverständlich, denn jeder Quadratzentimeter dieses Fellmaterials ist ja sehr teuer. Die weißen, dünnen Seiten werden in der Regel mit verwendet, weil sie einen lebhaften Kontrast in das Ganze bringen können. Kann man sich es jedoch leisten, die Seiten wegzuschlagen, so kommt das der Qualität des Stückes zugute. Obwohl eine Chinchillajacke z. B. kein Pelz zum strapazieren ist, sind die sehr dünnen Seiten doch recht empfindliche Steilen. Ebenso kann man den Kopf nur bis hinter die Ohren ausnutzen, dort wo das kurze Haar aufhört. Das sind ca. 2-3 cm hinter den Ohrlöchern. All das muss vor der Einteilung und Kalkulation genau berücksichtigt werden.
Es soll bei der folgenden Beschreibung nicht auf ein bestimmtes Stück (z. B. Jacke oder Schal) eingegangen werden, sondern die Verarbeitung allgemein behandelt und beschrieben werden.
1. Vorsortieren
Das ganze Material wird sorgfältig vorsortiert und ungefähr vorausbestimmt, welche Felle an bestimmte Stellen kommen könnten.
2. Einteilung des Musters (Abb. 1)
Nach den durchschnittlichen Fellgrößen wird jetzt das Muster so eingeteilt, daß jedes Fell genau vorgezeichnet ist (nummerieren).
3. Anbrachen und Ausnähen
Bevor man mit dem Anbrachen beginnt, werden die Farbgrenzen wie Grotzen und Seiten auf dem Leder mit Bleistift markiert. Kugelschreiber o. ä. sollte überhaupt nicht verwendet werden, weil die Farben in sehr kurzer Zeit durch das Leder dringen und dann an dünnen Haarstellen leicht durchscheinen können. Chinchillafelle können oftmals sehr schadhaft sein. Durch das häufige Vorkommen von Nachwuchsstellen wird das Anbrachen meist recht unangenehm. Mit Hilfe von sorgfältig gezogenen Zungen (nicht über 1,5 cm) kann man die schlechten, unansehnlichen Stellen leicht entfernen. Die Vorderklauenlöcher werden durch einen Ellipsenschnitt beseitigt. Beim Anbrachen sei noch darauf hingewiesen, daß jeder Schnitt überlegt wird und nicht unnötig geschnitten werden sollte, weil jede Naht eine Strapazierung des Leders bedeutet. Chinchillafelle können ohne weiteres mit der Maschine ausgenäht werden. Dabei ist aber darauf zu achten, daß man die Druckkraft der Teller ganz locker stellt, weil sonst das Leder zu leicht perforiert werden kann (den Druck der Teller kann man bei den meisten Maschinen mit der an der Rückseite befindlichen Schraube regulieren). 24er Nadeln und 140er Garn sind am geeignetsten zum Nähen. Die Spannung soll nicht zu straff und der Stich nicht zu klein sein. Die Näherin muss darauf achten, daß sie nicht zu viel fasst, weil zu reichlich gefasstes Leder mit in die Naht gezogen wird, dadurch auch zu viel Haar an dieser Stelle mit weggenäht wird und somit jede Naht von der Haarseite aus sichtbar ist. Dies zu bemerken ist nicht überflüssig, weil durch das allzu dünne Leder das Nähen doch recht schwierig ist.
4. Abstrecken
Jedes Fell hat bis zu einem gewissen Grad Zugfähigkeit in die Länge und in die Breite. Wenn diese über die Erträglichkeit in Anspruch genommen wird, dann reißt das Fell an dieser Stelle sofort. Ganz exponiert sind in dieser Hinsicht die Seiten, vor allem in der Gegend, wo die Vorderklauennähte liegen und die Kopfpartie, bis fast zur Mitte des Felles. Die Felle werden angefeuchtet, gut fatten gelassen und dann schon ungefähr nach der Form, wie im Muster eingezeichnet, abgestreckt. Dabei muss mit viel Fingerspitzengefühl gearbeitet werden. Die Kopfpartie sollte auch nicht allzu sehr in die Breite gestreckt werden, damit das ohnehin schon dünne Kopfhaar nicht noch flattriger wird. Das dichte und auch im Leder sehr gute Pumpfteil hingegen kann man so weit wie möglich in die Länge strecken. Legt man die abgestreckten Felle mit der Lederseite auf Holz- bzw. Hartfaserplatten, so sind sie, dank ihres hauchdünnen Leders, sehr schnell trocken und können weiterverarbeitet werden.
5. Sortieren
Jetzt werden die Felle so sortiert, daß jedes Fell entsprechend platziert wird. Das Sortieren ist, wie überall, auch beim Chinchilla peinlichst vorzunehmen. Verschiedene Gesichtspunkte werden erst einmal berücksichtigt, und zwar die Rauche und die Farbe in erster Linie. Da Chinchillafelle ganzfellig aufeinander gesetzt werden, so muss hier ein ganz einwandfreies Gesamtbild entstehen. Es werden verschiedene Arbeitsweisen angewandt, die auch unterschiedlichste Effekte erzielen. Fordert das Modell eine Längsverarbeitung (Abb. 1), so wird Pumpf auf Kopf gesetzt. Beim Sortieren ist es nun sehr wichtig darauf zu achten, daß ein nicht zu dicker Pumpf auf einen verhältnismäßig dicken Kopf kommt, dass vor allem das Pumpfhaar immer das Kopfhaar deckt. Es wirkt im fertigen Stück unsauber, wenn bei einem Aufsatz die weißen Ringe im oberen Teil des Haarkleides nicht ganz vom Pumpfhaar mit den dunklen Spitzen verdeckt werden. Wenn schon jeder Aufsatz ohnehin sichtbar ist, so soll er wenigstens sauber und einwandfrei sein. Weiterhin wird genau darauf geachtet, dass nicht nur die Felle übereinander, sondern auch nebeneinander ein harmonisches Gesamtbild geben. Einen anderen und erheblich schöneren Effekt erzielt man, wenn das Stück quer verarbeitet wird. Man verfährt dann so, daß immer Kopf an Kopf und Pumpf an Pumpf kommen, also der Haarschlag nach verschiedenen Richtungen läuft (Abb. 2). Selbstverständlich müssen dann die Felle übereinander immer die gleiche Haarrichtung haben. Durch die Querverarbeitung und die verschiedenen Haarrichtungen spielt das Haar mehr und lässt beim fertigen Stück den ganzen Zauber dieses wunderbar feinen Materials zum Ausdruck kommen. Das Sortieren ist bei dieser Verarbeitung natürlich wesentlich schwieriger, denn durch die verschiedenen Haarrichtungen entstehen auch verschiedene Farbschattierungen, die, wenn nicht sorgfältig darauf geachtet wird, in das fertige Stück viel Unruhe kommen lassen. Außerdem müssen nicht nur die auseinanderlaufenden Haare am Kopf und die zusammenstoßenden am Pumpf gleiche Länge haben, sondern auch die zusammenkommenden Seiten müssen gleich lang sein und sich gut decken. Man hilft sich hier am besten, wenn man mit Stecknadeln die entsprechenden Felle an einer senkrechten Platte aufsteckt, so wie sie farblich einen einwandfreien Streifen ergeben würden. Gut kann man die Wirkung beurteilen, wenn man ein bis zwei Meter zurücktritt. Erst dann hat man die Möglichkeit, die Gleichförmigkeit der Streifen und die Symmetrie des Ganzen richtig zu erkennen. Die Felle werden jetzt, wie im Muster angegeben, nummeriert.
6. Aufsetzen der Felle zu Streifen
Oft muss, um die richtige Fellform zu erreichen, das Fell noch etwas ausgelassen werden. Man lässt dann den breiten und dichten Pumpf in einem W-Schnitt aus, wie ihn Abb. 3 zeigt. Dieser Schnitt hat sich als am günstigsten erwiesen und markiert, wenn man nicht zu viel rückt, überhaupt nicht. Es ist wichtig, daß man auf der Markierungslinie, an der Stelle, wo der Schnitt in die helle Seite übergeht, diesen 3 bis 4 cm auf dieser führt (Abb. 3a). Man kann so mehrere Schnitte anbringen. Beim Aufsetzen in Längsverarbeitung achtet man darauf, daß am Pumpf das helle und wilde Haar gut weg fällt. Der Aufsatz selbst wird gerade (Abb. 4 a) oder in einem leichten Bogen (Abb. 4 b) geschnitten. Man markiert der Näherin diese Stellen genau, weil sich beim Nähen leicht das ganze verschiebt.
Bei der Querverarbeitung nimmt man am Kopf genügend flattriges Haar weg, so daß keine Scheitelkante entsteht und das Haar spielen kann. Dieses kann man noch unterstützen, indem man an beiden Seiten der Kopfnaht noch eine blinde Naht nähen lässt. Bei der Querverarbeitung wird grundsätzlich gerade aufeinander gesetzt. Um zu verhindern, daß an den Stellen, wo am Pumpf das Haar zusammen stößt, kein Kamm entsteht, lässt man einen 7 bis 10 mm breiten Ledergallon dazwischen nähen. Das Haar kann somit schon ineinander greifen und sich gut verhaaren.
7. Zusammenstellen
Wenn man jetzt die genähten Streifen zusammenstellt, wird es sich zeigen, ob man auch beim Sortieren gut auf die Seitenverbindungen geachtet hat, damit sich auch hier das Haar gut deckt. Es ist wichtig, bei Längs- und bei Querverarbeitung darauf zu achten, daß im ganzen Stück gleichmäßig viel Seite vorhanden ist. Es ist alles zu vermeiden, was Unruhe in das Ganze bringt. Unruhe aber entsteht nur durch Ungleichmäßigkeit. Man wird also beim Zusammenstellen das Stück immer wieder im Hängen kontrollieren und hier und da nachschneiden müssen.
8. Zwecken
Vorsichtig wird das fertige Stück gezweckt. Man benutzt dazu nur Stecknadeln. Beim Einstreichen darf kein Wasser in das Haar kommen, denn das seidige Haar verdrückt sich dann zu leicht, und diese Druckstellen sind zum Schluss schlecht zu entfernen. Man muss also vorsichtig, am besten mit einem Lappen einstreichen, weil durch das dünne Leder sofort das Wasser durchdringt und das Haar nass werden lässt. Keine fetthaltigen Zweckwasserzusätze!!! Sie bekommen dem Haar sehr schlecht und lassen sich kaum wieder entfernen. Eigentlich sollte man das gezweckte Stück hochheben, so daß sich das Haar nicht so verdrücken kann, aber das ist fast unmöglich, weil das Leder, wenn es naß ist, zu schwammig ist und sich an den Nadeln zu viel Wellen bilden. Vor dem Abzwecken kann man aber Falten mit einem mäßig heißen Eisen wegbügeln. Chinchillaleder reißt wohl sehr leicht, ist aber erstaunlich widerstandsfähig gegen Wärme. Das abgezweckte Stück sieht meist erschreckend verdrückt aus und bietet einen enttäuschenden Anblick.
9. Fertigstellen
Das verdrückte Fell „beruhigt" sich während der Weiterverarbeitung wieder. Beim Bändeln und Pikieren ziehen sich leicht die dünnen Haare mit durch, man muss also vorsichtig vorgehen. Es schadet dem fertigen Stück nicht, wenn man es ganz leicht mit klarem Wasser einstreicht. Das Kräuseln des Haares verliert sich nach dem Trocknen. Ein vorsichtiges Klopfen lässt das Haar richtig spielen und die erlesene Pracht dieses edlen Materials zur vollen Entfaltung kommen.
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Quelle Eigenes Werk
Urheber Rudolf Toursel
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