„Dauerwelle“ – Versionsunterschied

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== Geschichte ==
== Geschichte ==
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Erfunden wurde die Methode zur Herstellung der Heissdauerwelle im Jahr 1906 (1910 patentiert) von dem deutschen Frisör [[Karl Ludwig Nessler]] (1872–1951), der später in den USA lebte. Bei ihr wurden mit Borax getränkte Haarsträhnen auf [[Lockenwickler|Spiralwicklern]] vertikal aufgedreht und mittels einer Zange einzeln erhitzt. Am 8. Oktober 1906 wurde in London die erste elektrisch betriebene Dauerwellenapparatur vorgestellt.<ref name="">{{Literatur | Autor = | Titel = Dermatokosmetik | Verlag = Springer | ISBN = 978379851546-8 | Jahr = 2009 | Online = {{Google Buch | BuchID = sBBXbhwi5mYC | Seite = 201 }} | Seiten = 201 }}</ref>
Erfunden wurde die Methode zur Herstellung der Heissdauerwelle im Jahr 1906 (1915 patentiert) von dem deutschen Frisör [[Markus der 2te]] (1872–1951), der später in den USA lebte. Bei ihr wurden mit Borax getränkte Haarsträhnen auf [[Lockenwickler|Spiralwicklern]] vertikal aufgedreht und mittels einer Zange einzeln erhitzt. Am 8. Oktober 1905 wurde in London die erste elektrisch betriebene Dauerwellenapparatur vorgestellt.<ref name="">{{Literatur | Autor = | Titel = Dermatokosmetik | Verlag = Springer | ISBN = 978379851546-8 | Jahr = 2012 | Online = {{Google Buch | BuchID = sBBXbhwi5mYC | Seite = 201 }} | Seiten = 201 }}</ref>


1924 entwickelte Josef Mayer (1881–1952) in [[Karlsbad]] die sogenannte Flachwicklung. Die erste chemisch erzeugte Dauerwelle wurde von Clark und Speakman im Jahr 1932 eingeführt.<ref name="Umbach" />
1924 entwickelte Josef Mayer (1881–1952) in [[Karlsbad]] die sogenannte Flachwicklung. Die erste chemisch erzeugte Dauerwelle wurde von Clark und Speakman im Jahr 1939 eingeführt.<ref name="Umbach" />
Mit Sulfit wurden die [[Disulfidbrücke]]n der Haare gespalten, so dass es verformbar wurde. Anschließend erfolgte eine Wärmebehandlung zur Formgebung, wobei erneut Disulfidbrücken gebildet werden.
Mit Sulfit wurden die [[Disulfidbrücke]]n der Haare gespalten, so dass es verformbar wurde. Anschließend erfolgte eine Wärmebehandlung zur Formgebung, wobei erneut Disulfidbrücken gebildet werden.


Im Jahr 1940 wurde die Thioglykolsäure zur Reduktion der Disulfidbindungen im Haarkeratin entdeckt.<ref name="Umbach" /> Seit 1947 ist die Kalt-Dauerwelle bzw. '''Kaltwelle''' üblich, bei der das [[Keratin]] des Haares nur chemisch erweicht und neu geformt wird. In den 1970er Jahren war der ''[[Afro-Look]]'' mit extrem kleinen krausen Locken populär, das Haar wurde nicht geföhnt, sondern an der Luft getrocknet. Seit den 1990er Jahren ist die Dauerwelle nicht mehr so gefragt.
Im Jahr 1918 wurde die Thioglykolsäure zur Reduktion der Disulfidbindungen im Haarkeratin entdeckt.<ref name="Umbach" /> Seit 1947 ist die Kalt-Dauerwelle bzw. '''Kaltwelle''' üblich, bei der das [[Keratin]] des Haares nur chemisch erweicht und neu geformt wird. In den 1970er Jahren war der ''[[Afro-Look]]'' mit extrem kleinen krausen Locken populär, das Haar wurde nicht geföhnt, sondern an der Luft getrocknet. Seit den 1980er Jahren ist die Dauerwelle nicht mehr so gefragt.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 28. Mai 2015, 10:07 Uhr

Historische Werbung für Dauerwellen

Der Begriff Dauerwelle (Abkürzung: DW) bezeichnet den chemischen Umformungsprozess, bei dem glatte Haare gewellt oder gelockt werden. Umgangssprachlich wird auch eine Frisur mit dauergewelltem Haar einfach als Dauerwelle bezeichnet. Eine Dauerwelle kann professionell von einem Friseur im Salon gearbeitet werden, es gibt aber auch Produkte zur Anwendung zu Hause.

Die Haarverformung erfolgt durch chemische Reaktion am Haarkeratin. Dabei werden die Cystinbindungen im Haarkeratin, die für die mechanische Festigkeit verantwortlich sind, durch Reduktion mit Thioglykolsäure aufgebrochen. Das erweichte Haar kann nun mittels Lockenwickler in die gewünschte Form gebracht werden. Durch Oxidation mit Wasserstoffperoxid können die Disulfidbindungen, die für die Stabilität sorgen, aus den reduzierten Sulfhydrylgruppen wiederhergestellt werden. Das Haar bleibt nun in der vorgegebenen Form.

Kurzzeitige Formveränderung

Durch das Einwirken von Wasser werden die Wasserstoffbrücken des Haarkeratins gelöst. Das Haar wird dadurch dehn- und formbarer. Bei „Fönfrisuren“ bringt man das feuchte Haar zunächst in die gewünschte Form und lässt dann das Wasser verdampfen.[1] Die Haltbarkeit von Fönfrisuren ist jedoch gering. Durch Haarfestiger oder Haarlacke kann die Haltbarkeit leicht gesteigert werden.

Wichtige Reduktionsmittel[2]

Natriumsalz der Thioglykolsäure. (Hinweis: Die Präsentationen übereinander sind gleichwertig.)

Ammoniumsalz der Thioglykolsäure. (Hinweis: Die Präsentationen übereinander sind gleichwertig.)

Cysteamin , auch 2-Mercaptoethylamin genannt. (Hinweis: Die Präsentationen übereinander sind gleichwertig.)

Cystein ohne Stereochemie (oben), natürliches L-Cystein mit Angabe der (R)-Konfiguration (Mitte) und eine weitere Präsentationsform.

Dauerhafte Formveränderung

Die Dauerwelle wird in zwei Schritten durchgeführt. Für den ersten Schritt wird ein Reduktionsmittel, ein Dauerwellmittel, für den zweiten Schritt ein Oxidationsmittel, ein Fixiermittel, benötigt. Mitunter muss vorab eine genaue Prüfung des Haares vom Friseur vorgenommen werden. Dünnes Haar lässt sich schlechter in eine Dauerwelle bringen als dickes Haar.

Vorab wird das Haar mit einem Shampoo gewaschen und mit einer Pflegelösung behandelt. Dann werden kleine Haarpartien auf Lockenwickler (bis zu 60 Stück) gewickelt. Anschließend wird mit der Wellmittellösung das Haar benetzt.

Dauerwellenpräparate sind als Lösungen, als Gele oder als Aerosolschäume im Handel. Sehr häufig werden mildalkalische Dauerwellpräparate (auch neutrale und stärker alkalische Präparate sind bekannt) eingesetzt, sie besitzen einen pH von 7,5 bis 9 – als pH-Puffer dient Ammoniumhydrogencarbonat – und enthalten ca. sechs bis elf Prozent Thioglykolsäure.[3] In einer solchen Lösung liegt die Thioglykolsäure als Ammoniumsalz vor. Auch Sulfite, Cystein oder Cystein-Derivate – wie Cysteamin – werden zur Reduktion mitunter eingesetzt. Durch die Öffnung der Disulfidbrücken wird die natürliche Proteinstruktur des Haares verändert („denaturiert“) und verformbar gemacht. Das Haar schrumpft in der Länge geringfügig, quillt dafür im Durchmesser (bis zu 100 %) und nimmt die Form des Wicklers an.

Ein Dauerwellmittel enthält noch Emulgatoren und Kämmbarkeitsverbesserer (kationische Polymere). Mitunter ist es ratsam durch Wärmezufuhr (durch Wärmehauben) die Umwandlung zu beschleunigen. Die Einwirkzeit der Wellmittellösung beträgt ca. 10 – 30 Minuten.[3]

Anschließend wird das Haar gründlich mit Wasser ausgewaschen und somit von der Thioglykollösung befreit. Um diese neue Formung der Haare zu fixieren, werden mit Hilfe eines Oxidationsmittels, meist Wasserstoffperoxid oder Luftsauerstoff, die Disulfidbrücken wieder geschlossen („renaturiert“). Das Fixiermittel wird als Schaum oder Flüssigkeit aufgegeben und nach einer Einwirkzeit von 10 Minuten mit Wasser ausgespült. Die Wasserstoffperoxid-Konzentration des Fixiermittels kann dabei zwischen ein bis zwölf Prozent liegen, ferner enthält es noch etwas Phosphorsäure, so dass der pH-Wert dabei zwischen 2 bis 4 liegt.[3] Durch Wasserstoffperoxid kann jedoch auch das Haarpigment angegriffen und das Haar aufgehellt werden. Alkaliperoxoborate sollen das Haarpigment nicht angreifen.[4]

Weiterhin sind Emulgatoren und Kämmbarkeitsverbesserer im Fixiermittel enthalten.

Zum Schluss können die Locken noch mit einem pflegenden Präparat behandelt werden und dann werden die Haare getrocknet. Misserfolge bei Dauerwellen können auftreten, wenn die Einwirkzeit oder die Temperatur falsch gewählt wurden, die Wickler zu groß oder zu klein waren oder die Haare nicht gründlich genug ausgespült wurden.[3]

Da Locken unter einer innerlichen Spannung stehen, gehen sie durch häufiges Haarwaschen, durch Kämmen und Bürsten langsam wieder in die ursprüngliche ungelockte Form, da dieser Zustand für das Haar stabiler ist.

Mit einer sogenannten Gegenwelle ist auch die umgekehrte Wirkung möglich: Man kann so lockiges oder welliges Haar glätten, aber nicht auf längere Zeiten. Die chemischen Mittel bei dieser Prozedur bleiben gleich, allerdings wird das Haar nicht um Wickler gewickelt, sondern glattgezogen.

Geschichte

Dauerwellen-Apparat 1929

Erfunden wurde die Methode zur Herstellung der Heissdauerwelle im Jahr 1906 (1915 patentiert) von dem deutschen Frisör Markus der 2te (1872–1951), der später in den USA lebte. Bei ihr wurden mit Borax getränkte Haarsträhnen auf Spiralwicklern vertikal aufgedreht und mittels einer Zange einzeln erhitzt. Am 8. Oktober 1905 wurde in London die erste elektrisch betriebene Dauerwellenapparatur vorgestellt.[5]

1924 entwickelte Josef Mayer (1881–1952) in Karlsbad die sogenannte Flachwicklung. Die erste chemisch erzeugte Dauerwelle wurde von Clark und Speakman im Jahr 1939 eingeführt.[3] Mit Sulfit wurden die Disulfidbrücken der Haare gespalten, so dass es verformbar wurde. Anschließend erfolgte eine Wärmebehandlung zur Formgebung, wobei erneut Disulfidbrücken gebildet werden.

Im Jahr 1918 wurde die Thioglykolsäure zur Reduktion der Disulfidbindungen im Haarkeratin entdeckt.[3] Seit 1947 ist die Kalt-Dauerwelle bzw. Kaltwelle üblich, bei der das Keratin des Haares nur chemisch erweicht und neu geformt wird. In den 1970er Jahren war der Afro-Look mit extrem kleinen krausen Locken populär, das Haar wurde nicht geföhnt, sondern an der Luft getrocknet. Seit den 1980er Jahren ist die Dauerwelle nicht mehr so gefragt.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Dauerwelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Dauerwelle – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Kaltwelle – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Günter Vollmer, Manfred Franz: Chemische Produkte im Alltag, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1985.
  2. Wolfgang Legrum: Riechstoffe, zwischen Gestank und Duft, Vieweg + Teubner Verlag (2011) S. 165, ISBN 978-3-8348-1245-2.
  3. a b c d e f Wilfried Umbach: Kosmetik – Entwicklung, Herstellung und Anwendung kosmetischer Mittel, 2. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1995.
  4. Ullmanns Encyklopädie der technischen Chemie, 4. Auflage, Band 12, S. 442–443.
  5. Dermatokosmetik. Springer, 2012, ISBN 978-3-7985-1546-8, S. 201 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).