Quelltext der Seite Deutscher Einheits-Fernseh-Empfänger E 1

[[Datei:Fernseh-Einheitsempfänger E1.jpg|mini|E-1-Empfänger von Telefunken]]
Der '''Einheits-Fernseh-Empfänger E 1''', in der zeitgenössischen Literatur als [[Fernsehen|Fernseh]]-Gemeinschaftsempfänger E&nbsp;1 bezeichnet, ist ein im Jahre 1939 vorgestelltes [[Fernsehgerät]]. In der Öffentlichkeit wurde das Gerät analog zum [[Volksempfänger]] für den [[Hörfunk]] auch als „Volksfernseher“ bezeichnet.

== Geschichte ==
Das [[Reichspostministerium|Reichspostzentralamt]] und führende deutsche Rundfunkgerätehersteller bildeten 1938 eine Arbeitsgemeinschaft zur weiteren Verbreitung des [[Fernsehen in Deutschland|Fernsehens in Deutschland]]. Beteiligt waren:
* ''[[Fernseh]] AG'' (ab Oktober 1939 ''Fernseh GmbH'', Tochtergesellschaft von [[Robert Bosch (Unternehmen)|Bosch]])
* ''Radioaktiengesellschaft D.S. Loewe'' (ab 1940 [[Loewe Technology|Löwe Radio AG]])
* ''[[C. Lorenz|C. Lorenz AG]]''
* ''[[Telefunken]] Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H.''
* ''[[Lucent Technologies#TeKaDe (1912–1949)|TeKaDe]]'' (''Süddeutsche Telefon-Apparate-, Kabel- und Drahtwerke A.G.'') in [[Nürnberg]] mit ihrer Berliner Tochterfirma [[Dénes von Mihály|Telehor AG]]
Das Ziel war, bis zum Weihnachtsfest 1939 für die seit dem 22. März 1935 über den Berliner Sender [[Fernsehsender Paul Nipkow|„Paul Nipkow“]] ausgestrahlten Sendungen der [[Reichs-Rundfunk-Gesellschaft]] einen möglichst preisgünstigen Empfänger in den Handel bringen zu können. Dazu wurden unter den beteiligten Firmen Lizenzrechte und Produktionskapazitäten getauscht und aufgeteilt. Die von den jeweiligen Herstellern produzierten Geräte sollten weitgehend baugleich sein. Vorgesehen war eine Großserienproduktion von 10.000 Fernsehern mit einem Verkaufspreis von 650&nbsp;[[Reichsmark]], was inflationsbereinigt in heutiger Währung {{Inflation|DE|650|1939|r=-2}}&nbsp;Euro entspricht.<ref>Diese Zahl wurde mit der [[Vorlage:Inflation]] ermittelt, ist auf volle 100 Euro gerundet und bezieht sich auf den vergangenen Januar.</ref> Im Sommer 1939 wurde der ''Einheits-Fernseh-Empfänger'' auf der 16.&nbsp;Großen Deutschen [[Internationale Funkausstellung Berlin|Funk- und Fernseh-Ausstellung]] Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. Zu der geplanten Großserie kam es infolge der Beschränkungen für die Zivilwirtschaft nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nicht mehr. Die etwa 50 fertiggestellten Exemplare des ''E&nbsp;1'' wurden auf Lazarette und verschiedene Dienststellen verteilt.

== Technik ==
[[Datei:Fernseh-Einheitsempfänger E1-Chassis.jpg|mini|E-1-[[Chassis (Elektronik)|Chassis]]]]
[[Datei:D 1939 Einheitsfernsehempfänger E1 Blockschaltbild.png|mini|Blockschaltbild]]
Der Empfänger zeichnete sich gegenüber früheren Geräten durch einen deutlich sparsameren Einsatz von Bauelementen aus. Dazu trugen unter anderem auch neu entwickelte [[Elektronenröhre]]n bei, die die Funktionen mehrerer einzelner  [[Elektronenröhre#Mehrfachröhren (Verbundröhren)|Mehrfachröhren]] in sich vereinigten. Bei diesem Fernsehgerät kam die von Telefunken entwickelte weltweit erste [[Rechteckbildröhre]] mit einer seinerzeit für ihre Größe relativ geringen Bautiefe zum Einsatz.

Die 6-kV-[[Anodenspannung]] für die Bildröhre wurde nicht wie damals noch üblich über einen Hochspannungs-Netztransformator, sondern bereits wie später üblich in der Zeilenendstufe erzeugt. Die Heizspannung des Hochspannungsgleichrichters wurde durch eine zusätzliche Windung auf dem [[Zeilentrafo]] erzeugt.

Die deutsche [[Fernsehnorm]] von 1938 gab ein Bild mit 441 Zeilen und eine [[Bildfrequenz|Bildwechselfrequenz]] von 25&nbsp;Hz (25 ganze Bilder pro Sekunde bzw. im [[Zeilensprungverfahren]] 50&nbsp;Halbbilder je Sekunde) vor. Die Bildauflösung des ''E&nbsp;1'' erreichte damit noch nicht die des Nachkriegsfernsehens mit 625&nbsp;Zeilen ([[Walter Gerber (Elektrotechniker)|Gerber]]-Norm).

Da zur damaligen Zeit von der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft nur ein Programm ausgestrahlt wurde, war der ''E&nbsp;1'' auf eine feste Empfangsfrequenz ([[Kanal (Informationstheorie)|Kanal]]) eingestellt,<ref>{{ANNO|dkb|25|08|1939|25|Wie sieht der Einheits-Fernseh-Empfänger aus?}}</ref> um die Fertigungskosten gering zu halten. Für einen Frequenzwechsel waren die steckbaren Eingangs- und Oszillator[[schwingkreis]]e des [[Überlagerungsempfänger]]s von einer Fachkraft zu tauschen. In den Fernseh-Sendepausen sollte auf dem Tonkanal das Programm des Hörfunk-Ortssenders ausgestrahlt werden. Um [[elektrische Energie]] zu sparen, konnte dazu der Bildteil abgeschaltet werden.

Heute sind noch einige erhaltene Einheitsempfänger bekannt:
* [[Museum für Kommunikation Berlin]], [http://bs.cyty.com/menschen/e-etzold/archiv/TV/telefunken/img/MfK3.jpg (Telefunken, unverbastelt)]
* Museum für Kommunikation in Berlin, [http://bs.cyty.com/menschen/e-etzold/archiv/TV/telefunken/img/MfK2.jpg (Blaupunkt, unvollständig)]
* [[Museum für Kommunikation Frankfurt]], [http://bs.cyty.com/menschen/e-etzold/archiv/TV/telefunken/img/E1-MfK_Frankfurt.jpg (Telefunken, mit neuem Lautsprecherstoff, sonst komplett erhalten)]
* Private Sammlung August-Peter Nehrig, [http://bs.cyty.com/menschen/e-etzold/archiv/TV/telefunken/img/e1vonvornmitBild.jpg (Telefunken, komplett erhalten)]
* [[Deutsches Rundfunk-Museum]], Berlin (Nachbildung, ohne Originalchassis und mit neuem Lautsprecherstoff)
* Depot des Fernmeldezeugamts, [http://www2.magnetbandmuseum.info/uploads/pics/bp-fundus-rundgang-3380.JPG (Hersteller unbekannt, anscheinend unversehrt und komplett erhalten)]
* [[Hochschule Mittweida (FH)]], [http://www.htwm.de/~bruch/index2.php?p=medien&s=index&clip=jan_dsl.wmv im Video zu sehen (Blaupunkt, mit neuem Lautsprecherstoff, Zustand unbekannt)]
* [[Rundfunkmuseum Fürth]] (Original-Chassis mit Netztrafo in der Ausstellung)
* Rundfunkmuseum Fürth (Nachbildung, funktionsfähig, für Vorführzwecke)

== Technische Daten ==
* Gehäuseabmessungen (B×H×T): 65&nbsp;cm × 37&nbsp;cm × 38&nbsp;cm
* Bildgröße / Bilddiagonale: 19,5&nbsp;cm × 22,5&nbsp;cm / 29&nbsp;cm
* Leistungsaufnahme: 185 W bei Fernsehempfang, 60 W bei Tonrundfunkempfang

== Literatur ==
* J. Georg Weiss: ''Zur Entwicklung des Einheits-Fernsehempfängers.'' In: ''TFT.'' Heft 7/1939 ([https://www.cdvandt.org/TFT%20E1%20TV%201939.pdf Digitalisat])
* ''Fernsehen und Tonfilm.'' (Zeitschrift), Heft 16, Oktober 1939.
* [[Hanns Günther]], [[Heinz Richter (Ingenieur)|Heinz Richter]]: ''Fortschritte der Funktechnik 5.'' Franckh’sche Verlagshandlung, W. Keller, Stuttgart 1940.

== Einzelnachweise ==
<references />

== Weblinks ==
* [http://bs.cyty.com/menschen/e-etzold/archiv/TV/telefunken/einheitsempfaenger.htm Ausführliche Webseite mit vielen Fotos des E 1] von Eckhard Etzold
:* [http://bs.cyty.com/menschen/e-etzold/archiv/TV/telefunken/img/e-1.jpg Schaltbild] ebda.
* Rolf Wigand: [http://www.xs4all.nl/~aobauer/TV%20E1%201939.pdf Technische Beschreibung des E 1] (zeitgenössischer Artikel im ''Radio-Mentor''; PDF; 295&nbsp;kB)
* Scheel, J. E., [[Rudolf Urtel|Urtel, Rudolf]]: Die Telefunken-Röhre 21/22, ''[http://www.cdvandt.org/ES111-Ablenkroehre.pdf Die Ablenkendstufe des Fernseh-Gemeinschaftsempfängers E1]'', [[Telefunken]], August 1941 (PDF; 587&nbsp;kB)

[[Kategorie:Historischer Funkempfänger]]
[[Kategorie:Fernsehen (Nationalsozialismus)]]
[[Kategorie:Rundfunktechnik]]