Dictablanda

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Der Begriff Dictablanda (deutsch: weiche Diktatur) ist entstanden aus einer ironischen, etymologisch inkorrekten Herleitung des spanischen Wortes für Diktatur (dictadura), aus dicta und dura („hart“). Die verballhornende Analogbildung aus dicta und blanda („weich“) bezeichnet ironisch eine Form der Diktatur, die um 1930 in Spanien in der letzten Periode der Herrschaft von Alfons XIII. aufkam, unmittelbar nach der Diktatur von Miguel Primo de Rivera.[1] General Dámaso Berenguer Fusté löste General Primo de Rivera als Regierungschef ab. Er regierte per Dekret und versuchte, die Gemüter nach dem Börsenkrach von 1929 und den sozialen Unruhen zu beruhigen, indem er einige der vom Diktator erlassenen Maßnahmen wieder aufhob. Seine Regierung wurde als „Berenguers Dictablanda“ bekannt.[2] Die Dictablanda entwickelte sich in diesem Fall in Spanien, aber später auch in Lateinamerika, aus der „harten Diktatur“.[3]

In der Systemtransformationsforschung wird der Begriff zu den Wortprägungen gerechnet, die die Vielzahl der Zwischenformen zwischen konsolidierter Demokratie und autoritären Systemen bezeichnen. Die Dictablanda gehört zu den hybriden politischen Systemen, insofern sie autokratische und demokratische Merkmale aufweist.[4] Als "weiche Militärdiktatur" im Unterschied zu konservativen Militärdiktaturen weist sie einen niedrigen Repressionsgrad auf und versteht sich meist als Übergangslösung mit Modernisierungsabsicht. Spezifische gesellschaftliche Rechte werden suspendiert, etwa die Versammlungsfreiheit oder die Pressefreiheit, aber eine gezielte Verfolgung von Systemgegnern findet nicht statt.[5] Besonders im Kulturbereich waren faschistische Systeme eher „weiche Diktaturen“, die dem „Eskapismus“ Raum gaben.[6]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. dictablanda. In: Diccionario de la lengua española, Real Academia Española, abgerufen am 10. Mai 2022
  2. García Queipo de Llano, Genoveva (1997). El reinado de Alfonso XIII. La modernización fallida. Madrid: Historia 16. ISBN 84-7679-318-9., S. 126–131
  3. Klaus von Beyme: Die parlamentarische Demokratie: Entstehung und Funktionsweise 1789–1999. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-658-03517-4 (com.ph [abgerufen am 12. Mai 2022]).
  4. Alexander Straßner: Militärdiktaturen im 20. Jahrhundert: Motivation, Herrschaftstechnik und Modernisierung im Vergleich. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-658-02156-6, S. 73 (com.ph [abgerufen am 12. Mai 2022]).
  5. Alexander Straßner: Militärdiktaturen im 20. Jahrhundert: Motivation, Herrschaftstechnik und Modernisierung im Vergleich. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-658-02156-6, S. 37 (com.ph [abgerufen am 12. Mai 2022]).
  6. Klaus von Beyme: Das Zeitalter der Avantgarden: Kunst und Gesellschaft 1905-1955. C.H.Beck, 2005, ISBN 978-3-406-53507-9 (com.ph [abgerufen am 12. Mai 2022]).