Die Heilige Magdalena, von Engeln emporgetragen

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Die Heilige Magdalena, von Engeln emporgetragen (Antonio Vivarini)
Die Heilige Magdalena, von Engeln emporgetragen
Antonio Vivarini, vor 1440
Tempera auf Goldgrund
105,4 × 45,8 cm
Gemäldegalerie Berlin
Vorlage:Infobox Gemälde/Wartung/Museum

Die Heilige Magdalena, von Engeln emporgetragen ist ein Gemälde des italienischen Malers Antonio Vivarini, auch Antonio da Murano genannt. Die hochrechteckige Pappelholztafel mit abschließendem Dreipassbogen wurde mit Tempera auf Goldgrund gemalt. Das Gemälde ist vermutlich Teil eines Polyptychons, eines mehrteiligen Altarbildes, gewesen und kann aktuell keinem ehemaligen Rahmen zugeordnet werden.[1]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Darstellung zeigt eine Frau in frontaler Ansicht, die Hände zum Gebet gefaltet. Lange, rotblonde Haare umhüllen ihren ansonsten unbekleideten Körper. Ihre Füße sind gen Boden gestreckt, berühren ihn jedoch nicht. Dadurch wirkt es, als würde die Dargestellte vor dem goldenen Hintergrund schweben. Die sechs Engel, die sie umfliegen, scheinen ihren Körper in den Himmel zu tragen. Zu ihren Füßen befindet sich eine karge Felslandschaft, in der eine betende Person kniet und zu der Heiligen aufschaut.

Datierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die genaue Datierung des Werkes ist unklar. Von den Staatlichen Museen zu Berlin wird der Entstehungszeitpunkt auf die Zeit vor 1440 datiert.

Provenienz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gemälde ist seit 1821 Teil der Sammlung der Berliner Gemäldegalerie. 1821 wurde es mit der Sammlung des Kaufmanns Edward Solly angekauft.[2]

Autorschaft und Zuschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lange Zeit wurde das Werk dem venezianischen Maler Michele Giambono zugeschrieben.[3] Anfang des 20. Jahrhunderts mutmaßte Wilhelm von Bode, die Darstellung sei eventuell identisch mit einem ursprünglich im Nonnenkloster S. Maria delle Vergini zu Venedig befindlichen Gemälde, das ebenfalls Giambono zugewiesen ist.[4] Wenige Jahre später wird klar Antonio Vivarini als Autor genannt, der zusammen mit Giovanni d’Alemagna an dem Gemälde gearbeitet haben soll. D’Alemagna war seit 1441 Mitarbeiter in der venezianischen Werkstatt Vivarinis.[5] Aktuelle Infrarotuntersuchen des Werkes machten deutliche Unterzeichnungen und Ritzlinien sichtbar, die nahelegen, dass das Gemälde aus der Werkstatt der Vivarini stammt, jedoch nach seinem Tod entstanden ist.[6]

Personenzuschreibung und Ikonographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Dargestellten handelt es sich um Maria Magdalena. Die betende Person zu ihren Füßen ist vermutlich die Stifterin des Bildes, eine Äbtissin des Augustinerordens.[1]

Der Legenda aurea nach wurde Maria Magdalena mit ihren Brüdern in einem steuerlosen Schiff auf dem Mittelmeer ausgesetzt, das in Südfrankreich strandete.[7] Dort soll sie sich im Massif de la Sainte-Baume in eine Höhle zurückgezogen haben, um als Zeichen der Reue für ihren früheren Lebensstil Buße zu tun. Daher zeigen Darstellungen der Maria Magdalena die Anhängerin Jesu Christi häufig in einer Einöde oder in einer Höhle, die sinnbildlich für ihre Zeit als Büßerin in Abgeschiedenheit stehen.

Oftmals ist sie mit bodenlangem Haar dargestellt, das ihre Nacktheit bedeckt. So sollte ihre Zurückgezogenheit und ihr asketisches Leben äußerlich sichtbar gemacht werden.[8] Ihr Fell habe Gott ihr zum Schutz vor wilden Tieren wachsen lassen.[2][9] Laut Legenda aurea wurde sie von Engeln zu jeder Liturgie in den Himmel getragen, wo sie den heiligen Gesängen zuhören konnte.[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ian Richard Holgate: The Vivarini Workshop and its Patrons, c. 1430–1450. University of St. Andrews, 1999.
  • Catarina Schmidt Arcangeli: Antonio Vivarini und seine Werkstatt: Tradition und Innovation in zwei vergessenen Altarwerken. In: Jahrbuch der Berliner Museen. Bd. 50, Staatliche Museen zu Berlin, 2008, S. 53–77.
  • Gustav Friedrich Waagen: Schule der Vivarini. In: Verzeichniss der Gemälde-Sammlung des Königlichen Museums zu Berlin. Königliche Museen zu Berlin, Gemälde-Galerie, 1837, Nr. 131, S. 299.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Catarina Schmidt Arcangeli: Antonio Vivarini und seine Werkstatt: Tradition und Innovation in zwei vergessenen Altarwerken. In: Staatliche Museen zu Berlin (Hrsg.): Jahrbuch der Berliner Museen. Band 50. Berlin 2008, S. 53.
  2. a b SMB-digital | Die Heilige Magdalena, von Engeln emporgetragen. Abgerufen am 23. Juni 2020.
  3. Wilhelm Bode: Beschreibendes Verzeichniss der Gemälde im Kaiser-Friedrich-Museum. Hrsg.: Königliche Museen zu Berlin. Berlin 1891, S. 154.
  4. Wilhelm Bode: Beschreibendes Verzeichnis der Gemälde im Kaiser-Friedrich-Museum. Hrsg.: Königliche Museen zu Berlin. Berlin 1906, S. 155.
  5. Königliche Museen zu Berlin (Hrsg.): Beschreibendes Verzeichnis der Gemälde im Kaiser-Friedrich-Museum. Georg Reimer Verlag, Berlin 1912, S. 466.
  6. Catarina Schmidt Arcangeli: Antonio Vivarini und seine Werkstatt: Tradition und Innovation in zwei vergessenen Altarwerken. In: Staatliche Museen zu Berlin (Hrsg.): Jahrbuch der Berliner Museen. Band 50. Berlin 2008, S. 62–63.
  7. Bart D. Ehrman: Peter, Paul, and Mary Magdalene. The Followers of Jesus in History and Legend. Oxford 2006, S. 184.
  8. Hildegard Kretschmer: Lexikon der Symbole und Attribute in der Kunst. Reclam, Stuttgart 2008, S. 128.
  9. Maria Magdalena. In: Ökumenisches Heiligenlexikon. Abgerufen am 23. Juni 2020.
  10. Michelle Erhardt et al. (Hrsg.): Mary Magdalene: Iconographic Studies from the Middle Ages to the Baroque. Studies in Religion and the Arts, Leiden 2012.