Diskussion:9. Sinfonie (Schostakowitsch)

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1. Satz: "orthodoxe Anwendung der Sonatenhauptsatzform"[Quelltext bearbeiten]

Ich möchte dem widersprechen, der erste Satz folge äußerst orthodox der Sonatenhauptsatzform. Bei genauer Analyse stellt man fest, dass mit zunehmender Satzdauer die Themen komplett austauschbar scheinen, was einerseits daran liegt, dass sie eine motivische Substanzverwandtschaft - sie sind auch charakterlich nicht sehr verschieden - haben und andrerseits, dass sie sich bereits in der Exposition ineinander verschachteln. Hinzu kommt, dass es keinerlei modulierende Überleitungen gibt, die Themenkomplexe also direkt nebeneinander stehen. Dies treibt Schostakowitsch noch damit auf die Spitze, dass er sogar das Hauptthema vor dem Eintritt des Seitenthemas wiederholt (später wiederholt er das Seitenthema vor dem Eintritt der Durchführung u.s.w.), damit das Fehlen eines Zwischenteils umso deutlicher hervortritt. Zudem besitzt der Satz noch unzählige weitere völlig unkonforme Eigenheiten... (nicht signierter Beitrag von 89.246.192.89 (Diskussion) 20:19, 7. Jul. 2008)

Höre ich das richtig, dass der Beginn des 4. Satzes (Largo) ein leicht verfremdetes und ‚verdüstertes’ Zitat des ‚Siegfried’-Motivs aus Wagners „Ring des Nibelungen“ ist? Thematisch und zeithistorisch wäre das passend, dass das heldische ‚Germanen-Motiv’ auf russischem Boden untergegangen ist.87.79.148.14 11:48, 22. Nov. 2011 (CET)[Beantworten]

Neun Jahre später ...
Da ist etwas dran! Zum einen "ganz konkret":
Dorothea Redepenning: Kommentar zum Ende des „Großen vaterländischen Krieges“. Dmitri Schostakowitschs 9. Symphonie, in: Programmheft zum Konzert der Münchner Philharmoniker am 10./12./13./14. April 1999, S. 15–18, hier S. 17–18: „Unvermittelt folgt das Largo, eine zweimalige Ankündigung der drei Posaunen mit Tuba, im Unisono, der jeweils ein Rezitativ des Fagotts folgt. (...) Zugleich gemahnt der ernste Posaunenklang an Wagner, und zwar an die sogenannte „Verkündigungsszene“, in der Brünhilde Siegmund den Tod anzeigt – jene Passage, die Schostakowitsch zu Beginn des Finales seiner 15. Symphonie notengetreu zitiert.“
Und zum anderen allgemein: Ich denke, es ist communis opinio (jedenfalls soweit wir von den Sinfonien und den Kammermusikwerken reden),
  1. dass Zitate und Anspielungen bei Schostakowitsch Bedeutungsträger sind und Anlass sein sollten, ihnen und ihrer möglicherweise beabsichtigten Bedeutung nachzuspüren, und
  2. dass D. Sch. im allgemeinen nicht scherzt und spottet, weil ihm gerade so lustig zumute ist. Wie ja überhaupt der Witz im Sozialismus (und totalitären Regimen generell) eine andere Funktion hat als – sagen wir – in der Bäckerblume.
Der englische und der niederländische WP-Artikel scheinen mir insgesamt gehaltvoller als der deutsche, aber die Artikel in DE, EN, FR, IT, NL laufen alle auf eine Deutung als mehr oder weniger harmlose Spielmusik hinaus; der russische (soweit ich ihn verstehe) beschränkt sich auf die Eckdaten und geht nicht näher auf die Musik ein.
Dem französischen Artikel (fr:Symphonie no 9 (Chostakovitch)#Largo) ist dabei aber ein weiterer Zitat-Hinweis zum 4. Satz zu entnehmen:
Selon Leonard Bernstein, la première intervention du basson est clairement une référence à une autre Neuvième symphonie, celle de Beethoven, tandis que la seconde, plus mélodique, ferait référence à Mahler.
Die Erkenntnis ist also nicht neu, und die Beethoven-Anspielung erwähnt auch Redepenning (s. o.). -- Martinus KE (Diskussion) 02:49, 10. Nov. 2020 (CET)[Beantworten]

Literatur: Heinz Alfred Brockhaus[Quelltext bearbeiten]

Ist die unter "Literatur" zitierte Dissertation (Berlin 1962), die ich nicht kenne, ebenso der sozialistischen Kunstdoktrin verpflichtet wie seine Prokofjev-Biographie (DDR-Reclam 1964)? Dann wäre vermutlich ein Hinweis angebracht, dass man sie eher als Quelle zur Schostakowitsch-Rezeption im Ulbricht-Staat ansehen und ansonsten mit Vorsicht benutzen sollte. -- Martinus KE (Diskussion) 14:26, 9. Nov. 2020 (CET)[Beantworten]