Diskussion:An Mein Volk

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Vollständiger Wortlaut[Quelltext bearbeiten]

Abschrift aus „Schlesische privilegierte Zeitung“ No. 34 Sonnabends den 20. März 1813 (Rechtschreibung im Original belassen, der Text soll gemäß „Geschichte des preußischen Staates“ von Ernst Berner, Verlag von Emil Strauß, Bonn 1896 nach Angaben von Gneisenau vom Staatrat Theodor Gottlieb von Hippel verfasst worden sein):

Se. Majestät der König haben mit Sr. Majestät dem Kaiser aller Reußen ein Off- und Defensiv-Bündniß abgeschlossen.

An Mein Volk.

So wenig für Mein treues Volk als Deutsche, bedarf es einer Rechenschaft, über die Ursachen des Kriegs welcher jetzt beginnt. Klar liegen sie dem unverblendeten Europa vor Augen. Wir erlagen unter der Uebermacht Frankreichs. Der Frieden, der die Hälfte Meiner Unterthanen Mir entriß, gab uns seine Segnung nicht; denn er schlug uns tiefere Wunden, als selbst der Krieg. Das Mark des Landes ward ausgesogen, die Hauptfestungen blieben vom Feinde besetzt, der Ackerbau ward gelähmt so wie der sonst hoch gebrachte Kunstfleiß unserer Städte. Die Freiheit des Handels ward gehemmt, und dadurch die Quelle des Erwerbs und des Wohlstands verstopft. Das Land ward ein Raub der Verarmung. Durch die strengste Erfüllung eingegangener Verbindlichkeiten hoffe Ich Meinem Volke Erleichterung zu bereiten und den französischen Kaiser endlich zu überzeugen, daß es sein eigener Vortheil sey, Preußen seine Unabhängigkeit zu lassen. Aber Meine reinsten Absichten wurden durch Uebermuth und Treulosigkeit vereitelt, und nur zu deutlich sahen wir, daß des Kaisers Verträge mehr noch wie seine Kriege uns langsam verderben mußten. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung über unsern Zustand aufhört. Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litthauer! Ihr wißt was Ihr seit fast sieben Jahren erduldet habt, Ihr wißt was euer trauriges Loos ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert Euch an die Vorzeit, an den großen Kurfürsten, den großen Friedrich. Bleibt eingedenk der Güter, die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkämpften: Gewissensfreiheit, Ehre, Unabhängigkeit, Handel, Kunstfleiß und Wissenschaft. Gedenkt des großen Beispiels unserer mächtigen Verbündeten der Russen, gedenkt der Spanier, der Portugiesen. Selbst kleinere Völker sind für gleiche Güter gegen mächtigere Feinde in den Kampf gezogen und haben den Sieg errungen. Erinnert Euch an die heldenmüthigen Schweizer und Niederländer. Große Opfer werden von allen Ständen gefordert werden: denn, unser Beginnen ist groß, und nicht geringe die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Ihr werdet jene lieber bringen, für das Vaterland, für Euren angeborenen König, als für einen fremden Herrscher, der wie so viele Beispiele lehren, Eure Söhne und Eure letzten Kräfte Zwecken widmen würde, die Euch ganz fremd sind. Vertrauen auf Gott, Ausdauer, Muth, und der mächtige Beistand unserer Bundesgenossen, werden unseren redlichen Anstrengungen siegreichen Lohn gewähren. Aber, welche Opfer auch von Einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für die wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu seyn. Es ist der letzte entscheidende Kampf den wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unabhängigkeit unsern Wohlstand; keinen anderen Ausweg gibt es, als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem würdet Ihr getrost entgegen gehen um der Ehre willen, weil ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag. Allein wir dürfen mit Zuversicht vertrauen: Gott und unser fester Willen werden unserer gerechten Sache den Sieg verleihen, mit ihm einen sicheren glorreichen Frieden und Wiederkehr einer glücklichen Zeit.

Breslau den 17. März 1813 Friedrich Wilhelm


An Mein Kriegsheer.

Vielfältig habt Ihr das Verlangen geäußert, die Freiheit und Selbstständigkeit des Vaterlandes zu erkämpfen. – Der Augenblick dazu ist gekommen. – Es ist kein Glied des Volkes, von dem es nicht gefühlt würde. Freiwillig eilen von allen Seiten Jünglinge und Männer zu den Waffen. Was bei diesen freier Wille, das ist Beruf für Euch, die Ihr zum stehenden Heere gehört. Von Euch – geweiht das Vaterland zu vertheidigen – ist es berechtigt zu fordern, wozu Jene sich erbieten. Seht! Wie so Viele Alles verlassen, was ihnen das Theuerste ist, um ihr Leben mit Euch für des Vaterlands Sache zu geben. – Fühlt also doppelt Eure heilige Pflicht! Seyd Alle ihrer eingedenk am Tage der Schlacht, wie bei Entbehrung, Mühseligkeit und innerer Zucht! Des Einzelnen Ehrgeiz – er sey der Höchste oder der Geringste im Heere – verschwinde in dem Ganzen: Wer für das Vaterland fühlt, denkt nicht an sich. Den Selbstsüchtigen treffe Verachtung, wo nur dem allgemeinen Wohl es gilt. Diesem weiche jetzt Alles. Der Sieg geht aus von Gott! Zeigt Euch seines hohen Schutzes würdig durch Gehorsam und Pflichterfüllung. Muth, Ausdauer, Treue und strenge Ordnung sey Euer Ruhm. Folgt dem Beispiel Eurer Vorfahren; seyd ihrer würdig und Eurer Nachkommen eingedenk! Gewisser Lohn wird treffen den, der sich auszeichnet; tiefe Schande und strenge Strafe den, der seine Pflicht vergißt! Euer König bleibt stets mit Euch; mit Ihm der Kronprinz und die Prinzen Seines Hauses. Sie werden mit Euch kämpfen – Sie und das ganze Volk werden kämpfen mit Euch, und an Unserer Seite ein zu Unserer und zu Teutschlands Hülfe gekommenes, tapferes Volk, das durch hohe Thaten seine Unabhängigkeit errang. Es vertraute seinem Herrscher, seinen Führern, seiner Sache, seiner Kraft – und Gott war mit ihm! So auch Ihr! – denn auch Wir kämpfen den großen Kampf um des Vaterlandes Unabhängigkeit. Vertrauen auf Gott, Muth und Ausdauer sey Unsere Loosung! (nicht signierter Beitrag von Dmicha (Diskussion | Beiträge) 06:20, 15. Jan. 2010 (CET)) [Beantworten]

Datum Kriegserklärung an Frankreich[Quelltext bearbeiten]

In diesem (An mein Volk) Artikel steht: "Am Tag zuvor (also am 16. März) war die Kriegserklärung Preußens an Frankreich erfolgt." Im Artikel Befreiungskriege steht: "Die Schlesische privilegierte Zeitung vom 20. März 1813 veröffentlichte den Aufruf An Mein Volk mit Datum vom 17. März 1813 und Friedrich Wilhelm III. von Preußen als Unterzeichner; das Volk wurde zum Krieg gegen das napoleonische Reich aufgerufen. Am 27. März 1813 erklärte Preußen dem napoleonischen Frankreich den Krieg." Da kann doch nur eine der beiden Angaben richtig sein, oder? Kann das einer aufklären und dann berichtigen? Danke. --PeterZF 08:51, 1. Jul. 2010 (CEST)[Beantworten]

Der 17. März 1813 ist richtig. Ich habe das auch im Lemma Befreiungskriege mit Nennung des Nachweises geändert.--Gloser 00:50, 2. Jul. 2010 (CEST)[Beantworten]
Hm, den Nachweis in dem von dir genannten Lemma habe ich nicht gefunden. Aber Nipperdey spricht vom 16. März. (Deutsche Geschichte 1800-1866, Bürgerwelt und starker Staat, 3. Aufl. München 1985, S. 83.) Und jetzt? --Bob Ross Is King (Diskussion) 15:10, 24. Okt. 2012 (CEST)[Beantworten]
Den Nachweis hatte ich am 2. Juli 2010 unklugerweise nur in der Zusammenfassungszeile angegeben. Jetzt kommt er in den Text.--Gloser (Diskussion) 17:51, 24. Okt. 2012 (CEST)[Beantworten]

Der Aufruf ist an "Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Litthauer!" gerichtet. Es gab zwar eine litauische Minderheit in Ostpreußen, die der König aufgrund seines Aufenthaltes in Memel auch gut kannte, dennoch wendet er sich nicht speziell an diese. Der spätere Regierungsbezirk Gumbinnen hieß in jener Zeit "Litthauisches Kammerdepartement", "Provinz Litthauen" und hatte eine "Königlich-Litthauische Regierung". Auch Deutsche wurden in jener Zeit als Litthauer bezeichnet. Der Aufruf geht also an die Bewohner der dem König verbliebenen Gebiete insgesamt, nicht an bestimmte Ethnien in diesen Gebieten. (nicht signierter Beitrag von 62.157.76.4 (Diskussion) 22:35, 28. Jan. 2014 (CET))[Beantworten]

Warum wird der Wortlaut immer wieder gelöscht? 2003:C1:EF0A:E1BD:24BA:3CE4:ACBB:B265 21:05, 8. Jun. 2022 (CEST)[Beantworten]