Diskussion:Der dritte Weg (Buch)
Hier ein Textstück aus einer alten Version des Artikels Dritter Weg:
Anthony Giddens: Der Dritte Weg (1999)
[Quelltext bearbeiten]Anthony Giddens veröffentlichte 1998 (bzw. deutsch: 1999) ein Buch dessen Titel in der deutschen Übersetzung "Der dritte Weg. Die Erneuerung der sozialen Demokratie" heißt. Darin versucht er, die Sozialdemokratie an die Bedürfnisse und Folgen des Marktes anzupassen. Ausgangspunkt von Giddens’ Idee des Dritten Weges ist, dass die Sozialdemokratie auf globale Veränderungen reagieren müsse. Er zeigt fünf Dilemmata Globalisierung, Individualisierung, Aufhebung des Rechts-Links-Gegensatzes, eine allgemein beobachtete Veränderung politischen Handelns sowie „ökologische Notwendigkeiten“ auf, durch die die Sozialdemokratie herausgefordert sei. Er kritisiert die Idealvorstellungen des Sozialismus und der klassischen Sozialdemokratie. Ideale seinen zwar notwendig für die Politik, aber nur sinnvoll, wenn auch Mittel für die Verfolgung derselben vorhanden seien (Giddens 1999, 12). Ebenfalls von der politischen Praxis inspiriert ist sein Vorwurf an die Labour-Partei von 1988, deren theoretischer Unterbau der Praxis hinterher hinke (ebenda). Stattdessen würden ad hoc-Entscheidungen nachträglich legitimiert, da die herkömmliche sozialdemokratische Theorie überholt sei. Das ist für Giddens jedoch nicht überraschend, da er in seiner historischen Analyse des Sozialismus zu dem Schluss kommt, die ökonomische Theorie des Sozialismus sei von Anfang an unangemessen gewesen, „weil sie die Innovations-, Anpassungs- und Produktivitätssteigerungsfähigkeit des Kapitalismus unterschätzte“ (Giddens 1999, 15).
Wie oben angedeutet leitet Giddens die Theorie des dritten Weges aus fünf Dilemmata ab. Entsprechend sind die Neuerungen als Antworten auf diese Herausforderungen zu sehen. So ist eines der Merkmale des dritten Weges, dass er grundsätzlich die Globalisierung bejaht und Möglichkeiten sucht, den „ökonomischen und kulturellen Protektionismus zu bekämpfen“ (Giddens 1999, 80). Auffällig ist, dass die Wirtschaft in beiden zugrunde liegenden Büchern fast ausschließlich unter dem Vorzeichen der Globalisierung betrachtet wird und auch die „neue gemischte Wirtschaft“ als Antwort darauf zu verstehen ist. Wirtschaftspolitisch ist der dritte Weg in sozialdemokratischer Tradition am Ziel der „sozialen Gleichheit“ (Giddens 1999, 81) interessiert, sieht jedoch die Globalisierung und den damit einhergehenden Freihandel als möglichen „Motor der wirtschaftlichen Entwicklung“ (Giddens 1999, 80). Die Linke müsse sich mit Märkten, der Rolle, die Unternehmen bei der Schaffung von Wohlstand spielen, und der Tatsache anfreunden, dass privates Kapital von entscheidender Bedeutung für Sozialinvestitionen ist.“ (Giddens 2001, 43) Gleichzeitig ist zu beachten, dass Freiheit für moderne Sozialdemokraten „selbstbestimmtes Handeln bedeuten“ (81) soll; und da der Abbau von Ungleichheiten dies ermögliche, gehen die Forderung nach sozialer Gleichheit und Freiheit stets Hand in Hand.
Zentrale Mottos der neuen Politik sollen nach Giddens „keine Rechte ohne Verpflichtungen“ (Giddens 1999, 81, Hervorhebung im Original) sowie die Einsicht, dass eher mehr als weniger Staat gebraucht werde (Giddens 2001, 95), lauten. Damit ist ein neues Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft gemeint. Der Staat räumt dabei zwar Rechte ein und kommt selbst Verpflichtungen nach, bietet ein „ausgebautes Sozialsystem, nicht ein minimales Sicherheitsnetz“ (Giddens 2001, 181), so zum Beispiel bei den Sozialleistungen, koppelt diese allerdings an Bedingungen und Pflichten, die jedes einzelne Individuum in der Gesellschaft erbringen muss (Giddens 1999, 81).
Als zweites Prinzip soll die Demokratie gelten. Der demokratische Grundsatz ist aus dem Trend zur Individualisierung, genauer gesagt aus dem damit einhergehenden Verlust von Tradition und Gewohnheiten als Legitimation für Entscheidungen, abgeleitet. Deswegen bedarf die Gesellschaft einer neuen Legitimation für jegliche Entscheidungen (Giddens 1999, 82).
Als drittes Merkmal ist der „philosophische Konservatismus“ (Giddens 1999, 84) anzusehen. Er soll in den Bereichen der sozialen Solidarität und der ökologischen Modernisierung zum Tragen kommen, aber auch die Kriminalitäts- und Verbrechensbekämpfung sowie die Familienpolitik sollen konservativ inspiriert sein. Bei der Modernisierung, die wegen der „ökologischen Sensibilisierung“ (Giddens 1999, 83) notwendig ist, gelte es, „für ein gewisses Maß an Kontinuität zu sorgen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken“ (Giddens 1999, 84). Das soll ermöglicht werden dadurch, dass Wissenschaft und Technik in den demokratischen Prozess einbezogen werden. Die konservativen Züge bei der Familienpolitik zeigen sich daran, dass „den Zusammenhalt der Familien zu fördern, insbesondere das Wohlergehend der Kinder zu schützen [...] eines der wichtigsten Ziele der Familienpolitik“ (Giddens 1999, 84) ist.
Ebenfalls von Bedeutung ist die Einsicht, dass die drei Kernbereiche der Macht, also Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, zusammenarbeiten, aber sich auch gegenseitig begrenzen müssen (Giddens 2001, 61). Dies ist eines der Anzeichen dafür, dass bei der Politik des dritten Wegs Sozialpolitik und Wirtschaftspolitik nicht klar voneinander zu trennen sind, da die Bereiche in Giddens Gesellschaftskonzept fließend ineinander übergehen. Die sozialpolitischen Maßnahmen des „Sozialinvestitionsstaates“ sind immer im Hinblick auf möglichst starken Druck auf den Arbeitsmarkt zu verstehen.
"neue Rechte"
[Quelltext bearbeiten]Der Bezug zur "neuen Rechten" im ersten Absatz ist bestenfalls irreführend. Der Artikel zur "Neuen Rechten" auf den verlinkt wird hat mit Thatcherismus oder Neoliberalismus nichts zu tun. Entweder ist "Neue Rechte" ein Begriff, der im internationalen Kontext anders genutzt wird, als in dem entsprechenden Wikipedia-Artikel im Hinblick auf Deutschland beschrieben, oder die Zuordnung von Thatcherismus oder Neoliberalismus zur "Neuen Rechten" ist unzutreffend. (nicht signierter Beitrag von 204.75.80.176 (Diskussion) 16:34, 8. Dez. 2015 (CET))