Diskussion:Gänsespiel

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Letzter Kommentar: vor 4 Jahren von Historiograf in Abschnitt Kleine Bibliographie zum Gänsespiel (ohne Schöpfungshöhe)
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Regionale Unterschiede der Spielregeln[Quelltext bearbeiten]

Regionale Unterschiede[Quelltext bearbeiten]

Vergleicht man die verschiedenen Sprachvarianten der Wikipedia, so fällt auf, dass das Gänsespiel in verschiedenen europäischen Ländern hauptsächlich in zwei größeren Regelvarianten aufteilt (Einzelaspekte der Regeln einmal nicht betrachtet):

Die Spielregeln zum Gänsespiel von Ravensburger.de weisen darauf hin, dem Gänsespiel artverwandte Spiralspiele gäbe es schon mindestens 5000 Jahre lang (Ägypten, datiert 3000 vor Christus). Ähnliche Aussagen trifft auch die deutschsprachige Wikipedia.

Es gibt offenbar verschiedene Theorien, wie sich das Gänsespiel mit seinen Regelvarianten in Europa ausbreitete. Eine Zuordnung von Regelvarianten zu geographischen Regionen scheint aber möglich. Es scheint Regelähnlichkeiten im iberischen und weiteren Mittelmeerraum zu geben, die sich von der Spielweise nördlich der Alpen und der Pyrenäen, also inklusive England und Skandinavien unterscheidet.

Es gibt verschiedene Regelvarianten, was genau geschieht, wenn eine Spielfigur ein Gänsefeld erreicht. Die eher in iberischen Ländern und Mittelmeerregion, sowie sprachlich verwandte Staaten (z.B. Südamerika) angewandte Regel ist, dass die Spielfigur, sobald sie ein Gänsefeld erreicht, unabhängig des Würfelergebnisses auf das nächste Gänsefeld vorgezogen wird. Die Regel fordert den Spieler auch auf, einen festgelegten Reimspruch aufzusagen: „De oca a oca y tiro porque me toca!“ Sinngemäß versucht dies der spanische Verleger Imaginarium in seinen Spielregeln in verschiedene Sprachen zu übersetzen. Schwierig ist dabei Versmaß und Reimform in der Übersetzung beizubehalten. In latinischen Sprachen ist dies einfacher. Der Versuch im Deutschen: „Von Gans zu Gans würfle ich gleich wieder, denn ich bin dran und setz` mich noch nicht nieder.“ Hoppla, ging so... Englisch: „From goose to goose, my turn to go again.“ Schade, der Reim ist weg. Französisch? Na das lässt Imaginarium bislang, obgleich durchaus eine französische Spielregelübersetzung bis auf den Reim vorhanden ist.

Der Reim ist zumindest in Spanien so bekannt, dass er durchaus zur dortigen Allgemeinbildung gerechnet werden kann. Nennt man ein „Tiro porque me toca!“ („Ich ziehe, weil ich dran bin!“), denkt man unweigerlich an das Gänsespiel.

Nach der Pflicht des Aufsagens bleibt der Spieler weiterhin am Zug und würfelt erneut. Standardmässig wird mit zwei Würfeln gespielt und deren Augensumme vorgezogen. Vereinzelt wird die Variante gespielt, dass nur ein Würfel benutzt wird.

Die Gänsefelder liegen mit Feld 5 und auch Feld 9 beginnend in jeweils 9er Schritten auf den nachfolgenden Spielfeldern (5, 9, 14, 18, 23, 27, 32, 36, 41, 45, 50, 54 und 59). Feld 63 ist dabei das Zielfeld, das es zu erreichen gilt.

Beim oben erwähnten Spiel von Imaginarium fehlen weitere Regeln, die ein Vorrücken von Brückenfeld zu Brückenfeld (Feld 6 und 12) erlauben. Der spanische Reimspruch dazu: „De puente a puente y tiro porque me lleva la corriente.“ Deutsch: „Von Brücke zu Brücke ziehe ich gleich wieder, weil die Strömung mich mittreibt.“ Gelungene Übersetzungsversuche idealerweise auch in Reimform sind mir hierzu nicht bekannt. Auch ein Vorrücken zwischen den beiden Würfelfeldern (Feld 26 und 53) wird ggf. durch einen Reim begleitet: „De dado a dado y tiro porque me ha tocado.“ oder auch „De dados a dados y tiro porque son cuadrados.“ Weitere Erläuterungen hierzu finden sich in der spanischen Wikipedia.

In französisch-, englisch- oder deutschsprachigen Spielregeln findet man diese Reime kaum. Die Regeln gleichen sich hier aber wieder übergreifend des Sprachraums, auch wenn sie sich deutlich von den oben beschriebenen spanischen oder italienischen Regeln unterscheiden: Kommt man auf ein Gänsefeld, wird die gewürfelte Augenzahl nochmals gezogen. Gelangt man erneut auf ein Gänsefeld, darf man die Augenzahl abermals vorrücken usw.

---Oliver Merkel (Diskussion) 23:52, 11. Mai 2012 (CEST)Beantworten

Kleine Bibliographie zum Gänsespiel (ohne Schöpfungshöhe)[Quelltext bearbeiten]

Aus Rolf Wilhelm Brednich: Überlieferungsgeschichten. Paradigmata volkskundlicher Kulturforschung. Berlin u.a. 2015 ISBN 978-3-11-042477-5 (abgerufen über De Gruyter Online), S. 170

  • d’Allemagne, Henry René: Le noble jeu de l’oie en France, de 1640 à 1950. La vie quotidienne à Paris de 1820 à 1940. Paris 1950.
  • Amades, Joan: El juego de la oca. Valencia 1950 (Sonderdruck aus ‚Bibliofilía‘ 3).
  • Atkins, Stuart: „Das Leben ist ein Gänsespiel“. Some Aspects of Goethe’s West-östlicher Divan. In: Festschrift für Bernhard Blume. Aufsätze zur deutschen und europäischen Literatur. Göttingen 1967, S. 90–102.
  • Bost, Frans van: Het ganzenbord in Vlaanderen. Gent u.a. 1990.
  • Braekman, Willy L.: Het oudste bewaarde Vlaamse ganzenbord. In: Volkskunde 76 (1975), S. 89–93.
  • Drouin, François und Regnard, Annick: Jeu de l’Oie. Une activité ludique au collège.
  • Institut de Recherche sur l’Enseignement des Mathématiques. Université de Nancy I – Faculté des Sciences. Nancy 1994.
  • Girard, Alain R. und Quétel, Claude: L’histoire de France racontée par le jeu de l’oie. Paris 1982.
  • Hausmann, Tjark: Der Pommersche Kunstschrank. Das Problem seines inneren Aufbaus. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte 22 (1959), H. 4, S. 337–352.
  • Himmelheber, Georg: Spiele. Gesellschaftsspiele aus einem Jahrtausend. München, Berlin 1972 (= Kataloge des Bayerischen Nationalmuseums München, 14).
  • Kimminich, Eva: Information, Edukation und Manipulation im Spiel. Graphische Spieltafeln der Vergangenheit und Gegenwart. In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 1989, S. 52–62, Abb. 21–26 im Anhang.
  • Mundt, Barbara: Der Pommersche Kunstschrank. München 2009.
  • Ruyslinck, Ward: Het ganzenbord. ’s-Gravenhage 1974 (Grote Marnixpocket, 92).
  • Thijs, Alfons K.L.: Een ganzenbord van de Antwerpse drukker Verhulst (1690). In: Volkskunde 92 (1991), S. 51–52.
  • Vanja, Konrad: Themen des europäischen Bilderbogens in der Sammlung Hecht. Das Gänsespiel. In: Was ist der Ruhm der TIMES gegen die zivilisatorische Aufgabe des Ruppiner Bilderbogens? Die Bilderbogensammlung Dietrich Hecht. Potsdam 1995, S. 17–58.
  • Viaene, Antoon: Datering van het Duinkerkse ganzenspel, 1750–1780. In: Biekorf 75 (1974), S. 177–178.
  • Vinck‚ Baron de: Iconographie du jeu de l’oie. Bruxelles 1886.
  • Von zur Westen, Walter: Graphische Spieltafeln. In: Zeitschrift für Bücherfreunde 39 (1935), H. 3, S. 121–132. --Historiograf (Diskussion) 21:30, 17. Feb. 2020 (CET)Beantworten