Diskussion:Gerhard-Stein-Combo

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gerhard stein combo Diskografie (erstellt von Gerhard Stein selbst)

Die Anfänge Wenige Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges trafen sich in Geithain ein paar junge Leute zum gemeinsamen Musizieren. Alle Welt war damals fasziniert von der Musik, die die amerikanischen Soldaten mitbrachten und die ja bis dahin verboten gewesen war. Im Deutschen Reich war Marschmusik angesagt: Fanfaren und Landsknechtstrommeln. Das war zum Glück nun vorbei. Da wir als Kinder noch andere Instrumente erlernt hatten, probierten wir es nun mit diesen: Hans-Joachim (Amann) Richter setzte sich ans Klavier, sein jüngerer Bruder Gert (Gey) und ich (Stone) quälten das Akkordeon, Siegfried Kunze die Geige, Manfred Schmidt versuchte sich auf der Gitarre, und Rolf Näther packte seine Trommel wieder aus. Dazu gesellte sich bald Rudi Schnelle, ein professioneller Trompeter, der aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt war, und manchmal zur Probe spielte dessen Vater Otto den Kontrabaß. Schon hatten wir aber ein neues Problem: es gab von der neuen Musik keine Noten. Wir hatten zu Hause nur solche mit alten Ufa-Tonfilm-Schlagern, und so mußten wir uns erst einmal damit behelfen, Neues versuchten wir mehr schlecht als recht „aus dem Hut“. Silvester 1946 gab es dann den ersten öffentlichen Auftritt in der Gaststätte „Zum Pulverturm“ als

                   			THE GEITHAIN BOYS. 

Das hatte sich schnell herumgesprochen, und bald konnten wir hier und da bei anstehenden Festivitäten aufspielen, zum Jugendtanz oder beim Sportlerball. Bald waren wir aber mit dieser Art des Musizierens nicht mehr so recht zufrieden.

Die ersten Bläserbesetzungen Überall, vor allem aber im Radio, hörte man jetzt Bands mit Bläsern. Besonders faszinierten uns die Saxophone - und so sollte es auch bei uns klingen. Da kamen uns dann doch die Erfahrungen mit den Fanfaren wieder zugute. Allerdings wären Trompeten und Saxophone kaum zu beschaffen gewesen, wenn es nicht den Tauschhandel gegeben hätte. Gert Richter bekam als erster eine Jazztrompete, dann sein Bruder ein Altsaxophon - gegen einen Sack selbstgestoppeltes Getreide. Ich selber mußte erst einmal mit einem Sopransaxophon vorlieb nehmen, bis ich dann später ein altes „Adler“-Tenor bekam, mit zwei Oktavklappen und ohne tiefes B. Erlernt haben wir diese Instrumente weitgehend autodidaktisch – jemand hat uns die Griffe gezeigt. Als neuer Pianist kam Dankward Pfeiffer zu uns und als Sänger Wolfgang Oehme, der selbst eine Mikrofonanlage besaß – aus ehemaligen Wehrmachtbeständen. Nun konnte man auf dem Tauschwege sogar Kopien amerikanischer Bigband-Arrangements erhalten, die allerdings für uns recht schwer spielbar waren. Dank des Harmonielehre-Unterrichts bei unserem Kantor Max Andreas, der übrigens im Nebenerwerb selbst hin und wieder zum Tanz aufspielte, hatten wir inzwischen gelernt, auch selber Noten zu schreiben und zu arrangieren. Ein erstes Tonbandgerät war dazu von evidentem Vorteil. Wir nannten uns jetzt DIE SIEBEN RABEN. Bald hatte sich unser Aktionsradius über die umliegenden Dörfer hinaus bis in die benachbarten Städte ausgeweitet. Aber nicht nur beim Publikum kamen wir gut an. Andere musizierfreudige junge Leute bekamen Lust, bei uns mitzuspielen, und so ergab es sich, daß wir gegen Ende 1948 schon eine Bigband waren. Den Saxophonsatz ergänzten Manfred Moog und Martin Tiralla, zu den Trompeten kamen Felix Ludwig, Manfred Schmidt und Gerhard Faatz, Posaunisten waren Roland Wagner und Walter Braunert, am Piano saß Christian Neupert, am Schlagzeug Eberhard Moog und – last but not least – der neue Gitarrist war Günter Hapke, der bei Walzer und Tango noch dazu Geige spielte und bald auch der Sänger der Band wurde. Es fehlte nur der Kontrabass und das Baritonsaxophon. Diese glückliche Zeit währte leider nicht lange; denn wir hatten nicht nur Freunde. Einige der älteren Berufsmusiker, die nicht mehr den richtigen Draht zu den Leuten fanden, wurden zu rechten Neidern unseres Erfolges. Wir waren ja noch immer Amateure und in ihren Ohren zweitklassig. Tatsächlich gelang es ihnen, uns über einen willfährigen Gewerkschaftsfunktionär mit mehr als fadenscheinigen Begründungen verbieten zu lassen. Wir hatten zu der Zeit einen neuen attraktiveren Bandnamen:

                             		GLEAMING STARS, 

und unser Logo war – zugegeben etwas hochtrabend - ein Komet mit einer Schallplatte. Preudosozialistische Funktionäre wollten in diesen Symbolen aber durchaus Atombombe und Atompilz sehen. Andere wiederum unterstellten uns militaristisches Verhalten, weil unser Posaunist, der mit dem Fahrrad vom Dorfe kam, sein Instrument „in militaristischer Art und Weise wie ein Gewehr“ über den Rücken geschnallt trug. Da wurde es für uns dann schon richtig gefährlich. Durch solcherart Borniertheiten waren schon Leute nach Sibirien abtransportiert worden. Da es in der politischen Klasse aber auch damals sachlich vernünftige Menschen gab, wurden wir nach wenigen Wochen schon rehabilitiert. Einen Schock aber hatte das schon hinterlassen, und einige unserer Freunde sahen sich schon bald nach einem „richtigen Beruf“ um. Die neue Besetzung orientierte sich an der Band Walter Dobschinskis. Zum gemischten Bläsersatz gehörten jetzt Gert „Gey“ Richter (Trompete), Roland „Pat“ Wagner (Posaune), zeitweilig Walter Braunert, Hans-Joachim „Amann“ Richter (Altsax. / Klar.), Gerhard Stein „Stone“ (Tenorsax. / Flöte), Manfred „Catcher“ Schulze (Bariton-Sax.) ab 1957, zur Rhythmusgruppe Christian Neupert (Klavier), Felix Ludwig “Homo” (Kontrabass), Eberhard „Eddy“ Moog (Schlagzeug), zeitweilig Wolfgang Zoll, Günter Hapke (Gitarre / Gesang / 1951 Kontrabass). Die Spezial-Arrangements wurden ausschließlich von den Bandmitgliedern geschrieben, viele von Ludwig, der später seine Brötchen beim Gewandhaus-Orchester verdiente. Nun dauerte es nicht lange und es gab neue Probleme. Seitens der politischen Administration wurde richtiggehend danach gesucht. Diesmal war es der Name der Band. Natürlich konnte es auf Dauer nicht angehen, daß jemand in diesem deutschen Sozialismus sowjetischer Prägung so offen mit Anglismen firmierte. Was blieb uns da schon übrig: die anderen waren die Stärkeren, so mußten wir notgedrungen die Klügeren sein, die deshalb also nachgaben. Von da an hieß die Kapelle GERHARD STEIN, weil die Mitspieler mich zum Leiter quasi „ausgeguckt“ hatten. An der sozialen Struktur änderte sich damit überhaupt nichts, und so konnten wir wenigsten die Initialen GST beibehalten. Der gute Ruf der Band sprach sich weiter herum, und bald kamen erste Aufträge von den Konzert- und Gastspieldirektionen, Tourneeprogramme zu begleiten und z. B. bei Pressefesten auch in Großveranstaltungen mitzuwirken. Die für uns damals größte Sache war eine Tournee zusammen mit vielen internationalen Künstlern durch die gesamte DDR, der EXTRA-ZWÖLFER, inszeniert vom VEB Sport-Toto. 1954 wurde auch der Mitteldeutsche Rundfunk auf uns aufmerksam, und wir wurden zur Produktion einer Laufbandsendung ins Funkhaus Leipzig eingeladen. Das war der Beginn einer langen guten Zusammenarbeit mit dem Sender Leipzig. Am Anfang mußten wir oft dienstags schon früh beizeiten im Funkhaus erscheinen, um die Morgensendung mitzugestalten, die damals noch original gesendet wurde. Bei all diesen Veranstaltungen lernten wir natürlich alle die bekannten Künstler der damaligen Szene kennen, Fred Frohberg, Helga Brauer und viele andere. Auch Heinz Quermann erfuhr bald von unserer Existenz. Er machte damals eine Sendereihe im Deutschen Fernsehfunk „Die waren noch nie da“, Vorläufer von „Herzklopfen kostenlos“, und wir sollten erstmals im Fernsehen auftreten und die damals ebenfalls noch unbekannte Bärbel Wachholz begleiten. Leider ging das schief, weil der von uns gecharterte Bus mit einer Panne auf der Autobahn nach Berlin liegenblieb. Wenig später ergab sich eine zweite Möglichkeit, und von 1956 an begann nun auch eine regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Fernsehen. Überall in den großen Kulturhäusern fanden Großveranstaltungen statt, die vom Fernsehfunk organisiert und übertragen wurden. Auf diese Weise kamen wir auch mit den Häusern selbst in Kontakt, und unser Aktionsradius erweiterte sich auf die gesamte DDR und darüber hinaus. Später engagierte man uns auch für kleine Filme. Einer hieß „Moritz macht Pause“ und spielte um einen alten BMW-Dixie, ein anderer „Wir machen publik“, wo die Vier Brummers als Schildbürger den DDR-Alltag aufs Korn nahmen. Einem Schildbürgerstreich gleich kam das Ansinnen der Finanzbehörden, mich und zahlreiche andere Kapellenleiter 1958 zu Arbeitgebern erklären zu wollen – eine Art hausgemachter kleiner Konterrevolution und absolut anachronistisch in dieser Zeit der sogenannten „sozialistischen Umgestaltung“, bei den Tanzkapellen quasi den Kapitalismus neu zu installieren, um damit höhere Steuern herausschinden zu können. Wir versuchten unsererseits diese Aktion abzubiegen durch eine ddemonstrative Namensänderung in

TANZ- UND SCHAUORCHESTER MELODIE Auch in der Besetzung hatte sich bis dato manches geändert: für Roland Wagner kam als Posaunist Friedheim Erler. 1959 gingen Manfred Schulze und Christian Neupert zu Eberhard Weise, und kurz vor der Mauer verschwanden der neue Pianist Günter „Piepe“ Plietzsch und Gert Richter in die BRD. Als Trompeter kam Ralph Rohr und nach diesem Harry Ebisch, als Pianist Gerhard„Leo“Krol, als Bassist Fred Gronwald.

Zum Jahreswechsel 1962/63 kam es zur Auflösung und damit zur Gründung der gerhard stein combo Mitinitiator war H.-J. Richter, der zur Trompete gewechselt hatte. Manfred „Catcher“ Schulze kam zurück und neu stießen dazu Pianist Hans-Joachim „Hanno“ Kretzschmar, Posaunist Günter „Simple“ Saalmann, Bassist H.-J.“Vogel“ Scheuner (später „Pascha“ Henschel) und Schlagzeuger Horst Holzapfel. Die Zeiten des Swing waren vorüber, und nach dem Rock’n Roll kam jetzt der Bigbeat. Neben den populären Titeln der bekannten Rockgruppen war bei den Leuten jetzt auch Eigenes gefragt. Hanno und Simple hatten schon einschlägige Erfahrungen gesammelt bei der Pitt-Combo, Catcher bei Weise, und so war das Verhältnis 60% Ost : 40% West für die Band bald kein Problem mehr. Titel wie „Der Ober“, „Wasser im Vergaser“ u. a. sind heute noch in vieler Ohren. Nach einer weiteren Zäsur 1966 kam es zu einem neuen Trend in Richtung Rock-Jazz. Neuer Trompeter wurde Jürgen Kotzsch, Altsaxofonist Klaus Fischer, nach ihm Manfred Hering, Schlagzeuger Artur „Addi“ Geidel, Bassist Jürgen Todt, 1968 Bassist und Pianist Franz Bartzsch, alles klangvolle Namen. Musikalisch waren diese Jahre weitgehend geprägt durch Manfred Schulze und dessen eigenwillige Arrangierweise. Auch mit dieser Besetzung entstanden in Berlin und Leipzig und bei AMIGA zahlreiche Aufnahmen, u.a. viele instrumentale Blues. Wir waren ja auch zu Zeiten des dominierenden Gitarrensounds immer bei unserer Bläserbesetzung geblieben, obwohl zeitweilig auch Musiker der Leipziger Szene mit von der Partie waren, u.a. die Gitarristen Bernd Reiher, Bernd Schlund und Dieter Pampel wie auch Saxofonist Siegfried „Wambo“ Richter und Schlagzeuger Werner Schmidt.

Als Folge dieses Trends kam es dann 1971 zur Gründung der Gruppe PRAXIS 2 mit Andreas Altenfelder tp, Manfred Hering as, Gerhard stein ts, Manfred Schulze bars, Günter Saalmann tb, Helmut „Joe“ Sachse git, Jürgen Todt bass und Artur“Addy“Geidel drums. Diese war weitgehend orientiert am modernen Jazz mit besonderem Gewicht auf europäische Musiktraditionen in Form und Durchführung, geprägt wiederum vor allem durch die kompositorische Arbeit von Schulze und jetzt auch von Sachse. Es gab immer wieder Wechsel in der Besetzung. Neuer Bassist wurde Christoph Niemann, neuer Posaunist Gerhard „Jech“ Lau, die Erfurter Saxofonisten Rainer Paschy und Bernd Schulze, sowie Schlagzeuger Eberhard„Amsel“Meyerdirks. Es mögen an die fünfzig Musiker sein, die in den Bands um Gerhard Stein musiziert haben.

Produktionen der Kapelle Gerhard Stein (1954-58), dem Tanz- und Schauorchester Melodie (1959-62) und der Gerhard-Stein-Combo (1963-1970) liegen beim Deutschen Rundfunkarchiv.

gerhardstein72@web.de

Erstmal ein großes Dankeschön an die detaillierte Textspende über eine interessante Zeit. In der Form ist das aber in der Enzyklopädie Wikipedia nicht brauchbar. Die Abschnitte, die sich auf die Gerhard-Stein-Combo beziehen, werde ich (oder andere Wikipedia-Autoren) demnächst mit dem bisherigen Text abgleichen; für die Zeit vor der Gerhard-Stein-Combo mag sich ein weiterer Artikel ergeben. Gruß, --Vanellus 19:58, 25. Jan. 2010 (CET)Beantworten