Diskussion:John C. G. Röhl

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Letzter Kommentar: vor 6 Monaten von 2001:A61:4D7:1301:C4C4:B879:BDF3:9B4E in Abschnitt Überschätzung von Röhls Stellenwert in der tatsächlichen Geschichtsforschung
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Überschätzung von Röhls Stellenwert in der tatsächlichen Geschichtsforschung[Quelltext bearbeiten]

Die Rolle, die hier John C. G. Röhl in der Geschichtsforschung zugeschrieben wird, entspricht zwar dem Eindruck, den man aus den Massenmedien gewinnen kann, ist aber - zum Glück - falsch.

Zum einen ist die Phrase "Mit seiner These bewirkte X einen Paradigmenwechsel in der (deutschen) Geschichtswissenschaft." - wie wohl jeder spätestens im zweiten Semester bemerkt haben sollte - eine ebensolche Unsitte wie "Die Zeit von x bis y war eine Zeit tiefgreifender Umbrüche auf vielen Gebieten.", nur leider im Gegensatz zu letzterer nicht immer wahr, sondern fast immer falsch. So auch hier: Weder kann man bei Kenntnis der Forschung sagen, dass Wilhelm im Ausland, speziell "im angloamerikanischen Raum" (so der Artikel) allgemein als ein starker Herrscher gegolten habe, noch dass er in der deutschen Geschichtsforschung allgemein als schwacher Herrscher gesehen worden sei. Zu keiner Zeit sind auch Röhls Thesen allgemein in der Forschung anerkannt worden, was ja notwendig wäre, um sagen zu können, er habe einen "Paradigmenwechsel" bewirkt. Darüber kann zwar die Darstellung von das Kaiserreich betreffenden Themen in den Medien hinwegtäuschen, aber das liegt in den Einstellungen der bei Licht betrachtet sehr kleinen Personengruppe begründet, die ihre Meinungen (um anderes handelt es sich nicht) in die Öffentlichkeit tragen können, während die seriösen Diskussionen der Geschichtsforschung oft genug nicht einmal von den Studenten des Faches wahrgenommen werden.

Zum anderen folgt daraus auch, dass die Bahauptung, Röhls Arbeiten würden "zunehmend kritisch bewertet, vor allem durch den australischen Historiker Christopher Clark", so nicht stimmt. Tatsächlich konnte Röhl die Forschung (anders als Journalisten) nie wirklich für seine Sicht auf Wilhelm II. gewinnen, und so kommt auch Christopher Clark nicht das Verdienst zu, der Hauptvertreter einer angeblich neu aufgekommenen Röhl-Kritik zu sein - so begrüßenswert es auch ist, dass mit ihm endlich eine andere und nicht nur in Vielem weit angemessenere, sondern vor allem auch seriös argumentierende Sichtweise Medienaufmerksamkeit und damit Verbreitung in der Öffentlichkeit findet.

Angesichts dieser Dinge ist es wohl auch kein Wunder, dass der Artikel in seiner gegenwärtigen Form ohne Belege daher kommt.

--91.50.26.224 15:55, 7. Mär. 2013 (CET)Beantworten


-- Sorry, aber diese obigen Auslassungen sind auch nur eine persönliche Meinung, die ich nicht teilen kann, auch wenn sie die ganze seriöse Forschung als Kronzeugen für sich reklamieren. Man muss bei Röhls Kaiser-Biographie zwei Dinge unterscheiden. Zum einen das unglaublich reichhaltige Quellenmaterial, das er in seinem Werk zitiert. Zum anderen seine persönlichen Schlussfolgerungen. Letztere finde ich auch oft übertrieben. Aber das Quellenmaterial ist grandios. Es ist so gut,dass man es sogar gegen Röhl selber verwenden kann. Es ermöglicht, dass man sich sein eigenes objektives Bild macht und selber entscheiden kann, wie weit man die Schlussfolgerungen des Autors teilt. Clark dagegen liefert in seinen Werken viel weniger Quellenmaterial und argumentiert viel mehr mit Behauptungen, die man ihm glauben muss - oder auch nicht - die man aber nicht selber überprüfen kann, ohne eigene Studien zu machen. Und er bringt bei seiner Argumentation unglaublich viel Verständnis für vergangene Großmachtpolitik auf, namentlich für die Preußens und des Deutschen Kaiserreichs. Meines Erachtens kann man ihm genauso vorwerfen, zu beschönigend zu sein, wie Röhl, zu verurteilend. Aber wenn man die Schlussfolgerungen der jeweiligen Autoren außer Acht lässt, lässt sich aus Röhls Werk meines Erachtens deutlich mehr Erkenntnis herausziehen als aus dem von Clark. Medved (Diskussion) 13:58, 24. Mai 2013 (CEST)Beantworten

+ 1 Medved. Hab soeben die erweiterte Zusammenfassung seiner Wilh.-Bio. von 2013 (Beck-Taschenbuch) gelesen. Überliest man eine leicht polemische Tendenz, die selbst im Inhaltsverz. hervordringt, fördert er teils Sensationelles zutage. Etwa die Erkenntnis eines anfangs 20. Jahrhunderts vom Admiralsstab unter Protektion des Kaisers geplanten Vernichtungs-Coup gegen die britische Flotte, der dann doch von Schlieffen gestoppt wurde, weil er die Kräfte bekanntl. gegen F fokussieren wollte... Röhl hat aber noch ganz andere, der WP-Gemeinde vermutl. zieml. unbekannte Dinge vollbracht. Nur zum Beispiel (ich hätte noch anderes) eine Verfälschung des verräterischen "Stimmung glänzend,..."-Jubelsatzes vom 1. August 14 in den Kriegstagebüchern Admiral von Müllers durch den Herausgeber W. Görlitz aus dem Jahr 1959 (Adenauer-Ära...) ins Reich des Faktischen rückgeführt (im Historical Journal, 12, 1969). Medved bin ich dankbar für seine Infos über die Clark-Quellenlage, so muss ich mir das bisher nur relativ oberflächlich gelesene Buch nicht unbedingt noch von vorne bis hinten zu Gemüte führen...--2A02:1205:5026:B6F0:8108:FF2C:CC64:3528 16:40, 22. Aug. 2016 (CEST)Beantworten
Übrigens: Die Beleglage zum Artikel hier könnte in der Tat besser sein, wenn auch der Inhalt zweifellos den Fakten +/- standhält--2A02:1205:5026:B6F0:8108:FF2C:CC64:3528 16:44, 22. Aug. 2016 (CEST)Beantworten
Und nochwas: Die polemische Note Röhls konnte man Fritz Fischer oder Imanuel Geiss nicht oder nur in klar geringerem Masse vorwerfen. Das Urteil eines Kenners dieser Werke, Adolf Gasser: "Fritz Fischer....in weitgehender Beschränkung auf aktenmässige Feststellungen....Trotzdem sah er sich einer Flut von Anfeindungen ausgesetzt; nur zu deren Abwehr griff er in kleineren Schriften notgedrungen auch zu prononcierteren Wertungen." (in: Preussischer Militärgeist und Kriegsentfesselung 1914). Auch ein Zitat von Golo Mann hat er dort: "...eine Überfülle von Dokumenten..., als sei die Nation...recht eigentlich verrückt gewesen."--2A02:1205:5026:89C0:2CE2:1971:C02A:7945 04:15, 23. Aug. 2016 (CEST)Beantworten
auffallend scheinen eher Röhls Flüchtigkeits(?)fehler. So dass selbst in der 3. Auflage von Röhls monumentaler Wilhelm-II-Biographie von 2009 relativ auffallende Schnitzer wie auf S. 120 I. Band ("Victoria war mit Waldemar schwanger" - die Rede ist vom Mai 1868, der gute Waldemar wurde allerdings bereits am 10.2.68 geboren), oder die wiederholte Behauptung, Friedrich sei 12 Jahre älter gewesen als Victoria (F. *18.10.1831 , V. *21.11.1840) nicht ausgebügelt wurden. Dabei war das Lektorat doch damals noch gar nicht so runtergewirtschaftet wie heute...) --2001:A61:4D7:1301:C4C4:B879:BDF3:9B4E 16:44, 12. Nov. 2023 (CET)Beantworten