Diskussion:Mitteleuropadebatte

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Letzter Kommentar: vor 11 Jahren von Flominator
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Einen guten Hinweis auf die Vorgeschichte findet man im Artikel über Alfred Sohn-Rethel (Wikipedia) oder im Artikel Mitteleuropäischer Wirtschaftstag (Wikipedia). Dort wird dargestellt, dass der Begriff Mitteleuropa zumindest in dieser Epoche (ca. 1920 - 1945) den Versuch Deutschlands bezeichnete, sich ein "Kolonialreich" in Europa zu verschaffen. Die "zu spät gekommene Weltmacht" Deutschland, die in den Übersee-Kolonien keinen Raum mehr für Expansion und eigene Absatz-Märkte fand, suchte einen Ersatz in den Nachbarländern in Europa. Alle Länder, die keinen nennenswerten Widerstand gegen Deutsche Expansion aufbringen konnten, wurden subsumiert unter "Mitteleuropa". . Später fand man dann auch kulturelle und sprachliche Rechtfertigungen für diesen Begriff (z.. B. dass es überall üblich war, mehrere Sprachen zu verstehen, z. B. deutsch, jiddisch, ungarisch, rumänisch, …)


Die Debatte wurde nicht durch Schlögel angeregt, sondern durch den Aufsatz von Kundera (Die Tragödie Zentraleuropas) aus dem Jahr 1983 erstmals in "Le débat" auf französisch erschienen. Siehe auch: Burmeister, Hans-Peter/ Boldt, Frank/ Mészáros, György (Hrsg.): Mitteleuropa – Traum oder Trauma? Überlegungen zum Selbstbild einer Region, Bremen 1988.

Schlögel, Karl: Die Mitte liegt ostwärts, Berlin 1986.(nicht signierter Beitrag von 217.68.183.173 (Diskussion) )

Auch Kundera hat mit seinem Aufsatz die Debatte nicht ausgelöst, dies ist allerdings eine verbreitete Behauptung. Mit seinem Beitrag hat die seit längerem in mehreren Ländern und in unterschiedlichen intellektuellen Gruppen schwelende Diskussion allerdings einen populären - und auch im "Westen" bekannten - Träger gefunden. Daß Kundera mit seinem 1983 veröffentlichten Beitrag nicht den Anstoß zur Debatte gegeben hat, lässt sich etwa an der Tatsache ersehen, daß György Konrads "Antipolitik. Mitteleuropäische Meditationen" bereits 1982 fertig gestellt worden war (die deutsche Erstausgabe erschien dann 1985), was nahe legt, daß die Diskussion zu diesem Zeitpunkt schon im Gange gewesen sein muss. Bereits seit Ende der 1970er Jahre war um das Erbe der k.u.k-Monarchie (und die galt seit Friedrich Naumann als Modell des politischen Konstrukts "Mitteleuropa") vor allem im Friaul eine relativ ausgeprägte Erinnerungskultur entstanden. Siehe dazu etwa: - Strassoldo, Raimondo: "Grenzen und Systeme. Soziologische Gedanken über Mitteleuropa", in: Hanns Albert Steger, Renate Morell: "ein Gespenst geht um…: Mitteleuropa". Daß Schlögel in Deutschland den Anstoß zur deutschen Diskussion um Mitteleuropa gegeben hat, entbehrt jeglicher Grundlage und ist vor allem auch nach einer Lektüre von Schlögels Werk selbst nicht haltbar. Denn wie auch im Falle von Kunderas "Tragödie" wurde auf eine zeitgenössische Debatte rekurriert. Schlögel plädiert in "Die Mitte liegt ostärts" dafür, die Diskussion in Deutschland unbelasteter zu betrachten, als sie zu diesem Zeitpunkt bereits gesehen wurde. Er war aber sicher einer ihrer bekanntesten Träger. Mit seinem kulturhistorisch fundierten Ansatz, der stark an die ostmitteleuropäische Debatte anknüpfte, hat er die seit ca.1983/4 geführte deutsche Diskussion um Mitteleuropa, die stark politisch motiviert war und deren Wurzeln vor allem in der Auseinandersetzung um den Natodoppelbeschluß zu suchen sind, bereichert. Ich denke, es wäre für den Artikel außerdem hilfreich, auf den historischen Hintergrund der Mitteleuropadebatte zu verweisen - denn die Problematik, die mit der deutschen Diskussion verbunden war, lag darin, daß mit der älteren, deutschen Mitteleuropa- Diskussion während des 1.Weltkriegs die Idee eines deutsch dominierten Mitteleuropas verbunden gewesen war, was den späteren deutschen Diskurs international in besonders schlechtem Licht erscheinen ließ. Die knappe Auflistung der Inhalte verschleiert außerdem die Ambivalenz und Heterogenität der Diskussion - es handelte sich um einen Gegendiskurs linker wie rechter politischer Intellektueller. Insgesamt bedarf der Artikel meines Erachtens einer umfassenden Überarbeitung, weil er weder den Anfang der Debatte, noch ihren Verlauf oder Inhalt korrekt zusammenfasst. (nicht signierter Beitrag von Wiesel08 (Diskussion | Beiträge) )

Ich habe gerade versucht, die Ausführungen von Wiesel08 im Artikel zu berücksichtigen bzw. dort einzubauen. Lediglich beim letzten Abschnitt kam ich nicht arg weit. Die Diskussion aus dem Ersten Weltkrieg wird unter Mitteleuropa#Geschichte des Begriffs Mitteleuropa behandelt. Verlauf und Inhalt der Debatte könnten aber in der Tat noch erweitert werden. Daher lasse ich de Baustein erst einmal im Artikel. Gruß, --Flominator 21:46, 17. Sep. 2012 (CEST)Beantworten