Diskussion:Mme. Charles Cahier

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Ergänzungen und Berichtigungen zum Artikel über Sarah Cahier[Quelltext bearbeiten]

Das Leben der Mme. Charles Cahier liegt im Dunkel. Schon ihr Geburtstag ist nicht mit Sicherheit festzustellen. Einige Lexika sagen 6. Januar, andere 8. Januar, und auch ihr Geburtsjahr wird unterschiedlich angeführt: entweder 1870 oder 1875. Letzteres Jahr ist wahrscheinlich das Richtige, denn Mahler hat kaum eine 37-jährige Sängerin als Solistin engagiert. Das Problem ist, dass die Geburtsregister in ihren Vaterstadt Nashville (Tennessee) erst mit 1880 anfingen.

Mme. Charles Cahier debütierte in Braunschweig am 4. Oktober 1905 in Bizets Carmen, und zwei Tage später in Verdis Aida als Amneris (letztes Gastspiel). Die Theaterzetteln sind im Stadtarchiv Braunschweig vorhanden.

Sie war in zweiter Ehe mit Herrn Charles Cahier verheiratet. Nachforschungen in Stockholm haben ergeben, dass er als Gottfrid E. Carlson im Jahr 1868 geboren wurde und im Jahr 1955 gestorben ist. Er war ausgebildet als Sportmasseur. In "Lehmann's Allgemeiner Wohnungsanzeiger" (Wien 1909-11) wird er zunächst als "Direktor" aufgeführt; im Jahre 1912 jedoch als "Schriftsteller".

Madame Charles Cahier und die Wiener Hofoper

Was ihrer Karriere an der Wiener Hofoper betrifft, so kann man sie nach den zeitgenössischen Tageszeitungen genau rekonstruieren (online: Österr. Nationalbibliothek). Das ist zwar eine mühselige Arbeit, aber es lohnt sich letzten Endes.

Hier findet man auch etliche Notizen über ihre Konzerttätigkeiten in der österreichischen Hauptstadt und anderswo. Sie arrangierte z. B. fast jede Saison zwei selbständige Liederabende in Wien mit sehr interessanten und ungewöhnlichen Programmen, und außerdem wirkte sie in verschiedenen Oratorien-Aufführungen mit (u. a. Bach, Haydn und Händel) unter der Leitung von Franz Schalk.

In einem Interview im „Neuen Wiener Journal“ am 28. September 1928 berichtet Mme. Cahier über ihre erste Begegnung mit Gustav Mahler:

„Wir trafen uns irgendwo in Deutschland. Das heißt, Mahler sprach in seiner diktatorisch kurz angebundenen Weise im Hotelfoyer meinen Mann [Charles Cahier] an. „Ich hätte“, sagte er zu ihm, „Lust, Ihrer Frau zu hören. Es müβte aber sofort sein, denn nachmittags reise ich bereits wieder nach Wien!“ Nun, mein Mann hatte nichts Eiligeres zu tun, als mir diesen Wunsch des berühmten Direktors der Wiener Hofoper zu melden. Ich wuβte wohl, daβ eine Gelegenheit, Gustav Mahler vorzusingen, eine unbezahlbare Chance für die Karriere sei. Aber sofort? Ich hatte am Abend zuvor ein anstrengendes Konzert gegeben, hatte eine lange und ermüdende Reise hinter mir und jetzt sollte ich auf Kommando einem Gustav Mahler vorsingen? Ich überlegte hin und her. Und eigentlich war ich bereits entschlossen, in das von Mahler gewünschte Probesingen nicht einzuwilligen, es auf eine spätere Gelegenheit zu verschieben. Mein Mann sprach darüber mit Mahler. Er nahm es zur Kenntnis, aber wie wir dann zum Lunch gingen, brachte der Hotelboy eine [Visiten-]Karte. Darauf stand: “Gustav Mahler, Direktor der kaiserlich-königlichen Hofoper in Wien.“ Und darunter: „Falls Eure Majestät die Gnade haben wollten, morgen früh vorzusingen, bleibe ich über Nacht hier!“

Die Begegnung dürfte in der Spielzeit 1906-7 stattgefunden haben, wo Mahler zweimal Berlin besuchte: Anfang Januar 1907, wo er sich etwa 10 Tagen aufhielt, um seine 3. Sinfonie zu dirigieren, und dann wieder Anfang Februar, wo er ein reiner Mahler-Liederabend mit Johs. Messchaert gab. Er hat also offensichtlich die Sängerin angehört und sie zu einem dreimaligen Gastspiel mit unterlegtem Vertrag nach Wien engeladen. Die Wiener Kritiken fielen einigermaßen günstig aus, und am 1. April wurde sie auf 1 Jahr fest engagiert (später von Mahlers Nachfolger, Felix von Weingartner verlängert).

Hier sind Auszüge aus drei Rezensionen:

Heinrich Reinhardt schreibt im „Neuen Wiener Journal“ (6.3.1907, S. 8):

Als Fides in Meyerbeers „Prophet“ gastierte gestern Frau Charles Cahier mit sehr ehrenvollem Erfolge. Ob unsere Hofoper in dieser zweifellos sehr begabten und vornehmen Sängerin die lange und schmerzlich vermiβte Altistin gefunden hat, bleibt vorläufig noch unentschieden. Frau Cahier verfügt über ein Organ von fast ausgesprochen sopranmäβigem Timbre, dessen Höhe und Mittellage durchaus nicht den Eindruck macht, als ob es von allem Anfang an für die Interpretation von Altpartien prädestiniert gewesen wäre. Höhe und Mittellagen klingen hell und schön, die Art der Verbindung dieser beiden Lagen, Tongebung, Ausdruck und Atembehandlung sind vollkommen einwandfrei; aber die Tiefe ist wenig ausgiebig, arm am Glanz und entbehrt jener pastosen, ein wenig an dunklen Samt gemahnenden Färbung, die das charakteristische Merkmal echter Altstimmen zu sein pflegt. Weniger der Mangel an eigentlicher Tiefe, als das Fehlen des undefinierbaren Alttimbres erweckt Zweifel, ob Frau Cahier mit ausgesprochenen Altpartien betraut werden kann. Nach dem gestrigen Debüt wäre man stark versucht, auf vortreffliche Eignung für solche Partien zu erkennen, die sich der Tieflage einer Fides möglichst wenig nähern und dem Hauptteil ihrer Wirkung mehr aus der Höhe ziehen. Bei derartiger Verwendung wäre das Engagement der Frau Cahier sympathisch zu begrüßen.

Julius Korngold schreibt in der „Neuen Freien Presse“ (6.3.1907, S. 11):

Die Altistin, die heute die Fides sang, Madame Charles Cahier, ist Amerikanerin wie die [Edyth] Walker [ein ehemaliges Mitglied] und heißt mit ihrem Mädchenname – Walker. Es ergänzt erfreulicherweise diese Zufälle, dass ihre Stimme, wenn auch – wie der Klang der allertiefsten Töne verrät - nicht mehr in der ersten Frische, doch den lange vermissten echten Alttimbre hat und zweifellos einer ernst durchgebildeten, vornehmen Gesangskünstlerin zugehört. Gleich die Fis-moll-Arie des zweiten Actes ließ die weiche, edle Tonbildung, die plastische Deklamation des Gastes erkennen, und die große Arie des Schlussaktes vervollständigte das Bild hinsichtlich des Stimmumfanges und der Passagentechnik der Sängerin. Schärfere dramatische Akzente scheinen Frau Cahier weniger zu liegen als der getragene Gesang. (…) Dasselbe geschmackvolle Mass, das den Gesang der Künstlerin auszeichnet, beherrscht ihre Darstellung, die alle schreiende Theatralik meidet, um durch wohltuende Schlichtheit zu wirken. (…)

Schließlich meint Ludwig Karpath im „Neuen Wiener Tagblatt“ (6.3.1907, S. 10):

(…) Madame Cahier (…) ist eine hervorragende Künstlerin, deren weiteren Gastrollen man mit Spannung entgegensehen darf. Trotzdem sie erst vor drei Jahren die Bühne betrat, entbehrt das Organ doch schon der allerersten Blüte, es ist aber edel, groß und wunderbar geschult. Auch die Altlage ist vorhanden, wiewohl nicht überhört werden darf, dass die tiefen Töne nicht jene Sonorität anweisen, die der Stimmklang einer echten Altistin zu Eigen sein soll. Fehlt nun der satte Glanz, so sind doch auch gerade die tiefen Töne schön, weil weich und abgerundet. Die Domäne der Madame Cahier ist der getragene Gesang, darin leistet sie ganz außerordentliches. Man müsste sie als Orpheus hören. Dramatische Accente scheinen ihr abzugeben. (…) Jedenfalls darf man sich freuen, die Bekanntschaft einer so ausgezeichneten Sängerin gemacht zu haben. (…) Die gestrige Leistung der Madame Cahier (…) wuchs von Akt zu Akt und erreichte im letzten Akte ihren Höhepunkt. Das Publikum begrüßte die Künstlerin ungemein sympathisch (…)

Chronologische Übersicht von Mme. Cahiers Wiener Auftritten 1907-1911

(Name des Dirigenten in Klammern: nur in Auswahl)

Saison 1906-07

Als Gast:

5. März 1907: Fides in Der Prophet (Bruno Walter). Neuinszenierung.

9. März: Carmen in Carmen (Bruno Walter)

15. März: Amneris in Aida (Francesco Spetrino)

Als Mitglied:

6. April: Carmen

9. April: Santuzza in Cavalleria rusticana (Francesco Spetrino)

26. April: Fides in Der Prophet (Franz Schalk)

11. Mai: Dalila in Samson und Dalila (Bruno Walter). Erstaufführung in Wien.

24. Mai: Dalila in Samson und Dalila

27. Mai: Carmen

17. Juni: Fides in Der Prophet (Franz Schalk)

Saison 1907-08

21. August: Carmen (Alexander Zemlinsky)

24. August: Fides in Der Prophet

16. September: Carmen (Alexander Zemlinsky)

1. Oktober: Carmen (Alexander Zemlinsky)

4. Oktober: Amneris in Aida, mit Enrico Caruso

9. Oktober: Amneris in Aida, mit Enrico Caruso

13. Oktober: Fides in Der Prophet

22. Oktober: Carmen

1. November: Amneris in Aida

7. November: Ortrud in Lohengrin (z. 1. M.)

Nach Mahlers Abgang als Direktor:

11. Dezember: Dalila in Samson und Dalila

13. Dezember: Fides in Der Prophet

27. Dezember: Carmen

1908

1. Januar: Dalila in Samson und Dalila

6. Januar: Ortrud in Lohengrin

18. Januar: Ortrud in Lohengrin

20. Januar: Carmen

22. Januar: Dalila in Samson und Dalila

31. Januar: Dalila in Samson und Dalila

1. Februar: Erda in Das Rheingold (z. 1. M.)

4. Februar: Erda in Siegfried (z. 1. M.)

11. Februar: Amneris in Aida

7. März: Carmen

22. März: Ortrud in Lohengrin

31. März: Amneris in Aida (die 300. Auff. im Hoftheater)

3. April: Carmen

27. April: Carmen

6. Mai: Amneris in Aida

[am 7. Mai: trat sie bereits ihren Urlaub an und ist nach Kopenhagen gereist, wo sie am 12. Mai in den Strassen zum Benediz für den Verein Arme Kinder gesungen hat. Eine schöne Foto von ihr wurde etwa 14 Tage später im Berliner Tageblatt veröffentlicht.]

Saison 1908-09

19. August: Ortrud in Lohengrin

27. August: Fides in Der Prophet (abgesetzt wegen Krankheit eines Sängers)

2. September: Fides in Der Prophet

17. September: Dalila in Samson und Dalila (in frz. Sprache) mit Charles Dalmores

22. September: Dalila in Samson und Dalila (in frz. Sprache) dito

25. September: Carmen (dito) (Hugo Reichenberger)

26. September: Erda in Siegfried (Felix v. Weingartner) (NI)

5. Oktober: Erda in Siegfried

22. Oktober: Erda in Siegfried

31. Oktober: Erda in Siegfried

25. November: Erda in Siegfried

4. Dezember: Carmen (Hugo Reichenberger)

22. Dezember: Amneris in Aida (Hugo Reichenberger)

1909

1. Januar: Erda in Das Rheingold

4. Januar: Erda in Siegfried

9. Januar: Waltraute in Götterdämmerung (z. 1. M.)

13. Januar: Ortrud in Lohengrin

7. Februar: Amneris in Aida

16. Februar: Fides in Der Prophet

2. März: Erda in Das Rheingold

7. März: Erda in Siegfried

10. März: Waltraute in Götterdämmerung

11. März: Ortrud in Lohengrin (Franz Schalk)

18. April: Fides in Der Prophet

26. April: Erda in Siegfried

1. Mai: Carmen

17. Mai: Amneris in Aida mit Charles Dalmores

20. Mai: Ortrud in Lohengrin mit Charles Dalmores

23. Mai: Ortrud in Lohengrin mit Charles Dalmores

26. Mai: Amneris in Aida mit Charles Dalmores (Felix Weingartner)

18. Juni: Erda in Siegfried

20. Juni: Waltraute in Götterdämmerung

Saison 1909-10

29. August: Ortrud in Lohengrin (Hugo Reichenberger)

8. September: Amneris in Aida (Felix Weingartner)

12. September: Amneris in Aida (Felix Weingartner)

24. September: Fides in Prophet (abgesagt wegen Erkrankung der Mme. Cahier)

13. November: Amneris in Aida (Hugo Reichenberger)

28. November: Erda in Das Rheingold

3. Dezember: Carmen

4. Dezember: Erda in Siegfried

1910

19. Januar: Carmen (Hugo Reichenberger)

21. Januar: Ortrud in Lohengrin (Bruno Walter)

3. Februar: Lady Pamela in Fra Diavolo (z. 1. M.)

24. Februar: Gräfin in Pique Dame (z. 1. M.). (Franz Schalk)

27. Februar: Erda in Das Rheingold

4. März: Erda in Siegfried

5. März: Lady Pamela in Fra Diavolo

9. März: Waltraute in Götterdämmerung

21. März: Gräfin in Pique Dame (Bruno Walter)

29. März: Amneris in Aida

4. April: Gräfin in Pique Dame (Bruno Walter)

7. April: Lady Pamela in Fra Diavolo

13. April: Carmen (Hugo Reichenberger)

26. April: Carmen

2. Mai: Erda in Das Rheingold

7. Mai: Erda in Siegfried

10. Mai: Waltraute in Götterdämmerung

15. Mai: Carmen

29. Mai: Adriano in Rienzi (z. 1. M.). (Franz Schalk)

4. Juni: Ortrud in Lohengrin (Franz Schalk)

11. Juni: Brangäne in Tristan und Isolde (z. 1. M.)

13. Juni: Erda in Das Rheingold

20. Juni: Waltraute in Götterdämmerung

Saison 1910-11

21. August: Ortrud in Lohengrin (Franz Schalk)

12. September: Carmen

15. September: Amneris in Aida

18. September: Gräfin in Pique Dame (Franz Schalk)

27. September: Fides in Der Prophet

2. Oktober: Adriano in Rienzi (abgesagt wegen Erkrankung der Mme. Cahier)

12. Oktober: Adriano in Rienzi (Franz Schalk)

17. Oktober: Brangäne in Tristan und Isolde

20. Oktober: Erda in Das Rheingold

25. Oktober: Erda in Siegfried

30. Oktober: Azucena in Der Troubadour (Hugo Reichenberger)

21. November: Waltraute in Götterdämmerung (NI). (Felix v. Weingartner)

28. November: Waltraute in Götterdämmerung

30. November: Carmen (Hugo Reichenberger)

17. Dezember: Gräfin in Pique Dame (Bruno Walter)

27. Dezember: Waltraute in Götterdämmerung

1911

19. Februar: Ortrud in Lohengrin (Franz Schalk)

1. März: Amneris in Aida

29. März: Azucena in Der Troubadour (Hugo Reichenberger)

30. März: Gräfin in Pique Dame

4. April: Carmen

28. April: Azucena in Der Troubadour

28. Mai: Adriano in Rienzi (Franz Schalk)

3. Juni: Ortrud in Lohengrin

7. Juni: Brangäne in Tristan und Isolde

11. Juni: Erda in Das Rheingold

17. Juni: Erda in Siegfried

20. Juni: Waltraute in Götterdämmerung

Saison 1911-12

18. August: Ortrud in Lohengrin (Hugo Reichenberger)

22. August: Gräfin in Pique Dame (Franz Schalk)

7. September: Amneris in Aida (Hugo Reichenberger)

Ihr Vertrag mit der Hofoper wurde am 15. September 1911 beschlossen, und gastiert hat sie später nicht.

Zusammenfassung von ihren 14 Rollen in der Wiener Hofoper

Auber, Daniel François-Esprit (1782-1891)

• Fra Diavolo: Lady Pamela – 4mal (von insgesamt 8 Auff.)

Bizet, Georges (1838-1875)

• Carmen: Carmen – 23mal (von 39 Auff.)

Mascagni, Pietro (1863-1945)

• Cavalleria rusticana: Santuzza – 1mal (von 41 Auff.)

Meyerbeer, Giacomo (1791-1864)

• Le prophète: Fides – 10mal (von 15 Auff.)

Saint-Saëns, Camille (1835-1921)

• Samson et Dalila: Dalila – 8mal (von 12 Auff.)

Tschaikowsky, Peter (1840-1893)

• Pique Dame: Gräfin – 6mal (von 7 Auff.)

Verdi, Giuseppe (1813-1901)

• Aida: Amneris – 18mal (von 30 Auff.)

• Il trovatore: Azucena – 3mal (von 11Auff.)

Wagner, Richard (1813-1883)

• Götterdämmerung: Waltraute – 9mal (von 25 Auff.)

• Lohengrin: Ortrud – 16mal (von 49 Auff.)

• Das Rheingold: Erda – 9mal (von 22 Auff.)

• Rienzi: Adriano – 4mal (von 9 Auff.)

• Siegfried: Erda – 15mal (von 27 Auff.)

• Tristan und Isolde: Brangäne – 3mal (von 24 Auff.)

Insgesamt ist sie 128mal erschienen was eigentlich nicht imponierend ist, wenn man bedenkt, dass die Spielzeit der Hofoper jährlich währte 10 Monate, vom 18. August bis zum 22. Juni, und normalerweise wurden etwa 290 Opernvorstellungen pro Jahr gegeben.

Es muss auch festgestellt werden, dass Frau Cahier niemals unter Mahlers Leitung gesungen hat (auch nicht im Konzertsaal), denn sein Repertoire umfasste keine der oben erwähnten Titel (außer „Tristan“: letztmalig am 11.9.1907), sondern Beethovens „Fidelio“, Glucks „Iphigenie in Aulis“, Mozarts „Entführung“, „Figaro“ und „Zauberflöte“ sowie Wagners „Walküre“ (zum letzten Mal am 15.9.1907).

Frau Cahier hat theoretisch nur einmal die Gelegenheit gehabt, Mahler als Konzertdirigent zu erleben, nämlich als er am 24. November 1907 seine 2. Symphonie zum letzten Mal in Wien dirigierte.

Es ist übrigens auch bemerkenswert, dass Frau Cahier erst in Verbindung mit der Uraufführung von „Das Lied von der Erde“ am 20. November 1911, Mahler-Lieder in ihren Konzertprogrammen aufgenommen hat. Ein Mahler-Lied-Programm in München, mit Bruno Walter am Klavier, war am Abend zuvor vorausgegangen.

Sie wurde aber in den nachfolgenden zwei Jahrzehnten fast Synonym mit „Das Lied von der Erde“, sowohl in Europa als auch in der USA. In einem persönlichen Inserat in der Zeitschrift „Signale für die musikalische Welt“ am 13. April 1921 hat Frau Cahier 50 Aufführungen vom Werk aufgezählt, u. a. dirigiert von Bruno Walter, Oskar Fried, Carl Schuricht, Willem Mengelberg (18mal), Arthur Bodanzky, Wilhelm Stenhammar, Armas Järnefelt und Georg Schnéevoigt. (Eine Aufführung in Berlin unter Richard Strauss am 9. November 1913 hat sie jedoch vergessen mitzuzählen). In einer Notiz in der derselben Zeitschrift (am 23.7.1930) wird es mitgeteilt, dass sie das Werk am 16. Oktober 1930 zum 87. Male in Berlin unter Heinz Unger singen werde.

Eine vollständige Schalplatten-Aufnahme von der Symphonie mit ihr wurde 1929 vorbereitet:

Die Aufnahme von Mahlers „Lied von der Erde“ findet in den allernächsten Tagen auf Ultraphon-Platten unter Leitung von Generalmusikdirektor Carl Schuricht statt. Für die Altpartie wurde Kammersängerin Cahier, für die Tenorpartie Jaques Urlus gewonnen. (Signale Nr. 42: 16.10.1929).

Leider ist die Aufnahme aus unbekannten Gründen gescheitert.

Ihr letzter Lieder-Abend in Berlin (am 14.2.1931) war ebenfalls Mahler gewidmet. Diesmal schon wieder mit Bruno Walter als Klavierbegleiter (Signale Nr. 8: 18.2.1931, S. 195).

In der deutschen Presse erscheint ihr Name zum letztenmal (?) in 1935. Frau Cahier als „Politikum“ könnte man diese Notiz überschreiben:

Der „Völkische Beobachter“ Nr. 71 vom 12. März 1935 veröffentlichte folgende Erklärung: Unterm 9. Dezember 1933 gaben wir unter der Ueberschrift „Kunst und Kultur im heutigen Oesterreich“ den Wortlaut eines vom Reichsender München (damals Bayer. Rundfunk) verbreiteten Vortrags wieder, in dem u. a. gesagt worden war, die königl. Kammersängerin Frau Prof. Charles Cahier, geb. Sara Jane Layton-Walker, wäre eine amerikanische Jüdin. Wie uns jetzt der Rechtsanwalt der Künstlerin mitteilt, hat der Bayr. Rundfunk am 17. April 1934 eine Berichtigung gebracht, wonach der Rittergutsbesitzer Charles G. E. Cahier auf Schloβ Helgerum in Schweden, der Senior der Familie, festgestellt, daβ Prof. Frau Cahier einer rein arischen english-amerikanischen Familie entstammt. Wir tragen keine Bedenken, im Interesse der Künstlerin unseren Lesern von der Klärung der Angelegenheit Kenntnis zu geben. (Signale, Nr. 21: 22. Mai 1935).

Anm: Sie wurde erst in diesem Jahr vom Ehemann geschieden.

Knud Martner, Kopenhagen 2018. (nicht signierter Beitrag von 85.82.230.133 (Diskussion) 11:37, 7. Mär. 2018 (CET))[Beantworten]

Was mich etwas irritiert sind die Angaben zum Ehemann. Namensänderung von Gottfrid Carlson zu Charles Cahier, Karriere vom Sportmasseur zum Rittergutsbesitzer ... Klingt sehr abenteuerlich, weiß man näheres darüber? Hat er den Namen aus freien Stücken geändert, hat er in die Familie Cahier eingeheiratet oder würde er adoptiert? --FordPrefect42 (Diskussion) 12:56, 12. Jan. 2019 (CET)[Beantworten]