Diskussion:Moritz Gottlieb Saphir

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Letzter Kommentar: vor 7 Jahren von Imbarock in Abschnitt "Mit der er eine Tochter hatte."
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"Mit der er eine Tochter hatte."[Quelltext bearbeiten]

Saphir hatte mit Gordon nicht nur eine Tochter, sondern auch einen Sohn.--suessmayr 18:26, 11. Feb. 2014 (CET)

Einzelheiten? Beleg? "aus dieser Verbindung 1 außerehel. Tochter Marie (um 1838–1913); Neffe →Sigmund (1806–66), Journalist, Schriftst. (s. Wurzbach)." https://www.deutsche-biographie.de/sfz77738.html --Vsop (Diskussion) 21:35, 11. Feb. 2014 (CET)Beantworten
Gedruckt ist vieles, aber wahr ist nur wenig. Tatsächlich hatten Saphir und Gordon vier Kinder: August, Maria Theresia, Karolina Anna und Hermine Franziska. Die zwei letzteren starben vor 1849, August und Maria erreichten das Erwachsenenalter.--suessmayr 21:44, 11. Mai 2016 (CEST)
Und was soll uns das nun? Ohne jeden Beleg? --Vsop (Diskussion) 21:58, 11. Mai 2016 (CEST)Beantworten
Und selbst mit, was soll's? Unzählige 19.Jhdt.-Schriftsteller_innen hatten Kinder von mehreren Partnern. Vsop gab bereits weiter unten einen Link:
S. 2975 books.google. Da haben wir einen Neffen, eine Tochter und einen Pflegesohn. Interessant ist hier nur die Tochter Marie Saphir: [1] (und nächste Seiten), die gerne mit Marie Gordon verwechselt wurde und wird. Relevant ist, dass Marie Saphir (ca. 1837 - 5.6.1913) als Übersetzerin literarischer Werke, u.a. von George Sand, tätig war. --Imbarock (Diskussion) 23:20, 11. Mai 2016 (CEST)Beantworten

Neffe, Tochter, Pflegesohn steht so bei Wurzbach s:BLKÖ:Saphir, Moriz Gottlieb. „Die Tochter Marie Saphir starb erst kürzlich, am 5. Juni 1913, im Alter von 76 Jahren in Wien-Währing und wurde im Grabe ihres Vaters auf dem evangelischen Friedhof beerdigt. — Sie war durch 50 Jahre als Mitarbeiterin zahlreicher in- und ausländischer Blätter und als Übersetzerin unter den Namen Otto Randolf und Max Stein tätig. — Der Pflegesohn hieß August Anton Gordon, dessen Mutter Marie Karoline Gordon, geb. Calafati. Sie verließ Saphir um eines Studenten willen, der später im literarischen Leben Wiens eine Rolle spielte. — Obige Mitteilungen verdanken wir der Güte der Enkelin Saphirs des Fräuleins Leopoldine Saphir.“ Denkwürdigkeiten aus Alt-Osterreich - Band 10 - Seite 274 books.google, Ignaz Franz Castelli: Memoiren meines Lebens, 1914, Fußnote S. 264 books.google. --Vsop (Diskussion) 10:36, 12. Mai 2016 (CEST)Beantworten

Einen Euro möchte ich haben für jede Information, die bei Wurzbach steht und trotzdem falsch ist. Der am 14. Juni 1833 geborene August Calafati (recte Gordon) war natürlich ein Sohn Saphirs. Er lebte wie seine jüngere Schwester bei seinem Vater und seine Mutter Marie, geb. von Salerno (legitimierte Calafati, verwitwete Gordon) brachte 1849 eine Klage auf Besuchsrecht ein.--83.137.117.2 15:12, 13. Mai 2016 (CEST)Beantworten
Mal deine genealogischen, prosopografischen Kenntnisse in Ehren gehalten, aber a) fehlen die Belege, auch und besonders aus relevanter Sekundärliteratur und b) was tut's? Günstigenfalls könnte man kurz u. knackig eintragen, dass Saphir mehrere Kinder mit Marie Gordon zeugte, darunter eben jene Marie Saphir. Aber da sind deine Quellen gefordert, ihre Transparenz. Vielleicht könntest du aber was zur jüngsten Neueinschätzung der Publizistik Saphirs beitragen, die im Raume steht und tausend Mal wichtiger und mit den Arbeiten von Meike Wagner und Burkhard Meyer-Sickendiek verknüpft ist. Ich verstehe deine Geheimniskrämerei nicht: the full monty, ganz oder gar nicht! Ach ja, ich überweise auch gerne eine Pauschale, denn das Dickicht faktischer Fehlinformationen und inhaltlich vorgefasster Interpretationsmuster ist als gord(on)ischer Knoten nicht leicht zu durchschlagen.--Imbarock (Diskussion) 18:40, 13. Mai 2016 (CEST)Beantworten

Bei Marie Gordon habe ich eben - mit Quelle - die Daten ihrer Ehe nachgetragen: 25. Juli 1829 - 16. August 1831. Wenn August erst am 14. Juni 1833 geboren wurde, kann er allerdings nicht aus der Ehe stammen. --Vsop (Diskussion) 21:06, 13. Mai 2016 (CEST)Beantworten

Sehr gut. Warum heiratete sie in Korfu? Weil ihr Vater Eustachios Calafati (Bruder des Basilio Calafati) dort lebte. Ich finde nicht, dass man Diskussionsbeiträge hier als "Geheimniskrämerei" bezeichnen sollte. Geheimniskrämer sind jene, die garnichts schreiben.--suessmayr 17:09, 17. Mai 2016 (CEST)
Diskussionsseiten dienen der Verbesserung des Artikels. Besserwisserei, die ihre Quellen verschweigt, trägt dazu nichts bei. Das gleiche gilt für die Mitteilung irrelevanter Details („Warum heiratete sie in Korfu?“). --Vsop (Diskussion) 12:16, 18. Mai 2016 (CEST)Beantworten
Dieses Phänomen ist uralt: alles, was ich nicht weiß, ist irrelevant. ;-) --suessmayr 13:41, 18. Mai 2016 (CEST)
Uralt ist auch das Phänomen, persönlich zu werden, wenn man sachlich nichts mehr vorzubringen hat. Inwieweit ist es denn für M. G. Saphir von Interesse, wo Marie Gordon heiratete? Und wenn suessmayr so gut Bescheid weiß: warum hat er, als bei Marie Gordon noch eine Hochzeit in Triest behauptet wurde, das nicht berichtigt? --Vsop (Diskussion) 13:54, 18. Mai 2016 (CEST)Beantworten
Moment mal! Ich habe die Notiz mit Gordons Heiratsort nicht im Artikel angebracht! Das habe Sie getan und jetzt bezeichnen Sie diesen von mir gelobten Beitrag plötzlich als "für M. G. Saphir nicht von Interesse"? Ich habe nichts berichtigt, denn wo Gordon heiratete, war mir vollkommen egal. Sie hingegen wussten es wohl schon länger und haben es nicht berichtigt, unterließen also genau das, was Sie mir vorwerfen. Angesichts einer so kuriosen Argumentation gebe ich mich sofort geschlagen (im Karl Kraus'schen Sinne, falls Sie das Zitat kennen).--suessmayr 14:11, 18. Mai 2016 (CEST)
August Anton Gordon, angeblich geb. am 14. Juni 1833? Bitte Winke geben, ob die Info in einem öffentlichen oder in einem Privatarchiv ruht. Denn gedruckt oder transkribiert, das Geburtsdatum des Pflegesohnes kann fehlerhaft sein. Die 1849er-Klage seiner (und Marie Saphirs) Mutter Marie Gordon auf Besuchsrecht besagt per se nicht, dass August ein Sohn Saphirs war. Die Münchner Presse berichtete vom Spätherbst 1829 bis Mitte 1834 über jedes Ereignis Saphir betreffend, über jedes Schleimfieber, über jede Reise und/oder vorläufige Ausweisung. Erst in Wien ab 1834 lernte er M. Gordon kennen.
Befürchtet suessmayr unveröffentlichte Forschungsergebnisse preiszugeben, so hat er sich hier schon zu weit und zu lange vor gewagt. Literaturgeschichtlich sind seine "Fakten" ohne Bedeutung, aber Alt-Wiener-Beziehungskisten (Saphir, Gordon, die berühmte Familie Calafati) sind schließlich auch ganz "nett". Dass die beiden überlebenden Kinder von Marie Gordon schlussendlich bei Saphir aufwuchsen, verweist auf bürgerliche Abgründe u. eine familiäre Tragödie. Wie kam es dazu, dass der offenbar unehelich geborenen August Gordon beim k.k. Militär untergebracht wurde? Eine "soziale" Maßnahme, entsprechend Paul Johann Anselm von Feuerbach, der die bei seinen (ehelichen) Kindern ungeliebten zwei (unehelichen) Söhne, die sog. Brunner-Kinder, "unter die Kadetten" nach München schickte. Dort verlor sich dann auch ihre Spur, wie jene von August Gordon nach 1858. --Imbarock (Diskussion) 19:50, 24. Mai 2016 (CEST)Beantworten
Dann ist ja alles in Ordnung. Da ich mich "schon zu weit vorgewagt habe", kann ja jeder mit eigenen Recherchen beginnen und wacker unser Wissen über Saphirs Privatleben erweitern. Wie immer bei Diskussionen auf Wikipedia ist der Unterhaltungswert garantiert. Die Frage "Wie kam es dazu, dass der offenbar unehelich geborenen August Gordon beim k.k. Militär untergebracht wurde?" soll offenbar andeuten, dass unehelich geborene Männer vom Eintritt in die k.k. Armee ausgeschlossen waren. Das ist grandios. Wäre dem so gewesen, hätte diese Armee über Jahrhunderte ein grobes Personalproblem gehabt. August Anton Gordon (seine Mutter nannte ihn auch "August Calafati") war definitiv unehelich und siehe da: er wurde trotzdem Soldat. Saphir (Zitat): "ließ ihn bei einem Artillerie-Regiment assentiren".--suessmayr 12:37, 28. Mai 2016 (CEST)
Grandios falsch verstanden, warum sonst das Beispiel der "Brunner-Kinder"? Es war zeitweise recht amüsant hier, danke! Das kryptische Saphir-Zitat ist noch ein Schlagobersgupf.--Imbarock (Diskussion) 14:29, 28. Mai 2016 (CEST)Beantworten
Das nächste Missverständnis. Das "Saphir-Zitat" ist ein Zitat aus den von Saphir-"Forschern" konsequent ignorierten Akten. Gordon bekam natürlich kein Sorgerecht für ihre Kinder, da ihr Ruf durch ihr Verhältnis mit Friedrich Uhl beschädigt war, um dessen Willen sie Saphir verlassen hatte. Saphir gab August Gordon schon im Alter von 16 Jahren zum Militär, offenbar um das Besuchsrecht der Mutter zu torpedieren. Irgendwann werde ich diese "Schlagoberslawine" publizieren. Da werden aber die Wiki-Philister genauso beleidigt sein wie jetzt ;) Und damit ciao!--suessmayr 07:56, 29. Mai 2016 (CEST)
Nein, das ist nun beileibe kein Missverständnis. Wir sind hier allerdings keine Saphir-Forscher und kennen Archivakten oder die in Archiven verstreuten Briefwechsel auch zu Saphirs privaten Verhältnissen nicht. Und ich finde es prima, wenn suessmayr irgendwann seine Kenntnisse veröffentlichen möchte. Die "Wiki-Philister" werden dann auch nicht beleidigt sein, warum auch? Nur, das Verhalten von suessmayr war bisher genau so, wie andere und ich es versucht haben aufzuzeigen: Er gab "Häppchen" und verschwieg ihre Herkunft. Auf die Schlagoberslawine bin ich gespannt und dies ohne Häme. Saphir-Forschern, zumindest der letzten Dekade, geht es offensichtlich nicht und im Gegensatz zu suessmayrs Unterstellung, um konsequentes Ignorieren von Akten bezüglich persönlicher Verhältnisse, sondern um eine kritische Neubewertung seines literarischen und journalistischen "Wirkens", das zu begreifen versucht wird im Rahmen moderner kulturwissenschaftlicher Methoden. Und ja, mit 16 Jahren zur militärischen Ausbildung abgeschoben (das ist nicht früh, eher zwei Jahre zu spät und im Vergleich zu anderen erklomm August G. auch zeitversetzt höhere militärische Weihen), so etwa dachte ich mir das bereits. Natürlich bleiben Fragen offen, denn das eingeforderte Besuchsrecht der Mutter bezog sich auch auf beider gemeinsame Tochter. Aber über diese und andere Widersprüchlichkeiten mehr, kann ja dereinst suessmayr Auskunft geben. Bis dahin gilt, dass nur relevante Sekundärliteratur im Sinne der WP und allenfalls ältere, gedruckte Texte, die ob ihrer Informationen auf Widersprüche hinreichend überprüft werden können, in den Artikel übernommen werden dürfen. Dem ciao schließe ich mich an, durchaus freundlich angedacht.--Imbarock (Diskussion) 23:55, 29. Mai 2016 (CEST)Beantworten

Sie schreiben: "erklomm August G. auch zeitversetzt höhere militärische Weihen". Wo ist die Quelle? "Höhere Ehren?" Wie ich im Fremdenblatt lese, war Gordon 1866 gerade einmal Lieutenenant!--80.123.224.94 16:30, 20. Jun. 2016 (CEST)Beantworten

Stimmt! "Mehr" als Lieutenant gibt die militärische Karriere des A. Gordon nicht her. Das meinte ich aber nicht, sondern ich fand eine "Beförderung" Gordons in den 1850ern und glich dieselbe mit den Angaben zu etwa Gleichaltrigen ab. Und die waren durchgehend ca. 2 Jahre jünger als Gordon. Vielleicht auch deswegen, weil August G. später zum Militär "abgeschoben" wurde? Das müssten Sie aber wissen. Die Quelle(n)? Kann ich nicht mehr zitieren, sind gelöscht, habe das Kapitel hier beendet. Sie sind findig und finden bestimmt mehr.--Imbarock (Diskussion) 20:01, 20. Jun. 2016 (CEST)Beantworten

Korrekturen und Kritik[Quelltext bearbeiten]

In Teilen transportiert der Artikel nicht nur altbackene Äußerungen, sondern auch falsche Aussagen. Meike Wagner, "Theater und Öffentlichkeit im Vormärz...", Berlin 2013, hier relevant S. 140 - 168, reicht auf S. 307 nach, dass oft im Fokus stehende, unkritisch kolportierte Charakter-Einschätzungen, ...massiv den Blick auf die medialen Funktionen und den journalistischen Beitrag Bäuerles und Saphirs zu einer Umgestaltung des Medienfeldes 'Zeitung' verstellen. In einer Anmerkung weist sie darauf hin, auch in jüngster Zeit ist der Brauch, auf geringer Quellenbasis unter Heranziehung älterer Literatur hemmungslos pejorative Charaktereinschätzungen Saphirs vorzunehmen, noch verbreitet. Wagner, heute Uni Stockholm, ist umseitig in Fußnote 2 vermerkt, nachgeschoben, mehr nicht.

Ich versuche mich zunächst in die Episode der Inhaftierung im Münchner Neuturm einzuklinken. Als Einstieg die ersten beiden Links in Fußnote 4: Die Texte stammen aus der Feder von Hermann Joseph Landau (1815-1889), dem Urenkel eines Prager Rabbiners. Der erste wurde unmittelbar nach dem Tode Saphirs geschrieben und ist im Berliner "Publicist" veröffentlicht worden, übernommen vom Münchner "Punsch". Derselbe Text taucht, leicht umgestellt, in Landaus "Hausschatz" (4. Aufl. 1866) auf, dabei um ein Actum, eine Eingabe Saphirs und ein Stadtgerichtsschreiben, alle vom März/April 1828, erweitert, die augenscheinlich aus dem 1858/59 noch nicht zerfledderten Nachlass Saphirs stammten. Friedrich Hebbel mag Saphirs Nachlass verwaltet haben (für den Wiener Schriftstellerverband), Hermann Landau kannte aber beide und Saphir kannte Landaus Familie aus seiner Jugendzeit an der Prager Jeschiwa. Die gewiss authentischen Schreiben sind wichtig, der narrative Textrest unterlag einer schon um 1860 getrübten Erinnerung.

Hundert Jahre danach behauptete der Journalist Ludwig Schrott (1963 und 1975, s.a. Manfred Barthel 1978), jedoch ohne Nachweis, Saphir sei "7 Tage und 8 Stunden" im Neuturm eingesperrt gewesen und "wegen Überfüllung der Gefängnisse" vorzeitig wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Das Verschweigen der Quelle hatte seinen Grund, denn Schrott (1908 - 1973) hatte diese Kenntnis der antisemitischen (Münchner) Dissertation von Irmgard Müller, "Saphir in München", Düsseldorf 1940, entnommen. Erst Peter Sprengel, siehe umseitiges Literaturverz., verwies auf S. 245, sowie S. 261, explizit auf die antisemitische Arbeit Müllers, deren archivisch erhobene Quelle(n) er aber nutzte, wie auch Anike Rössig in "Juden und andere Tunnelianer" (2008), S. 56f. In der Dissertation dieser Irmgard Müller (sie liegt mir vor) steht auf S.11 und unter Angabe der (1940er) Archivsignaturen, dass im Januar 1833 dem Bayerischen Polizeipräsidium mitgeteilt wurde, daß das 2. Urteil des Königl. Ober-Landesgericht Frankfurt a. O. nunmehr als rechtskräftiges Definitivurteil zu gelten und Saphir eine sechswöchige Gefängnisstrafe zu verbüßen habe. Das stimmt zeitlich überein mit Saphirs (Pseudonym 'Dr. Debeck') veröffentlichten Artikel vom 5. Januar 1833 im "Bazar" (kann über das MDZ abgerufen werden), dem "Monolog eines zu neunwöchentlichem Polizei-Arrest verurtheilten humoristischen Schrifstellers ..." Dass es nur 6 Wochen waren hat mit dem Informationsfluss zu tun; im übrigen wurde er Anfang April 1829 noch in Berlin von einem Zivilgericht zu 3 Monaten Gefängnis wegen einer anderen "Beleidigung" verurteilt, die aber in eine Geldstrafe umgewandelt wurde (Rössig, S. 80). Seine Berliner-Ausweisung erfolgte im Dezember nach einer Veröffentlichung im "Berliner Courier" vom 14. Nov. 1829 (Meike Wagner unter Bezugnahme auf Houben).

Im April 1833 jedenfalls wurde er vom Münchner Kreis- und Stadtgericht erstmals aufgefordert, seine Strafe im Neuturm abzusitzen. Das in der antisemitischen Dissertation von Müller auf S. 11 folgende, amtliche, undatierte (1835?) Schreiben, lautet: "Das dortige Kreis- und Stadtgericht hatte auch wirklich sieben Tage und acht Stunden an dem Saphir vollstreckt, dem nächst aber ihn angeblich wegen Überfüllung der Gefängnisse des Arrestes wieder entlassen. Auf unsere spätere Requisition erfuhren wir, daß Saphir München daraufhin verlassen und nach Wien sich begeben hatte. Wir machten deshalb den Versuch, die Strafe dort vollstrecken zu lassen, der Magistrat in Wien lehnt indessen unsere Requisition mit dem Bemerken ab, daß nach dortigen Gesetzen, Straferkenntnisse ausländischer Behörden nicht vollzogen würden" [usw.].

Nachvollziehen lässt sich, belegt auch durch zeitgenössische Münchner Zeitungen, dass Saphir tatsächlich vom 16. bis ca. 23./24. September 1833 im Neuturm war. Am 17. Sept. erschien in seinem "Bazar", "Ich, ein Sechs-Wöchner; oder sechswöchentliche Gefängnißstrafe als Folge von 'Ungeheurer Ironie,'" nebst dem abgedrucktem Akrostichon aus dem Berliner Courier Nr. 330 vom 4. März 1828. Im Gegensatz zu seinem späteren, fingierten Brief in "Dumme Briefe, Bilder und Chargen ..." von 1834, schreibt er hier korrekt von der "Schauspielerin" (Dlle Sonntag), also Nina Sontag, die er gekränkt habe. Ausgerechnet der an dieser Stelle von ihm zitierte amtliche Brief (fehlt bei Landau) spricht jedoch von der "Sängerin". Demselben Behörden-Irrtum unterlag an demselben Tag (17. Sept.) das "Münchner Conversationsblatt" Friedrich Bruckbräus. Am 18. fügte Saphir dem "Bazar" ein Extrablatt bei, "Luftig-lustige Betrachtungen aus dem Kerkerfenster eines Neuthurm-Länders", die er in der Ausgabe vom 24. fortsetzte und die nachfolgend ausblieben. Während seiner Abwesenheit hatten Leopold Feldmann u.a. die Redaktion des "Bazar" übernommen. Sarkastische Anspielungen im Text vom 17. Sept. belegen überdies, dass die spätere Rede von der Überfüllung der Gefängnisse sich auf die gleichzeitige, politische Verhaftungswelle in Stuttgart (Asperg) und München (Neuthurm) bezog.

Saphirs Kritik der "Sontag-Mania" in Berlin hatte bereits 1825/26 Henriette Sontag bewogen, sich bei König Friedr. Wilh. II. zu beschweren. So musste S. auch bereits in Berlin u.a. wegen seiner Kritik an einem Schauspieler und sicher auch bereits wegen des veröffentlichten Akrostichons Anfang April 1828 per "Cabinets-Ordre" vier Tage Arrest absitzen (Rüssig, S. 57). Der eigentliche "Sontag-Skandal" hatte sich aber entlang der Ent- und Verwicklungen um das aufgelöste Akrostichon "Ungeheure Ironie" entwickelt, ein langwieriger Zivilprozess. Diese Dinge werden noch immer und eben auch im Artikel, durcheinander gebracht. Der irrige Verweis auf die "Spenersche Zeitung", nur ein Beispiel, gehört dazu. Außerdem, als Sahnehäubchen obendrauf, seine Ausweisung aus München im November 1830. Nicht, wie es der Artikel anrüchig suggeriert, er habe verletzend das bayerische Könighaus satirisch angegriffen, sondern weil er mit seiner Kritik am Hoftheater nicht hinterm Berg hielt. Es ist bezeichnend, dass Saphir gleich wie in Berlin (dazu Wagner, S. 159) die öffentlichen Angriffe in München (darunter auch heftig antisemitische), denen er (ein im Artikel vollkommen vernachlässigter Blickwinkel) permanent ausgesetzt war, immer auch öffentlich konterte.

Das Houben-Zitat zur Journalistik geht in Ordnung, wird z.B. von Wagner, S. 160, im Sinne von "Nacht-" oder "Schnell-Kritik" präzisiert. Aber gar nicht geht (Altlasten der Artikelanlage aus 2004/05) und nicht nur vor dem Hintergrund der Monografie Rössigs oder Sprengels Aufsatz, was Fontane einst zur "persönlichen Leibwache" äußerte, samt Nachfolgesatz. Was hat eigentlich im Literaturverzeichnis (!) Viktor Wallner verloren?!

Schade, dass Saphirs "Grabschrift", wie er sein Gedicht nannte, ganz ohne Not zugunsten eines Links wegradiert wurde, der gar nicht direkt auf das Gedicht hinführt. Außerdem ist die Quelle aus zweiter Hand und wurde mehrfach in süddeutschen Zeitungen gleichlautend und meist am selben Tag veröffentlicht. Der "verehrte Freund und Kollege" war nämlich Gustav Heine von Geldern und der von Saphir erwähnte "Bruder" niemand anderes als Heinrich Heine (Original in "Fremden-Blatt", Nr. 166 vom 23. Juli 1858). Und leider wurden aus dem Schreiben auch noch die langweiligsten Passagen, etwa "ich sitze hier und liege krank...", zitiert. Dabei ist der Brief ein letztes, authentisches Zeugnis des augenzwinkernd sarkastischen Humors Saphirs: [2].

Diesen Diskussionsbeitrag zu erstellen war aufwändig und kostete viel Zeit. Ich habe ihn nicht einfach aus der la mäng geschüttelt. Unbedingt aber müssen im Artikel Veränderungen vorgenommen werden, so kann er nicht bleiben. Nicht heute, nicht morgen werde ich das tun, später vielleicht. Wer möchte und die Anregungen aufnimmt, nur zu! --Imbarock (Diskussion) 01:26, 23. Apr. 2016 (CEST)Beantworten

Inzwischen ist der Wurzbach-Artikel zu Saphir fertigkorrigiert und auch kompl. verlinkt. Wurzbach behauptet darin jedenfalls, dass 1. Saphir den bayr. König beleidigt habe, und 2. dass er, nach Abbitte vor dessen Porträt, später auch auf Ansuchen wieder pardoniert wurde. Zabia (Diskussion) 13:29, 1. Mai 2016 (CEST)Beantworten
Ich kann z. Z. nur drüberhuschen, was mir die Beo-Leiste verkündet. Die Vorstellung, als ob die Prozesse in die Saphir verwickelt war über Nacht entschieden wurden, stimmt ja eben nicht. Siehe u.a. jenen von 1828, der sich über viele Jahre erstreckte. Der Vorfall, der hier angesprochen ist, bezieht sich auf den März 1830 und die Folgen reichten bis zum Oktober 1830. Beteiligte Behörden war das Kreis- und Stadtgericht München, die Polizeibehörde und die Regierung des Isarkreises. Letztlich resultierte daraus eine viertätige Haftstrafe für Saphir, ohne Abbitte. Munter berichteten die Zeitungen darüber, von Beginn an. Wurzbach entschloss sich später für die Abbitteversion. Heinrich Ritter von Levitschnigg (Album österreichischer Dichter, 1858, S. 414) für eine eher der Realität entsprechende. Saphir selbst hat im Bazar vom 8. Oktober 1830 ("An das lesende Publikum") darüber geschrieben und einen Anwalt besaß er obendrein. Was dann in 1831 sich ereignete, war nochmals anders gelagert. Solange eine moderne, kritisch-würdigende Saphir-Biografie fehlt, die auch solche auseinanderlaufenden Details rekonstruiert, ist grundsätzlich Misstrauen angesagt. Man könnte auch die vielfach weitergereichte Aussage, Friedrich Hebbel sei als Saphirs Nachlassverwalter beauftragt worden, kommentarlos löschen, denn das war er nicht. Das wurde schon mal 1903 durch eine aufgefundene Notiz Hebbels angesprochen; mir liegt hingegen eine Original-Handschrift von Hebbel vom Oktober 1858 vor, in der er sich von dem medial inszenierten "dummen Spaß" mit Nachdruck distanzierte. Nur, das ist nicht wikipediatauglich, weil keine relevante Sekundärliteratur. --Imbarock (Diskussion) 19:24, 1. Mai 2016 (CEST)Beantworten

1. Der Bazar 17. Sept. 1833 S. 873 books.google mit „Endurtheil des Apellations=Senates des Kammergerichtes in seinen wesentlichsten Punkten“ S. 876

2. Der Bazar, Extra zur Ausgabe vom 18. Sept. 1833 nach S. 880 books.google

3. Der Bazar 24. Sept. 1833 S. 897 books.google

4. Der Bazar 8. Oct. 1830 S. 413 books.google

5. Der Bazar Nr. 42 19. Feb. 1830 S. 174 bavarica.digitale-sammlungen.de

6. Album österreichischer Dichter, Neue Folge, 1858, S. 414 = vor S. 415 books.google

7. „Friedrich Hebbel ist von Saphir mit der Durchsicht seines schriftstellerischen Nachlasses beauftragt worden.“ Neueste Nachrichten 1858 S. 2975 books.google

8. „Auf derselben Seite 235 von J steht folgende von Hebbel herrührende Notiz: Die wunderliche Nachricht, daß Friedrich Hebbel den literarischen Nachlaß des verstorbenen M. G. Saphir ordnen und herausgeben werde, widerlegt sich wohl von selbst; es ist kein wahres Wort daran, wie aus bester Quelle versichert werden kann.“ Hebbel: Sämtliche Werke ... 1903/04 S. 378 books.google

Eine „Notiz Hebbels“? Mit der Versicherung: „aus bester Quelle“? Ob es mir heute - anders als im Nov. 2012 - wohl gelungen ist, Schreibfehler in den Links zu vermeiden? Wer auf Links von vornherein verzichtet, hat's natürlich leichter. Victor Wallner, siehe auch Fn. 1, war zudem die Quelle für die in ziemlich abwegiger Weise als „Grabinschrift“ präsentierte, 2012 von mir „ohne Not [...] wegradiert[e]“ „Grabschrift“ Saphirs. Ansonsten meine ich, dass „grundsätzlich Misstrauen“ fast immer angesagt ist, die hier so ausführlich erörterte Fn. 4 des Artikels und der dazugehörige Text dem aber auch schon in der Fassung vom 18. April 2016 durchaus gerecht wurden. --Vsop (Diskussion) 14:13, 2. Mai 2016 (CEST)Beantworten

Wo ist das Problem? Meine Suada war zugegeben gespreizt, aber ich gehe den Weg über die Disk, um Artikelautoren Tipps zu geben. Hier war ich mal giftiger. Mein Verzicht auf zig Links ermöglicht dennoch ohne Probleme ein Auffinden im www. Saphir und München, da geht fast alles über das Münchner Digitalisierungszentrum. Es ist aber auch mit 20 oder 50 Links nicht wirklich getan, denn "irgendwie" müssten diese Links nicht nur quellenkritisch abgeglichen, sondern mit relevanter Sekundärliteratur verknüpft werden. Die jüngere Sekundärliteratur, sofern sie allgemeiner vorgeht, hat indes häufig von der älteren abgeschrieben und nur eine Handvoll "mahnt an", nämlich weil sie aufgrund ihrer Spezialthemen mit der Nase auf eklatante Widersprüche stieß. Noch etwas aber zur "wegradierten" Grabschrift: Die ist nun durch den hinführenden Text und präziser Verlinkung durch Vsop für jeden Leser problemlos erfahrbar. Was die "von Hebbel herrührende Notiz" betrifft, so sollten seine "Sämtlichen Werke ..." ausgeliehen werden. Es ist schon so, dass die ursprüngliche "Notiz" von Hebbel stammt, aber das müsste abgeklärt werden, etwa was/wer mit "J" gemeint ist. Ich kann allerdings nicht verlinken, was mir als Kopie aus der Frankfurter Unibib (Inventarnummer A/1835/2006, GOS-Nr. z0045000) vorliegt, nämlich ein Brief von Hebbel an Unbekannt von Anfang Oktober 1858. Offenbar aber gerichtet an Johann Jacob Weber ("Geehrter Herr und Freund!"), den Verleger und Herausgeber der "Illustrirten Zeitung". Transkribiert lautet der Textabschnitt wie folgt: Um gef. Aufnahme der beifolgenden kleinen Berichtigung darf ich wohl ersuchen. Der dumme Spaß, als ob ich den Nachlaß des Herrn Saphir herausgeben wolle, ist alles [sic] Ernstes in die Deutschen Zeitungen übergegangen, wie mir eine aus Holstein zugesandte Notiz, die ich gleichfalls beilege, beweist. Dazu kann ich doch nicht ganz schweigen. Ist leider Theoriefindung, da in keiner Sekundärliteratur nachweisbar, aber wo kein Kläger ... --Imbarock (Diskussion) 23:43, 11. Mai 2016 (CEST)Beantworten