Diskussion:Nirim (Kibbuz)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die Vergewaltigung von AnAugust 1949 gehört wahrscheinlich nicht hierhin[Quelltext bearbeiten]

  1. Die Vergewaltigung fand im August 1949 statt. Der Kibbuz war anscheinend schon umgezogen: Die Artikel auf dt. und engl. geben keine genaue Zeit an, der auf hebr. spricht aber vom Anfang des Jahres 1949. August ist ziemlich spät im Jahr.
  2. Die Vergewaltiger waren allesamt Soldaten, es ist nirgendwo die Rede davon, dass Kibbuzniks davon wussten, geschweige denn, dass sie dabei teilnahmen.

Es besteht also kein Bezug zum Kibbuz. Gibt es keine Artikel zu Verbrechen in Israel-Palästina während des Konflikts u. Ä.?

@Der wilde bernd:, hallo. Du hast die Geschichte hier eingebracht, vielleicht solltest Du als erster dazu Stellung nehmen. Arminden (Diskussion) 18:38, 15. Okt. 2023 (CEST)Beantworten

Bis das geklärt ist, parke ich den entsprechenden Abschnitt hier auf diese Seite. Noch 2 Benerkungen zum Thema Ausgeglichenheit und auch zum enzyklopädischen Charakter von Wiki:
  1. Der Abschnitt ist länger als der ganze Nirim-Artikel. Soll ich das noch kommentieren?
  2. Sehr störend finde ich den letzten Satz: Wen der Kibbuz keinen Bezug zum Verbrechen hatte, warum sollte es auf ihrer Website erwähnt werden? Stichwort: tendenziös.
Hallo Arminden, sowohl die Haaretz (https://www.haaretz.com/2003-10-29/ty-article/i-saw-fit-to-remove-her-from-the-world/0000017f-db62-d856-a37f-ffe2fa5b0000) als auch der Guardian (https://www.theguardian.com/world/2003/nov/04/israel1) haben dieses IDF-Verbrechen mit Nirim in Verbindung gebracht, und so ist es auch in die Literatur eingegangen. Allerdings ist mir jetzt bei einer erneuten Lektüre des Haaretz-Artikels aufgefallen, dass dort unterschieden wurde zwischen dem IDF-Außenposten Nirim und dem Kibbuz Nirim; zwischen beiden habe seit dem Sommer 1949 keine Verbindung mehr bestanden: „Im Sommer 1949 gab es keine Verbindung mehr zwischen dem Kibbuz Nirim und dem gleichnamigen Außenposten. Der Außenposten trug den Namen Nirim, weil er sich an dem Ort befand, an dem der Kibbuz Nirim im Juni 1946 [stimmt nicht überein mit dem hebr. WP-Artikel] gegründet worden war.“ Allerdings ist diese Zeitangabe reichlich unpräzise. Zum einen liegt der 12. August 1949 ebenfalls noch im Sommer, und zum anderen sind die Angaben über den Umzug des Kibbuz ungenau. Der Umzugstermin „Anfang des Jahres 1949“ stammt aus dem hebräischen Nirim-Artikel; die dort genannten Quellen konnte ich aber nicht verifizieren.
Es ist müßig, darüber zu spekulieren, was die Kibbuzniks, die das neue Nirim gegründet haben, oder diejenigen, die im Dezember 1949 am aufgegebenen Ort den Kibbuz Nir Yitzchak gründeten, von dem IDF-Verbrechen in ihrer Nachbarschaft wußten oder später gewusst haben müssten (spätestens nach dem Prozess). Insofern finde ich den letzten Satz nicht „tendenziös“, aber verzichtbar.
Mein Vorschlag: Wir bennen den von Dir gekürzten Nirim-Artikel um Nirim (Kibbuz) und machen aus meinem von Dir unter Quarantäne gestellten Teil einen neuen, zum Beispiel Nirim (IDF-Verbrechen). Dass dabei beide Artikel noch überarbeitet werden müssen, steht außer Frage. Da ist einmal das Hamas-Massaker von vorletzter Woche, bei dem ausgerechnet auch das neue Nirim angefriffen wurde, und zwar am Tag der Feier aus Anlass des ursprünglichen Gründungstages 6. Oktober 1946 (https://edition.cnn.com/2023/10/10/middleeast/israel-kibbutzim-kfar-aza-beeri-urim-hamas-attack-intl/index.html). Ebenso ist interessant, dass nach den Hamas-Massakern eine heftige Diskussion um Adania Shiblis Buch einsetzte, die vorerst zur Aussetzung einer Preisverleihung führte, die diese Woche während der Frankfurter Buchmesse stattfinden sollte. Viele Grüße --Der wilde bernd (Diskussion) 15:42, 16. Okt. 2023 (CEST)Beantworten

.................

Vergewaltigung von 1949 und Roman Eine Nebensache

2022 erschien auf deutsch Adania Shiblis bereits 2017 veröffentlichter Roman Eine Nebensache.[1] Der erste Teil dieses nur 117 Seiten starken Buches ist die literarische Rekonstruktion der Vergewaltigung und Ermordung eines Beduinenmädchens durch israelische Soldaten im August 1949. Shiblis von der Kritik[2] hoch gelobter Roman greift ein Verbrechen auf, das in Israel 54 Jahre lang in den Archiven der israelischen Armee verborgen blieb und erst durch eine Veröffentlichung in der Zeitung Ha'aretz ins Licht der Öffentlichkeit rückte.[3]

Das Verbrechen wurde im alten Nirim begangen, dem von den IDF beanspruchten und deshalb von den Kibbuzniks aufgegebenen Gründungsort des Kibbuz, der auch unter dem Namen Dangor bekannt war. Das Mädchen war am 12. August 1949 von hier stationierten Soldaten in der Nähe ihres Außenpostens aufgegriffen und mit ins Lager gebracht worden. Dort wurden ihr die Kleider ausgezogen, sie musste sich in aller Öffentlichkeit nackt duschen und schließlich wurden ihr noch die Haare abgeschnitten.

Am Abend feierten die Soldaten. Ihr Kommandant hielt eine Rede über den Zionismus und die Bedeutung des Beitrags der Truppen zum neu gegründeten Staat und las Auszüge aus der Bibel. Wenig später ergriff er noch einmal das Wort, erinnerte an das Beduinenmädchen und stellte zwei Optionen über deren weiteres Schicksal zur Abstimmung: Das Mädchen könne als Küchenarbeiterin eingesetzt werden oder die Soldaten könnten sich an ihr vergehen. Die Soldaten votierten für die zweite Option, und anschließend wurde festgelegt, welche Gruppe von Soldaten sich zuerst über das Mädchen hermachen dürfe. Der Kommandant erstellte einen dreitägigen Plan für die Gruppenvergewaltigungen, bei denen sich die drei Trupps abwechseln sollten. Der Gruppe, zu der der Kommandant gehörte, wurde zuerst der Zugriff auf das Mädchen erlaubt. „So begann eine der hässlichsten und schrecklichsten Episoden in der Geschichte der israelischen Streitkräfte, eine Episode, die selbst aus einem Abstand von 54 Jahren nur schwer zu verstehen ist.“[4]

Am nächsten Morgen, es war der 13. August 1949, wurde das Mädchen erschossen und sein Leichnam in der Wüste vergraben.

Mit der Ermordung des Beduinenmädchens endet der erste Teil von Shiblis Buch. Im zweiten Teil erfährt etwa fünfzig Jahre später eine in den von Israel besetzten Gebieten lebende namenlose Palästinenserin aus der Zeitung von der Vergewaltigung und dem Mord.[5] Sie stellt fest, dass beides sich auf den Tag genau 25 Jahre vor ihrer Geburt ereignet hatte, weshalb sie beschloss, der Geschichte nachzugehen – nach Dokumenten darüber zu suchen und die Orte des Geschehens aufzusuchen. Dies ist der fiktionale Teil in Shiblis Buch, in dem neben den historisch verbürgten Ereignissen aus dem ersten Teil der Alltag unter israelischer Besatzung in den Fokus der Erzählung rückt.

Der reale Fortgang der Geschichte wurde dagegen in dem Ha'aretz-Artikel von 2005 ausführlich beschrieben. In ihm wurden die Ereignisse nach der Ermordung des Mädchens dokumentiert und deutlich gemacht, dass das Verbrechen damals nicht unbemerkt geblieben und auch Ben-Gurion zur Kenntnis gebracht worden war. Am 15. August 1949 erstattete der Kommandant des Außenpostens seinen Vorgesetzten einen schriftlichen Bericht, in dem es hieß: „Bei meiner Patrouille am 12. August 1949 begegnete ich in dem unter meinem Kommando stehenden Gebiet Arabern, von denen einer bewaffnet war. Ich tötete den bewaffneten Araber auf der Stelle und nahm seine Waffe. Ich habe die arabische Frau gefangen genommen. In der ersten Nacht misshandelten die Soldaten sie und am nächsten Tag hielt ich es für angebracht, sie aus der Welt zu entfernen.“[6]

Am 25. August wurde der Leichnam des Mädchens noch einmal ausgegraben. Der Verwesungszustand war jedoch schon so weit fortgeschritten, dass weder die Todesursache festgestellt werden konnte, noch ob das Mädchen vergewaltigt worden war.[4] Es kam schließlich zu einem mehrere Monate dauernden Militärgerichtsprozess an dessen Ende der Kommandeur der Gruppe zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Die anderen 19 Soldaten erhielten Haftstrafen zwischen einem und drei Jahren. „Den meisten von ihnen wurde ‚Fahrlässigkeit bei der Verhinderung eines Verbrechens‘ oder ‚Mittäterschaft bei der Begehung eines Verbrechens‘ vorgeworfen. [..] Nur ein Soldat wurde wegen Vergewaltigung zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.“[4]

Die Identität des ermordeten Beduinenmädchens wurde nie geklärt und ihr Körper blieb vermutlich im Sand des westlichen Negev begraben.[4] Ihre Tragödie blieb 54 Jahre lang in den Archiven der israelischen Armee verborgen, bevor sie von der Ha'aretz ans Licht gebracht wurde. Dazu gab es eine Vorgeschichte:

„Was in Nirim geschah, wäre im Mülleimer der Geschichte begraben worden, wenn es nicht den Prozess gegen die Verantwortlichen für das Massaker von Kfar Kassem während des Krieges von 1956 gegen 50 palästinensische Dorfbewohner gegeben hätte, die von der Arbeit zurückkehrten, die nichts über eine Ausgangssperre wussten. Die Grenzpolizei tötete Dutzende dieser unschuldigen Palästinenser. Die Verteidiger in diesem Fall führten den Nirim-Vorfall als Beispiel für frühere IDF-Morde an Zivilisten an, um ein Muster eines solchen Verhaltens aufzuzeigen. Einer der Anwälte brachte die Fallakten in die Archive der juristischen Fakultät der Universität Tel Aviv, wo sie aufbewahrt wurden, bis zwei Ha'aretz-Reporter 2003 über diese Tragödie berichteten.[7]

Richard Silverstein: Israel’s Historic Disregard for Lives and Rights of Negev Bedouin[8]

Auf der offiziellen Webseite des Kibbuz, im Abschnitt zu seiner Geschichte, finden diese Vorkommnisse bis heute keine Erwähnung.[9] (nicht signierter Beitrag von Arminden (Diskussion | Beiträge) 18:58, 15. Okt. 2023 (CEST))Beantworten

  1. Adania Shibli: Eine Nebensache
  2. Perlentaucher: Rezensionen zu Eine Nebensache
  3. Die nachfolgende Schilderung der Vorgänge findet sich nahezu deckungsgleich in dem Ha'aretz- und Al-ʿArabiya-Artikel sowie in Shiblis Roman, weshalb auf Einzelnachweise verzichtet wird. Der Al-ʿArabiya-Artikel bezog sich weitgehend auf den älteren Ha'aretz-Artikel.
  4. a b c d Ha'aretz-Artikel vom 28. Oktober 2005
  5. Ha'aretz hatte erstmals 2003 über den Vorfall berichtet.
  6. Der Text ist in den beiden Zeitungsartikeln nahezu gleich, insbesondere auch der letzte Halbsatz.
  7. „What happened at Nirim would’ve been buried in the dustbin of history were it not for the trial of those responsible for the Kfar Kassem massacre during the 1956 War of 50 Palestinian villagers returning from work, who knew nothing about a shoot to kill curfew. The Border Police killed scores of these innocent Palestinians. Defense lawyers in the case offered the Nirim incident as an example of previous IDF murders of civilians to show a pattern of such conduct. One of the lawyers brought the case files to the Tel Aviv University law school archives, where they were preserved until two Haaretz reporters reported this tragedy in 2003.“
  8. Online auf der Webseite von Tikum Olam – Breaking news on the Israeli national security state
  9. קצת הסטוריה (Ein bisschen Geschichte: Die Gründung von Nirim)