Diskussion:Römerlager Holsterhausen

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Letzter Kommentar: vor 14 Jahren von LKD in Abschnitt Abbildung römischer Münzen
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Abbildung römischer Münzen[Quelltext bearbeiten]

Ich halte es für ungünstig, wenn im Text nur römische Münzen aus der Zeit von 200 v. Chr. bis 9 n.Chr. als Fundmünzen benannt werden, als Bild aber Münzen aus der Zeit bis 238 n. Chr. (Maximinus I.) gezeigt werden. Offensichtlich zeigt das Bild willkürlich gewählte Münzen, die mit den benannten Funden aber nichts zu tun haben. Es erscheint daher deplaziert. Ich denke, man sollte es rausnehmen. Grüße -- Carolus 68 17:17, 2. Jun. 2009 (CEST)Beantworten

Ja, das ist wohl ein "Symbolbild" - man vergleiche dazu die Bebilderung des "römischen Zeltlagers" beim Erstautor.--LKD 17:22, 2. Jun. 2009 (CEST)Beantworten

Das „Große Römerlager" in Dorsten-Holsterhausen (Entdeckung 1952)[Quelltext bearbeiten]

1. Die Entdeckung:
Das nördliche Lippeufer in Dorsten- Holsterhausen ist wegen zahlreicher römischer Lager einer der bedeutenden Plätze der römischen Geschichte in Westfalen. Ein halbes Jahrhundert nach der Entdeckung der Lager in Haltern, Oberaden und Kneblinghausen erregte der Fund einer römischen Amphora in der Gemarkung Holsterhausen Neugier und Eifer der westfälischen Archäologen. Die Fundmeldung vom 12.September 1952 durch Dr. Schuknecht erreichte das Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte in Münster: „Sehr geehrter Herr Winkelmann ! Römische Amphora gefunden ! bei Ausbaggerung des neuen Bettes zur Umlegung des Hammbachs…. Würde mich freuen, wenn Sie sich die Sache ansähen….“ Sofort war das Interesse erwacht, war doch das Gelände des Holsterhäuser Feldes wegen augusteischer Goldmünzen und germanischer Bestattungen, gefunden in den 1920er Jahren, archäologisch bekannt.

2. Die Befunde:
Das geschulte Auge des Wissenschaftlers entdeckte bald in den weißen, entkalkten Sanden der Niederterrasse die Verfärbungen von Gruben, Feuerstellen und Grabeneinschnitten. In dem Jahr 1952/53 wurden die Lagenumrisse festgestellt. Ein Spitzgraben umgab das Lagergelände. Nur was unter dem Acker vom Pflug unberührt geblieben, hatte Spuren hinterlassen. Der Umfang des Lagers konnte in großen Teilen der Südost- und Südfront nicht ergraben werden, weil im SO das Hochwasser der Lippe die Lagerecke im Jahre 1408 erodiert hatte und im Süden die Zeche Baldur das Lager bedeckte. Eindeutig ist die an den Hambach angelehnte von SW nach NO verlaufende Längsseite mit 890 m, die NW-SO-Breitseite ist nur im O mit 650m voll ergraben, im Westen infolge der Abtragung nur mit 350m. Die Flächenangaben über das Lager schwanken daher in der Sekundärliteratur. In gedachter Fortsetzung der Lagerseiten unter der ehemaligen Zeche Baldur ergibt sich jedoch auch im Westen eine Seitenlänge von 650m und damit eine Lagerfläche von ca.56-58 ha. Die Abtragung der SW-Ecke des Lagers im frühen 15. Jahrhundert ist nachgewiesen.

3. Die Zeitbestimmung:
Die Feststellung der Größe ist wegen der daraus abzuleitenden Truppenstärke wichtig. Die im Lager gefundenen beiden Amphoren sind zeitlich nicht so festzulegen, dass sie eine eindeutige Datierung des Lagers ermöglichen. Deshalb hatten die Archäologen die außerhalb des Lagerplatzes gefundenen augusteischen Aurei hinzugezogen und dadurch das Lager in die Zeit ca. 7 v. Chr. datiert. Entscheidend ist jedoch die Übereinstimmung des Flächenmaßes mit den Lagern Vetera I in Xanten und in Oberaden. In diesem Zusammenhang gehört das 56 ha „Große“ Lager Dorsten zum Drusus-Feldzug des Jahres 11 v. Chr.. Drusus führte im Frühjahr den Feldzug gegen die Usipeter. Danach schlug er eine Brücke über die Lippe und begann den Feldzug gegen die Sugamberer. Infolge der Dauer verspätete er sich mit dem Rückmarsch ins Winterquartier Vetera, es drohte der Wintereinbruch. Auf diesem Rückmarsch mit einem Germanenüberfall wurde das Lager am Zusammenfluss des Elison mit der Lippe (Oberaden) errichtet [Cassius Dio 54,33,4].Die Ausgrabungen (1999-2002) der neuen 5 bis 7 Marschlagerlager bestätigen die Benutzung des Platzes Holsterhausen in der Drususperiode.

4. Funktion des Lagers:
Der Übergang mit dem Brückenschlag über die Lippe ist auf Dorsten-Holsterhausen zu beziehen: 1. der Richtung und Abkürzug des Halterner Lippebogens wegen, 2. weil Römer immer im Feindesland mit einem Brückenbau eine Sicherung durch ein Lager verbanden, 3. der vergleichbaren Lagergrößen wegen. Diese lassen den Rückschluß auf die Benutzung durch zwei Legionen zu, wohl auch noch mit Hilfseinheiten. 4. Das Lager ist ein Marschlager. Es besaß keine festen Einbauten und war nur für den kurzfristigen Aufenthalt eines Brückenbaus geplant. Der Platz ist später wieder benutzt worden, worauf ein überschneidender Spitzgraben hinweist. Eine andere Funktion hatten die später neu ergrabenen Marschlager in der Größe von 18 - 20 ha für eine Legion, bzw. für Detachements. Sie sind unmittelbar der Lippe zugewandt. Ihre Funktion bestand im Ausbau der rückwärtigen Verkehrsbeziehungen nach Osten.

5. Holsterhausen als Station an der römischen Lipperoute:
Zum Ende der römischen Geschichtsepoche in Westfalen berichtet Tacitus für das Jahr 16 n. Chr., in dem der Feldherr Germanicus vom Kaiser Tiberius aus dem rechtsrheinischen Germanien abberufen wurde: „Alles zwischen Aliso und dem Rhein wurde neu mit Dämmen und Straßen befestigt.“ - Die Aliso-Frage hat Generationen von Römerforschern bewegt. Zuletzt hatte der Göttinger Althistoriker U. Kahrstedt (Vestisches Jahrbuch [ident. mit „Vest. Zeitschrift“], 51. Band, 1949) geschrieben: „Die wirkliche Lage Alisos wird westlich Haltern sein“. Dieser Satz wurde auch dafür wichtig, dass der Amphorenfund und seine Bergung durch den Baggerführer der Fa. Liesenklas nicht ein zufälliger Einzelfund blieb, sondern durch die Hinzuziehung des Landesmuseums für Frühgeschichte durch Dr. Schuknecht eine umfangreiche Forschung auslöste. Diese brachte Holsterhausen einen bedeutenden Ruf und zog die Aufmerksamkeit aller Archäologen für die Folgezeit auf sich . Die späteren Ausgrabunen in diesem Lager 1970 und im Umfeld ab 1999 förderten neue und erweiterte Kenntnisse über diesen wichtigen Lippeübergang zutage. In der Unterscheidung des ersten Lagerfundes vom Jahre 1952 zu den später ergraben kleineren Lagern ist dieses Drususlager das „Große“ Lager. Die kleineren bis zu 7 Lager dienten der Verkehrserschließung, insbesondere der Schiffbarmachung und Verkürzung des Lippelaufs um 25%. Die letzte militärische Nutzung der Römerstrasse durch die 6 Legionen des Germanicus erfolgte im Jahre 16 n.Chr.. Die letzte Erwähnung dieser von Xanten her führenden Straße und die Erwähnung dieser Lager im heutigen Dorten-Holsterhausen war zuletzt um 787 n. Chr. im Missionskloster der Benediktiner in Echternach. Der Name "pagus Gesterean" benennt dort in einer lateinisch-angelsächsisch-fränkischen Mischsprache die Römerlager auf dem Nordufer der Lippe.

6. Veröffentlichungen:
Aus der umfangreichen Literatur seien die Berichte über die Fundumstände und des Ausgräbers empfohlen: Franz Schuknecht, Die Entdeckung des römischen Lagers in Dorsten-Holsterhausen, in: Vestisches Jahrbuch 54.Band, S. 17-20, Recklinghausen 1952 und Wilhelm Winkelmann, Gesammelte Aufsätze, Beiträge zur Frühgeschichte Westfalens, Münster 1990, S. 24-29 . Außerdem enthält den größeren Zusammenhang: 2000 Jahre Römer in Westfalen, Hrg. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Westfälisches Museum für Archäologie, Mainz 1989, S.18ff. In den 60 Jahren von 1952-2011 in der Literatur aufgetretene Irrtümer berichtigend: Franz Schuknecht, Die strategische Nutzung der Römerlager in Dorsten-Holsterhausen,in: Vestische Zeitschrift Band 103, S. 5-23, Recklinghausen 2010/11. Fanz Schuknecht, In pago Gesterean, in: Vestische Zeitschrift 106. Band,S.17-26, Recklinghausen 2016/17.

--Durstina 09:59, 13. Mär. 2008 (CET)Beantworten