Diskussion:St. Peter (Gelnhausen)

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Letzter Kommentar: vor 17 Tagen von Der wahre Jakob in Abschnitt Logische Abfolge Besitzerwechsel-Reformation
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Logische Abfolge Besitzerwechsel-Reformation

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"Nach der Reformation gelangte die Peterskirche 1543 gemeinsam mit der Marienkirche in städtischen Besitz. Da die Marienkirche als evangelische Pfarrkirche für das relativ kleine Gelnhausen völlig ausreichte und keine katholische Gemeinde mehr bestand, wurde die Peterskirche profanisiert..." Das liest sich jetzt so, als wäre erst die Reformation eingeführt und danach irgendwann die Kirche profanisiert worden. Die logische Reihenfolge war umgekehrt: Das Kloster Selbold hat Marienkirche und Peterskirche samt Pfarrechten an den Rat der Stadt verkauft. Bis zum Verkauf waren beide Kirchen katholisch. Der Rat als neuer Eigentümer hatte nun die selbst die Pfarrechte in Gelnhausen, war der lutherischen Lehre zugetan, hat mit Peter Strupp einen lutherischen Pfarrer angestellt und dadurch die Kirche und die Stadt evangelisch gemacht. Die Peterskirche wurde nicht erst nach der Reformation überflüssig, sondern war es eigentlich schon in katholischer Zeit. Sie wurde ja nicht wegen eines Raummangels gebaut, sondern weil der Rat der Stadt in Konkurrenz zum Kloster Selbold eine unabhänige Stadtkirche in Eigenregie haben wollte. Dieser Plan wurde ihm durch den päpstlichen Baustopp verwehrt. Die vorher rein katholische Gemeinde war genauso klein wie nachher die rein evangelische und brauchte auch zur Bauzeit keine zwei Kirchen. Mit anderen Worten: Die Reformation selbst hat mit der Profanisierung und der Nicht-Notwendigkeit des Gebäudes eigentlich nichts zu tun. Ursächlich ist das Handeln der Stadt nach dem Kauf. Wenn der Rat katholisch orientiert gewesen wäre, hätte er wohl dasselbe gemacht. --Vingerhuth (Diskussion) 21:01, 1. Jul. 2024 (CEST)Beantworten

Aber der Übergang der beiden Kirchen von der Abtei auf die Stadt ist eine unmittelbare Folge der Reformation (s. Klosterartikel). Die Reformation hat doch wohl auch bewirkt, dass Papst und Bischof keinen Zugriff mehr hatten. Und ich denke, eine katholische Gemeinde gab es in Gelnhausen bis zum 19./20. Jahrhundert nicht mehr, nachdem so gut wie alle Einwohner evangelisch geworden waren. Da kann man die Reformation nicht einfach unterschlagen. Um meine Formulierungen will ich dabei gar nicht streiten.--Der wahre Jakob (Diskussion) 21:26, 1. Jul. 2024 (CEST)Beantworten
Der Verkauf der Kirchen durch das Kloster erfolgte, weil das Kloster nicht mehr in der Lage war, seine mit dem Pfarrecht zusammenhängenden Pflichten zu erfüllen. Es hatte einfach die Ressourcen nicht mehr dazu. Damit stellte sich auch die Frage, ob es weiterhin Anspruch auf den Wein-Zehnten erheben durfte. Diese Probleme waren praktisch rein wirtschaftlicher und nicht religiöser Natur. Sie wurden mit dem Kaufvertrag gelöst. Die Reformation fand in Gelnhausen erst infolge des Kaufvertrags vom 2. März 1543 statt. Nicht umgekehrt. Du meinst aber wahrscheinlich gar nicht die konkrete Einführung der Reformation in Gelnhausen, sondern die Reformation in allgemeiner Bedeutung als Ursache für den Niedergang des Klosters, in dessen Folge es zum Verkaufsvertrag kam, der dann zur Reformation in Gelnhausen führte.
Zur katholischen Gemeinde: Bis 1543 war Gelnhausen unverändert komplett katholisch. Ab 1543 wurde in der Marienkirche nach lutherischer Lehre Gottesdienst gefeiert. Die echte Kirchenspaltung entwickelte sich ja erst im Laufe des 16. Jahrhunderts. Welche Lehre und Riten von den Ortskirchen jeweils ausging entschied nach dem Augsburger Religionsfrieden der Landesherr, in Gelnhausen als Reichsstadt aber der Rat, sobald er die Pfarrechte hatte. Nach 1543 war Gelnhausen auch insofern nicht "rein" evangelisch, als die verschiedenen (katholischen) Klosterniederlassungen innerhalb der Stadt zunächst weiterbestanden. Erst im 17. Jahrhundert setzte man radikal durch, dass in der Stadt keine katholischen Bürger mehr leben durften - sie mussten konvertieren oder auswandern. Wohl als Letzte mussten Ende des 17. Jahrhunderts die Mönche des Franziskaner-Klosters die Stadt zwangsweise verlassen (womit noch heute die Legende vom "Pater Kristche" in der Läuteordnung der Marienkirche verknüpft wird). Erst im späten 18. Jahrhundert wurde man wieder toleranter und es gab zunächst wenige, dann zunehmend katholische Bürger, im 19. Jahrhundert wieder eine echte katholische Gemeinde und schließlich die Wiederherstellung der Peterskirche. Übrigens blieb der heutige Stadtteil "Burg" um die Pfalz katholisch. Die ungefähr bis Anfang 19. Jahrh. noch vorhandene Burgkapelle wurde als katholische Kirche im sonst evangelischen Umfeld genutzt. --Vingerhuth (Diskussion) 22:31, 1. Jul. 2024 (CEST)Beantworten
O.K., ich ging von den damaligen großräumigen Folgen der Reformation aus, wo es vielerorts zu zwangsweisen Klosterschließungen, Entzug von Rechten und Beschlagnahmen von Gebäuden und Besitztümern kam. Auch die Bauernkriege hatten regional Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage auch der Klöster. Wenn du das für Gelnhausen genauer kennst, magst du es gern adaptieren.--Der wahre Jakob (Diskussion) 10:09, 2. Jul. 2024 (CEST)Beantworten