Diskussion:Wappen der Stadt Wernigerode

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Letzter Kommentar: vor 12 Jahren von Enzian44 in Abschnitt Historische Siegel der Stadt
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Kritische Anmerkung zur historischen Wappeninterpretation nach Jörg Mantzsch

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Sehr geehrte Nutzer, sehr geehrte Autoren,

die Formulierungen im Zuge der Deutung des Wernigeröder Landeswappens, respektive Siegelwappens, sind wenigstens vorerst an dieser Stelle mit einer kritischen Würdigung zu bedenken.

Wie der Verantwortliche dieser Wappendeutung unterstellt, seien die Grafen von Wernigerode als ursprünglich uradeliges Geschlecht mit einem "Missionierungsauftrag" ausgestattet gewesen. Mit diesem Satz wird eine Begründung für die Behauptung geliefert, daß Fische als ursprüngliche, vielmehr allgemeine Wappentiere mit christlichem Bezug verwandt worden seien.

Aus wissenschaftlicher Sicht sind diese Sätze, die sich merkwürdigerweise nicht als theoretische Annäherungen, sondern als unumstößliche Fakten lesen lassen, allenfalls unzulänglich und verleiten zur unkritisch reflektierten Verbreitung von großzügig konstruierten Lehrmeinungen.

Erstens ist mit den tatsächlich erhaltenen Quellen (Urkunden) keineswegs zu belegen, daß die Grafen von Wernigerode ein alteingesessenes "uradeliges" Geschlecht gewesen waren. Schon an dieser Stelle hätte der Erbauer dieser Konstruktion einen aussagekräftigen Quellenbeleg anführen oder zumindest auf die darüber referierende Forschungsliteratur Bezug nehmen müssen. In der Tat hätte hier der Rückgriff auf einige sehr veraltete Ansätze erfolgen können, bei denen eine mutmaßliche, blutsverwandtschaftliche Verbindung der Wernigeröder zu den Pfalzgrafen von Sommerschenburg hergeleitet wird. Diese längst veralteten, teilweise dem frühen 19. Jahrhundert (C.H. Delius) entstammenden Auffassungen sind spätestens seit der Untersuchung von Georg Bode (1871 [siehe Lit. unten]) zu Grabe getragen worden. Auch der grundsätzlich mögliche, methodische Zugang über archäologische Funde und Befunde - etwa mit dem Verweis auf eine frühe Befestigungsanlage auf dem Klint in Wernigerode - kann im Ergebnis die Annahme uradeliger Herkunft der Wernigeröder nicht stützen. Denn ein Zusammenhang zwischen Siedlungsgründung und der Etablierung der Wernigeröder als Geschlecht läßt sich nicht herstellen. Die Rodungssiedlung Wernigerode ist älter als das später sich nach ihr zubenennende Grafengeschlecht.

Demgegenüber wird in der hiesigen Forschung (Brückner 2005; Heinrichsen 1952) seit langem zurecht das Erklärungsmodell einer erst späteren (erst zu Beginn des 12. Jahrhunderts stattfindenden) dynastischen Gründung der Wernigeröder am Nordharz preferiert. Dies geschieht unter der erforderlichen Berücksichtigung der ältesten, noch erhaltenen Schriftquellen (Privaturkunden), die erst frühestens seit dem Jahr 1103 überhaupt erst einen Angehörigen des Wernigeröder Grafengeschlechts (1121 erstmals so belegt) identifizierbar werden lassen, nämlich Adalbert.

Eine mögliche, alternative Erklärung zur Herkunft der Wernigeröder Grafen läßt sich mit der Sachsenspiegelvorrede "Von der Herren Geburt" anbringen, in welcher die Wernigeröder von ihren ursächsischen und fränkischen Besitznachbarn als gebürtige Schwaben abgegrenzt werden. Schwäbische Adelsgeschlechter waren in der Zeit der späten Salierkaiser in die Region gelangt. (Heinrichsen 1954). Freilich bleibt auch dieser Ansatz nur theoretisch; gleichwohl ist dieser wenigstens auf dem Boden zeitnaher Schriftquellen errichtet und nicht auf dem Sumpfland von Mutmaßungen.

Zweitens: Es gibt keine erzählende oder gar urkundliche Quelle aus karolingischer Zeit, mit der die hier bezeichnete "Missionierungstätigkeit" (in wessen Auftrag soll dies wann geschehen sein?) der Wernigeröder (die sicherlich einen gewissen Charme für sich in Anspruch nehmen kann) greifbar wird. Diesen Quellenmangel können auch nette Bibelzitate nicht kompensieren.

Hätte der Urheber der Wappendeutung die tatsächliche Quellenlage in seine Konstruktion einbezogen und dazu berücksichtigt, daß die Christianisierung des Nordharzes um 1100 mit dem Bestehen des Bistums Halberstadt und der Klöster Drübeck/Ilsenburg schon längst abgeschlossen war, dann wären seine Ausführungen möglicherweise etwas vorsichtiger geraten.

Drittens: Die Theorie von der Wandlung der Wappentiere von Fischen zu Forellen ist für die regionalgeschichtliche Bildungslandschaft möglicherweise weniger interessant als die zunehmende Vergemeinschaftung der Harzgrafen seit 1300 in ihrer Region; eine politische Tendenz, die sich auch in niedersächsischen Wappen- und Altarbehängen des 14. Jahrhunderts wiederfinden läßt. Die Wernigeröder Wappenentwicklung auf derartigen kollektiven Abbildungen ist unter heraldischem Aspekt sicherlich bemerkenswert und politisch aufschlußreich.

Alles in allem möchte ich dringend dazu raten, den Artikel wenigstens in seinen absoluten Formulierungen abzuändern und auf die Konsistenz des (zeitnahen) Quellenmaterials hinzuweisen!

Ausgewählte Literatur:

Bode,Georg, Geschichte der Grafen von Wernigerode und ihrer Grafschaft In: Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Alterthumskunde Bd. 4 (1871) S. 1-45.

Brückner, Jörg, Zwischen Reichsstandschaft und Standesherrschaft. Die Grafen zu Stolberg und ihr Verhältnis zu den Landgrafen von Thüringen und späteren Herzögen, Kurfürsten bzw. Königen von Sachsen (1210 bis 1815. 2005.

Heinrichsen, Anselm, Süddeutsche Adelsgeschlechter in Niedersachsen im 11. und 12. Jahrhundert In: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte Bd. 26 (1954) S. 24-116. (!)

--Gozwin 00:23, 14. Jun. 2010 (CEST)Beantworten

Vorschlag Entfernung

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Den nachstehend zitierten Satz (einschließlich Schlußfolgerungen) bitte entfernen; er ist schlichtweg unhaltbar, weil nicht durch historische Quellen zu belegen.

"Die Wernigeröder Grafen waren ein uradliges Geschlecht, das im Harz starken Einfluss auf die Christianisierung der Bevölkerung hatte und die Missionierung eifrig voran trieben"

Gründe sind oben ausführlich genannt.

Abgesehen von der fachlichen Unzulänglichkeit ist der Satz übrigens auch noch grammatikalisch falsch: Die Wernigeröder Grafen waren ein uradeliges (sic!) Geschlecht, das [...] die Missionierung eifrig voran trieb.

--Gozwin 00:37, 14. Jun. 2010 (CEST)Beantworten

Historische Siegel der Stadt

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Hier fehlen die Angaben über die Zeit, aus der das jeweilige Siegel stammt. -- Enzian44 13:51, 3. Okt. 2011 (CEST)Beantworten