Diskussion:Wilfried Hagebölling

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Letzter Kommentar: vor 14 Jahren von Welt-der-Form in Abschnitt Finanzierung
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Finanzierung[Quelltext bearbeiten]

Wer finanziert eigentlich die Kunstwerke von Wilfried Hagebölling? Ist auch genügend über ihre langfristige Erhaltung nachgedacht worden? Moderne Kunstwerke sehen meist nach 30 Jahren jämmerlich aus. Er beklagt sich, daß die Stadt Osnabrück seine Kunstwerke wie den Abu Ghureib-Käfig nicht versteht. Eine alternative Möglichkeit wäre, solche Kunstwerke im privaten Raum aufzustellen, dann muß man nicht erwarten, daß sie die Allgemeinheit versteht. Alternativ könnte man das Geld auch zum Wiederaufbau zerstörter historischer Bausubstanz wie das Berliner Stadtschloß verwenden. Hierfür gibt es wenigstens in der Bevölkerung eine breite Befürwortung. --79.196.238.83 15:23, 15. Mär. 2009 (CET)Beantworten


Liebe(r) Unbekannte(r), Du wirfst ja gleich einen Haufen Fragen auf!

  • Zunächst: Künstler müssen sich selbst finanzieren. So stehen viele Arbeiten von Künstlern als Leihgabe des Künstlers im öffentlichen Raum. Die Hoffnung ist natürlich, dass jemand mal eine Arbeit kauft - denn schließlich müssen Künstler auch leben.
  • "Moderne Kunstwerke sehen meist nach 30 Jahren jämmerlich aus."
    Ja, da hast Du recht! Aber es geht, denke ich, den historischen Denkmälern (ich denke da z.B. an die Pyramiden) ähnlich, wenn sich niemand für ihren Erhalt einsetzt. Woran also liegt es? Vielleicht daran, dass z.B. die Akropolis und andere Kunstwerke das Qualitätsiegel von Baedeker oder auch Brockhaus haben? So dass ihnen mehr Menschen ihre Aufmerksamkeit schenken? Ich habe mal selbst recherchiert und festgestellt, dass selbst sehr renommierte Bildhauer unserer Zeit bei Brockhaus oder auch bei der Encyclopedia Britanica unbekannt sind. Wahrscheinlich müssen die Künstler erst sterben, um aufgenommen zu werden? In den Fällen aber, wo Kunstwerke von der Bevölkerung akzeptiert wurden, sieht das auch ganz anders aus: ich denke da z.B. an die Hannoveraner Skulpturenmeile. Oder das Holocaust-Mahnmal in Berlin. Aber was war das für ein Protestgeheul, als die Skulpturen geplant und aufgestellt wurden! Modernen Brücken und Hochhäusern ergeht es oft ähnlich: erst gehasst, später geliebt und gar verteidigt. Interessanterweise werden anscheinend nur jene Kunstwerke später geliebt, um die es vorher eine heftige Diskussion - und das heißt: Auseinandersetzung - gab... Die anderen sind den meisten Menschen, glaube ich, schlicht gleichgültig. Nur in wenigen Städten Deutschland gibt es beispielsweise Führungen zur Kunst im öffentlichen Raum oder gar Führer in Buchform. Meist gibt es ja nicht einmal Plaketten, die über Künstler/Titel/Aufstellungsjahr informieren. Wie soll denn da ein Mensch eine neue Sprache verstehen lernen? Für mich sind Skulpturen wie Zeichen, deren Bedeutung man sich erarbeiten muss.
  • "Eine alternative Möglichkeit wäre, solche Kunstwerke im privaten Raum aufzustellen, dann muß man nicht erwarten, daß sie die Allgemeinheit versteht."
    Stimmt, einige Sammler machen das auch. Sie öffnen dem geneigten Publikum ihren eigenen Skulpturengarten gegen einen kleinen Obulus (der die Kosten niemals trägt). Aber leider kommen auf diese Weise nur ohnehin Kunstinteressierte mit der Kunst (ob nun modern oder nicht) in Berührung. Ist doch schade, oder?
Viele Menschen haben Angst, vor allem vor zeitgenössischer Kunst.
Sie haben eine Hemmschwelle vor Kultureinrichtungen -
das ist bei Kunstmuseen nicht anders als in der Oper (...)
[Gabriele Sand, Kuratorin im Sprengel Museum Hannover]

Oder hast Du den Anspruch, dass Dir alle Kunst im öffentlichen Raum gefallen muss? Die Geschmäcker sind in der bildenden Kunst nun mal so verschieden, wie sie auch bei der Musik oder bei der Literatur oder beim Sport sind. Ich bin immer wieder überrascht (und dankbar!), welchen Reichtum im Sinne von Breite des Angebots wir hier in Deutschland haben! Da ist doch für jeden was dabei. Und man erhält immer wieder neue Anregungen. So habe ich am mir selbst beobachtet, dass sich mein Geschmack verändert.

  • "Ist auch genügend über ihre langfristige Erhaltung nachgedacht worden?"
    Ganz persönlich denke ich, es sollte nur das langfristig erhalten werden, wofür es private Sponsoren gibt. Die öffentliche Hand sehe ich als Initiator für Neues, sehe ich also eher bei der Anschubfinanzierung. Und wofür es schließlich keine Sponsoren gibt, das muss tatsächlich Platz machen für die Ideen der nächsten Generation. Was bei Bäumen und Bänken funktioniert, sollte doch auch bei Kunst im öffentlichen Raum möglich sein: Patenschaften. Ein positives Beispiel: der Moltkeplatz in Essen. Tatsächlich höre ich allerdings aus Deiner Frage einen Unterton heraus, der sich so anhört wie "Haben DIE auch genügend darüber nachgedacht?" Also der Reflex, dass die Kommune, die Verwaltung (oder am Ende mal wieder der Staat) für alles verantwortlich wäre. Ich wünsche mir etwas mehr Eigeninitiative - wie es im angelsächsischen Raum üblich ist.
Wichtiger als ein Kunstwerk selbst ist seine Wirkung.
Kunst kann vergehen, ein Bild zerstört werden.
Was zählt, ist die Saat.
[Joan Miro]
  • "Alternativ könnte man das Geld auch zum Wiederaufbau zerstörter historischer Bausubstanz wie das Berliner Stadtschloß verwenden."
    Na, für wie viele Hunderte von anderen (nicht nur Kunst-)Projekten dieses Millionenprojekt wohl das finanzielle Aus bedeutet? Mir ist es absolut schleierhaft, wie sich eine derart verschuldete Stadt so einen Klotz ans Bein binden kann. Und gleichzeitig die Universitäten, Opern und Orchester austrocken lässt... Für mich hat Deutschland eher das gegenteilige Problem: Deutschland konserviert sich selbst zu Tode. Bis die Tourismusbranche irgendwann ihre Touristen schließlich ins "Lebendige Museum Deutschland" (LM.de GmbH) einladen kann. Mit jedem derartigen Großprojekt beschneiden wir unsere eigene Freiheit. Weil uns die Folgekosten irgendwann erdrücken werden. Was ist mit der jüngeren Generation? Mit zukünftigen Generationen? Wird für Sie, für ihre Projekte auch Geld da sein? Mit welchem Recht degradieren wir sie zu passiven Gaffern, die nur noch bewundern dürfen, was frühere GEnerationen mal geleistet haben, aber wo für eigene Leistungen kein Geld mehr da sein wird? Wer erhebt in unserer Demokratie mal für die zahlenmäßig unterlegene jüngere Generation das Wort? Oder ist es uns ohnehin lieber, wenn die Jungen, Innovativen, Wagemutigen, Kreativen, Andersdenken, Querdenker alle auswandern? Übrigens: Hagebölling ist Ende Sechzig...
Kunst im öffentlichen Raum muss "Widerständigkeit gegen Affirmation und Dekoration" zeigen,
Kunstwerke sollen "irritierende und herausfordernde Fremdkörper in der urbanen Landschaft" sein.
[Uwe Fleckner, Hans Dickel (2003): Kunst in der Stadt.]
  • "Hierfür gibt es wenigstens in der Bevölkerung eine breite Befürwortung."
    Na, wen hast Du denn da gefragt? Der Kultursenat entscheidet einfach, das Geld dafür auszugeben. Glaubst Du wirklich, mehr als 10.000 Bürger Berlins würden sich mit eigenem Geld an diesem Projekt beteiligen? Oder würden zustimmen, das Geld Ihrer Kinder auszugeben (für mich ist es: noch mehr Schulden machen), wenn sie darüber nachgedacht hätten, welche Konsequenzen diese Entscheidung hat? Wärest Du persönlich z.B. bereit, eine Patenschaft für das Stadtschloss (anteilig natürlich, aber angesichts der Dimension des Projekts schon mindestens vierstellig pro Jahr) zu übernehmen? Nur für die Folgekosten? Überrasche mich bitte.

Beste Grüße --Welt-der-Form 14:30, 15. Jun. 2009 (CEST)Beantworten