Diskussion:Wolfgang Uhle/Archiv/1

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Letzter Kommentar: vor 11 Jahren von Devilsanddust in Abschnitt Hochzeit Uhles
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Beiträge vor April 2008

Interessant ist dabei, zwischen Uhles Halsgerichtsprozeß und seiner Anstellung als Pestilenzialis in Annaberg liegt eine Zeit von 2 Jahren dazwischen.

Joachim Mehnert


Stephan Schmidt-Brücken

Der Artike über Uhle enthält einige Unrichtigkeiten: 1. Uhle war nicht der einzige Pfarrer in dieser Zeit in Annaberg. Es gab gleichzeitig mehrere Pfarrer für verschiedene Dienstbereiche. Sein Nachfolger war Petrus Schüler. 2. Das Todesdatum ist nicht zutreffend. Es entspringt der Phantasie der Schriftsteller. Genaueres wird demnächst (März 2007) in den Erzgebirgischen Heimatblättern veröffentlicht.

Lieber Herr Schmidt-Brücken, danke für Ihre kritischen Anmerkungen zum Thema. Auch wenn Uhle mit Schüler zusammenarbeitete, war letzterer eben "nur" Diakonus und Uhle damit doch einziger Pfarrer (wenngleich nicht einziger Geistlicher). Ich habe die entsprechenden Stellen verändert und bin sehr gespannt auf die Neuigkeiten. Viele Grüße nach Scheibenberg. --Devilsanddust 20:35, 25. Jan. 2008 (CET)

Lieber Schreiber des Artikels,

Leider muß ich noch mal einhaken. Annaberg besaß zur damaligen Zeit 1568 einen Superintendeneten, einen Archidiakon, einen Diakon, einen Bergprediger. Ob er Hospitalpfarrer Simon Vogel auch vor Ort war, oder vor oder nach der Pest die Stelle wechselte und nach Geyer ging, ist mir noch unbekannt. Der Diakon bezeichnet nicht den Beruf in unserem heutigen Sinn. In Annaberg wurde damals der 3 Stadtpfarrer als Diakonus bezeichnet und war mit allen Rechten und Pflichten eines Pfarrers ausgestattet. Er hatte nur nicht die Pfarramtsleitung, aber war kein Hilfsgeistlicher und besaß die gleichen evangelischen 'Weihen'. Es kam übrigens oft vor, dass ein Pfarrer als Diakon oder Archidikon in eine größere Stadt ging. Das Diakonenamt im heutigen Sinne gab es damals nicht, wäre Schüler aber in diesem Stand gewesen, hätte er nicht das heilige Abendmahl reichen dürfen. Das war aber eine unabdingbare Voraussetzung für seinen Dienst als Pestpfarrer. Uhle und Schüler waren sicher 'gleichberechtigt'. Ich bleib dran, wenn mal wieder Zeit ist. Stephan Schmidt-Brücken

Lieber Herr Schmidt-Brücken, dieser Argumentation habe ich nichts entgegenzusetzen. Gleichzeitig wirft das ein interessantes neues (?) Licht auf die ganze "Uhle-Geschichte". Ich freue mich, dass ein neuer, akribischer Autor zur Wikipedia gestoßen ist und hilft, die hiesigen Artikel zu verbessern. Viele Grüße --Devilsanddust (nicht Joachim Mehnert!) 23:14, 25. Jan. 2008 (CET)

Lieber Devilsanddust, in der 'Pfarrerdienstordnung' der damaligen Zeit und in den 'Stadtpestordungen' war ja immer wieder das Problem zu klären, wie in diesen Notfällen zu verfahren sei. Immer mehr wurde die Ansteckungsgefahr erkannt. Der Seelsorger für die Pestkranken durfte also nicht gleichzeitig mit den Gesunden in Berührung kommen. Das ließ sich in den großen Städten einigermaßen durchhalten aber nicht auf dem Land, wo es eben nur einen Pfarrer gab. Christian Lehmann schreibt in einem -bisher unveröffentlichten Brief- ausführlich über dieses Problem. Da es sich Annaberg 'leisten' konnte, stelle man für die Pestzeit einen eigenen Pfarrer an. Das war Wolfgang Uhle. Die bisherige Annahme, auch von mir, dass er mit Pfr. Schüler oder Schiller zusammenarbeitet, trifft nicht zu. Beide waren nacheinander im Dienst. Das haben genaue Forschungen deutlich ergeben. Alles was ich bisher dazu geschrieben hatt ist ungültig und wird von mir gestrichen. --Scheibenberger


Lieber Herr Schmidt-Brücken, mir war bislang nicht bewusst, dass Uhle gar nicht mit Sicherheit in Annaberg Pestpfarrer gewesen ist. Bezieht sich Ihre Frage darauf, ob er Pestpfarrer oder überhaupt in Annaberg war? Gibt es für beide Fälle denn berechtigte Zweifel? Meine Erachtens wären Schriftproben ein geeignetes Mittel um zumindest körperliche Anwesenheit zu belegen. Im Annaberger Kirchenbuch oder auch in Briefen müsste doch seine Handschrift nachzuweisen sein. Gibt es außerdem keine Kirchenvisitationsdokumente, in denen über ihn berichtet wird? Ich selbst habe mich mit der Materie nicht so sehr auseinandergesetzt, als dass ich darauf eine Antwort hätte. Die Frage wie die Pfarrer in Pestzeiten verfuhren, ist sehr interessant. In Raschau z.B. macht der Pfarrer Schneider 1680 ausführliche Angaben zu den Geschehnissen. Zumindest die Infizierten scheinen in den Wald gegangen zu sein, um niemanden anzustecken. Begraben wurde dort, am eigenen Haus im Garten oder auch auf dem Kirchhof; mal scheint der Pfarrer das Begräbnis übernommen zu haben, mal der Sohn einer Verstorbenen, mal „die alte Weidnerin“. Es waren jedenfalls chaotische und grausame Zeiten sowohl zu Uhles als auch zu Lehmanns Zeiten. Ich bin gespannt, ob sich Uhles Leben noch genauer historisch erforschen lässt. Viele Grüße --Devilsanddust 11:20, 26. Jan. 2008 (CET)

Lieber Schreiber: Leider vermischen sich bei Uhle Realität und Fiktion massiv. Klar ist, dass er zur Pestzeit in Annaberg war. Inzwischen (heute) ist mir auch ein Dokument bekannt geworden , das seine Tätigkeit als Pestpfarrer deutlich belegt. Ob er aber vorher freigesprochen oder begnadigt wurde, konnte bisher nicht geklärt werden. An der Führung von regulären Kirchenbüchern war er wohl sicher nicht beteiligt, auch da bestand Ansteckungsgefahr. Vielleicht hat er ein eigenes Verzeichnis geführt? Doch die Annaberger Sterbebücher beginnen erst 1577.

Den Brief, den er - mit der Bitte um freies Geleit- an den Kurfürsten schrieb, ist verbrannt. Pestakten gibt es aus dieser Zeit in Annaberg auch nicht mehr. Sehr genau hat über ihn Hans Burkhardt gearbeitet: Wolfgang Uhle, Pestpfarrer von Annaberg, Edition Reintzsch Leipzig 1995 (?) (Er ist bereits in der Literaturliste vermerkt) Soviel in Kürze. --Scheibenberger


Zur Führung der Kirchenbücher: Zumindest Tauf- und Totenregister sind in Annaberg für die besagte Zeit erhalten. Da wäre es einerseits interessant, wer in dieser Zeit generell die Kirchenbücher geführt hat (Pfarrer, Diakon oder ein anderer) und ggf. ob in Pestzeiten jemand anderes damit betraut wurde. Andererseits, wenn wie in den meisten Fällen nur eine bestimmte Person mit den Kirchenbüchern in Kontakt kam, ging von den Kirchenbüchern ja keine Gefahr aus. Es wäre also interessant, zu sehen, ob 1568 in Annaberg zwischenzeitlich die Kirchenbuchaufzeichnungen in einer anderen (Uhles) Handschrift vorgenommen worden sind... Viele Grüße --Devilsanddust 13:00, 29. Jan. 2008 (CET)

Im Stadtarchiv Annaberg existieren nun doch noch Akten, die neben vielen anderen Infos auch die Tätigkeit Uhles deutlich belegen. --Scheibenberger8.3.2008

ein paar offene Fragen...

Hallo an alle Interessierte, ich habe (auch nach der Lektüre von Schmidt-Brücken 2008) noch ein paar Fragen:

1. Wodurch ist sein Geburtsort gesichert? 2. Sind seine Eltern bekannt? Ich halte in diesem Zusammenhang die Bezeichnung "Bürgersohn" für etwas unglücklich, da daraus die gesellschaftliche bzw. berufliche Stellung der Familie nicht hervorgeht. 3. In einer früheren Version des Artikels ist das Jahr der Immatriklation Uhles in Wittenberg mit 1526 angegeben. Is dies nun nicht mehr relevant? Ist es falsch? Wenn nicht, wodurch lässt sich die lange Zeit zwischen Aufnahme des Studiums und Ordination erklären? 4. Gibt es Erkenntnisse über die Schulbildung Uhles? Er dürfte ein Theologiestudium nicht mit einer allgemeinen Schulbildung gemeistert haben. Hat er eine der Fürstenschulen oder eine Lateinschule besucht?

Zudem habe ich den Artikel ein bisschen überarbeitet.

Ansonsten viele Grüße

--Devilsanddust 19:41, 29. Mär. 2008 (CET)

Ein paar Infos an alle Interessierte,

und ein paar Antworten auf verschiedene Anfragen.

1. Ja, der Geburtsort Uhles kann als gesichert gelten, das ist Elterlein. Dieses geht eindeutig aus dem Eintrag ins Wittenberger Ordinationsbuch von 1542 hervor. Das Geburtsjahr ist aber nicht ganz eindeutig, 1512 erscheint mir zu spät. Eher muß 1509/15010 angenommen; als Quelle dürfen die Ordinationsniederschrift, Uhles Selbstauskünfte in den Breitenbrunner Visitationsakten und die Einträge der Visitatoren gelten. Weiterhin ist die Familie Uhle in Elterlein im fraglichen Zeitraum nachweisbar.

2. Wer der Vater Wolfgang Uhles war, ist nicht genau zu sagen, da müssen Vermutungen herhalten. Hans Burkhardt hat darüber nachgedacht und als Vater einen Wolf Ulle, der später in Platten lebte angenommen. Ebenso wird 1559 ein Siemon Ulle in Elterlein erwähnt. Das alles ist aber nur Vermutung.

3. Wirkliche Erkenntnisse zur Schulbildung Uhles habe ich nicht! Es darf aber vermutet werden, dass Uhle die Schule in seinem Heimatort Elterlein besuchte, denn dort existierte eine solche schon in vorreformatorischer Zeit. Anschließend könnte er auf der Lateinschule in Annaberg seine Bildung verbessert haben, aber auch da fehlen alle Belege. Klar ist, dass er lesen und schreiben konnte. Später in Breitenbrunn war er wohl (fast) der einzige, der diese Kunst beherrschte, wie aus einem Visitationsprotokoll zu entnehmen ist (s.u.). Latein müßte er auch beherrscht haben, wie gut ist unklar. Latein war ja auch in und nach der Reformation noch Teil des regulären Gottesdienstes, wenn auch nicht mehr der Predigt, so doch mancher Lieder und Gebete.

4. Das Jahr 1526 als Immatrikulationstermin in Wittenberg ist sicher falsch! Ich weiß auch nicht, woher die These stammt. Es gibt dafür wohl keinen festen Anhaltspunkt. 1520 wird in Wittenberg ein Herr Wolfgang aus/von Elterlein eingeschrieben, das ist aber eben nicht Wolfgang Uhle, sondern kann eigentlich nur der Annaberger Pfarrer Wolfgang von Elterlein, eigentlich Messerschmidt (Cultrifaber) sein - eben Herr Wolfgang - der sich in der Reformationszeit 'an der Quelle' noch einmal informieren wollte. Nach neusten Auskünften aus Wittenberg und vom Martin-Luther-Bund ist zu sagen: Dass Uhle überhaupt studiert hat, ist nicht klar und war damals nicht zwingend nötig und auch nicht Voraussetzung der Ordination. Etwa 40-60% der Pfarrer hatten keine Universität besucht. Wenn Uhle doch direkt studiert haben sollte, könnte Wittenberg aber ebenfalls Erfurt oder Leipzig in Betracht kommen, auch wenn der Eintrag fehlt. Das Studium war übrigens im Normalfall sehr kurz. Es sieht aber eher so aus, als habe Uhle einen bürgerlichen Beruf erlernt, er war ja in Wolkenstein ansässig, evtl. war er Küchler (Kuchenbäcker), das ist mindestens als eine Art Spitzname 1566/67 in Annaberg für ihn belegt. Während seiner 'Handwerkerjahre' ist er offenbar mit den Lehren der Reformation in Berührung gekommen. In Wolkenstein wurde ja die Reformation sehr zeitig eingeführt. Dann kümmerte er sich um eine 'Weiterbildung'. Voraussetzung für die Ordination war, dass er sich einer Prüfung unterzog, in der er u.a. darlegen konnte, dass er die biblische Lehre von der Rechtfertigung des Sünders allein aus Gnade - durch das stellvertretende Opfer Jesu - verstanden und verinnerlicht hatte. Dazu war er offensichtlich in der Lage, er konnte ordiniert werden, wahrscheinlich von Johannes Bugenhagen.

Nochmals meine These: Uhle war das Herz für den evangelischen Glauben 'aufgegangen', er bildete sich weiter, wohl in der Zeit 1540-42, unterzog sich in Wittenberg einer Prüfung, bestand diese erfolgreich und wurde dort, das ist ja eindeutig belegt, am 27.9.1542 ordiniert und wird Diakonus (2.Pfarrer) in Neustädtel bei Schneeberg. Zitat: „27. September (1542) Wolfgangus Ueller von Elterlein, Bürger zum Wolkenstein, Beruffen zum Newenstedtlein zum Priesterambt, beim Schneberg."

5. Über den Prozess gegen Wolfgang Uhle gibt es keine Gerichtsakten mehr. Alles deutet aber darauf hin, dass er nicht mit einem Todesurteil oder einer anderen Leibesstrafe endet. Gert Weidhas hat sehr gründlich darüber gearbeitet. Er schreibt über Uhle: "Dieser konnte allem Anschein nach vor dem hochnotpeinlichen Halsgericht seine Notwehr erweisen." Er meint, dass es zu einem Sühnevertrag kam, und Uhle ein "Wergeld" an die Hinterbliebenen zu zahlen hatte und vielleicht auch die Setzung des Kreuzsteines übernahm. (Die überaus gründlichen Ausführungen von Weidhas können hier nicht wiedergegeben werden, sind aber äußerst lesenswert.)

6. Über die Dienstjahre in Breitenbrunn gibt es relativ viele Angaben in den noch vorhandenen Visitationsprotokollen. Erwähnenswert erscheint mir folgendes:

- 1578 ist Uhle Witwer, den Haushalt führt eine Enkeltochter und eine Magd. Das Pfarrhaus aber muss in einem bedauerlichen Zustand gewesen sein. Die Kirchenväter wollen zwar bauen, aber es geht offenbar nicht vorwärts. Es gibt keinen Kirchner und keinen Schulmeister, Uhle muss alles allein bewältigen, das Läuten der Glocken, das Singen und andere Verrichtungen. Oft fehlen aber die Kinder beim Katchismusunterricht, sie werden nicht geschickt oder laufen wieder auseinander. Weiter heißt es: "Weil kein Schulmeister, noch sonsten keiner in der Gemein(de) oder mehr vorhanden, der Schreiben und Lesen könnte, ist er den Gerichten in Gerichtsschreiben auf ihr(e) Bitt(e) zu Gefallen" (HStA Dresden, Visitationsakte 1578, [von mir angepasste Rechtschreibung]) Man hat den Eindruck, als haben sich die "Gerichtspersonen" lieber nicht an amtliche Schreiben gewagt. Es wäre interessant, ob sich in irgend einem Archiv noch solche Gerichtsschreiben befinden, die Uhles Handschrift tragen. Bisher sind mir nur zwei Unterschriften von ihm bekannt geworden. Das Breitenbrunner Kirchenbuch, für dessen ordentliche Führung Uhle gelobt wird, ist ja leider verloren gegangen. Die Visitatoren berichten, dass Uhle eine Sammlung von gedruckten und abgeschriebenen Büchern besitzt.

- 1579 hat er keine Kinder mehr bei sich (also auch die erwähnte Enkelin nicht). Auch in diesem Jahr fallen die Mittagspredigten offenbar immer wieder aus. Uhle sagt über seine Gemeinde: Im Winter ist es ihnen zu kalt (in der Kirche), im Sommer laufen sie in die Beeren, Nüsse und Kirschen. Vom normalen Gottesdienst wird lobend gesagt, dass Uhle sich in allem nach der Agende (Gottesdienstordnung) richtet und mit der Gemeinde deutsche Lieder singt.

- 1582 wird der Ausfall von Wochenpredigten von der Gemeinde so begründet: Es könne niemand zur Kirche kommen, weil sie alle im Wald und Bergarbeiter sind.

- 1583 wird Uhle als alter Mann bezeichnet, er selbst beklagt seine Gedächtnisschwäche, ist aber offenbar froh, dass er auf seine handschriftlichen Aufzeichnungen zurückgreifen kann, die er in seiner Jugend und "neulich" angelegt hat. Dennoch tut er noch 11 Jahre Dienst.

- 1592 unterschreibt Uhle die anticalvinistischen Artikel. In Breitenbrunn betreibt Uhle Landwirtschaft, erwirbt einen Acker (Raum) am Fastenberg und besitzt 1592 ein Häuslein. Dort wohnte er wohl nicht, sondern im Pfarrhaus. Von diesem schreibt sein Nachfolger (1598), es ist gar klein, enge und übel verwahrt (also schlecht gesichert). Vermutlich ist Uhle dort nach seinem 'Schlagfluss' der ihn in der Kirche am 7.April 1594 ereilte, verstorben.

--Scheibenberger 11:22, 5. Apr. 2008 (CEST)

Hochzeit Uhles

Kürzlich vom Breitenbrunner Ortschronisten entdeckt: Kirchenbuch Joachimsthal, fol. 5v, Trauungen 1531 (am Sonntag Trinitatis): „Wollff vllenn vom Elterlein / Brigitten ein tochter Hans / arnolts“ (nicht signierter Beitrag von Devilsanddust (Diskussion | Beiträge) 20:17, 2. Sep. 2012‎ (CEST))