Ein neues Lied wir heben an
Ein neues Lied wir heben an (Original Eyn newes lied wir heben an) ist wahrscheinlich das älteste erhaltene Lied von Martin Luther. Es wurde 1524 erstmals gedruckt und beschreibt den Tod der ersten protestantischen Märtyrer in Brüssel.
Entstehung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Lied entstand wahrscheinlich 1523 und war durch das Martyrium der beiden zur Reformation übergetretenen Augustinermönche Hendrik Vos und Johannes van Esschen angeregt worden, das Luther tief bewegte. Beide waren am 1. Juli 1523 in Brüssel auf dem Scheiterhaufen hingerichtet worden.
Das Lied erschien im Erfurter Enchiridion 1524 erstmals in gedruckter Fassung. Dort hat es zehn Strophen (1–8, 11 und 12). In den späteren Drucken sind die Strophen 9 und 10 hinzugefügt. Lucke[1] vermutet, dass diese Strophen von Luther nicht als Einfügung gedacht waren, sondern die älteren beiden Schlussstrophen (jetzt 11 und 12) ersetzen sollten.
Charakteristik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Lied ist nach Art eines Bänkelsangs gestaltet und war nicht für den gottesdienstlichen Gebrauch bestimmt.
Form und Sprache des Liedes deuten auf eine Entstehung im Sommer 1523 kurz nach den beschriebenen Ereignissen und vor allen anderen erhaltenen Liedern. In Es wollt uns Gott genädig sein (1524) und in einem seiner spätesten Lieder, Christ, unser Herr, zum Jordan kam (1541), nahm Luther dieselbe Strophenform wieder auf.
Luther beschreibt das Zeugnis und freudige Sterben (Strophe 8) der beiden Augustiner als einen Kampf und Sieg über den Teufel, den „alten Feind“, und sein „Larvenspiel“ (Strophen 3–5). Seine Sachwalter, die Vertreter des alten Glaubens, nennt er „Sophisten“ und meint damit eine spekulative, bibelferne Scholastik. Den Angeklagten wird zwar die Weihevollmacht aberkannt (Strophe 5), aber gerade durch ihr Selbstopfer für die Wahrheit Christi werden sie „rechte Priester“ (Strophe 6). Als Kern des „Irrtums“, für den die beiden verbrannt wurden, formuliert er, ohne ausdrücklichen Bezug auf seine Rechtfertigungslehre: „Man muss allein Gott glauben, der Mensch lügt und trügt immerdar, dem soll man nichts vertrauen“ (Strophe 7). Die jüngeren Schlussstrophen 9 und 10 wie auch die älteren 11 und 12[1] geben mit unterschiedlichen Akzenten der Überzeugung Ausdruck, dass gerade der Versuch, die beiden evangelisch lehrenden Mönche zum Schweigen zu bringen, dem Wort Gottes und der Sache der Reformation zum Sieg verhelfen werde.
Text
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Originaltext[2]
Eynn hubsch Lyed von denn zcweyen Marterern Christi, |
Orthografisch modernisierte Fassung Ein hübsch Lied von den zwei Märtyrern Christi, |
1. Eyn newes lyed wyr heben an, |
1. Ein neues Lied wir heben an, |
Melodie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Melodie, die die Nachricht vom Doppelmartyrium gleichsam auf dem Markt ausruft, gilt ebenso wie der Text als Werk Martin Luthers. Sie zeigt typische Eigenarten seiner späteren Weisen. Die Schlusszeile ist in zwei Fassungen überliefert. Tonika, in Johann Walters Geistlichem Gesangbüchlein auf der Dominante. Moser[5] gibt der ersten Version den Vorzug, zu der auch Walter später überging, und hält die zweite für eine Variante, die zur nächsten Strophe des – eigentlich solistisch konzipierten – Erzähllieds überleitet.
des Erfurter Enchiridions endet auf derLiteratur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Otto Schlißke: Handbuch der Lutherlieder. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1948
- Wilhelm Lucke: Ein neues Lied wir heben an. In: D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe, Band 35, Weimar 1923, S. 91–97, zur Melodie S. 487–488 (Hans Joachim Moser)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Lucke S. 93–94
- ↑ WA 35, S. 411–415; die Strophenzählung ist hinzugefügt.
- ↑ Gen 4,10 LUT
- ↑ Wiktionary Frommen
- ↑ S. 488