Elmenhorst (Schiff)

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Elmenhorst p1
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich
Vereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich
Sowjetunion 1955 Sowjetunion
andere Schiffsnamen

Empire Galleon
Kazan

Schiffstyp Frachtschiff
Bauwerft Lübecker Maschinenbau Gesellschaft
Indienststellung 1945
Verbleib 1973 abgewrackt
Schiffsmaße und Besatzung
Vermessung 1.925 BRT

Die Elmenhorst war ein Frachtschiff, das Ende April 1945, wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Lübeck mit einigen Tausend Häftlingen aus dem Konzentrationslager Neuengamme beladen wurde.

Bau der Elmenhorst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Elmenhorst war ein neu erbautes Frachtschiff der Reederei Bock, Godefroy & Co, wurde 1945 von der Lübecker Maschinenbaugesellschaft (LMG) abgeliefert und war mit 1925 BRT vermessen. Sie lag nach ihrer Jungfernfahrt im Lübecker Hafen und wurde im April 1945 vom Reichskommissar für die Seeschifffahrt („Reiko See“), dem Hamburger Gauleiter Karl Kaufmann, der sogenannten Häftlingsflotte zugeordnet. Sie sollte mit Häftlingen aus dem KZ Neuengamme beladen werden.

Lübeck 21. April 1945, Verladung der Häftlinge vom KZ Neuengamme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Morgen des 20. April 1945 wurden die entkräfteten Häftlinge auf dem Appellplatz vom KZ Neuengamme zu Gruppen formiert, mit Handgepäck zum Verladebahnhof geführt und zu je 50 in Waggons verladen. Am 21. April erreichte der Zug Hamburg und gegen Abend kamen die Häftlinge in Lübeck an. Der Zug hielt hinter Lagerhäusern und Schuppen an einem Hafenbecken. Am Kai lagen die zwei Frachter Elmenhorst und Thielbek nebeneinander. Die ersten Waggons wurden entladen und die Häftlinge wurden von SS-Männern über die Gangway aufs Schiff getrieben. Inzwischen wurden an die 100 Toten, die während des Zugtransportes verstorben waren, aus den Waggons geholt. Im Vor- und Hinterschiff wurden in je zwei übereinanderliegenden Laderäumen zwischen 2.000 und 3.000 Menschen zusammengepfercht.[1]

„An Bord der „Elmenhorst“ waren keinerlei Vorbereitungen für die Unterbringung von Menschen getroffen. Wegen Feuergefahr wurde kein Stroh ausgegeben, sondern die Räume wurden so benutzt, wie sie waren, d. h. in sauberem, ladebereitem, vollkommen leerem Zustand. Mit Ausnahme der Einrichtungen und Geräte für die sechzig Mann Besatzung gab es keinerlei sanitäre Anlagen oder Rettungsgeräte an Bord. [...] Die Unterbringung der Häftlinge war gedrängt [...]. [Das Schiff] war nicht für die Unterbringung von Menschen für mehr als etwa einen Tag geeignet. Die Unterbringung war etwa für diese Zeit geplant, die Übernahme der Häftlinge erfolgte jedoch nicht so schnell, so daß die Häftlinge etwa jeweils vier Tage an Bord bleiben mußten.

Irgendwelche Einwände zu machen war sinnlos. Die Befehlsgewalt war auf die SS-Transportleitung übergegangen, und ich hatte als Kapitän deren Befehle auszuführen, aber selbst auf dem Schiff nichts mehr zu sagen.“

Gustav Krüger, Kapitän der „Elmenhorst“Aussage vom 29. Mai 1946 im britischen Ermittlungsver-fahren gegen den ehemaligen Höheren SS- und Polizeiführer Georg Henning Graf von Bassewitz-Behr.

Da der Kapitän der Cap Arcona sich mehrere Tage lang weigerte, Häftlinge auf sein Schiff zu lassen, benötigte die SS Ersatzraum zur Unterbringung. Daher wurde die Elmenhorst nur als Zwischenlager genutzt, um die insgesamt 10.000 in Lübeck ankommenden Häftlinge unterzubringen. Auch verfügte sie im Gegensatz zu den anderen Schiffen (Cap Arcona, Thielbek und Deutschland) über keinen Treibstoff und verblieb daher im Lübecker Hafen. Gustav Krüger, der Kapitän der Elmenhorst, beschwerte sich über die Behandlung durch die SS und darüber, dass er auf seinem Schiff nichts mehr zu sagen hatte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Elmenhorst überstand den englischen Jagdbomberangriff in der Neustädter Bucht am 3. Mai. Bei den Angriffen der britischen Flugzeuge wurden am 3. Mai insgesamt 23 Schiffe versenkt und 115 Schiffe beschädigt.[2]

Die Elmenhorst wurde noch im Mai 1945 beschlagnahmt und an Großbritannien abgeliefert. In Empire Galleon umbenannt, wurde sie später der UdSSR zugeordnet und in Kazan umbenannt. Die Kazan wurde 1973 in der UdSSR verschrottet.

Eingang zum ehemaligen KZ Neuengamme

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bernhard Strebel: Das KZ Ravensbrück. Geschichte eines Lagerkomplexes, mit einem Geleitwort von Germaine Tillion, zugleich Dissertation 2001 an der Universität Hannover unter dem Titel Der Lagerkomplex des KZ Ravensbrück, Paderborn; München; Wien; Zürich: Schöningh, 2003, ISBN 3-506-70123-1; Inhaltsverzeichnis herunterladbar als PDF-Dokument
    • in französischer Übersetzung: Ravensbrück. Un complexe concentrationnaire (in der Reihe Pour une histoire du XXe siècle), Traduction de l’allemand par Odile Demange. Préface de Germaine Tillion, [Paris]: Fayard, 2005, ISBN 2-213-62423-2
  • Wilhelm Lange: Cap Arcona, 2014, Stadt Neustadt in Holstein
  • Christoph Ernst; Ulrike Jensen: Aks letztes starb die Hoffnung; 1989 Hamburg, Rasch und Röhring Verlag
  • Katharina Hertz-Eichenrode (Hg.): Ein KZ wird geräumt; Edition Temmen; ISBN 3-86108-764-2

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. [1], Aussage Gustav Krüger als Zitat, abgerufen am 5. Mai 2021
  2. Detlef Garbe: 'Cap-Arcona'-Gedenken. In: KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hrsg.): Hilfe oder Handel? Rettungsbemühungen für NS-Verfolgte. Bremen 2007, ISBN 978-3-86108-874-5, S. 169