Ernst Marbach

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Ernst Marbach (* 16. Februar 1893 in Berlin; † 17. April 1939 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Klassischer Philologe und Gymnasiallehrer.

Ernst Marbach, der Sohn des Potsdamer Realschullehrers Oswald Marbach, stammte aus einer assimilierten jüdischen Familie. Bereits sein Großvater Woldemar Marbach, praktizierender Arzt in Breslau, war evangelisch getauft.

Ernst Marbach studierte Klassische Philologie an der Berliner Universität, unterbrochen von seinem Einsatz im Ersten Weltkrieg. 1920 wurde er bei Eduard Norden mit einer Dissertation über die Vergil-Nachahmung des Valerius Flaccus zum Dr. phil. promoviert und legte das Staatsexamen ab.

Nach dem Probejahr erhielt Marbach zunächst nur befristete Stellen. Zusätzlich verdiente er Geld, indem er im Auftrag von Wilhelm Kroll religionswissenschaftliche Artikel für die Realencyklopädie der classischen Altertumswissenschaft verfasste. 1929 wurde Marbach als Studienrat am Philanthropin in Frankfurt am Main angestellt, einer höheren Schule der jüdischen Gemeinde der Stadt.

Nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurde Marbach zusammen mit anderen Lehrern vom Philanthropin in das KZ Buchenwald deportiert, wo er den Winter über physischen und psychischen Misshandlungen ausgesetzt war. Im Januar 1939 wurde er entlassen. Hunger und Kälte hatten ihn entkräftet und seine erfrorenen Beine mussten amputiert werden. Am 17. April starb er nach längerem Leiden an den Haftfolgen.

Ernst Marbach hatte sich offensichtlich mit dem Gedanken an eine Ausreise nach Palästina getragen. Bereits im Bewusstsein dessen, dass es damit nichts mehr werden würde, schrieb er einen sehr einfühlsamen Brief an seinen ehemaligen Schüler Erich Jehoshua Marx, den bereits in Palästina weilenden Sohn des Schriftstellers Leopold Marx.

„Mein lieber Erich Marx! Für Ihre Kartengrüße danke ich Ihnen bestens. Ich habe umgehend die Absendung Ihres Reifezeugnisses veranlaßt; Sie können mit ihm durchaus zufrieden sein, wenn ich es mir auch für Sie noch etwas schöner erträumt hätte. Jedenfalls aber werden Sie einsehen, daß es für einen Menschen wie Sie richtig war, noch die Oberstufe zu besuchen und das Abiturium zu machen. Sie haben sich überall trefflich bewährt. Wir haben auch für Ihre weitere Zukunft keine Sorge, Sie werden überall zuverlässig und mutig Ihren Mann stellen. Mit unsrer Palâstinareise, auf die wir uns schon so sehr gefreut hatten, wird es wohl jetzt kaum etwas werden; sollten wir jedoch noch einmal hinkommen, so werden wir Sie natürlich bestimmt aufsuchen. - Und nun, mein lieber Erich Marx, von Herzen alles Gute für Ihren Lebensweg! Ich möchte wünschen, daß Sie Ihren letzten Klassenlehrer in gleich guter Erinnerung behalten, wie er stets an Sie denken wird. Herzlichst Ihr Ernst Marbach.[1]

Schriften (Auswahl)

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  • Quomodo Valerius Flaccus Vergilium in arte componendi imitatus sit. Berlin 1920 (Dissertation)
  • Das Philanthropin zu Frankfurt am Main: Dokumente und Erinnerungen. Frankfurt am Main 1964
  • Novemberpogrom 1938. Die Augenzeugenberichte der Wiener Library, London. Frankfurt am Main 2008. ISBN 978-3-633-54233-8. S. 521ff.
  • Gottfried Kössler, Angelika Rieber, Feli Gürsching (Hrsg.): … daß wir nicht erwünscht waren. Novemberpogrom 1938 in Frankfurt am Main: Berichte und Dokumente. Frankfurt am Main 1993
  • Peter Bloch: Meine Lehrer. Frankfurt 2008. (Enthält ein Porträt und Foto von Ernst Marbach)
Wikisource: Ernst Marbach – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Leopold Marx: Mein Sohn Erich Jehoshua. Sein Lebensweg aus Briefen und Tagebüchern, Bleicher, Gerlingen, 1996, ISBN 978-3-88350-730-9, S. 89. Zum Leben von Erich Jehoshua Marx siehe: Schülerinnen und Schüler des Jüdischen Landschulheims Herrlingen: Erich Jehoshua Marx. Leopold Marx wusste bereits von Ernst Marbachs Tod, da dessen Brief aber undatiert war, konnte er nicht sagen, ob er noch vor Marbachs Verhaftung geschrieben worden war oder danach.